Fragen und Antworten Wieso können nur Zürcher*innen über Elternzeit abstimmen?

Von Alex Rudolf

7.5.2022

Nach dem ersten Corona-Jahr ist die Anzahl der Geburten in Deutschland von Januar bis Mai 2021 nur leicht angewachsen.
Nach dem ersten Corona-Jahr ist die Anzahl der Geburten in Deutschland von Januar bis Mai 2021 nur leicht angewachsen.
Fabian Strauch/dpa

Die Zürcher*innen befinden am 15. Mai über eine Vorlage, die es in sich hat. Geht es nach den Initiant*innen von Elternzeit, erhielten Mütter und Väter je 18 Wochen bezahlten Urlaub.

Von Alex Rudolf

Bei der Geburt eines Kindes stehen der Mutter zwölf Wochen Mutterschaftsurlaub zu, dem Vater seit diesem Jahr zwei. Dies sei nicht genug, moniert das Komitee der Elternzeit-Initiative. Sie fordern für beide Elternteile je 18 Wochen Urlaub im Kanton Zürich. Übernähme er damit eine Vorbildfunktion? Oder geriete der Wirtschaftsmotor der Schweiz ins Stottern? Hier findest du die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was wollen die Initiant*innen konrekt?

Durch die Aufstockung der Elternzeit um vier Wochen bei Frauen und 16 Wochen bei Männern erhoffen sich die Initiant*innen mehr Gleichstellung. Frauen sollen auf dem Arbeitsmarkt weniger benachteiligt werden, weil fortan auch Männer Elternzeit beziehen würden.

«Nur durch gleich lange Elternzeit für beide Elternteile ist ein entscheidender Schritt Richtung Gleichstellung möglich. Denn nur so verlieren Frauen ihren Nachteil auf dem Arbeitsmarkt, stets unter dem ‹Verdacht› des Kinderbekommens und eines zu erwartenden Ausfalls zu stehen», schreiben die Initiant*innen. Zudem würde die Bindung zwischen den Eltern und dem Kind auf diese Weise gestärkt, heisst es weiter.

Lanciert wurde die Initiative von der SP, doch befinden sich auch Grüne und Grünliberale im Ja-Komitee.

Wie hoch wären die Kosten?

Laut Berechnungen des Kantons würden sich jährlich direkte Kosten von 420 Millionen Franken ergeben. Getragen würden sie je hälftig von den Erwerbstätigen und den Arbeitgebenden. Während der Elternzeit würden Bezüger*innen 80 Prozent ihres Lohnes ausbezahlt erhalten.

Für den Regierungsrat sind diese Kosten zu hoch. So habe sich die Zürcher Wirtschaft eben erst von der Pandemie erholt, eine Zusatzbelastung wäre nicht angebracht, sagte Regierungsrat Mario Fehr (parteilos) an einer Medienkonferenz. Er sagte aber auch, dass er durchaus für eine moderate Erhöhung der Elternzeit zu haben wäre: «Dies müsste aber auf nationaler Ebene geschehen.»

Der «Tages-Anzeiger» geht davon aus, dass die Kosten deutlich tiefer liegen würden, da der Regierungsrat davon ausgegangen sei, dass sämtliche Neu-Väter die volle Zeit beziehen würden. Dies sei aber nicht zu erwarten.

Die Gegner*innen gehen jedoch davon aus, dass es noch teurer wird, als vom Regierungsrat berechnet. Demnach sollen indirekte Kosten aufgrund von Arbeitsausfällen den Preis für die Elternzeit im Kanton auf bis zu 2 Milliarden Franken erhöhen. Produktionsausfälle und ein grösserer Organisationsaufwand seien Beispiele. Konkrete Studien oder Berechnungen legt das Komitee aber keine vor. Der «Tages-Anzeiger» spricht hier von «Angstmacherei».

Warum Kantönligeist bei diesem Thema?

Eines der Hauptargumente der Gegner ist, dass die Initiative gegen das geltende Recht verstösst. So liege die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs bei privatrechtlichen Arbeitsverhältnissen beim Bund. Die Befürworter*innen halten dagegen, dass es auf nationaler Ebene zwar Bestrebungen für eine Elternzeit gebe. Dass vier Wochen Vaterschaftsurlaub im vergangenen Jahr im Parlament keine Chancen hatten, zeige, dass es Kantone braucht, die «fortschrittliche» Lösungen aufzeigen.

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