Fragen und Antworten Das könnte nach dem Rücktritt von Joe Biden passieren

dpa/tcar

21.7.2024 - 20:08

Biden schlägt Vize Harris als Ersatzkandidatin vor

Biden schlägt Vize Harris als Ersatzkandidatin vor

Washington, 21.07.2024: Mit dem Rückzug von Joe Biden um eine zweite Amtszeit als US-Präsident, stellt sich im Wahlkampf direkt eine neue Frage: Wer wird Ersatzkandidat im Kampf gegen den Republikaner Donald Trump. Der amtierende Präsident hat in den sozialen Medien direkt seine Stellvertreterin Kamala Harris für die Wahl im November vorgeschlagen. Der 81-Jährige erklärte, es sei im Wahljahr 2020 seine beste Entscheidung gewesen, Harris als Vizekandidatin auszuwählen. Genau deshalb spreche er ihr seine volle Unterstützung aus, als Kandidatin der Demokratin bei der anstehenden Wahl anzutreten. Die Entscheidung darüber liegt aber bei Delegierten der Partei aus allen Bundesstaaten.

21.07.2024

Joe Biden ist aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückgetreten. Seiner Partei und dem Land stehen turbulente Wochen bevor.

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  • US-Präsident Joe Biden tritt nicht gegen Trump an.
  • Die Bedenken wegen seines Alters und wegen Zweifeln an seiner mentalen Fitness waren immens.
  • Zu seinem Abgang hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Der Druck auf US-Präsident Joe Biden, sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzuziehen, ist in den vergangenen Tagen immer grösser geworden. Jetzt hat er die Konsequenzen gezogen. Die Bedenken wegen seines Alters und wegen Zweifeln an seiner mentalen Fitness waren immens, auch bei seinen engsten Vertrauten. Die wichtigsten Fragen und Antworten, die sich nach seinem Abgang nun stellen: 

Was passiert nach dem Ausstieg?

Biden hat die internen Vorwahlen seiner Parteien bereits gewonnen und sich dort die nötigen Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag gesichert, der vom 19. bis 22. August in Chicago im Bundesstaat Illinois stattfindet. Eigentlich sollte der 81-Jährige dort offiziell als Präsidentschaftskandidat gekürt werden. Da Biden nun tatsächlich kurz vorher aussteigt, wären die Delegierten in Chicago nicht mehr an den Ausgang der Vorwahl in ihrem Bundesstaat gebunden, sondern frei in ihrer Entscheidung. 

Deutet Biden hier den Rückzug an?

Deutet Biden hier den Rückzug an?

Joe Biden hat in einer Rede Kamala Harris als mögliche Präsidentschaftskandidatin ins Spiel gebracht. Dass Biden Harris den Vortritt lassen wird, gilt aber als äusserst unwahrscheinlich.

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Das heisst, theoretisch wäre das Rennen offen für alle möglichen Hochkaräter aus der Partei, die sich in einen Blitz-Wahlkampf stürzen könnten. Die Demokraten dürften so kurz vor der Wahl allerdings wenig Interesse haben, einen offenen Konkurrenzkampf mehrerer Ersatzkandidaten zu starten und den Parteitag zum Austragungsort für ein Abstimmungsdrama zu machen, begleitet von heftigem Kandidaten-Lobbying. Wahrscheinlicher ist, dass sie versuchen würden, die Partei vorab hinter einer neuen Spitzenperson zu versammeln.

Wer könnte das sein?

Bidens Vizepräsidentin, Kamala Harris, gilt als natürliche Nachfolge Bidens. Unmittelbar nach seinem auf X verkündeten Rückzug sagte Biden, dass er Harris als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November vorschlägt. Die Parteitags-Delegierten sind auch an diesen Vorschlag keineswegs gebunden. Aber es wird den Prozess zumindest vorerst in eine Richtung steuern – mit Kamala Harris in der Poleposition.

Der kollektive Druck von US-Demokraten auf Präsident Joe Biden wird immer stärker.
Der kollektive Druck von US-Demokraten auf Präsident Joe Biden wird immer stärker.
Bild: Keystone

Dabei galt die 59-Jährige in ihrem Amt lange als blass und hatte mit schlechten Umfragewerten zu kämpfen. Angesichts von Bidens Hängepartie gewann sie zuletzt aber an Zuspruch, vor allem aus pragmatischen Gründen. 

Was spräche für Harris?

Harris ist die erste Frau und die erste Schwarze, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Ihr Vater wanderte einst aus Jamaika ein, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin, kam aus Indien. Die Demokraten bräuchten gute Gründe, Harris einfach zu übergehen. Ausserdem ist sie durch ihre Rolle national bekannt, sie hat alle Checks für Weisse Haus bereits durchlaufen und sie könnte wohl auf den Wahlkampfapparat und vermutlich auch auf gesammelte Spenden von Biden zugreifen, weil sie als Vize schon Teil von dessen Wiederwahlkampagne ist. Allerdings: Würde Harris aufrücken, bräuchte sie bis zum Parteitag auch noch einen Vizekandidaten an ihrer Seite. 

Gäbe es noch Alternativen?

Neben Harris fielen zuletzt am häufigsten die Namen Gavin Newsom und Gretchen Whitmer. Newsom (56) ist Gouverneur des mächtigen Bundesstaates Kalifornien. Er hat sich national einen Namen gemacht und intensiv an seinem politischen Profil gearbeitet, zuletzt unter anderem mit viel beachteten Auslandstrips. Whitmer (52) ist Gouverneurin von Michigan und gilt seit Längerem als aufstrebende Kraft in der Partei. Vor der Wahl 2020 hatte Biden sie als seine Vize in Erwägung gezogen. US-Medien zufolge sollen beide intern klargemacht haben, dass sie für die zweite Reihe als mögliche Vizes für Harris nicht zur Verfügung stehen. 

Beschleunigtes Verfahren?

Die Spitze der Demokratischen Partei hatte zuletzt einen Prozess in Gang gesetzt, Biden noch kurz vor dem Parteitag in Chicago in einer virtuellen Abstimmung zum Präsidentschaftskandidaten zu machen. Offen ist, ob es nach Bidens Ausstieg bei dem beschleunigten Verfahren bleibt. Damit bliebe allerdings noch weniger Zeit, um einen Biden-Ersatz in der Öffentlichkeit in Stellung zu bringen. 





dpa/tcar