Die Umstände sind eigentlich perfekt, als der Helikopter am 2. April mit sechs Personen zum Walliser Gebirgslandeplatz Petit Combin aufsteigt: Blauer Himmel, Sonnenschein und perfekter Powder-Schnee locken die Wintersportler. Kaum ein Lüftchen weht, dass dem Fluggerät gefährlich werden könnte.
Doch als die Gruppe den Gipfel erreicht, passiert das Unglück: Der Helikopter rutscht aus noch ungeklärter Ursache am Hang herunter und löst zudem noch eine Lawine aus. Ein Skifahrer in einem zweiten Helikopter sieht alles mit an.
«Wir sind nach ihnen auf der Südseite vom Petit Combin gelandet und haben die Lawine gesehen», sagt der Augenzeuge dem «Telegraph». «Es war schrecklich. Wir konnten den Helikopter nicht mehr sehen, er wurde von der Lawine eingenommen. Wir hörten den Crash über Funk.»
Courage greift ein
Die Maschine vom Typ Airbus H125 rutscht an der steilen Nordflanke 800 Meter in die Tiefe. Drei Personen finden dabei den Tod: Der Pilot, der Bergführer und ein junger Skifahrer überleben den Unfall nicht. Dass nicht auch die drei weiteren Passagiere umkommen, ist einem Briten zu verdanken, der ausgerechnet Edward Courage heisst.
Der Mann in den 60ern handelt schnell und schlau: Als der Helikopter abrutscht, stösst er zwei britische Brüder aus der Maschine und springt selbst heraus, bevor die Lawine den Heli in eine Felsspalte mitreisst. Rettungskräfte können sowohl die Brüder als auch ihren Landsmann bergen: Um Courage aus der Spalte zu befreien, ist die Bergrettung jedoch fünf Stunden im Einsatz.
Courage trägt einige Knochenbrüche davon, weiss der «Telegraph». Er soll in der englischsprachigen Kirchengemeinde von Verbier bekannt sein, schreibt die Zeitung. Einer der beiden Brüder, die er gerettet hat, konnte das Spital bereits wieder verlassen.
«Ein verheerender Verlust für die ganze Gemeinschaft»
Der Pilot der Unglücksmaschine arbeitete seit September 2022 für Air-Glaciers und war ein erfahrener Ausbildner. Der verstorbene Bergführer war gebürtiger Amerikaner und ein «hoch respektierter und geschätzter lokaler Guide», sagt Tom Avery, CEO of Ski Verbier Exclusive. «Es ist ein verheerender Verlust für die ganze Gemeinschaft.» Der Verstorbene hinterlässt eine Frau und eine dreijährige Tochter.
Der «Walliser Bote» spekuliert, dass aufgewirbelter Pulverschnee das Unglück verursacht haben könnte. Es könnte zu einem sogenannten Whiteout gekommen sein, bei dem der Horizont verschwindet. «In diesem Moment weisst du nicht mehr, wo oben und unten ist. Aber dieses Phänomen kannst du nicht überlisten», sagt ein Pilot der Zeitung.
«Knapp über Boden im aufgewirbelten Schnee zu schweben, ist besonders anspruchsvoll», bestätigt Luftfahrtexperte Hansjörg Egger dem «Walliser Boten»: «Es besteht die Gefahr eines ungewollten Bodenkontakts mit Kufe oder Rotor, der den Heli in eine schwierige Lage bringen kann.»