Kolumne am Mittag Auch er kocht mit Wasser, aber weniger Salz 

Von Lukas Meyer

31.8.2021

Patrick Mathys an einer Medienkonferenz des BAG: Sachlich und klar informiert er.
Patrick Mathys an einer Medienkonferenz des BAG: Sachlich und klar informiert er.
KEYSTONE

Fast jeden Dienstag gibt Patrick Mathys Auskunft zur Corona-Lage in der Schweiz und zur Haltung des Bundes. Sein Kult-Faktor mag tiefer sein als jener seines Vorgängers Daniel Koch, aber beide reden Klartext.

Von Lukas Meyer

Im März 2020 wurden die Medienkonferenzen des Bundes zum «Lagerfeuer der Nation», an denen man sich mehrmals pro Woche traf, um den neusten Stand der Corona-Pandemie zu erfahren. Neben Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und Gesundheitsminister Alain Berset etablierte sich Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten, als »Mr. Corona».

Nach Kochs altersbedingtem Abgang übernahm Patrick Mathys dessen Platz als Vertreter des Bundesamts für Gesundheit (BAG) an der mittlerweile wieder wöchentlich stattfindenden Medienkonferenz zur Corona-Lage. Mit Anzug und Hemd – immer einen Knopf offen, aber ohne Krawatte – sitzt er vor den Medienschaffenden, gibt Auskunft und erklärt die Haltung des Bundes.

Mathys hat an der ETH Zürich Umweltwissenschaften studiert und an der Universität Basel in Epidemiologie doktoriert. Seit 17 Jahren arbeitet er beim BAG, mittlerweile als Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit.

Patrick Mathys mit Gesundheitsminister Alain Berset im Nationalrat während der Frühjahrssession.
Patrick Mathys mit Gesundheitsminister Alain Berset im Nationalrat während der Frühjahrssession.
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Dort hat er schon einige Pandemien erlebt – Sars, Vogelgrippe, Schweinegrippe. Aber so was wie Corona gab es noch nie. «Bei der Covid-Pandemie sind Dinge passiert, die ich mir kaum hätte vorstellen können», sagte er der «Aargauer Zeitung».

Das vergangene Jahr sei an ihm vorbeigerauscht, er arbeite ununterbrochen und unter den Augen der Öffentlichkeit. Er spricht jeweils als Erster auf dem Podium bei den Experten-Konferenzen und sitzt zur Unterstützung von Gesundheitsminister Alain Berset bei dessen Konferenzen in der zweiten Reihe.

Die beiden haben es offenbar gut. «Ich habe das Glück, Ihnen nicht widersprochen zu haben», sagte Mathys etwa vergangene Woche mit einem Augenzwinkern, als Berset ihm das Wort für eine Ergänzung zu seinen Äusserungen gab. Und beide geben auch mal zu, dass sie keine Lust mehr haben auf die Pandemie und noch längere Einschränkungen.

Im Juli verteilte Mathys mit Kollegen von BAG und Berner Regierung Kuchen auf dem Bundesplatz, um den Impffortschritt zu feiern. Mit der Öffentlichkeit und dem zuweilen rauen Ton kann er umgehen. «Ich bin wie ein Blitzableiter», sagte er der «Aargauer Zeitung».

Den Titel des «Mr. Corona» hat er von Daniel Koch nicht übernommen, auch nicht dessen Kult-Faktor oder Fan-Gemeinde – obwohl auch Mathys Klartext redet.

Im Juli verteilte das BAG Kuchen auf dem Bundesplatz, um den Fortschritt der Impfkampagne zu feiern.
Im Juli verteilte das BAG Kuchen auf dem Bundesplatz, um den Fortschritt der Impfkampagne zu feiern.
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Der Anstieg der vergangenen Wochen ist etwas abgeflacht, die Spitaleinweisungen sind aber nach wie vor hoch, die Intensivabteilungen am Anschlag. Wie geht es nun weiter?

Patrick Mathys wird die Nation darüber informieren, sachlich und klar. Auch er kocht mit Wasser, allerdings mit weniger Salz. Das ist wohltuend in einer Zeit, in der manchen Zeitgenossen regelmässig die Emotionen durchgehen.

Nur heute sitzt Mathys ausnahmsweise mal nicht auf dem Podium des Medienzentrums. Seine BAG-Kollegin Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle, ist dran. Aber in einer Woche ist er dann wahrscheinlich wieder mit von der Partie.


Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.