Bewaffnete Neonazis Wehe, wenn sie losgelassen

phi

16.7.2019

Der Schweizer, der bei einer Neonazi-Razzia in Italien verhaftet wurde, soll die beschlagnahmte Flugabwehrrakete besorgt haben. Die Spur der Gruppe führt nach Katar – und in die Fanszene von Juventus Turin.

Natürlich hatte die Polizei erwartet, Waffen zu finden, als sie im Juli 2019 in die lombardische Gemeinde Gallarate ausrückt. Aber dass die militanten Neonazis, die unerlaubt im Ukraine-Krieg gekämpft haben sollen, nicht nur Raketenwerfer im Arsenal haben, sondern sogar eine Flugabwehrrakete, verleiht diesem Fall in eine neue Dimension.

Mit Schnellfeuerwaffen lässt sich leicht ein Massaker verüben, aber ein Raketenwerfer wirkt sich noch viel verheerender aus – ganz abgesehen von der Matra R.305, mit der medienwirksam ein Verkehrsflugzeug vom Himmel geholt werden könnte.

Ausgerechnet diese Waffe aus Katar soll ein Schweizer organisiert haben. «So bedeutende Razzien gab es nicht oft in Italien», freut sich Giuseppe De Matteis von der Turiner Polizei im «Guardian». Was die Männer mit dem Material vorhatten, konnte er nicht beantworten

Der festgenommene Schweizer ist 42-jährig, kommt aus Schaffhausen, hat im Tessin in Bissone nahe Lugano und zuletzt angeblich in Sexten an der italienisch-österreichischen Grenze gelebt. Er hat eine Firma für Luftfahrtzubehör, die jedoch in Liquidation ist. Neben ihm hat die Antiterroreinheit Digos Fabio Del Bergiolo und Fabio Amalio De Bernardi verhaftet. Beamte waren auch in Mailand, Varese, Pavia, Novara und Forlì im Einsatz.

Ukraine-Söldner im Visier

Die Ermittler sind den Männern auf die Schliche gekommen, weil sie illegale Ukraine-Söldner aus Italien im Visier hatten, die sowohl auf Seite der russischen wie auch bei Kiews Truppen anheuern. Bereits im Juli 2018 beginnen die Behörden laut «Il Messaggero» damit, die Rechtsextremisten abzuhören, bevor ein Jahr darauf die Ergebnisse präsentiert werden können. 

Der Schweizer und der 51 Jahre alte Fabio Bernardi sollen die Luft-Luft-Rakete gekauft haben, der dritte Verdächtige könnte der Kopf des braunen Teams sein. Fabio Del Bergiolo ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Der 50-Jährige war früher Zollbeamter, kandidiert 2001 für die rechte Forza Nuova für den italienischen Senat und kommt aus dem Dunstkreis völkischer Fans von Juventus Turin.

Laut «Guardian» wollte er als Vermittler fungieren und die Flugabwehrrakete für 521'000 Franken verkaufen. Während del Bergiolo nun offenbar in Untersuchungshaft sitzt, wurden der Schweizer und Barnardi «nur» unter Hausarrest gestellt, weiss das Portal «Tio».

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite