Von Ernüchterung bis Euphorie«Ein schwarzer Mittwoch» oder den «Reset» geschafft?
lmy
26.5.2021
Die Reaktionen auf das Ende des Rahmenabkommens fallen unterschiedlich aus. Das Ausland bedauert den Entscheid. Im Inland herrscht auf der linken Seite Ernüchterung, während die SVP feiert.
lmy
26.05.2021, 18:09
27.05.2021, 06:07
lmy
Die Schweiz beendet die Verhandlungen über das Rahmenabkommen. Das gaben Bundespräsident Guy Parmelin, Aussenminister Ignazio Cassis und Justizministerin Karin Keller-Sutter am Mittwoch bekannt. Die Reaktionen lassen nicht auf sich warten. Die EU bedauert den Rückzug der Schweiz vom Verhandlungstisch und betont, dass eine Modernisierung der bilateralen Beziehungen so unmöglich sei. Ohne Rahmenabkommen werden die Beziehungen «zwangsläufig erodieren», doppelt die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland auf Twitter nach.
6/ Ohne Rahmenabkommen werden die EU-Schweiz-Beziehungen 🇪🇺🇨🇭zwangsläufig erodieren. Hier einige Beispiele für die bedauerlichen Folgen für mobile Arbeitnehmer, Handel, Landwirtschaft, Gesundheit, Strommärkte und Luftfahrt 👉 https://t.co/mrBHQld5No
— Europäische Kommission - Vertretung in Deutschland (@EUinDE) May 26, 2021
Die österreichische Europaministerin Karoline Edtstadler bezeichnet den Entscheid des Bundesrates als «sehr bedauerlich». Die EU sei bis zuletzt bemüht gewesen, eine gute Lösung für beide Seiten zu finden. «Jetzt gilt es, die Stellungnahme des Schweizer Bundesrats sorgfältig zu analysieren und über die nächsten Schritte zu beraten.»
Die Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, Nicole Hoffmeister-Kraut, bedauert den Entscheid und betont, dass man die «sehr guten Beziehungen» weiter pflegen müsse, wie sie auf Twitter schreibt.
Den Abbruch der Verhandlungen zum #Rahmenabkommen von Schweizer Seite bedauere ich zutiefst. Für BW ist die #Schweiz ein wichtiger und verlässlicher Partner in Wirtschaft & grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Wir müssen die sehr guten Beziehungen auch künftig intensiv pflegen.
Auch die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) will sich mit Nachdruck dafür einsetzen, dass an den bestehenden bilateralen Verträgen festgehalten wird. Der Bundesrat habe offenbar keine Möglichkeit mehr gesehen, die noch bestehenden Differenzen auf politischem Weg auszuräumen. Die Folgen des Scheiterns sowie allfällige Unsicherheiten über die weitere Entwicklung des Verhältnisses zur EU müssten rasch geklärt werden.
Aus den Parteien gab es zahlreiche Reaktionen. Auf der linken Seite herrscht Ernüchterung. «Es ist ein schwarzer Mittwoch», findet SP-Fraktionschef Roger Nordmann.
Die Grünen schliessen sich an. Präsident Balthasar Glättli analysiert die Fehler von Aussenminister Ignazio Cassis.
Der Bundesrat verpasste es, die damalige Koalition für die Bilateralen (Binnenmarktzugang für Lohnschutz) zu erneuern. @ignaziocassis wollte mit dem #Rahmenabkommen den Lohnschutz schwächen. Diese Fehler führten zum heutigen Scherbenhaufen. 1/3
FDP-Präsidentin Petra Gössi verlangt vom Gesamtbundesrat eine Perspektive: «Es geht hier um das Wohl der Schweiz.»
Die #Insta-Verhandlungen wurden ohne erfolgreichen Abschluss beendet. Der Gesamtbundesrat muss nun dringend aufzeigen, wie der bilaterale Weg weiterentwickelt werden kann. Es geht hier um das Wohl der Schweiz.
Ihr Parteikollege Christian Wasserfallen dagegen hält den Entscheid für «vernünftig», da zu viele rote Linien überschritten worden seien.
Die @FDP_Liberalen hat am 23. Juni 2018 an der DV in Airolo im Positionspapier die roten Linien beim #Rahmenabkommen festgehalten. Diese wurden überschritten (EuGH, Guillotine, UBRL). Darum ist der Abbruch der Übung beim #InstA vernünftig.
Die Mitte schaut in die Zukunft, wie der stellvertretende Generalsekretär Luca Strebel schreibt: «Machen wir es nun besser. Packen wir es an.»
Ein für alle Seiten respektables #InstA wäre möglich gewesen. Der Bundesrat (insbesondere der damalige FDP-Wirtschaftsminister) hat aber ohne Not die Sozialpartnerschaft destabilisiert. Das war der Todesstoss. Machen wir es nun besser. Packen wir es an.
Die SVP freut sich natürlich. Nationalrat Roger Köppel feiert in einer Serie von euphorischen Tweets Aussenminister Ignazio Cassis, Bundespräsident Guy Parmelin und «Drachentöter» Christoph Blocher.
Bundesrat Cassis schafft beim institutionellen Rahmenabkommen den Reset. Klare Rede. Klare Position. Kompliment.
«Unfassbar» findet Laura Zimmermann, Präsidentin der Operation Libero, den Abbruch, ohne das Volk zu befragen.
Well. Fast 2.5 Jahre braucht man offenbar als Aussenminister, um dann zum Schluss zu kommen die Übung OHNE Konsultation der Stimmbevölkerung abzubrechen. Unfassbar. #tollileistig#insta
Auch Matthias Daum, Leiter des Schweizer Büros der «Zeit», findet das Vorgehen des Bundesrates ohne Plan B und ohne Volksbefragung «sehr, sehr seltsam».
Der Bundesrat bricht die Verhandlungen über ein #Rahmenabkommen mit der EU ab.
Einen Plan B hat er nicht – und das Volk hatte zum Vertrag auch nichts zu sagen.