Am 25. Januar 2022 beginnt der Prozess gegen den Banker Pierin Vincenz. So kommentiert das Netz seine angeblichen Eskapaden.
21.01.2022
Seit vor 15 Jahren der Crossair-Absturz verhandelt worden ist, hat die Schweiz keinen solchen Prozess mehr gesehen. Die Verhandlung gegen Ex-Banker Pierin Vincenz und Co sprengt schon vor Beginn die Dimensionen.
Von Philipp Dahm
24.01.2022, 00:00
24.01.2022, 08:32
Philipp Dahm
Am 25. Januar 2022 eröffnet das Bezirksgericht Zürich im Volkshaus die Verhandlung gegen den Ex-Banker Pierin Vincenz und Beat Stocker, der ehemalige Chef der Kreditkartenfirma Aduno, die heute Viseca heisst. Zusammen mit fünf weiteren Angeklagten wird ihnen Mithilfe unter anderem zu Betrug und Veruntreuung vorgeworfen. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe, einer hat einen Strafbefehl akzeptiert.
3,5 Monate ...
... sassen Vincenz und Stocker bereits in Untersuchungshaft, nachdem im Februar 2018 die Handschellen klickten. «Gleich zu Beginn wurde mir im Gefängnis Pfäffikon Zürich ein Stapel mit Bettlaken und einem Badetuch gereicht», erinnerte sich Stocker in der «NZZ am Sonntag». «Obendrauf lag ein rosarotes Kondom. Und dann hiess es, Sie können jetzt duschen, Herr Stocker. Ich dachte, ou Stocker, das kommt nicht gut.» Vincenz kommentierte, er gönne so eine Erfahrung wie in den letzten Wochen neimandem.
4 Tage ...
... waren zunächst für den Prozess angesetzt. Inzwischen sind es fünf, doch das wird bei Weitem nicht ausreichen. Wenn ab Donnerstag nicht mehr im Volkshaus getagt werden kann, wird es zudem eng werden.
6 Jahre ...
... Haft drohen Vincenz und Stocker maximal.
39 Stunden ...
... Redezeit haben sechs der sieben Verteidigerteams zusammen bis Donnerstag beantragt. Das war dem Bezirksgericht gemäss «Inside Paradeplatz» zu viel: Der Richter habe «diejenigen Anwälte um eine Verdichtung gebeten, die sehr lange Plädoyers geplant haben».
364 Seiten ...
... ist die Aklageschrift dick.
526 Aktenordner ...
... und 49 Kisten mit beschlagnahmten Material hat die Staatsanwaltschaft angehäuft, schreibt die «NZZ am Sonntag».
700 Franken ...
... soll laut Staatsanwalt ein Nachtessen mit einem Tinder-Date im Zürcher Hotel Storchen gekostet haben, das mit der Firmen-Kreditkarte von Raiffeisen bezahlt worden sein soll.
3778 Franken ...
... sollen sogar im Juni 2014 im noblen Park Hyatt in Zürich angefallen sein, als in einer Nacht mit einer «Tänzerin» das Hotelzimmer verwüstet worden ist, so die Staatsanwaltschaft. In der Suite 507 soll es Ärger gegeben haben, weil Vincenz dort mit einer Dame zugange gewesen sein soll, als um 2 Uhr eine Tänzerin auf der Matte stand und durchdrehte.
16'835 Franken ...
... soll Stocker innert sechs Jahren zu Unrecht als Spesen abgerechnet haben, so die Anklage. «Natürlich war ich auch einmal in Bars oder in Striplokalen», wehrte sich der Beschuldigte, «oftmals sind das die einzigen Orte, wo man spätabends noch Abendessen oder einen Drink nehmen kann nach einer Sitzung. Als CEO der Aduno ging ich zudem mit Gästen bewusst zu Aduno-Kunden wie dem King’s Club in Zürich.» Vincenz kommentierte: «Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, wünsche ich niemandem.»
Über 30'000 Franken ...
... Honorar für einen Anwalt sollen ebenfalls auf die Spesenabrechnung gegangen sein, nachdem eine der Damen vom Juni 2014 (siehe oben) Schadensersatz wollte. Später sollen in der Sache erneut 48'125.25 Franken fällig geworden sein, ergänzt «Blick».
Gut 32'000 Seiten ...
... kommen zur Anklage im Punkt «Beweiserhebungen» hinzu.
50'000 Franken ...
... hat Stocker ab 2011 als Vincemz' Straegie-Berater kassiert – pro Monat. Anfangs habe er einen Tagessatz von 3500 Franken pro Tag gehabt, dann aber mit Raiffeisen ein monatliches Honorar von 50'000 vereinbart.
560'709.10 Franken ...
... haben die Auswüchse die Raiffeisen gekostet, glaubt die Anklage. Davon sollen circa 200'000 im Rotlichtmilieu ausgegeben worden sein. Allerdings hat Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm laut «watson» die Spesenrechnungen abgesegnet.
Fast sechs Millionen Franken ...
... hat Stocker nach eigener Aussagen an Vincenz verliehen. Im Juni 2014 habe Vincenz erstmals angefragt, so Stocker. «Ich brauche sofort eine Million», habe er am Telefon gesagt. «Es ist etwas passiert. Frag nicht nach, ich brauche das Geld dringend, und ich brauche es cash.» Im Juni 2015 habe er nochmal 2,9 Millionen vorgestreckt. Vincens habe für 140 Franken pro Stück Leonteq-Aktien gekauft, die aber nicht auf 400 Franken stiegen, sondern 24 Franken sanken.
9 Millionen Franken ...
... an unrechtmässig erworbenen Erlösen müsste Vincenz im Falle einer Verurteilung zurückzahlen.
16 Millionen Franken ...
... an unrechtmässig erworbenen Erlösen würden im Falle einer Verurteilung von Stocker zurückgefordert werden.
24 Millionen Franken ...
... sollen sich Vincenz und Stocker erschlichen haben, als die Raiffeisen die Firma Investnet und Aduno die Unternehmen Commtrain, Genève Credit & Leasing (GCL) und Eurokaution übernommen haben, glaubt die Anklage.
38 Millionen Franken ...
... netto hat Pierin Vincenz zwischen 2005 und 2015 als Raiffeisen-CEO verdient.