«Schädlich für die Moral»Wer in Malaysia eine Rainbow-Swatch trägt, riskiert Haft
mmi
14.8.2023
Wer in Malaysia eine Swatch-Uhr mit Regenbogenmotiven trägt, muss mit drei Jahren Gefängnis rechnen. Der Grund: Die Regierung hat «LGBTQ-bezogene» Produkte verboten: Diese seien «schädlich für die Moral».
mmi
14.08.2023, 00:00
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Malaysia hat in den vergangenen Jahren einen konservativen Rutsch erlebt.
Das zeigt sich aktuell am Beispiel des Schweizer Uhrenherstellers Swatch.
Wer Swatch-Artikel mit Regenbogenmotiven trägt, verkauft oder importiert, muss mit einer happigen Geldstrafe von fast 4400 Franken und einer dreijährigen Gefängnisstrafe rechnen.
Bereits im Mai haben die malaysischen Behörden landesweit Razzien in Swatch-Shops durchgeführt.
Das rigorose Vorgehen hat Swatch-CEO Nicolas Hayek Jr. zu einer deutlichen Stellungnahme bewegt.
Wer in Malaysia Swatch-Produkte mit Regenbogenmotiven trägt, verkauft, importiert oder vertreibt – einschliesslich Uhren, Zubehör oder entsprechender Verpackungen – muss nicht nur mit einer Gefängnis-, sondern auch mit einer Geldstrafe von bis zu 20'000 Ringgit (4375 Franken) rechnen – sofern man verurteilt wird.
Im südostasiatischen Land, das mehrheitlich muslimisch ist und in den vergangenen Jahren einen konservativen Rutsch erlebt hat, gilt Homosexualität als Verbrechen, das mit Geldstrafen und bis zu 20 Jahren Gefängnis geahndet wird.
Gemäss den Dokumenten würden diese bestimmten Swatch-Produkte verboten, weil sie der Moral, dem öffentlichen und nationalen Interesse schaden könnten. Swatch würde demnach die LGBTQ-Bewegung fördern, unterstützen und normalisieren, was die allgemeine Öffentlichkeit Malaysias nicht akzeptieren würde, schreibt das Innenministerium in einer Erklärung und stützt sich dabei auf das Gesetz über Druckereien und Veröffentlichungen.
«Die malaysische Regierung bekräftigt erneut ihre Verpflichtung, die öffentliche Sicherheit und den Frieden zu gewährleisten, indem sie alle Formen von Veröffentlichungen überwacht und kontrolliert, um die Verbreitung von Elementen, Lehren und Bewegungen einzudämmen, die dem lokalen, soziokulturellen Umfeld widersprechen», hiess es weiter.
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Bereits im Mai haben die malaysischen Behörden landesweite Razzien in Swatch-Geschäften durchgeführt. Dabei beschlagnahmten sie 172 Uhren, die zur 2023 Pride Collection gehören und in den Farben des Regenbogens erhältlich sind.
Die Razzien sorgten weltweit für Schlagzeilen und veranlassten Swatch-CEO Nick Hayek Jr. zu einer deutlich formulierten Reaktion: «Wir bestreiten nachdrücklich, dass unsere Uhren-Kollektion mit Regenbogenfarben und einer Botschaft des Friedens und der Liebe für irgendjemanden schädlich sein könnte», schrieb Hayek.
«Im Gegenteil: Swatch fördert immer eine positive Botschaft der Lebensfreude. Das ist nichts Politisches. Wir fragen uns, wie die malaysische Regierung die vielen schönen natürlichen Regenbögen konfiszieren will, die am Himmel über Malaysia zu sehen sind.»
Swatch Malaysia behauptet, die Razzien seien illegal und hat inzwischen eine Klage vor dem Obersten Gerichtshof eingereicht, um das Vorgehen der Regierung anzufechten. CNN hat Swatch um einen Kommentar gebeten. Die Anwälte der Marke erklärten, dass sie aufgrund des laufenden Gerichtsverfahrens keine Stellungnahme abgeben können.
Rechtsgruppen sagen, dass die LGBTQ-Gemeinschaft in Malaysia mit zunehmender Intoleranz konfrontiert ist und beschuldigen die Regierung, zumindest teilweise dafür verantwortlich zu sein.
«Die LGBTQ-Gemeinschaft in Malaysia wurde sowohl von der Regierung als auch von der Opposition als politischer Sandsack missbraucht», sagte Phil Robertson, der stellvertretende Asien-Direktor von Human Rights Watch, zum Nachrichtensender.
«In dieser Situation könnte das blosse Tragen einer Uhr zu Gefängnisstrafen und Missbrauch führen. Es ist lächerlich, dass dies kurz vor den Landtagswahlen geschieht», so Robertson weiter. Andere Aktivisten sagten, das Verbot sei ein Beispiel dafür, wie sich die Rechtslage von Homosexuellen in dem Land verschlechtert habe.
«Das ist ein beunruhigendes Paradoxon»
«Die Entscheidung der Regierung, den Besitz von Swatches mit LGBTQ-Motiven zu verbieten, ist nicht nur eine Überreaktion, sondern ein klares Indiz für eine breitere staatlich sanktionierte Diskriminierung der Gemeinschaft», sagte Dhia Rezki Rohaizad, Vizepräsident der Schwulenrechtsorganisation JEJAKA.
«Die Rechte von Homosexuellen in Malaysia scheinen leider rückläufig zu sein», fügte Dhia hinzu und verwies auf jüngste Vorfälle wie die Entscheidung der Regierung, die britische Band The 1975 aus dem Land zu verbannen.
Das Verbot erfolgte, nachdem ihr Sänger Matty Healy die Anti-LGBTQ-Gesetze des Landes kritisiert und einen Bandkollegen auf der Bühne geküsst hatte – ein Akt, den viele malaysische Gruppen, die sich für homosexuelle Rechte einsetzen, damals kritisierten, weil sie befürchteten, dass er konservative Kräfte ermutigen und das Leben für die LGTBQ-Gemeinschaft schwieriger machen würde.
«Das ist ein beunruhigendes Paradox», so Dhia weiter. Je mehr Einzelpersonen und Gruppen sich für die LGBTQ-Gemeinschaft einsetzen würden, desto aggressiver falle die Reaktion des Staates aus.
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