USA zwei Wochen vor der Wahl «Wir sollten für Trump absolut zu den Waffen greifen»

Sven Ziegler

25.10.2024

Ein Dokumentationsteam des ZDF reist Tausende Kilometer durch die USA, um mit Menschen vor der Wahl zu sprechen. Dabei kommen Menschen beider Lager zu Wort – manche rufen auch zu Waffengewalt auf.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Dokumentationsteam des ZDF reist Tausende Kilometer durch die USA, um mit Menschen vor der US-Wahl zu sprechen.
  • Dabei kommen eindrückliche Porträts zustande – manche der Porträtierten rufen auch zu Waffengewalt auf.

Rund 10 Tage verbleiben bis zur Schicksahlswahl der USA. Donald Trump oder Kamala Harris? Demokraten oder Republikaner? Wer ins Weisse Haus einzieht, ist ungewiss, die beiden Kandidaten liegen in den letzten Umfragen hauchdünn beieinander.

Wie ticken die Wähler in den Staaten, die am Ende über die Wahl entscheiden? Dieser Frage ging ein ZDF-Team auf den Grund. Ein mehrköpfiges Team reiste über mehrere Wochen insgesamt 9000 Kilometer und traf dabei verschiedene Personen.

So etwa in einem Lokal im kleinen Örtchen Bouse mitten im Nirgendwo in Arizona. Drei Senioren sitzen um den Tisch, alle sind unzufrieden mit der Regierung des aktuellen Präsidenten Joe Biden. Die Preise steigen, alles werde immer teurer. «Mittlerweile verkaufe ich meine Sachen, um leben zu können», erzählt Harley Kruidhof. 

Harley Kruidhof sagt: «Wir sprechen schon mit den Demokraten.»
Harley Kruidhof sagt: «Wir sprechen schon mit den Demokraten.»
Screenshot YouTube / ZDF

Demokraten gebe es in dem 1000-Einwohner-Nest schon. «Aber nur sehr wenige. Wir sprechen mit denen, natürlich ... wenn sie die Watte aus den Ohren nehmen und zuhören.» Sein Kumpel Tom Flynn erzählt, er habe Freunde und einen Bruder verloren, weil er überzeugter Republikaner sei. «Wenn man eine andere politische Einstellung hat, dann ist es schwierig.» 

Der Reporter spricht das Trio auch auf die Angst vor Gewalt nach den Wahlen an. Da ergreift George Nault das Wort. «Wir sollten zu den Waffen greifen, absolut! Die Leute, die im Amt sind, denken, wir würden für sie arbeiten – aber es ist umgekehrt. Für Trump – ja, da sollten wir schon zu Waffen greifen.»

George Nault: «Wir sollten zu den Waffen greifen, absolut.»
George Nault: «Wir sollten zu den Waffen greifen, absolut.»
Screenshot YouTube / ZDF

Seine Freunde finden das übertrieben. «Ich denke nicht, dass es so weit kommt. Nur schon, weil die Leute kein Geld fürs Benzin haben, um überhaupt zu den Politikern zu gelangen.» Nault bleibt bei seiner Meinung. «Wisst ihr, Amerika ist aus einem Krieg hervorgegangen. Und das ist der Weg, den wir wieder gehen müssen.» 

Wenige Meter weiter sorgt sich Richelle, 64 Jahre alt, um den Zustand ihres Landes. Sie bekennt Farbe für die Demokraten, als eine der wenigen in der Stadt.

Demokratin unterstützt jetzt Trump

Erst kürzlich, so erzählt sie, sei ein Wahlplakat von Kamala Harris angezündet worden – mitten in ihrem Vorgarten. «Trump ist voller Hass. Ich habe mein Geschlecht geändert, und wir sind auf seiner Zielliste. Wenn er gewinnt, fürchte ich um mein Leben. Ich habe Angst.»

Ein paar hundert Kilometer weiter, in Eagle Pass, Texas, direkt an der mexikanischen Grenze. Hier trifft das ZDF-Team Mina Cobo, eine Seniorin. Früher, so erzählt sie, habe sie immer demokratisch gewählt. Aber jetzt unterstütze sie Trump. «Er wird die USA wieder gross machen, er wird Ordnung schaffen.»

Mina Cobo ist heute Republikanerin. Früher war sie Demokratin.
Mina Cobo ist heute Republikanerin. Früher war sie Demokratin.
Screenshot YouTube / ZDF

Die Republikaner hätten mehr Werte. «Und die Demokraten geben zu viel Sozialhilfe. Sie geben den Leuten Geld, und diese arbeiten nicht mehr. Das geht doch nicht.»

Was sich in den Jahren nicht geändert hat, so erzählen es die Leute unabhängig ihrer politischen Gesinnung, sind die unterschiedlichen Ansichten in der Stadt und auf dem Land. Auch der Hotdog-Verkäufer in New Orleans, Louisiana, kennt diesen Unterschied. «Wir hier in der Stadt sind alle Demokraten. Aber sobald du die Brücke überquerst, aus der Stadt raus bist, rufen alle: ‹Go Trump!›. Wir hier sagen eher das Gegenteil.» 

Coiffeur Donte hofft auf einen Harris-Sieg.
Coiffeur Donte hofft auf einen Harris-Sieg.
YouTube / ZDF

In Fort Valley, Georgia, verlaufen die Grenzen zwischen Demokraten und Republikaner fliessend. 8800 Menschen wohnen hier, viele knapp oder unterhalb der Armutsgrenze. «Ich hoffe doch sehr, dass Kamala die Wahl gewinnt», sagt Coiffeur Donte. «Der andere Typ ist ein Rassist. Und siehst du den hier», sagt Donte und deutet auf einen Kunden, «der musste für drei Straftaten ins Gefängnis. Trump wurde 34 Mal verurteilt und ist immer noch draussen.» Sein Kunde ruft sarkastisch dazwischen. «Seht ihr, drei statt 34 Straftaten. Wählt mich!»

Harris punktet aber nicht nur bei der Unterschicht, auch zahlreiche junge Wähler*innen wollen ihr die Stimme geben. So etwa die Studentin Emily Fain von der University of Wisconsin in Milwaukee. «Sie weiss, was uns bewegt», sagt Fain.

Emily Fain wird ihre Stimme Kamala Harris schenken.
Emily Fain wird ihre Stimme Kamala Harris schenken.
YouTube / ZDF

Wer die Wahl gewinnt, wagt sie dennoch nicht zu prognostizieren. Aber sie spricht aus, was zahlreiche andere Protagonisten, egal ob Demokraten oder Republikaner, in der ZDF-Dokumentation auch sagen. «Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es mehr Einigkeit zwischen uns allen.»