Geplatzte Bischofswahl Geleaktes Protokoll zeigt, wie heftig die Grabenkämpfe in Chur sind

SDA/tafi

6.12.2020

Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur, hat gemäss Sitzungsprotokoll bei der Nichtwahl eines neuen Churer Bischofs die Strippen gezogen.
Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur, hat gemäss Sitzungsprotokoll bei der Nichtwahl eines neuen Churer Bischofs die Strippen gezogen.
sda

Das wird sich Papst Franziskus nicht gefallen lassen: Nach dem Eklat um die geplatzte Bischofswahl in Chur wird ein Machtwort vom Heiligen Vater erwartet. Sitzungsprotokolle offenbaren, wie tief die Gräben im Bistum sind.

Die gescheiterte Wahl eines neuen Bischofs für das Bistum Chur hat einen tiefen Graben zwischen den liberalen und konservativen Lagern offen gelegt. Das zeigt das Sitzungsprotokoll, das das Portal kath.ch veröffentlicht hat und aus dem die «SonntagsZeitung» zitiert.

So fürchteten die konservativen Domherren eine feindliche Übernahme des Bistums durch progressive Kirchenmänner. Eine hauchdünne Mehrheit habe daher die Bischofswahl blockiert.



Generalvikar Matthias Grichting, ultrakonservativ und mächtig, hatte in der Sitzung vor der «Verweltlichung» der Kirche gewarnt und gesagt, die Vorschlagsliste des Vatikans mit drei Kandidaten sei «darauf ausgerichtet, die vom Mainstream abweichende Stimme des Bistums Chur zum Schweigen zu bringen».

Die knappe Mehrheit der Domherren, die Grichting folgt, wolle dem Protokoll zufolge «Zustände wie im Bistum Basel und in St. Gallen» verhindern. Die Kandidatenliste wurde zurück an den Heiligen Stuhl geschickt.

Da die Domherren ihr Wahlprivileg nicht wahrgenommen hätten, werde der Papst nun einen neuen Bischof ernennen. Den Affront aus Chur werde Franziskus nicht hinnehmen. Laut Theologen sind alle drei vorgeschlagenen Kandidaten fähig, zuzuhören und die Vielfalt des Bistums anzuerkennen.

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