SexualstrafrechtSibel Arslan: «Opfer müssen nicht mehr Narben vorweisen»
Von Gil Bieler, Bern, und Nicole Agostini (Video)
7.3.2023
Revision Sexualstrafrecht: «Das sind kleine grosse Schritte seitens des Ständerats»
Beim Sexualstrafrecht bleibt der Ständerat seiner Linie treu, geht aber teilweise auf den Nationalrat zu. Reicht das für Befürworter*innen der «Nur Ja heisst Ja»-Lösung? Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan antwortet.
07.03.2023
Beim Sexualstrafrecht bleibt der Ständerat seiner Linie treu, geht aber teilweise auf den Nationalrat zu. Reicht das für Befürworter*innen der «Nur Ja heisst Ja»-Lösung? Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan antwortet.
Von Gil Bieler, Bern, und Nicole Agostini (Video)
07.03.2023, 14:19
07.03.2023, 16:36
Gil Bieler, Bern, und Nicole Agostini (Video)
Die Revision des Sexualstrafrechts geht in die nächste Runde im Parlamentsbetrieb. Am Dienstag beugte sich der Ständerat darüber – und schwenkte nicht auf Linie des Nationalrats um. Stattdessen bleibt der Ständerat bei der sogenannten Widerspruchslösung, also auf dem Grundsatz: «Nein heisst Nein».
Dies im Unterschied zum Nationalrat, der das «Nur Ja heisst Ja»-Modell bevorzugt, also die Zustimmungslösung. Laut dieser müssen alle Beteiligten sexuellen Handlungen zustimmen.
Dennoch kommt der Ständerat der grossen Kammer entgegen: So soll das sogenannte Freezing neu als Tatbestand gelten. Wenn Opfer von sexueller Gewalt in eine Schockstarre verfallen und sich nicht aktiv körperlich wehren können, soll das ebenfalls als Ablehnung – als Nein – gelten.
Die beiden Modelle
Nur Ja heisst Ja (Zustimmungslösung): Das Modell erfordert die ausdrückliche oder implizite Zustimmung. Nur so ist eine sexuelle Handlung straffrei. Schweden kennt dieses Modell seit 2018. Für diese Lösung sprechen sich hierzulande Amnesty International sowie SP und Grüne aus.
Nein heisst Nein (Widerspruchslösung): Hier muss das Opfer seine ablehnende Haltung zum Ausdruck bringen. Unterschied: Es muss sich nicht körperlich wehren – ein Nein genügt. Deutschland hat dieses Nein-Modell. In der Schweiz befürwortet dies etwa die SVP.
Und ein zweites Kompromissangebot seitens Ständerat: Gerichte sollen Sexualstraftäter neu zu Präventionsprogrammen verpflichten können.
Im Ständerat lautet der Tenor, mit diesen Anpassungen werde ein guter Kompromiss erreicht. Ob das auch die Befürworter*innen der Zustimmungslösung so sehen? blue News hat bei Sibel Arslan, Grünen-Nationalrätin aus Basel-Stadt und Mitglied der nationalrätlichen Rechtskommission, nachgefragt.
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