«Das geht einfach nicht» Epidemiologe kritisiert Schweizer Corona-Krisenmanagement

SDA

28.8.2020

Epidemiologe Marcel Salathé kritisiert das Schweizer Corona-Krisenmanagement. (Archivbild)
Epidemiologe Marcel Salathé kritisiert das Schweizer Corona-Krisenmanagement. (Archivbild)
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Der Schweizer Epidemiologe Marcel Salathé übt scharfe Kritik am hiesigen Management der Coronakrise. Verbessert werden müssten insbesondere das Testen und das Tracing.

Der Epidemiologe Marcel Salathé kritisiert das Krisenmanagement von Bund und Kantonen. Das Testen und das Contact-Tracing von Corona-Fällen funktioniere in der Schweiz überhaupt nicht. Es dauere alles viel zu lange.

«Es ist Sommer und wir haben bereits steigende Zahlen. Darum müssen wir dringend das Testen und Tracen verbessern. Das müssen wir ernst nehmen, subito», sagte Salathé in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen.

Beunruhigende Zahlen

Die Zahlen beunruhigten ihn. «Man testet nur ein bisschen mehr und wir haben frappant höhere Zahlen.» Die Dynamik gehe vollständig in die falsche Richtung. «Wir haben ein hohes Wachstum auf einer hohen Fallzahl und wir kriegen sie nicht in den Griff.»

Gleichzeitig ist Salathé überzeugt, dass es nicht viele zusätzliche Massnahmen braucht. «Man müsste gar nicht so viel mehr machen als bisher. Das ist vielleicht der Lichtblick. Aber man müsste es besser machen.»



Beim Contact-Tracing gehe es letztlich darum, dass man genau die Leute in Quarantäne setzen kann, die möglicherweise das Virus übertragen könnten. Das sei die intelligente Alternative zum Lockdown, der sei schliesslich die kollektive Quarantäne, sagte der Epidemiologe. Wenn das Contact-Tracing sauber klappen würde, würde das reichen.

Kantone müssen umdenken

«Noch immer warten viele zwei, drei Tage auf das Testergebnis und dann nochmals zwei drei Tage, bis der Contact-Tracer anruft. Dann ist es natürlich schon gelaufen mit vielen Ansteckungen.»

Das sei nicht verständlich. Es braucht ein Umdenken bei den Kantonen. «Es muss eine ganz kurze Frist geben zwischen dem Test und dem ersten Anruf des Contact-Tracers.» Die Swiss-Covid-App könne dabei einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie richtig eingesetzt werde. Aber dafür müsse der Code zur Information des App-Systems nach einem Test rasch an die Betroffenen weitergeleitet werden.



«Ich kriege auch graue Haare, wenn ich höre, dass Leute 42 Stunden warten mussten auf den Code. Der ganze Prozess, bis der Contact-Tracer anruft, dauerte sogar 60 Stunden. Das geht einfach nicht. So bekommen wir das Virus nicht unter die Kontrolle.»

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