«Immer no hässig!» Frauen fordern gleiche Löhne und ungleiches Rentenalter

tl, sda

14.6.2022 - 15:35

Frauenstreik in Lausanne. (Archivbild)
Frauenstreik in Lausanne. (Archivbild)
Bild: Keystone

Keine Erhöhung des Rentenalters für Frauen und ein Ende tieferer Löhne fordert zum Frauenstreiktag die Gewerkschaft Unia. «Immer no hässig!» sind die Frauen in Bern, wo sie ihren Protest ab Dienstagmittag in die Innenstadt trugen.

Sie hätten genug davon, dass die Gleichstellung in weiter Ferne liege, heisst es im Aufruf des Feministischen Streikkollektivs Bern. Berner «Frauen, trans-, intergeschlechtliche, nonbinäre und agender Menschen» forderten «echte Gleichstellung» und «Schluss mit den Mogelpackungen».

Feministinnen seien wütend, weil Opfer von sexualisierter Gewalt, egal ob sie in der Schweiz, in einem Kriegsgebiet oder auf der Flucht Gewalt erfahren hätten, hierzulande unzureichend geschützt würden. Es mangle unter anderem an Plätzen in Frauenhäusern.

Aktionen in der gesamten Schweiz

Gerade erst habe der Berner Regierungsrat das lange geplante Mädchenhaus in Biel mit «faulen Ausreden abgesägt». Angesichts von allein im Kanton Bern 1500 registrierten Fällen von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr, darunter eine Tötung und acht Tötungsversuche, sei dies mehr als eine Frechheit.

Die Bernerinnen versammelten sich auf dem Casino- und dem Kornhausplatz in der Altstadt schon ab Mittag, am Abend ist eine grosse Aktion vor dem Bundeshaus geplant.

Aktionen und Kundgebungen finden nach Angaben der Unia in der ganzen Schweiz statt. In Lausanne zeigen Arbeiterinnen ihre schmutzige Wäsche, um auf die Ungleichheiten hinzuweisen, die sie erfahren. In Solothurn organisieren sie ein gemeinsames feministisches Picknick mit Musik. Auch in Genf, Zürich, Basel, Luzern, La Chaux-de-Fonds, Neuenburg und im Vallée du Joux gehen die Frauen auf die Strasse.

Gleichstellung hiesse länger arbeiten

Bei einer echten Gleichstellung wäre einerseits Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern garantiert, andererseits müssten die Frauen ein Jahr länger arbeiten als bisher. Zumal die Lebenserwartung der Frauen in der Schweiz im Durchschnitt dreieinhalb Jahre höher liegt als bei Männern. Gerade gegen eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen im Zuge einer AHV-Reform wehrt sich aber die Unia.

Leider habe sich seit dem grossen Frauenstreik 2019 bezüglich Lohn und Respekt die Situation für Frauen kaum verbessert, schrieben die Organisierenden des Frauen Streiktags im Vorfeld. Es sei sogar noch schlimmer gekommen, denn mit der Rentenreform AHV 21 habe das Parlament eine Abbauvorlage auf Kosten der Frauen beschlossen, und dies, obwohl die Frauen immer noch rund ein Drittel weniger Rente erhielten als Männer.

tl, sda