«Terroristische Handlungen» Wettbewerbsleiterin von Miss Nicaragua des Hochverrats beschuldigt

dpa/AFP

2.12.2023 - 15:43

Miss Nicaragua Sheynnis Palacios ist zur neuen Miss Universe gekürt worden.
Miss Nicaragua Sheynnis Palacios ist zur neuen Miss Universe gekürt worden.
Archivbild: Camilo Freedman/dpa

Die nicaraguanische Polizei wirft der Direktorin eines Schönheitswettbewerbs vor, die Veranstaltung zugunsten von regierungskritischen Teilnehmerinnen manipuliert zu haben. Sie kündigte am Freitag an, dass die Direktorin Karen Celebertti verhaftet werden solle. Sie habe an einem Komplott zum Sturz der Regierung mitgewirkt.

2.12.2023 - 15:43

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  • Nach der Kür einer Nicaraguanerin zur Miss Universe ist die Leiterin der nationalen Sektion des Schönheitswettbewerbs in dem zentralamerikanischen Land von der dortigen Polizei des «Hochverrats» und der «Verschwörung» beschuldigt worden.
  • Miss-Nicaragua-Direktorin Karen Celebertti sowie ihr Sohn und Ehemann hätten aktiv an den «terroristischen Handlungen des fehlgeschlagenen Putschversuchs» von 2018 teilgenommen, teilte die nicaraguanische Polizei mit.
  • Die Polizei bezog sich damit auf die damaligen Proteste gegen Staatschef Daniel Ortega, die von den Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden waren

Celebertti veranstaltet den Wettbewerb Miss Nicaragua. Am 18. November hatte die aktuelle Miss Nicaragua Sheynnis Palacios den Schönheitswettbewerb Miss Universe gewonnen. Danach wurde bekannt, dass Palacios Fotos von sich bei einem Massenprotest gegen die Regierung 2018 bei Facebook gepostet hatte. Bei diesem und anderen Massenprotesten töteten Sicherheitskräfte der autoritären Regierung von Präsident Daniel Ortega nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten 355 Menschen.

Örtliche Medien berichteten, der Mann und Sohn von Celebertti seien bereits verhaftet worden. Allen dreien werde «Verrat am Heimatland» vorgeworfen. Sie haben sich zu den Vorwürfen bislang nicht öffentlich geäussert.

Glamouröse Staatsaffäre

Die Polizei bezog sich damit auf die damaligen Proteste gegen Staatschef Daniel Ortega, die von den Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden waren. Die neue Miss Universe, Sheynnis Palacios, hatte an den Demonstrationen von 2018 teilgenommen.

Ihre Wahl zur Miss Universe war in Nicaragua von Menschenmengen auf den Strassen gefeiert worden. Es waren die grössten öffentlichen Versammlungen in dem Land, seit die Behörden vor fünf Jahren alle Demonstrationen der Opposition verboten hatten.

Die Polizei erklärte nun, Miss-Nicaragua-Direktorin Celebertti sowie ihr Mann und Sohn hätten seither weiterhin in Verbindung zu «Exponenten des Verrats am Vaterland» gestanden. Sie hätten die Plattformen des Schönheitswettbewerbs für «politische Hinterhalte» nutzen wollen, «die von ausländischen Agenten finanziert werden».

Aufenthaltsort der Miss-Nicaragua-Chefin unklar

Laut nicaraguanischen Medienberichten wurden Celeberttis Mann und Sohn festgenommen. Über den Aufenthaltsort der Miss-Nicaragua-Chefin herrschte Unklarheit. Die im Exil in Spanien lebende nicaraguanische Schriftstellerin Gioconda Belli hatte vor einer Woche mitgeteilt, die nicaraguanischen Behörden hätten Celebertti die Wiedereinreise in ihr Heimatland untersagt. Das Miss-Universe-Finale hatte im zentralamerikanischen El Salvador stattgefunden.

Bei der Niederschlagung der Proteste von 2018 waren nach UN-Angaben mehr als 300 Menschen getötet worden. Mehr als 200 Menschen landeten im Gefängnis. Der frühere Guerillero Ortega ist seit 2007 ununterbrochen im Amt. Kritiker werfen ihm vor, im Laufe der Jahre einen zunehmend repressiven Regierungsstil entwickelt zu haben. Zuvor hatte Ortega bereits zwischen 1979 und 1990 regiert, nachdem die von ihm angeführte, linksgerichtete Sandinisten-Guerilla den Diktator Anastasio Somoza gestürzt hatte.

dpa/AFP