Ferienhaus-Besitzerin genervt «Der Stoos wird völlig überrannt – schon fast wie beim Aescher»

Vanessa Büchel

24.8.2024

Die Aussicht vom Stoos ist unvergleichlich – das finden auch massenhaft Tourist*innen aus aller Welt.
Die Aussicht vom Stoos ist unvergleichlich – das finden auch massenhaft Tourist*innen aus aller Welt.
Unsplash/funstuff2see

Auf dem Stoos ist es in diesem Sommer so voll wie nie, klagt eine blue News Leserin, die im Schwyzer Erholungsgebiet ein Ferienhäuschen besitzt. Internationale Touristen würden sich zudem kaum informieren. 

Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Stoos, ein autofreies Dorf und Skiort im Schweizer Kanton Schwyz, wird bei Ausflügler*innen immer beliebter. 
  • Eine Leserin schildert blue News, wie gross der Touristenansturm in diesem Jahr ist. 
  • Die Tourist*innen würden mittlerweile aus der ganzen Welt anreisen, seien häufig nicht gut für Wanderungen gerüstet. 
  • An den Bergbahnstationen führt das zu langen Wartezeiten, auch die Parkplatz-Situation hat sich zugespitzt.

Dem Wochenendausflug lang entgegengefiebert und dann erwartet einen an der Bergbahnstation das böse Erwachen: Gefühlt Tausend andere Ausflügler hatten dieselbe Idee, wollten das gute Wetter für einen Trip in die schöne Schweizer Bergwelt ausnutzen.

Davon kann Simone P.* ein Lied singen. Für die Zürcherin war der autofreie Stoos seit jeher ein «Rückzugsort», wo sie und ihre Familie einfach mal den Stadtstress hinter sich lassen und entspannen konnten. Darum und wegen der Nähe zu Zürich hat sich Simone 2007 auch dazu entschieden, im Schwyzer Erholungsgebiet ein Ferienhaus zu kaufen.

Bedeutete der Stoos für Simone früher pure Entspannung, hat sich das heute aber deutlich geändert: «In den letzten Jahren ist es zu einem regelrechten Ansturm gekommen, die Menschen reisen aus der ganzen Welt an.» Vor allem habe sie in letzter Zeit vermehrt Tourist*innen aus dem asiatischen Raum wahrgenommen.

Die Stoosbahn, die steilste Standseilbahn der Welt mit einem Gefälle von bis zu 110 Prozent, auf einer Fahrt durch den Steilhang.
Die Stoosbahn, die steilste Standseilbahn der Welt mit einem Gefälle von bis zu 110 Prozent, auf einer Fahrt durch den Steilhang.
KEYSTONE/Urs Flueeler

Seit einer Weile ist es also aus mit der Ruhe auf dem Stoos. «Wenn wir am Wochenende hoch wollen, müssen wir jetzt immer gut planen – entweder mega früh oder ganz spät anreisen –, denn ansonsten steht man bei der Talstation einfach viel zu lange in der Schlange.»

Auch die Parkplatz-Situation habe sich zugespitzt. «Zum Teil müssen wir viel weiter weg parkieren, dann sind aber Shuttlebusse organisiert.» Das kenne die Ferienhaus-Besitzerin sonst nur vom Winter so, wenn Hochsaison ist. Simone fügt an: «Im Sommer war das bisher eigentlich nie ein Thema. Aber mittlerweile stürmen wirklich das ganze Jahr über Leute auf den Stoos.»

«Die Standseilbahn ist einfach spektakulär»

Mitunter schuld am Hype um den Stoos könnten laut der Zürcherin die neu erbaute Stoos Lodge direkt an der Bergbahnstation und auch die eindrückliche Stoosbahn selbst sein: Eine Fahrt mit der steilsten Standseilbahn der Welt ist eine beliebte Attraktion und lockt sehr viele Tagesgäste an. 

Laut dem Geschäftsbericht von Stoos-Muotatal Tourismus reisten 2023 13,4 Prozent mehr Tagestourist*innen auf den Stoos, das im Vergleich zum Vorjahr. Wurden 2022 noch 566'233 Tagesgäste verzeichnet, waren es im Jahr danach 642'155. 

Unter dem Hashtag #Stoos finden sich auf Instagram mittlerweile rund 60'000 Beiträge, auch zu sehen ist in den Posts vielfach die berühmte Standseilbahn. «Es kann sehr gut sein, dass durch Social Media der Stoos international noch berühmter wurde. Aber die Standseilbahn ist auch einfach spektakulär.»

Waren vor der Corona-Pandemie eher nur Schweizer*innen oder Besucher*innen aus dem europäischen Raum auf dem Stoos anzutreffen, sei das Publikum heute viel internationaler geworden. Was Simone «happig» findet: Viele der Tourist*innen würden sich vor ihrer Anreise zu wenig informieren und in einfachen Sommerklamotten auf dem Stoos wandern gehen. 

Der Ansturm sei noch nicht ganz so schlimm wie beim Aescher, gehe aber in diese Richtung. Simone befindet: «Für den Stoos selbst sind die vielen Besucher sicher super, die bringen bestimmt gigantische Einnahmen, aber der Ort selbst verliert dadurch stark an Authentizität.»

Völkerwanderung auf den Wanderwegen

Was braucht es, damit sich die Situation wieder bessert? «Man kann den Stoos leider nicht grösser machen, vielleicht ist es darum einfach eine neue Realität, die wir von nun an akzeptieren müssen», meint Simone. 

Bereuen tut die Zürcherin aber nicht, vor all den Jahren auf dem Stoos ein Ferienhaus gekauft zu haben: «Ich finde es immer noch wunderschön, der Stoos ist so nah von Zürich und der perfekte Ort für Familienferien, weil er autofrei ist.» Das Schwyzer Erholungsgebiet sei einfach «eine andere Welt».

Vom grossen Trubel bleibt Simone glücklicherweise verschont, denn der herrscht hauptsächlich im Zentrum. Bei ihrem Häuschen habe die Familie noch ihre Ruhe. 

Die Zürcherin ist schon gespannt, wie gross der Ansturm in diesem Winter sein wird. Simone sagt: «Ab und zu fühlt es sich auf den Wanderwegen wie eine Völkerwanderung an. Wir werden sehen, wie es in der Hochsaison auf den Skipisten wird.»

* Name geändert.


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