Die «New York Times» schreibt: «Alexander Lukaschenko, der Präsident von Belarus, ist zu weit gegangen. Ein Verkehrsflugzeug zu entführen, um einen oppositionellen Journalisten zu entführen, ist einfach ein zu gefährlicher Verstoss gegen internationale Normen, als dass die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und andere verantwortungsvolle Länder dies ohne ernsthafte Konsequenzen durchgehen lassen könnten. Die Reaktion sollte schnell erfolgen. Aber die Episode unterstreicht auch eine beunruhigende Realität: Autokraten, die ihre repressiven Methoden über internationale Grenzen hinweg ausweiten wollen, sehen sich zunehmend darin bestärkt, dies zu tun. Abschreckung hat in viel zu vielen Fällen versagt.»
Die französische Regionalzeitung «Dernières Nouvelles d'Alsace» (DNA): «Die Flugzeugumleitung, die einem Hollywoodfilm entsprungen sein könnte, ist ein beängstigender Präzedenzfall – sogar in diesem Teil der Welt, in dem sich einige Regierungen nicht um das internationale Recht scheren, wenn sie ihre Gegner terrorisieren wollen. Denn genau darum geht es: Zu zeigen, dass niemand ausser Reichweite des Regimes ist, niemals und nirgendwo. Selbst nicht in mehr als 10'000 Metern Höhe. Angst ist immer der sicherste Weg, (...) um an der Macht zu bleiben.»
Die niederländische Zeitung «de Volkskrant»: «Nur Russland steht noch hinter Belarus und Alexander Lukaschenko. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow lobte seinen belarussischen Amtskollegen für dessen Versprechen, bei der Klärung der Zwangslandung Transparenz zu zeigen. Vor den betrügerischen Wahlen in Belarus im August 2020 fasste die EU Lukaschenko mit Samthandschuhen an, um ihn nicht in die Arme von Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu treiben. Das ist inzwischen Vergangenheit. Um politisch zu überleben, hat Lukaschenko vor Putin kapituliert.»
Die slowakische Tageszeitung «Pravda» schreibt: «Die Entführung eines zivilen Flugzeugs im weissrussischen Luftraum war ein Akt des staatlichen Terrorismus. Anders lässt sich die erzwungene Landung der Ryanair-Maschine in Minsk nicht nennen. Das angebliche Telefonat, dass sich eine Bombe an Bord befinden könne, war nur ein Vorwand für die Festnahme des oppositionellen Medienaktivisten Roman Protassewitsch auch um den Preis einer beispiellosen Verletzung des internationalen Rechts in der Zivilluftfahrt.»
Die dänische Tageszeitung «Politiken» kommentiert: «Die Behörden haben die Aktion mit Gefahr an Bord des Fluges begründet. So ein Quatsch! Das war ein neuer Angriff auf eine Opposition, die nichts anderes fordert als Demokratie. Aber dieses Mal ist das mehr gewesen. Die Welt ist Zeuge einer Runde belarussischer Staatspiraterie – einer Form von Staatsterrorismus – gegen ein Zivilflugzeug geworden, das auf einer Route zwischen zwei EU- und Nato-Ländern gewesen ist.»