Lagebericht der Experten«Gesunde Geimpfte brauchen keine Auffrischimpfung»
gbi/phi
29.9.2021
Was bedeutet der Johnson-&-Johnson-Deal für den Kampf gegen das Coronavirus? Und wie sieht die Prognose für den Herbst aus? Die Expertinnen und Experten von Bund und Kantonen haben informiert.
gbi/phi
29.09.2021, 14:27
29.09.2021, 15:15
gbi/phi
Das dominante Thema an der Medienkonferenz der Expertinnen und Experten war heute der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson, den die Schweiz noch im Verlauf der Woche erhalten soll. Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, stellte klar: Es gebe «nur ganz wenige medizinische Gründe», weshalb jemand einen mRNA-Impfstoff nicht vertrage. In der Schweiz könnte das bei weniger als 100 Personen der Fall sein. Allergiker können sich grundsätzlich problemlos mit einem mRNA-Impfstoff immunisieren lassen.
Der nach einer herkömmlichen Methode hergestellte Johnson-Impfstoff eröffne aber eine neue Chance, um auch Menschen mit einer Skepsis gegenüber der mRNA-Technologie zu überzeugen. Der Vektorimpfstoff schütze fast genauso zuverlässig wie die mRNA-Mittel vor einem schweren Krankheitsverlauf oder einer Ansteckung.
Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht von rund 260'000 Personen aus, die so denken. Sie stützt sich auf Befragungen. Ob sich diese wirklich von einem Vektorimpfstoff überzeugen liessen, müsse sich zeigen. Man habe aber die Möglichkeit, bei Bedarf noch weitere Dosen zu bestellen. Vorerst hat der Bund 150'000 Dosen bestellt.
Laut Empfehlung der Impfkommission kann nun all jenen über 18 Jahren die Einmaldosis der Impfung verabreicht werden, die aus medizinischen Gründen die mRNA-Impfungen nicht vertragen. Schwangere und Menschen mit Immundefiziten sollen sich aber nicht mit dem Produkt von Johnson & Johnson impfen lassen
«Wir müssen die Lage ausnützen»
Obwohl die Impfzahlen in den vergangenen Wochen gestiegen sind, ist das Impftempo laut dem BAG immer noch zu niedrig. Im Vergleich zum Ausland hinke die Schweiz hinterher.
66 Prozent aller über 12-Jährigen seien komplett geimpft, sagte Masserey. «Das ist immer noch zu wenig, um eine genügende Immunisierung bis im Winter zu erreichen. Sie warb erneut für die Impfung. Die aktuelle ruhige epidemiologische Lage sei der ideale Zeitpunkt, sich impfen zu lassen. «Wir müssen die Lage ausnützen.» Die Situation könne sich leider schnell ändern, beispielsweise bei einem Wetterwechsel.
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14.43 Uhr
Schluss
Das war's schon mit der heutigen Medienkonferenz. Danke für die Aufmerksamkeit und in unserem Corona-Ticker halten wir dich natürlich weiterhin auf dem Laufenden.
14.42 Uhr
Allergische Reaktionen
Und nochmals Janssen-Impfstoff: Ruft dieser weniger allergische Reaktionen aus als die mRNA-Impfstoffe? Berger sagt: Es gebe «selbstverständlich» Allergien bei diesem Impfstoff, auch da müsse man sich informieren.
14.41 Uhr
Nochmal Gratistests
Ist der Schlingerkurs fürs Volk nicht schwer zu verstehen? Masserey lacht verlegen. «Das haben Sie gesagt.» Und dann: Die Haltung des Bundes sei klar.
14.40 Uhr
Hoffen auf Offenheit
Nochmals Johnson-Impfstoff: Dieser sei auch kein konventioneller Impfstoff, sondern ein Vektorimpfstoff. Wie gross ist das Risiko, dass auch dieser Skepsis auslöst? Berger antwortet: Alle drei in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe seien sicher und effektiv. Er hoffe aber, dass Leute, die keinen mRNA-Impfstoff wollen, sich die Alternative nun doch nochmals anschauen.
