Kampfstoff dünstet aus den Wänden Im Altlasten-Hotspot in Basel fanden Veranstaltungen statt

tgab

14.11.2024

Der Perimeter des Klybeck-Areals erstreckt sich über die ehemaligen Werkareale von BASF und Novartis im Klybeck-Quartier im Basler Norden.
Der Perimeter des Klybeck-Areals erstreckt sich über die ehemaligen Werkareale von BASF und Novartis im Klybeck-Quartier im Basler Norden.
Keystone/Georgios Kefalas (Archivbild)

Als Swiss Life 2019 die ehemalige Farbstofffabrik K-90 im Klybeck-Areal in Basel kauft, ist das Gebäude als Altlasten-Hotspot bekannt. Bis 2023 finden dort dennoch Veranstaltungen statt.

Gabriela Beck

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In der ehemaligen Farbstofffabrik K-90 im Klybeck-Areal in Basel tritt der Kampfstoff Chlorpikrin aus den Wänden.
  • Hinweise, dass die Luft in der Farbstofffabrik belastet sei, gab es bereits beim Verkauf an die neue Besitzerin Swiss Life im Jahr 2019.
  • Die öffnete das Gebäude dennoch für Veranstaltungen.
  • Erst im Frühling 2023 wird in Messungen das gefährliche Chlorpikrin erkannt.
  • Die Swiss Life schliesst das Gebäude, eine Gefährdung von Personen habe nicht bestanden.

In der ehemaligen Farbstofffabrik K-90 im Klybeck-Areal in Basel hat sich offenbar Trichlornitromethan in Wände, Böden und Decken eingelagert und dampft von dort in die Luft ab. Die leicht flüchtige Flüssigkeit ist als chemischer Kampfstoff unter dem Namen Chlorpikrin bekannt, ein Nerven- und Lungengift, das laut Bundesamt für Gesundheit schon bei geringen Mengen gefährlich ist. Es reizt die oberen Atemwege, in höheren Konzentrationen schädigt es die Lunge massiv.

Kampfstoffproduktion auf dem Klybeck-Areal? Das sei nicht anzunehmen, ordnet Martin Forter, Altlastenexperte und Geschäftsführer der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, gegenüber dem SRF ein. Vermutlich sei der Stoff bei der Produktion von Farbstoffen eingesetzt worden.

Im Mai 2021 wurde Trichlornitromethan in der ehemaligen Farbstofffabrik gemessen. Hinweise, dass die Luft in der Farbstofffabrik belastet sei, gab es schon früher. Eine Untersuchung ergab bereits 2018, dass es in dem Gebäude zu einer «schwachen Reizung der Atemwege» gekommen sei.

Der Altlasten-Hotspot wird an die Swiss Life verkauft

Als die Chemiefirmen BASF und Novartis ihr Areal verkaufen wollen, informiert die BASF gemäss einem internen Bericht des Kantons, dass es beim Gebäude K-90 einen Altlasten-Hotspot gibt, schreibt das SRF.

Die neue Besitzerin Swiss Life öffnet das Gebäude als Veranstaltungsort, etwa an der Open House 2022. 

Als der Stoff im Frühling 2023 schliesslich als das gefährliche Chlorpikrin erkannt wird, schliesst die Swiss Life das Gebäude. Das sei im Rahmen einer «periodischen Überarbeitung des Sicherheitskonzepts» geschehen, schreibt Swiss Life in einer Stellungnahme. In drei Messproben sei Trichlornitromethan im Screening identifiziert worden, jedoch in einer Konzentration, die als nicht besorgniserregend eingestuft wird. Eine Gefährdung von Teilnehmenden an Veranstaltungen der letzten Jahre habe nicht bestanden.

Swiss Life kaufte das Areal im Jahr 2019 und entwickelt es gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Bricks AG. Ein anderer Teil des ehemaligen Industrieareals gehört der Investorin Rhystadt AG. Gemeinsam mit Swiss Life und dem Kanton soll das Gebiet unter dem Namen «Klybeck Plus» zu einem Stadtquartier entwickelt werden. Dort sollen bis zu 8500 Menschen wohnen.