Crashkurs gegen Personalmangel Jetzt kannst du schon in fünf Tagen Lehrer werden

gbi

7.7.2023

Längst nicht jeder Lehrer und jede Lehrerin, die im August vor die Schulkinder tritt, wird über ein Diplom verfügen. (Archivbild)
Längst nicht jeder Lehrer und jede Lehrerin, die im August vor die Schulkinder tritt, wird über ein Diplom verfügen. (Archivbild)
Bild: Keystone

Um den Lehrer*innenmangel zu bekämpfen, greifen die Kantone zu unkonventionellen Mitteln. Neuestes Beispiel: Schwyz. Dort werden Quereinsteiger*innen in der Schnellbleiche für den Unterricht fit gemacht.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Pädagogische Hochschule (PH) Schwyz ergreift gemeinsam mit dem Kanton Sofortmassnahmen gegen den Lehrer*innenmangel.
  • Quereinsteiger*innen können neu innert fünf Tagen das nötige Rüstzeug erlernen, um eine Klasse zu unterrichten.
  • Die Verantwortlichen preisen das Angebot als eine unkomplizierte Sofortmassnahme. Nachhaltig sei das Problem des Lehrer*innenmangels damit aber nicht zu lösen.

Die Schülerinnen und Schüler beginnen in diesen Wochen die Sommerferien und dürften die nächste Zeit keinen Gedanken mehr an den Unterricht verschenken. Bei den Verantwortlichen der Schulen dürfte das anders sein: Tausende Lehrpersonal-Stellen sind noch immer unbesetzt.

Fast alle Kantone sind vom Mangel betroffen, wie Thomas Minder, Präsident des Schweizer Schulleiterinnen- und Schulleiterverbands, kürzlich den Tamedia-Zeitungen sagte. Gründe dafür gebe es verschiedene, etwa die steigende Zahl an Schüler*innen, aber auch die Pensionierung der Babyboomer-Generation.

Auch im Kanton Schwyz fehlt es an Lehrpersonal. Rund 20 Stellen sind hier noch offen. Um sicherzustellen, dass zu Beginn des neuen Schuljahrs im August auch vor jeder Klasse eine Lehrperson steht, greift Schwyz jetzt zu einem besonderen Mittel: einem 5-Tage-Crashkurs für Quereinsteiger*innen.

Kein Diplom, aber das wichtigste Rüstzeug

In dem Kürzest-Kurs werden die Teilnehmer*innen ein Starterkit für den Unterricht. Dazu gehören unter anderem die Unterrichtsplanung, die Benotung und die Arbeit mit den Eltern, wie das «Regionaljournal Zentralschweiz» von SRF berichtet.

«Wir wollen Unterrichtenden ohne Lehrdiplom den Einstieg vereinfachen», sagt Priska Hellmüller, die an der Pädagogischen Hochschule Schwyz für den Crashkurs verantwortlich zeichnet. Ein Diplom erhalten die Kursteilnehmer*innen natürlich nicht.

«Der Crashkurs ist keine Ausbildung», betont auch Pascal Staub, Präsident des Schwyzer Verbandes der Schulleiterinnen und Schulleiter. Es sei vielmehr «ein pragmatischer Weg, damit die Unterrichtenden gewisse grundlegende Dinge schon mal gehört haben». Auch Staub hat am Schnellkurs mitgearbeitet.

Laut SRF nehmen 35 Quereinsteiger*innen an der ersten Kursdurchführung teil, von der Damenschneiderin bis hin zum Gärtner.

Auf lange Sicht braucht es andere Lösungen

Der Schwyzer Bildungsdirektor Michael Stähli sagt, angesichts des akuten Personalmangels brauche es Kompromisse wie den Crashkurs. Doch: Eine Patentlösung sei das nicht. «Dem Lehrermangel der nächsten zehn Jahre müssen wir mit anderen Massnahmen begegnen.»

Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer der Schweiz (LCH), argumentiert ganz ähnlich: «Tatsächlich ist auch in den kommenden Jahren mit Personalmangel an den Schulen zu rechnen», sagt sie in einem Beitrag auf der LCH-Website.  Lehrpersonen und Schulleitungen werden also neben ihrer bereits herausfordernden Arbeit weiterhin zusätzlichen Effort zu leisten haben», sagt Rösler.

Wichtig sei, dass den Schulkindern «möglichst guter, abwechslungsreicher und pädagogisch wertvoller Unterricht geboten werden kann» und sie möglichst wenig von der schwierigen Personallage mitbekämen.

Die Zulassungsbedingungen an den Pädagogischen Hochschulen zu lockern, wäre aber kontraproduktiv, warnt Rösler: «Ansonsten erweist man den Schulen einen Bärendienst.»