Glarner Sportbahnen zittern Bleibt der Schnee aus, war's das mit Skifahren in Braunwald

Lea Oetiker

16.10.2024

Insbesondere tiefer gelegene Skigebiete haben mit höheren Temperaturen und weniger Schnee zu kämpfen: Schneeschuh-Wanderer im nebligen Braunwald.
Insbesondere tiefer gelegene Skigebiete haben mit höheren Temperaturen und weniger Schnee zu kämpfen: Schneeschuh-Wanderer im nebligen Braunwald.
KEYSTONE

Um die Lifte der Sportbahnen Braunwald steht es nicht gut. Hat es diese Saison zu wenig Schnee, werden sie die Saison nicht überleben. In Frankreich und in Deutschland ist das längst Realität.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Um die Skigebiete in den Bergen steht es schlecht. Durch die steigenden Temperaturen gibt es immer weniger Schnee auf den Pisten.
  • Besonders davon betroffen sind die Lifte der Sportbahnen Braunwald. 
  • In Frankreich und in Deutschland mussten ganze Skigebiete bereits schliessen.

Grüne Berglandschaften und Skipisten aus technischem Schnee. Um die Skigebiete in den Bergen steht es schlecht. Vor allem für die Lifte der Sportbahnen Braunwald. 

Die Lifte der Sportbahnen Braunwald laufen nächstes Jahr nämlich nur noch an, wenn es diese Saison einen guten Winter gibt, berichtet die «Südostschweiz». 

Bereits im Geschäftsjahr 2022/23 waren die Zahlen rot: Eine Million Franken Verlust. Die vergangene Saison hat dann nochmals ein finanzielles Loch von 2,3 Millionen Franken in die Kasse gerissen. Grund dafür: Es hat einfach zu wenig Schnee.

Betrieblicher Aufwand wächst auf knapp 4,8 Millionen

Doch nicht nur damit hat das Skigebiet zu kämpfen. Wie die Zeitung schreibt, sei der Umsatz im letzten Geschäftsjahr zwar um 28 Prozent auf 2,85 Millionen Franken gestiegen, die Erträge in den Restaurants haben sich sogar verdoppelt. Aber: Der betriebliche Aufwand wächst mit 58 Prozent auf knapp 4,8 Millionen Franken zu stark.

Vor wenigen Wochen kam dann die Rettung für die kommende Saison: Aktionäre der Sportbahnen haben neues Kapital in der Höhe von 1,7 Millionen Franken eingeschossen. 

Im Geschäftsbericht heisst es, der Fortbestand werde «positiv eingeschätzt, sofern die klimatischen Bedingungen einen normalen Winterbetrieb 2024/25 zulassen». Das heisst: Gibt es diese Saison nicht genügend Schnee, werden die Sportbahnen Braunwald nicht überleben.

Nutzniesser sollen künftig einen Geldbetrag zahlen müssen

Aber auch wenn es genügend Schnee gibt, ist eine langfristige Lösung bitter nötig. Denn den Sportbahnen fehlen jedes Jahr 800'000 Franken für eine ausgeglichene Rechnung. Für das Geld aufkommen sollen Nutzniesserinnen und Nutzniesser wie Hotels, Geschäfte und Besitzer von Ferienunterkünften, indem sie jährlich einen gewissen Beitrag bezahlen.

In der ersten Jahreshälfte von 2025 soll über die gewünschte finanzielle Beteiligung entschieden werden. Würden Nutzniesserinnen und Nutzniesser diesen Vorschlag ablehnen, müssten die Sportbahnen einzelne oder sogar alle Bahnen abstellen.

In Frankereich sind ganze Skigebiete bereits zu

In Frankreich ist dieses Szenario bereits eingetroffen. Ganze Skigebiete gehen dort zu. Das jüngste Beispiel: Das Skiressort Alpe du Grand Serre in der Gemeinde La Morte, 150 Kilometer südwestlich von Genf gelegen.

Der erste Skilift nahm 1939 den Betrieb auf, nur wenige Wochen vor dem ersten Skitag der Saison hat das Skigebiet den Betrieb endgültig eingestellt, wie der französische Sender TF1 berichtet. Es liegt auf 1400 Meter über Meer in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Die Bahnen fuhren bis auf 2180 Meter hoch, zuletzt waren elf Skilifte und drei Sessellifte mit 55 Pistenkilometern in Betrieb. Auch keine grossen Renovationsarbeiten gibt es, die Bahnen sind im Schuss und die Pistenfahrzeuge gewartet. 

Viele Personen verlieren ihren Job und bangen um Existenzgrundlage

Mit der Schliessung verlieren 20 Skilehrerinnen und Skilehrer ihren Job. Der Skivermieter und seine Frau im Dorf verliert seine Existenzgrundlage. Wer bereits eine Saisonkarte bleibt vermutlich auf ihnen sitzen. Auch die Besitzerinnen und Besitzer von den 700 Ferienwohnungen sind vor den Kopf gestossen. Sogar die Bäuerin, die ihren Heissenkäse bisher im Ort an die Touristen verkauft hat, macht sich Sorgen.

Doch die Schliessung des Skigebietes Alpe du Grand Serre ist kein Einzelfall. In den letzten 50 Jahren wurden in Frankreich 180 unrentable Skigebiete geschlossen. 

Auch das Skigebiet Le Grand Puy stellt den Betrieb dieses Jahr ein, es haben zu wenig Schnee. Das auf eine Höhe von 1370 bis 1800 Meter über Meer. Weil es immer werden wird, war die Abfahrt in den letzten Jahren oftmals komplett grün.

Zudem gingen die Umsätze in den letzten Jahren um 60 Prozent zurück. Die Gemeinde halft mit jährlich 350'000 Euro aus. Stimmberechtigte wollten aber keine weiteren Investitionen. Bis schliesslich mit 71,3 Prozent entschieden wurde, dass Skigebiet einzustellen. Die fünf Lifte werden abgebrochen und verkauft.

Doch nicht nur in Frankreich machen die Skigebiete zu, auch in Deutschland ist es so weit. Die Anlage am Jenner am Königssee wird diese Saison nicht in Betrieb genommen und auch sonst nicht mehr. Erst vor kurzem wurden noch Millionen in deren Modernisierung gesteckt, aber es habe einfach zu wenig Schnee.