14.38 Uhr
Zur Impfkadenz
Reichen 140'000 verabreichte Dosen pro Woche aus? Die Impfquote müsse zunehmen, sagt Masserey. Wenn man jetzt mit einer Impfung zuwarte, werde es eng für den Winter.
14.37 Uhr
Wann ist genug?
Bei welchem Wert wäre eine gute Durchimpfung erreicht? Impfkommission-Chef Berger sagt, er möchte sich nicht auf genaue Zahl festlegen. Aber man müsse sich an Dänemark und Schweden orientieren – dort seien sicherlich über 70 Prozent geimpft.
14.35 Uhr
Zur Impfquote
Kantone mit tiefer Impfquote schätzen das Potenzial neuer Impfstoffe nicht gross ein. Was sagt das BAG dazu? Es könnten 200'000 oder auch 300'000 Personen sein, schätzt Masserey, aber das könne man nicht genau sagen. Man müsse sehen, wie schnell jetzt entsprechende Termine vergriffen sein werden. Ob nach den vorhandenen 100'000 Dosen schnell weitere bestellt werden könnten, will Masserey nicht kommentieren.
14.33 Uhr
Wieso kein klassischer Impfstoff?
Ein Teil der Bevölkerung sei gegenüber neuen Technologien skeptisch. Wieso wurde kein «klassischer» Impfstoff gekauft? Masserey sagt, man habe die erhältlichen Mittel anhand verschiedener Kriterien bewertet – und dabei schnell gesehen, dass mRNA-Impfstoffe am besten abschnitten. Es brauche auch aktuell keine andere Alternative dazu.
14.32 Uhr
Wie bekomme ich den Stoff von Johnson & Johnson?
Man müsse sich auf der Website des Kantons informieren, wenn man das Mittel von Johnson & Johnson wolle. Ein Attest brauche es dafür nicht, sagt Masserey.
14.31 Uhr
Johnson-Impfung zum Zweiten
Wieso wurde der Johnson-Impfstoff erst jetzt bestellt? Masserey erklärt, die Zulassung für AstraZeneca lasse immer noch auf sich warten. Daher sei es jetzt umso besser, eine Alternative zu den mRNA-Impfstoffen anbieten zu können.
14.29 Uhr
Zur Booster-Impfung
Die USA empfehlen den Booster-Shot für alle Pfizer-Geimpften über 65. Warum nicht die Schweiz? Masserey sagt, die Daten würden noch gesichtet und die Zulassung von Swissmedic fehle noch. Wenn es Hinweise gebe, dass bei mRNA-Geimpften der Schutz nachlasse, müsse man aber reagieren.
Masserey ergänzt, es sei noch nicht klar, welche Gruppen nach welchem Zeitraum eine Auffrischung bräuchten, doch bisher seien noch keine Abfälle der Schutzwirkung beobachtet worden. Berger ergänzt, die Daten aus den USA und Israel seien unterschiedlich. Und Masserey fügt an, der Fokus liege derzeit auf den Ungeimpften.
14.27 Uhr
Wie viel Johnson-Impfstoff braucht es?
Frage zum Johnson-Impfstoff: Wie kam die Menge von 150'000 Impfdosen zustande? Es sei schwierig abzuschätzen, wie viel es von dem Impfstoff brauche, sagt Masserey. Schätzungen zufolge könnten 260'000 Personen der mRNA-Impfung skeptisch gegenüberstünden, das zeigten Befragungen. Ob sich diese auch einen Vektorimpfstoff spritzen lassen, sei aber schwierig zu sagen.
14.25 Uhr
Beginn der Fragerunde
Wie wichtig sind die Gratistests? Nartey sagt, eine hohe Durchimpfung sei «eines der obersten Ziele». Es sei wichtig, dass jene, die Symptome haben, frei über Tests verfügen können. «Dass die Kosten nicht zwingend bei Null bleiben können, ist glaube ich nachvollziehbar. Wenn die Tests immer gratis sein könnten, wäre das vorzuziehen.» Aber wenn Menschen keine Symptome haben? Der Staat sei nicht zwingend in der Pflicht, alles gratis zur Verfügung zu stellen, kontert Nartey.
14.22 Uhr
Wer erhält den Johnson-Impfstoff?
Die Kantone würden den Johnson-Impfstoff so schnell als möglich anbieten, so Nartey. Der Grundsatz der Impfkommission werde berücksichtigt: Vorrang hätten jene, die sich aus medizinischen Gründen nicht mit einem mRNA-Vakzin impfen lassen könnten. Daneben habe man Kapazitäten, auch mRNA-Skeptiker zu impfen. «Wer sich impfen lassen will, sollte das so schnell wie möglich tun.»
14.18 Uhr
Infektionen an Schulen
Nun hat die Berner Kantonsärztin das Wort. Linda Nartey sagt, dass in den Kantonen das Impfen und das Infektionsgeschehen an Schulen im Fokus stünden. Gerade bei letzterem Punkt werde alles versucht, um die Gesundheit der Kinder zu schützen, doch sei es nicht überraschend, dass es immer wieder zu Spannungen komme. Zu den zunehmenden Massnahmen-Protesten sagt Nartey: Es handle sich um eine laute Minderheit. Die Mehrheit der Bevölkerung stehe dagegen hinter den Corona-Massnahmen.
14.16 Uhr
Stichwort Booster-Impfung
Nun spricht Berger über die Booster-Impfungen, wie die dritte Auffrischdosis genannt wird. Man beobachte die Entwicklung laufend, doch: «Gesunde Geimpfte brauchen keine Auffrischimpfung.»
14.14 Uhr
Schwangere sollen mRNA-Impfstoff nutzen
Berger zufolge dürften nur bei «ganz wenigen Personen» in der Schweiz solche Unverträglichkeiten bestätigt werden. Bei den allermeisten Allergien sei jedoch keine Unverträglichkeit zu befürchten. Für Schwangere und Personen mit geschwächtem Immunsystem werde aber ein mRNA-Impfstoff empfohlen. Der neue Vektor-Impfstoff könne damit eine sinnvolle Alternative sein.
14.11 Uhr
Wer den Johnson-Impfstoff erhält
Das Stichwort für Berger, Chef der Impfkommission. Die bisher eingesetzten mRNA-Impfstoffe seien sehr wirksam, der Johnson-Impfstoff – der den Namen Janssen trägt – sei fast genauso wirksam. Es gebe nur «ganz wenige Gründe», weshalb jemandem aus medizinischer Sicht kein mRNA-Impfstoff verabreicht werden könne. Dazu zählten Personen mit schweren Allergien auf Inhaltsstoffe der Impfung. Sie sollten sich beraten lassen.
14.08 Uhr
Weiterer Johnson-Impfstoff in Aussicht
Nun kommt Masserey auf die vorab bekannt gewordene Lieferung des Johnson-&-Johnson-Impfstoffs zu sprechen. Die 150'000 bestellten Dosen sollten noch diese Woche eintreffen, weitere Lieferungen seien in Aussicht gestellt worden. Für alle ab 12 Jahren werde aber weiterhin mRNA-Impfstoff empfohlen – der Johnson-Impfstoff solle vorerst für jene genutzt werden, die der mRNA-Technologie kritisch gegenüber stehen oder diesen ablehnen.
14.05 Uhr
«Gute Nachrichten»
Die Impfbereitschaft nehme in allen Altersklassen zu, vor allem bei den Jüngeren. 140'000 Personen liessen sich pro Woche impfen – Masserey spricht von «guten Nachrichten». Vollständig geimpft seien bereits über fünf Millionen Menschen. 58 Prozent der Bevölkerung seien vollständig geimpft. «Dennoch muss diese Quote weiter gesteigert werden, damit wir auf der sicheren Seite sind.»
