Presseschau UBS-CS-Deal«Ein historischer Skandal» – «Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht»
SDA/dor
20.3.2023 - 06:13
CS-Präsident: Probleme haben sich über Jahre aufgebaut
Nach Ansicht von CS-Präsident Axel Lehmann haben über Jahre aufgebaute Probleme nun das Fass zum Überlaufen gebracht und der Bank das Genick gebrochen. «Wir sind eingeholt worden von Altlasten und von Risiken, die sich nun materialisiert haben», sagte der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse am Sonntag vor den Medien in Bern.
20.03.2023
Politik und Aufsichtsbehörden haben übers Wochenende die Übernahme der taumelnden Credit Suisse durch die UBS erzwungen. Das Image der Schweiz als stabiler Finanzplatz nimmt nachhaltig Schaden – zurück bleiben nur Verlierer. Das ist der Tenor der Schweizer Presse.
20.03.2023, 06:13
20.03.2023, 08:55
SDA/dor
Die Grossbank UBS hat ihre schwer angeschlagene Rivalin Credit Suisse übernommen. Die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank kam auf Druck der Politik und der Aufsichtsbehörden zustande, nachdem sich die Situation der CS drastisch verschlechtert hatte. Der Transaktion war ein das ganze Wochenende dauernder Verhandlungsmarathon vorangegangen, in den neben den Vertretern der beiden Banken Bundesräte, Nationalbank und Finanzmarktaufsicht involviert waren. Das sagen die Schweizer Medien dazu:
Tamedia: « Diese Übernahme ist ein historischer Skandal»
Für Tamedia ist die Übernahme der Credit Suisse durch die Grossbank UBS ein «historischer Skandal». Bund, Finma und Nationalbank hätten sich von der UBS über den Tisch ziehen lassen. Die neue Mega-Bank habe die Vorteile. Steuerzahler, Kunden und Mitarbeitende die Nachteile. Die grösste Schweizer Bank reisse sich die 166-jährige Schweizer Institution Credit Suisse für einen Kaufpreis von drei Milliarden Franken, nicht einmal die Hälfte des ohnehin tiefen Börsenwertes der Credit Suisse, unter den Nagel. Die Massnahmen des Bundes belasteten die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen mit einem Risiko von 9 Milliarden Franken. Das Image der Schweiz als stabiler Finanzplatz habe durch das Ende der Credit Suisse nachhaltig Schaden genommen.
NZZ: «Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht»
Das Scheitern der Credit Suisse habe noch vor Monaten niemand für möglich gehalten, kommentiert die «Neue Zürcher Zeitung». Ein Unfall sei dies allerdings nicht gewesen. Die Schweizer Bank habe 2007 einen Börsenwert von 100 Milliarden Franken gehabt, letzten Freitag seien davon noch 7 Milliarden übrig gewesen – gleich viel wie die Waadtländer Kantonalbank. Es habe somit eine Wertvernichtung riesigen Ausmasses stattgefunden, verantwortet von Managern, die Risiken fahrlässig unterschätzt hätten, und hilflosen Verwaltungsräten, die in der Kontrolle zu oft versagt hätten. Dass Nationalbank und Finanzaufsicht auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gedrängt haben, habe mit der Furcht vor einer montäglichen Börsenpanik und Druck aus Washington und London zu tun gehabt. «Die Schweiz hat sich jetzt zwar einer Zombie-Bank entledigt, wacht am Montag jedoch mit einer Monster-Bank UBS auf», schreibt die NZZ.
Der Fall Credit Suisse ist auch ein Fall Schweizer Finanzplatz, kommentiert der «Blick». Die Schweiz habe geschlafen und viel zu lange zugeschaut, wie die einst stolz Escher-Bank sehenden Auges in den Untergang schlitterte. Doch «warum sind die Behörden nicht früher eingeschritten, als immer klarer wurde, dass der Umbauplan der Bank nicht aufgehen kann» , fragt die Zeitung. Und «wieso habe es keine Alarmsignale von Seiten anderer Schweizer Banken gegeben?» «Warum brauchte es erst den Druck ausländischer Aufsichtsbehörden und Finanzministerien» bis die Schweizer über Nacht eine Notlösung zimmerten? Diese Fragen müssten, so der Blick, dringend beantwortet werden. Denn zurück blieben nur Verlierer.
Am Ende blieb keine andere Wahl, kommentiert die «Aargauer Zeitung». Es habe bis Sonntagabend eine Lösung her gemusst – noch bevor die ersten Börsen in Asien öffneten. Sonst wäre die Credit Suisse am Montag kollabiert, das Schweizer Finanzsystem wäre erschüttert worden – und mit ihm das globale Finanzsystem. Es hätte ein Flächenbrand, eine internationale Bankenkrise ausgelöst werden können. Dieses Risiko wollte in der Schweiz niemand eingehen. «Unter solch gewaltigem Druck können keine guten Lösungen gefunden werden, und was gestern Abend in Bern kommuniziert wurde, ist nicht nur schlecht, es ist katastrophal», schreibt die Zeitung. Die Credit Suisse werde geopfert, für grössere Ziele, für die Stabilität des Finanzsystems. Die UBS übernehme die CS zu einem Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken, und lasse sich die übernommenen Risiken vom Bund mit einer Garantie von 9 Milliarden Franken abgelten.
Südostschweiz: «Tragisches Ende eines Trauerspiels»
Der Kommentar der «Südostschweiz» bezeichnet das Ende der Credit Suisse als tragisch und traurig. Es sei tragisch, weil die Bank kapitalmässig eigentlich gut aufgestellt gewesen sei und Verwaltungsrat und Konzernspitze eine Vorstellung gehabt hätten, wie die CS in zwei, drei Jahren wieder auf stabile Beine kommen könnte. Die durch Bankenpleiten in den USA ausgelösten Unsicherheiten, welche später durch hochgradig ungeschickte Aussagen des saudischen CS-Grossaktionärs Saudi National Bank befeuert wurden, hätten der Credit Suisse diese Chance aber entrissen. Die Schuld für ihren Zusammenbruch nun bei äusseren Umständen zu suchen, wäre jedoch zu einfach. Vielmehr sei das Ende der CS auch das Ende eines jahrelangen Trauerspiels von Managementversagen sowie Skandalen, welche die Bank überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hätten, aus der sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.
La Liberté: «Das Undenkbare ist geschehen»
Das Undenkbare ist geschehen und das blitzschnell, kommentiert die Zeitung «La Liberté» die Übernahme der CS durch die Grossbank UBS. Die Credit Suisse sei in der vergangenen Woche das Opfer einer spektakulären Vertrauenskrise geworden. Der Bundesrat habe bei seinen Massnahmen keine Wahl gehabt. Die Zeitung fragt vor allem nach dem Schicksal der Mitarbeitenden. Was auch immer die Manager sagten, das Ergebnis werde für sie «schmerzhaft» sein. Auch für die Steuerzahler zeichne sich ein bitterer Beigeschmack ab, da die Schweizer Nationalbank bis zu 200 Milliarden Franken vorstrecken müsse, so die Zeitung.
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