Handelten Zermatter Lawinenopfer fahrlässig? «Warnung wird einfach missachtet und ignoriert»

phi

2.4.2024

Die Lawine ging mitten im Skigebiet nieder.
Die Lawine ging mitten im Skigebiet nieder.
Screenshot: Screenshot Video

Trotz des Einsatzes von 45 Rettern, vier Helikoptern und acht Suchhunden konnte nach den Lawinenabgängen nur eine von vier Personen lebend aus den Schneemassen geborgen werden. Handelten die Opfer fahrlässig?

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  • Am 1. April sind gegen 14 Uhr zwei Lawinen abgegangen.
  • Sie haben eine Gruppe von vier Freeridern erfasst, die in der Wildruhezone unterwegs waren.
  • Von vier Personen kann nur eine lebend gerettet werden.
  • Ein früherer Chef der Bergrettung kritisiert, dass die Leute trotz zweithöchster Lawinengefahrenstufe abseits der Piste fuhren.

Am Ostermontag sind am Riffelberg bei Zermatt viele Wintersportler unterwegs. Sie freuen sich, dass sich das Wetter endlich geändert hat: Nachdem es in den Tagen zuvor stürmisch und bedeckt war, scheint endlich wieder die Sonne. 

Es ist kurz nach 14 Uhr, als die Lawinen in einer Wildruhezone abgehen. Touristen filmen die Schneemassen, die den Hang herunterrasen: «Solch dramatische Bilder direkt vom Pistenrand habe ich noch nie gesehen», räumt Anjan Truffer, der Chef Zermatter Bergrettung, im Gespräch mit dem «Walliser Boten» ein.

Viele Menschen werden Zeuge, wie die Lawine auch eine Gruppe von Freeridern erwischt. Das wird nach dem Abgang zunächst zum Problem, weil es so viele verschiedene Aussagen gibt. «Wir wussten lange Zeit nicht, wie viele Personen verschüttet worden sind», sagt Truffer.

«Bedingungen für die Retter sehr schwierig»

Auch das Terrain macht den Helfenden zu schaffen. «Die Lawine ging hinunter bis in den Wald, deshalb war das Gelände sehr unübersichtlich und die Bedingungen für die Retter sehr schwierig», erklärt Truffer. 45 Personen suchen fieberhaft nach den Verschütteten. Vier Helikopter und acht Suchhunde unterstützen sie dabei.

Von vier Vermissten können drei nur tot geborgen werden. «Bei der verletzten Person war viel Glück im Spiel und in solchen Situationen hilft der Zufall auch mit», so Truffer. Die Wintersportler hätten allerdings gewarnt sein müssen: An diesem Tag ist die zweithöchste Lawinengefahrenstufe ausgerufen worden.

Der Chef der Zermatter Bergrettung will sich zu diesem Aspekt nicht äussern. Eine seiner Vorgänger wird dagegen deutlich: Bruno Jelk sagt dem SRF vor dem Bekanntwerden von drei Todesopfern, er verstehe nicht, warum sich die Leute bei dem Wetter abseits der Pisten aufhielten. «Die Warnung wird einfach missachtet und ignoriert.»

Vorbei ist es mit der Lawinengefahr in den Bergen noch nicht: Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung warnt auch heute vor «erheblicher Gefahr» in weiten Teilen der Alpen.