14.03 Uhr
Jüngere Ungeimpfte im Spital
Vor allem jüngere, nicht geimpfte Personen würden aktuell ins Spital eingewiesen, so Masserey. Das zeige: Es sei wichtig, die Impfanstrengungen aufrechtzuerhalten.
14.01 Uhr
Los geht's
Die Medienkonferenz in Bern ist eröffnet. Als Erstes fasst Virginie Masserey zusammen: «Alle Pandemie-Indikatoren zeigen nach unten.» Aktuell gebe es 1000 und 1500 neue Corona-Fälle pro Tag, wobei die Zentralschweizer Kantone die Hotspots seien. Die Auslastung auf den Intensivstationen betrage 77 Prozent.
Kurz vor dem Mittag wurde bestätigt, worüber diese Woche bereits hinlänglich spekuliert worden war: Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson wird der Schweizer Bevölkerung bereits in wenigen Tagen zur Verfügung stehen. Der Bund hat 150'000 Dosen des Impfstoffs bestellt, die noch diese Woche geliefert werden und nächste Woche an die Kantone verteilt werden sollen.
Das teilten Bundesrat Alain Berset sowie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch mit. Der Impfstoff basiert auf einer Vektor-Impftechnologie und wird mit nur einer Dosis verabreicht, was die wesentlichen Unterschiede zu den Mitteln von Pfizer-Biontech und Moderna sind. Diese basieren auf der mRNA-Technologie, die manchen suspekt ist, und es sind zwei Dosen nötig.
Das BAG schreibt in einer Mitteilung von heute: Der Impfstoff der Unterfirma Janssen sei für jene Personen vorgesehen, «die sich aus medizinischen Gründen nicht mit einem mRNA-Impfstoff impfen lassen können oder die mRNA-Impfstoffe ablehnen».
Ob im Umkehrschluss nun auch alle anderen ihren Impfstoff auswählen dürfen, bleibt unerwähnt. Vielleicht bringt die Medienkonferenz der Expertinnen und Experten von Bund und Kantonen Klarheit: Ab 14 Uhr informieren sie über die aktuelle Corona-Situation.
Auch sonst mangelt es nicht an aktuellen Themen. Genau wie in der Schweiz zeigt sich auch in Deutschland zuletzt eine Entspannung der Corona-Situation. Der Virologe Christian Drosten von der Charité-Klinik in Berlin warnt jedoch davor, sich zurückzulehnen: So könnte der Rückgang auch nur eine Folge davon sein, dass sich in den letzten Wochen besonders viele Personen nach Ende der Ferien testen lassen hätten. Mehr noch: Vielleicht rolle gerade eine neue Herbst- und Winterwelle an.
Ob die Schweizer Expert*innen diese pessimistische Prognose teilen? Auch das dürfte zur Sprache kommen. Die wissenschaftliche Covid-Taskforce hält in ihrem neuesten Bericht von dieser Woche fest: «In den letzten zwei Wochen ist die Tendenz mit einem deutlichen Rückgang der Zahl der Fälle wieder günstig.» Doch davor hätten die Fälle zwischen Ende Juni und Mitte August «stark zugenommen».
Was ist mit den Gratistests?
Und dann steht natürlich auch der erwartete Entscheid des Bundesrats im Raum, wie es mit den Gratis-Corona-Tests für Ungeimpfte weitergehen soll. Ursprünglich wollte der Bundesrat diese ab dem 1. Oktober kostenpflichtig machen, kam davon aber wieder ab. Neu sollen die Tests bis zum 10. Oktober gratis bleiben – und für einmal geimpfte Personen, die noch auf die zweite Impfdosis warten, bis Ende November.
Die Vorschläge sind derzeit bei den Kantonen in der Vernehmlassung, entscheiden will der Bundesrat am Freitag.