«Dämonische Aura» Warum eine Briefmarke in China für Aufruhr sorgt

twei

11.1.2023

Mit dieser Briefmarke zelebriert die chinesische Post das Jahr des Hasen.
Mit dieser Briefmarke zelebriert die chinesische Post das Jahr des Hasen.
Bild: EPA / Xinhua / Lan Zitao China Out

Am 22. Januar feiert China den Anbeginn des Jahres des Hasen. Schon vorher spaltet eine Sonderbriefmarke der chinesischen Post die Bevölkerung. Handelt es sich bei dem Langohr um einen «Todeshasen»?

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Historische Ereignisse oder Anlässe von grosser gesellschaftlicher Bedeutung in Form von Briefmarken festzuhalten, ist so weit nicht ungewöhnlich. Das gilt auch für die chinesische Post. Spezielle Serien infolge einschneidender Ereignisse werden von dem Amt immer wieder herausgegeben – so auch im Rahmen des chinesischen Neujahrsfestes.

Schon seit 1980, also seit mehr als 40 Jahren, gehören Motive mit dem jeweils aktuellen Tierkreiszeichen zur Tradition. Passend zum anbrechenden Jahr des Hasen ist in diesem Jahr also ein Langohr auf den Briefmarken abgebildet – so weit, so normal.

Und doch scheiden sich an der ungewöhnlichen Darstellung des Tieres die Geister, wie unter anderem der «Tagesanzeiger» berichtet. Der Grund: Das Design befinden einige Chinesinnen und Chinesen offenbar furchteinflössend. In der Tat weicht die Gestaltung von ihrem tierischen Vorbild ab. Neben dem blauen Körper irritieren vor allem die leuchtend rote Augen und die menschlichen Hände des Hasen.

Online-Gemeinde befürchtet schlechtes Corona-Omen

Staatsmedien erklärten das unkonventionelle Design mit dem Querverweis auf die ähnliche Aussprache der Wörter «blauer Hase» und «Blaupause» im Chinesischen. Viele Menschen, die sich auf Onlineplattformen über den Hasen ausliessen, dürfte diese Erklärung wohl kaum zufriedenstellen. Dort ist bisweilen gar von einer «dämonischen Aura» die Rede.

Andere verliehen dem Tier den wenig schmeichelhaften Spitznamen «Todeshase» und verstanden es als Unheilbringer angesichts der aktuellen Corona-Welle im Land. Auf dem Papier, das der Hase in der Hand hält, notiere er die Pandemie-Toten. So prognostiziere er dunkle Zeiten, war zu lesen: «Ein klarer Hinweis auf die Realität im kommenden Jahr.»

Mit dem Chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar wird das Jahr des Hasen eingeläutet.
Mit dem Chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar wird das Jahr des Hasen eingeläutet.
Bild: EPA/Wu Hao

Diese Spekulationen mögen schwarzmalerisch erscheinen, eines ist indes klar: Die Hasen-Briefmarke avancierte auf der Social-Media-Plattform Weibo in kurzer Zeit zum Trendthema. Sogar der 98-jährige Schöpfer des Motivs, Huang Yongyu, meldete sich via Livestream zu Wort und verteidigte «seinen» Hasen. Er habe mit dem Tier Fröhlichkeit verbreiten wollen, sagte Huang.

Schöpfer von zweiter Neujahrsmarke ist bereits tot

Auch an einer weiteren vorgestellten Marke anlässlich des Jahres des Hasen scheint das Pech zu kleben. Darauf ist eine dreiköpfige Hasenfamilie zu sehen, die laut Staatsmedien «eine verheissungsvolle Implikation für den ‹Kreis des Lebens› sowie für Familientreffen und Glück» symbolisieren soll.

Den Macher des Motivs, den Pekinger Kunstprofessor Wu Guanying, ereilte kurz vor Weihnachten allerdings ein trauriges Schicksal: Mit 67 Jahren erlag er laut Berichten einer «schweren Erkältung», was häufig als Chiffre für eine Corona-Erkrankung zu verstehen ist