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Bunker-Zuteilung Im Ernstfall sind alle geschützt, doch reicht das?
Von Andreas Fischer
16.5.2022
Die Schweiz ist Weltmeister beim Bau von Schutzräumen. Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie plötzlich diese im Ernstfall benötigt würden. Zurzeit gehen viele Gemeinden und Kantone über die Bücher.
Manche davon sind im Moment Hobbykeller oder Proberaum, bei anderen müssten ein paar Regale weggeräumt werden: Aber immerhin findet jede Schweizerin und jeder Schweizer im Ernstfall einen Platz in einem Schutzraum.
Die Schweiz ist Bunker-Weltmeister. In Deutschland zum Beispiel müssten sich im Ernstfall um jeden Platz in einem Schutzraum 170 Menschen streiten. Bei mehr als 83 Millionen Einwohnern gibt es dort 487’598 Schutzplätze in 599 Schutzräumen. Das stimmt wirklich: Die deutsche Bundesregierung in Berlin hat erst vor wenigen Wochen nachgezählt. In die Schweiz schauen die nördlichen Nachbarn mit einer Mischung aus Neid und Anerkennung.
Hierzulande hingegen herrscht quasi ein Überangebot. In etwa 365'000 privaten und öffentlichen Schutzräumen gibt es gegen neun Millionen Schutzplätze – mehr, als die Schweiz Einwohner hat. Dennoch: Bürgerinnen und Bürger fragen sich seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine häufiger, welcher Schutzraum für sie vorgesehen ist. Das berichten das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs), die für den Zivilschutz zuständigen kantonalen Ämter und einige Gemeinden, etwa im Aargau.
«Keine besonderen Massnahmen nötig»
Die Sorgen sind nicht überall gleich gross. In der Gemeinde Bauma im Zürcher Oberland etwa «gingen nur wenige Anrufe ein. Daraus lassen sich keine Aussagen über die Besorgnis der Bevölkerung ableiten», antwortet die stellvertretende Gemeindesprecherin Susanne Graf auf eine Anfrage von blue News. Auch Ivo Bähni, Mediensprecher von Schutz und Rettung Zürich, will von einzelnen Anfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger keine generelle Stimmung in der Bevölkerung ableiten.
Grund zur Panik bestehe ohnehin nicht. «Zurzeit sind für die Bevölkerung keine besonderen Massnahmen nötig», steht in grossen Lettern auf den Websites der Behörden. Darauf verweist auch Ivo Bähni von der Stadt Zürich auf Nachfrage von blue News. «Der Grossteil der Bevölkerung wohnt in Gebäuden mit eigenen Schutzräumen», heisst es dort.
Ist dies nicht der Fall, stehen öffentliche Schutzräume für die Bevölkerung der Stadt Zürich in der näheren Umgebung zur Verfügung. Laut Babs sind die Schutzräume in höchstens 30 Minuten zu Fuss zu erreichen, in den meisten Fällen sind sie aber deutlich näher.
Zuweisungen werden erst «im Bedarfsfall» publiziert
Konkrete Schutzraumzuweisungen werden in Friedenszeiten generell nicht gemacht. Das gilt für grosse Städte genauso wie für kleine Landgemeinden.
«Eine entsprechende Zuweisung durch Schutz und Rettung erfolgt erst nach Aufforderung der zuständigen Bundesbehörde», heisst es bei der Stadt Zürich. Auch in der Gemeinde Bauma im Tösstal werden die Schutzraumzuweisungen «erst im Bedarfsfall publiziert, da diese aufgrund der Bautätigkeit und von Weg- und Zuzügen laufend ändern», erklärt Susanne Graf.
Einige Gemeinden machen freilich Ausnahmen. So lassen sich auf der Website schutzraumzuweisung.ch für einige Zürcher und Luzerner Gemeinden provisorische Zuweisungsplanungen abrufen.
Manche Schutzräume «nicht eingerichtet»
Mindestens genauso wichtig wie die Frage «Wie komme ich in meinen Schutzraum?» ist «Was erwartet mich dort?»: Also in welchem Zustand sind die Schweizer Schutzräume eigentlich?
blue News Redaktorin Nicole Agostini jedenfalls stellte fest, dass es ihr schwerfallen würde, in ihrem Schutzraum mehrere Tage mit Kind und Nachbarn auszuharren. Ihren Ortstermin kannst du dir im Video oben anschauen.
«Der Zustand der Schutzräume entspricht im Wesentlichen den Vorgaben», heisst es in der Gemeinde Bauma. «Die Schutzräume werden regelmässigen Kontrollen unterzogen. Aus heutiger Sicht sind keine dringenden Massnahmen ersichtlich.»
«Viele Schutzräume sind leider nicht eingerichtet», gibt hingegen Thomas Halbeisen im «NZZ Magazin» zu Protokoll. Halbeisen kontrolliert für Kantone und Gemeinden den Zustand von Schutzräumen und überprüft sie auf ihre Funktionsfähigkeit.
Vor allem bei den vorgeschriebenen Betten und Sanitäreinrichtungen, in amtlichem Deutsch Liegestellen und Trockenklosetts, gibt es Nachrüstbedarf. Sie fehlen in 20 bis 30 Prozent der Schweizer Schutzräume, schätzt der Zuger Zivilschutzleiter Urs Marti. Genaue Zahlen dazu gibt es nicht.
«Nicht verlottern lassen»
Kein Wunder, fordert die Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr (RK MZF) nun den langfristigen Werterhalt und die Weiterentwicklung von Schutzbauten. Sie seien ein wesentliches Mittel zum Schutz der Bevölkerung in einem bewaffneten Konflikt, unterstrichen die kantonalen Militär- und Zivilschutzdirektoren an einer Medienkonferenz.
Es sei zu klären, ob und wie Schutzräume, die vor 1987 gebaut wurden, in ihrem Wert erhalten und adäquat ausgerüstet werden könnten, so die Regierungskonferenz. Laut Paul Winiker zeige der Krieg in der Ukraine, «wie rasch eine Bedrohung für die Bevölkerung entstehen kann».
Der Präsident der kantonalen Militär- und Zivilschutzdirektorenkonferenz befürwortet daher im «NZZ Magazin» eine Nachrüstungspflicht. Auch Urs Marti fordert, das «sehr gute» Schweizer Schutzraumsystem «nicht verlottern» zu lassen.
Die Frist, einen vorhandenen privaten Schutzraum von einem Proberaum oder Partykeller für den Einsatz bezugsbereit zu machen, beträgt fünf Tage. Das erscheint der Gemeinde Bauma «generell als eher zu lang», wie Susanne Graf sagt. «Prüfenswert wäre der Wechsel zu einem System mit abgestuften Bereitschaftsgraden.»