Vereine distanzieren sich Es kracht und schellt laut in der Trychler-Szene

tafu

20.9.2021

Freiheitstrychler bei einer Kundgebung gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. 
Freiheitstrychler bei einer Kundgebung gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. 
Bild: Keystone/Michael Buholzer

Sie sind laut und mittendrin: Öffentlichkeitswirksam demonstrieren die Freiheitstrychler gegen die Corona-Massnahmen. In den Trychler-Vereinen ist das allerdings teils gar nicht gern gesehen.

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Alle in einen Topf? Besser nicht. Denn in der Trychler-Szene brodelt es. Das Problem sind diejenigen Trychler, die sich derzeit öffentlichkeitswirksam an den Corona-Demos beteiligen, die Freiheitstrychler. Ihr Auftreten sorgt bei Schweizer Trychler-Gruppen für grossen Unmut.

Man diskutiere in vielen Vereinen darüber, ob besagte Teilnahme zu dem Brauchtum passe, berichtet der «Tages-Anzeiger». «Trycheln ist mehr als das, was man derzeit auf den Bildern im Fernsehen sehen kann», so der Präsident der Trychler-Gruppe Menzingen, Stefan Keiser.

Die Freiheitstrychler seien eine deutliche Minderheit in ihren Reihen, nur etwa 200 bis 300 Personen, nicht alle davon im Verein organisiert. Zwar steige die Zahl, doch im Vergleich zu den schweizweit 3000 Trychlern sei es  doch ein eher geringer Anteil.

Knatsch innerhalb der Vereine

Auch innerhalb der Vereine gebe es inzwischen Streit um die Ausrichtung und das Auftreten der Trychler. Während sich einige offen zu einer radikalen Haltung bekennen, überlegen andere, ob man sich von den Freiheitstrychlern öffentlich distanzieren müsse.

«Es ist ein Problem, dass wir nun alle in den gleichen Topf geworfen werden», sagt Josef Winiger, OK-Präsident des letzten grossen Trychler-Treffens in Bremgarten, zum «Tages-Anzeiger».

Dieser Meinung seien viele in der Szene. Laut Niklaus Spühler, Präsident des Trychler-Vereins im Zürcher Unterland, sah man sich sogar gezwungen, die unpolitische Haltung des Vereins in die Statuten aufzunehmen.



Auslöser waren einerseits mehrere Anfragen der SVP sowie die Anfrage eines «wenig vertrauenswürdigen» Anrufers, der den Verein für eine Corona-Demo gewinnen wollte. Zahlreiche weitere Beispiele, ob aus St. Gallen oder Solothurn, belegten zusätzlich, dass der Konflikt in den Reihen der Trychler immer weitere Kreise zieht.

Trychelnde Freiheitshelden

Dass Trychler an einer politischen Demonstration teilnehmen, sei allerdings keinesfalls abwegig, so Brauchtumsforscher Werner Bellwald beim «Tages-Anzeiger». Treicheln sei derart laut, dass man auf jeden Fall wahrgenommen werde.

Auch das Outfit passe genau zu den Vorstellungen von dem, was man als «ursprüngliche Schweiz, als Freiheit, als Selbstbestimmung» empfinde.  Das zusammen mache Treicheln zur «idealen Kombination, um sich als akustische Freiheitshelden zu inszenieren».



Trycheln im politischen Zusammenhang gibt es nicht erst seit Corona: So zum Beispiel bereits vor 30 Jahren bei Christoph Blochers Kampf gegen den EWR-Beitritt oder im Jahr 2005 gegen das damals geplante Freihandelsabkommen. «Das Treicheln an Anlässen gehörte immer schon zu unserer Tradition», so ein anonymer Freiheitstrychler, die Teilnahme an den Corona-Demonstrationen sei also selbstverständlich.