Gegen Präsidenten protestiert Miss Universe aus Nicaragua verärgert Ortega

dpa/tcar

25.11.2023 - 00:00

Miss Nicaragua Sheynnis Palacios ist zur neuen Miss Universe gekürt worden.
Miss Nicaragua Sheynnis Palacios ist zur neuen Miss Universe gekürt worden.
Bild: Camilo Freedman/dpa

Miss Nicaragua Sheynnis Palacios ist zur Miss Universe gekürt worden, sehr zur Freude von Präsident Ortega. Doch dann tauchen Fotos der Siegerin im Netz auf.

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  • Die gebildete und schöne Sheynnis Palacios aus Nicaragua gewinnt den Titel der Miss Universe.
  • Für die Regierung unter dem autoritär regierenden Präsidenten Daniel Ortega war der Erfolg zuerst ein PR-Sieg.
  • Doch dann wurde bekannt, dass Palacios an Demonstrationen gegen die Regierung teilgenommen hat.

Eine gebildete und schöne Frau aus Nicaragua gewinnt den Titel der Miss Universe: Als Sheynnis Palacios in der vergangenen Woche die Glitzerkrone aufgesetzt wurde, glaubte die Regierung des Landes noch an einen PR-Sieg, der zunehmend autoritär regierende Präsident Daniel Ortega zeigte sich in einer Mitteilung stolz und hocherfreut über die Auszeichnung für die 23-jährige Kommunikationswissenschaftlerin.

Schon am Montag war es jedoch vorbei mit der Feierstimmung in den Reihen der Regierung. Da wurde bekannt, dass Palacios ihren Abschluss an einer Universität machte, die 2018 im Zentrum der Proteste gegen die Regierung stand. Und dass Palacios damals an den Demonstrationen teilnahm.

Opposition bejubelt Sieg Palacios'

Einwohner von Nicaragua, denen es weitgehend verboten ist, zu protestieren oder die Nationalflagge bei Demonstrationen zu schwenken, nutzten den Sieg beim Miss-Universe-Wettbewerb am Samstagabend als eine seltene Gelegenheit, um auf der Strasse zu feiern. Sie trugen die blau-weissen Nationalflaggen bei sich und nicht die rot-schwarzen Banner von Ortegas Sandinisten. Bei der Regierung kam das gar nicht gut an.

Umso begeisterter zeigte sich die Opposition vom Sieg Palacios', die 2018 bei Facebook Fotos von sich bei den Protesten gegen die Regierung gepostet hatte. Der katholische Pfarrer Silvio Báez, einer von Dutzenden Priestern, die von der Regierung inhaftiert oder ins Exil gezwungen wurden, gratulierte Palacios in den sozialen Medien. «Danke, dass du unserem leidgeprüften Land Freude bringst», schrieb Báez. «Danke, dass du uns Hoffnung auf eine bessere Zukunft für unser schönes Land gibst!»

Mit hölzernen Worten, die an die Rhetorik der Machthaber in Nordkorea erinnerten, wetterte Vizepräsidentin und First Lady Rosario Murillo am Mittwoch gegen Mitteilungen in den sozialen Medien, die Palacios' Auszeichnung als einen Sieg der Opposition feierten. «In diesen Tagen des neuen Sieges sehen wir, wie böse, terroristische Kommentatoren einen ungeschickten und beleidigenden Versuch unternehmen, einen schönen und wohlverdienten Moment des Stolzes in destruktive Putschabsichten zu verwandeln», sagte Murillo.

Regierung schliesst Universitäten

Die Regierung liess 2018 Massenproteste niederschlagen. Ortega bezeichnete die Demonstrationen als Putschversuche, die vom Ausland unterstützt würden. Ortegas Regierung schloss die Jesuitenuniversität von Zentralamerika in Nicaragua, die 2018 ein Zentrum der Proteste gegen sie bildete, zusammen mit mindestens 26 anderen nicaraguanischen Universitäten. Die Regierung verbot oder schloss ausserdem mehr als 3000 zivilgesellschaftliche Gruppen und Nichtregierungsorganisationen, liess Oppositionelle verhaften und ausweisen, entzog ihnen die Staatsbürgerschaft und beschlagnahmte ihr Vermögen.

Palacios, die als erste Nicaraguanerin zur Miss Universe gekürt wurde, hat sich nicht zu ihrer politischen Haltung geäussert. Während des Wettbewerbs sagte die 23-Jährige, sie wolle sich für die Förderung der mentalen Gesundheit einsetzen, weil sie selbst unter Angstzuständen gelitten habe. Zudem müssten Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern verringert werden.

Palacios hatte Angst

Doch auf einem inzwischen gelöschten Facebook-Account unter ihrem Namen postete Palacios Fotos von sich bei einer Demonstration und schrieb, sie habe zunächst Angst gehabt, daran teilzunehmen. «Ich wusste nicht, ob ich hingehen sollte, ich hatte Angst davor, was passieren könnte.»

Teilnehmer erinnerten sich daran, an diesem Tag die auffällige Erscheinung Palacios' in den Reihen der Demonstranten gesehen zu haben. Die Proteste wurden schnell niedergeschlagen, nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden 355 Menschen von Regierungssoldaten getötet.

dpa/tcar