Amerikanerin starb in Todeskapsel Augenzeugin berichtet vom erstmaligen Sarco-Einsatz

dmu

28.9.2024

Am Montag ist die Sterbehilfekapsel Sarco im Kanton Schaffhausen erstmals zum Einsatz gekommen.
Am Montag ist die Sterbehilfekapsel Sarco im Kanton Schaffhausen erstmals zum Einsatz gekommen.
Archivbild: Keystone

Eine niederländische Fotografin war am Montag in Merishausen SH vor Ort, als eine Amerikanerin in der Suizidkapsel Sarco starb. Nun hat sie ihre Eindrücke geschildert.

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  • Am Montag hat sich eine 64-jährige US-Amerikanerin mit der Suizidkapsel Sarco das Leben genommen.
  • Eine niederländische Fotografin war als Augenzeugin beim erstmaligen Einsatz des Sterbehilfegeräts vor Ort.
  • In einem Medienbericht schildert sie ihre Eindrücke.

Am Montag rücken Beamte der Schaffhauser Polizei in ein Waldstück bei Merishausen aus. Kurz zuvor ist die Staatsanwaltschaft von einem Anwalt darüber informiert worden, dass dort die Suizidkapsel Sarco angewendet worden sei.

Die ausgerückten Einsatzkräfte stellen die Kapsel sicher und bringen die verstorbene Person, eine 64-jährige US-Amerikanerin, die seit vielen Jahren an einer Immunschwäche gelitten hat, zur Obduktion nach Zürich. Mehrere Personen werden vorübergehend festgenommen.

Unter den Verhafteten ist auch eine niederländische Fotografin. In der Zeitung «Volkskrant» beschreibt sie, wie sie den erstmaligen Einsatz der Todeskapsel erlebt hat. 

Demnach sei die Amerikanerin nach einem kurzen Moment der Andacht vor der Kapsel ohne zu zögern eingestiegen und habe sich hingelegt. Daraufhin habe sie ein Computerprogramm aktiviert und eine Roboterstimme meldete sich. Nach ein paar Fragen habe diese gesagt: «Wenn Sie sterben wollen, drücken Sie diesen Knopf.» Die Frau habe keine Sekunde gezögert.

Der Kapsel sei kurz darauf Stickstoff hinzugefügt und Sauerstoff entzogen worden. Um 16.01 Uhr wurde die Amerikanerin für tot erklärt. «Friedlich und schmerzlos», beschreibt die Fotografin das Ableben.

Mündliche Erklärung

Sarco-Erfinder Philip Nitschke sei von Deutschland aus zugeschaltet gewesen. Der 77-jährige gebürtige Australier lebt in den Niederlanden.

Die Amerikanerin habe vor ihrem Tod eine mündliche Erklärung abgeben müssen. In der mehr als vierminütigen Aufzeichnung habe sie unter anderem gesagt, wie sie heisst und ihr Leiden beschrieben. Ihre beiden Söhne, die nicht anwesend waren, würden ihren Entscheid unterstützen.

Die Staatsanwaltschaft hat derweil mitgeteilt, für eine Person unter den Verhafteten einen Antrag auf Untersuchungshaft gestellt zu haben. Die übrigen Festgenommenen seien im Verlauf der Woche wieder entlassen worden.