Kanton vergantet Luxusgüter Rentner prellt Bern um Millionen – Hunderte Taschen zu haben

Samuel Walder

28.10.2024

200 Luxushandtaschen werden vom Kanton Bern versteigert.
200 Luxushandtaschen werden vom Kanton Bern versteigert.
IMAGO/UPI Photo

Ein Mann hat den Kanton Bern über 20 Jahre betrogen. Nun wurde er wegen Steuerhinterziehung und Sozialbetrug verurteilt. Die beschlagnahmten Luxushandtaschen könnten jetzt versteigert werden, um seine Schulden zu tilgen. 

Samuel Walder

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  • Ein Berner Unternehmer wurde wegen Steuerhinterziehung und Sozialbetrug verurteilt.
  • Die beschlagnahmten Gegenstände könnten nach rechtskräftigem Urteil über die Auktionsplattform E-Gant oder öffentliche Versteigerungen verkauft werden.
  • So wolle man die Schulden des Rentners tilgen.

Ein Berner Unternehmer hat über 20 Jahre hinweg keine Steuern bezahlt, obwohl er mit seinem Temporärbüro Millionen verdiente. Das wurde vor einer Woche bekannt. Er gab sich als mittelloser Rentner aus und erhielt nach seiner Pensionierung im Alter von 63 Jahren Ergänzungsleistungen und später Sozialhilfe.

Erst im Sommer 2022 brachte der Kanton Bern eine Anzeige ein, die zu einer Hausdurchsuchung führte. In der gemeinsamen Wohnung des Mannes und seiner Ex-Frau entdeckten die Behörden Luxus-Gegenstände.

Laut Anklage schuldet der Mann dem Bund, dem Kanton und der Stadt Bern insgesamt 16,5 Millionen Franken.

Luxushandtaschen könnten jetzt versteigert werden

Jetzt schreibt das «Langenthaler Tagblatt», dass bei dem Mann unter anderem 200 Luxushandtaschen gefunden und beschlagnahmt wurden. Am Donnerstag verurteilt das Wirtschaftsstrafgericht den Mann und seine Ex-Frau wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

Die eingezogenen Gegenstände sollen entweder verwertet oder – in seltenen Fällen – vernichtet werden. Dass die teuren Handtaschen jedoch in der Entsorgung landen, ist wenig wahrscheinlich. Sie sollen versteigert werden. 

Der Kanton Bern hat eine eigene Versteigerungsplattform

In solchen Fällen beauftragen die Strafverfolgungsbehörden das Betreibungs- und Konkursamt mit der Verwertung. Eine Möglichkeit ist die Auktionswebsite E-Gant, die seit 2021 als Online-Plattform für Versteigerungen von den Betreibungs- und Konkursämtern der Kantone Bern und Thurgau betrieben wird.

Die Mehrheit der Angebote auf E-Gant stammt aus Konkursen, nicht aus Asservatenkammern der Strafprozesse. Aktuell werden dort unter anderem eine goldene Kette mit Kruzifix, ein Ford Tourneo Courier mit 61'000 Kilometern sowie GmbH-Stammanteile versteigert.

Die Website verzeichnet bislang jedoch eher verhaltenes Interesse, wie Philip Schütz, stellvertretender Chef der Betreibungs- und Konkursämter des Kantons Bern, dem Langentahler Tagblatt erklärt: «Auf der Plattform sind derzeit 5579 Personen registriert.»

Das Startgebot legt der Vermögenswert fest

Für die gepfändeten Vermögenswerte wird jeweils ein Schätzwert festgelegt, der in der Regel das Startgebot bei einer E-Gant-Auktion bildet. Bei Straffällen entscheidet jedoch die zuständige Behörde über einen Mindestpreis. 2024 fanden bislang 839 Auktionen auf E-Gant statt, davon jedoch nur eine aus einem Wirtschaftskriminalfall – dennoch wächst die Anzahl stetig, denn 2023 waren es erst 560 Auktionen.

Ob ein Objekt online versteigert oder in einer klassischen Auktion angeboten wird, hängt vom erwarteten Erlös ab. In Bern werden jährlich weiterhin 30 bis 40 öffentliche Auktionen abgehalten, auch für Grundstücke, erklärt Schütz. Die öffentlichen Versteigerungen werden vom Amt in «geeigneten Medien» wie Amtsanzeigern, Tageszeitungen oder Fachzeitschriften vermeldet.