Zu komplex für die HamasWelche Rolle spielte Teheran wirklich beim Angriff auf Israel?
tafi/dpa
10.10.2023
Armee: Gaza-Grenze wieder unter Kontrolle – Fokus auf Offensive
Tel Aviv/Gaza, 10.10.23: Drei Tage nach dem verheerenden Hamas-Terrorangriff auf israelische Ortschaften hat Israels Armee die Grenze nach eigenen Angaben wieder unter Kontrolle gebracht. Seit Montag Abend habe niemand mehr aus dem Gazastreifen nach Israel eindringen können.
DIe Armee konzentriere sich jetzt auf die Offensive im Gazastreifen, teilten die Streitkräfte mit.
Die Armee hatte binnen 48 Stunden rund 300 000 Reservisten mobilisiert – die grösste Mobilisierung in der Geschichte des Landes.
Ein Militärsprecher bestätigte, in Israel befänden sich die Leichen von rund 1500 Terroristen. Hunderte weitere palästinensische Angreifer wurden gefangen genommen.
Hunderte von Terroristen waren am Samstag im Auftrag der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas in einem Überraschungsangriff über die Grenze nach Israel gekommen.
10.10.2023
Wie konnte die Hamas einen so koordinierten und komplexen Angriff in Israel ausführen? Experten erkennen ganz klar die Handschrift Teherans, wie US-Medien berichten.
tafi/dpa
10.10.2023, 21:20
tafi/dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Terrorangriffe der Hamas auf Israel werden von Experten als gut koordiniert eingestuft – so gut, dass eine Unterstützung aus dem Iran als wahrscheinlich gilt.
US-Medien berichten, dass womöglich die iranischen Revolutionsgarden in die konkreten Anschlagsplanungen eingebunden waren. Teheran habe schliesslich auch grünes Licht für die Angriffe gegeben.
Laut offiziellen Kanälen liegen keine konkreten Belege für eine Beteiligung Teherans vor.
Fraglich ist auch, wieso der israelische Geheimdienst bei einer so grossen Terroraktion im Vorfeld nichts darüber wusste.
Der Grossangriff der islamistischen Hamas auf Israel ist laut einem Bericht der «Washington Post» seit mindestens einem Jahr und mit Unterstützung des Irans vorbereitet worden. Die Planungen hätten demnach schon Mitte 2022 begonnen, schrieb die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf Erkenntnisse von Geheimdienst-Analysten aus dem Westen und dem Nahen Osten. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt.
Das «Wall Street Journal» schreibt unter Berufung auf Quellen in Hamas und Schiitenorganisation Hisbollah im Libanon, dass Teherans Revolutionsgarden in den Planungsprozess eingebunden gewesen seien. Sie hätten dann auch bei einem Treffen mit Hamas und Hisbollah am vergangenen Montag angeblich grünes Licht für den Terrorangriff gegeben.
Ohne Hilfe von aussen wäre der Angriff äusserst schwierig
Beamte aus den USA und Israel sagten der «Washington Post», sie hätten bisher keine eindeutigen Beweise dafür, dass der Iran den Angriff autorisiert oder direkt koordiniert habe. Das koordinierte Vorgehen deute aber auf iranische Unterstützung hin. «Wenn man Menschen im Umgang mit Waffen trainiert, erwartet man, dass sie diese irgendwann auch einsetzen», sagte ein westlicher Geheimdienstler der Zeitung. Ohne beträchtliche Hilfe von aussen wäre ein solcher Angriff äusserst schwierig gewesen.
Anders als die ebenfalls mit dem Iran verbündete Hisbollah habe die Hamas sich in der Vergangenheit eine gewisse Unabhängigkeit von Teheran bewahrt. In den vergangenen Jahren habe die Hamas dann aber von umfangreichen Finanzspritzen sowie technischer Hilfe aus dem Iran bei der Herstellung von Raketen und Drohnen mit modernen Lenksystemen profitiert. Zudem habe es eine Ausbildung in militärischen Taktiken gegeben, die auch ausserhalb des Gazastreifens stattgefunden habe.
Geheimdienste haben «kolossal versagt»
Dass eine Attacke dieses Ausmasses und dieser Komplexität in Israel möglich gewesen sei, zeige aber auch ein kolossales Versagen der Geheimdienste, sagte ein früherer leitender CIA-Mitarbeiter. Ähnlich hatte sich ein Experte einer Denkfabrik in Washington im «Wall Street Journal» geäussert.
«Dies war eindeutig eine gut geplante Operation, die nicht einfach über Nacht entstanden ist, und es ist überraschend, dass sie weder von Israel noch von einem seiner Sicherheitspartner entdeckt wurde», so Brian Katulis vom Middle East Institute. «Es ist schwer, sich ein Sicherheitsversagen dieses Ausmasses in der jüngeren Geschichte Israels vorzustellen», fügte er hinzu.
Nach Angaben der US-Regierung gibt es weiterhin keine eindeutigen Belege für eine direkte Beteiligung des Irans an den Angriffen der Hamas auf Israel. «Weder wir noch die Israelis haben bislang irgendwelche eindeutigen Beweise oder Geheimdienstinformationen, die belegen, dass der Iran direkt an diesen Anschlägen beteiligt war», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem Sender CNN am Dienstag.
Dennoch trage der Iran bei den Angriffen vermutlich «ein gewisses Mass an Mitschuld». Schliesslich unterstütze er die Terrororganisation seit Jahren mit Ausrüstung, Ausbildung und Geld.