Vergleich Schweiz–USAAmerikaner dürften auch nicht in die USA reisen
lmy/sob
31.8.2021
Die USA raten wegen der hohen Fallzahlen vor Reisen in die Schweiz ab. Umgekehrt lassen sie keine Europäer ins Land. Ist das gerechtfertigt? Die Zahlen in den USA sind in einigen Staaten nicht besser – im Gegenteil.
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31.08.2021, 17:38
01.09.2021, 09:21
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80 Länder stehen derzeit auf der Warnliste der US-Seuchenschutzbehörde CDC. Darunter sind etwa Frankreich, Spanien und Portugal – und seit gestern Montag auch die Schweiz. Sie sind in der höchsten Gefahrenstufe eingestuft: Die USA raten dringend von Reisen in die Schweiz ab.
Das Niveau von Covid-19 sei sehr hoch in der Schweiz. Zudem bestehe die Gefahr, dass bei einem Anstieg der Fallzahlen die medizinische Infrastruktur überlastet sei.
«Aufgrund der aktuellen Situation in der Schweiz besteht auch für vollständig geimpfte Reisende das Risiko, sich mit Covid-19-Varianten anzustecken und diese zu verbreiten», heisst es auf der entsprechenden Infoseite. Entscheidend für die Liste des CDC sind die Neuansteckungen pro 100'000 Bewohner über die letzten 28 Tage, wie die «Washington Post» schreibt.
«Das Risiko einer Ansteckung von schweren Symptomen kann geringer sein, wenn Sie mit einem zugelassenen Impfstoff vollständig geimpft sind», steht weiter in einer Mitteilung des CDC.
Die USA hatten bereits am 10. August Frankreich in derselben Kategorie, ebenfalls wegen einer Zunahme der Corona-Fälle. In den USA selbst gelten seit Pandemie-Beginn strikte Einreisebeschränkungen für Europäer und andere internationale Reisende.
Denn die Lage ist auch in den USA selber nach wie vor kritisch, wie ein Vergleich zeigt.
Neuansteckungen
Die USA vermeldeten gestern 159'000 neue Corona-Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 335, sie steigt seit Anfang Juli stark an.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete heute 2702 neue Corona-Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 206, sie steigt seit Anfang Juli, aber bei Weitem nicht so steil wie in den USA.
Todesfälle
Gestern starben 1348 Personen in den USA, das sind fast doppelt so viele wie noch vor zwei Wochen und 0,41 Todesfälle auf 100'000 Einwohner.
In der Schweiz wurden 11 Todesfälle vermeldet, in der letzten Woche waren es insgesamt 60. Das sind 0,69 Todesfälle pro 100'000 Einwohner.
Lage in Spitälern
In den USA sind insgesamt über 100'000 Corona-Patienten hospitalisiert, darunter immer mehr Kinder. Die Zahlen sind mittlerweile so hoch wie seit Anfang Jahr nicht mehr. Vor allem in Staaten mit einer tiefen Impfquote sind die Spitäler überfordert.
In der Schweiz wurden gestern 70 Personen hospitalisiert, in den vergangenen zwei Wochen waren es 776. Die Intensivstationen sind zu 75 Prozent ausgelastet, die Lage in den Spitälern ist weiterhin angespannt.
Impfung
In den USA sind insgesamt 52 Prozent voll geimpft, 62 Prozent mindestens einmal. Viele Personen haben allerdings den Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen, von dem nur eine Dosis nötig ist.
Die Zahlen in der Schweiz sind ähnlich: 52 Prozent sind voll geimpft, 58 Prozent mindestens einmal – mit zuletzt steigender Tendenz.
EU führt Beschränkungen für US-Bürger ein
Die EU allerdings hatte den Reiseverkehr für US-Touristen im Juni geöffnet. Doch nun empfiehlt auch die EU wieder Beschränkungen für Reisende aus den USA. Insgesamt wurden gestern sechs Staaten von der Liste der Drittländer gestrichen, für die keine Corona-Beschränkungen mehr gelten sollen.
Deutschland etwa stuft die USA aber schon länger als Hochrisiko-Gebiet ein. Das sind Länder mit einem besonders hohen Infektionsrisiko, wofür nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend sind, sondern auch das Tempo der Ausbreitung, die Belastung des Gesundheitssystems oder fehlende Daten zur Corona-Lage.