Brief des BedauernsEx-Gefängnis-Chef entschuldigt sich bei Brian
sda/dmu
6.11.2023
Der ehemalige Leiter des Zürcher Justizvollzugs, Thomas Manhart, entschuldigt sich schriftlich beim bekannten Häftling Brian. Das System habe ihm die Jugend gestohlen.
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06.11.2023, 09:36
06.11.2023, 09:43
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Thomas Manhart entschuldigt sich schriftlich bei dem einer breiten Öffentlichkeit bekannten Häftling Brian.
Manhart war von 2007 bis 2019 Leiter des Zürcher Justizvollzugs. Er sei «Teil der Maschinerie gewesen, die Ihnen Unrecht angetan hat».
Auslöser für den Brief seien der laufende Prozess gegen Brian sowie ein Gutachten gewesen.
Im aktuellen Prozess am Bezirksgericht Dielsdorf werden Brian über 30 Delikte vorgeworfen. Das Urteil wird am Mittwoch verkündet.
Der ehemalige Leiter des Zürcher Justizvollzugs hat sich bei Brian per Brief für erlittenes Unrecht entschuldigt. Der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte Teile des Briefs von Thomas Manhart am Montag. Das System habe dem Langzeithäftling die Jugend gestohlen, heisst es unter anderem.
Manhart bezeichnet sich gemäss «Tages-Anzeiger» als einen der Hauptverantwortlichen für die Missstände. Einer von Brians Anwälten bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Existenz des Briefs. Die Anwälte leiteten diesen an Brian weiter.
Der laufende Prozess am Bezirksgericht Dielsdorf sei der Auslöser für den Brief an Brian gewesen. Darin hat ein Gutachter die dreieinhalb Jahre Einzelhaft als rechtswidrig bezeichnet.
In dem von Hand geschriebenen Brief entschuldigt sich Manhart «in aller Form für das Unrecht, das Ihnen unter meiner Verantwortung angetan wurde, und für die Verletzung Ihrer Menschenrechte, die überlange Einzelhaft, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, welche ich mitverantwortet habe».
Manhart war 2018 mitverantwortlich für die Entscheidung, Brian in Einzelhaft zu versetzen. Er sei «Teil der Maschinerie gewesen, die Ihnen Unrecht angetan hat», heisst es im Brief.
Nicht die erste Kritik
Manhart war von 2007 bis 2019 Leiter des Zürcher Justizvollzugs. 2021 veröffentlichte er seine Memoiren, in denen er scharfe Kritik an Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) übte.
Im aktuellen Prozess werden Brian über 30 Delikte vorgeworfen, die er hinter Gittern begangen haben soll. Beim schwersten neu angeklagten Delikt, einer versuchten schweren Körperverletzung, soll Brian eine Glasscherbe in Richtung eines Aufsehers geworfen haben. Dieser wurde oberhalb des Auges verletzt.
Daneben geht es um drei einfache Körperverletzungen, sieben Sachbeschädigungen, fünf Drohungen und 19 Fälle von Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Am Mittwoch gibt das Gericht sein Urteil bekannt.