Lagebild Ukraine Videos zeigen, wie heftig es auf dem Schlachtfeld zugeht

Von Philipp Dahm

17.8.2023

Russland: Medwedew begutachtet angeblich erbeutetes Kriegsgerät

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Auf einer Waffenmesse bei Moskau wird unter anderem Kriegsgerät zur Schau gestellt, das Russland in der Ukraine erbeutet haben will. Der frühere Präsident Dmitri Medwedew liess sich durch die Waffenschau führen, wie Bilder der staatlichen Nachrich

17.08.2023

Videos belegen, wie heftig die Gefechte bei Robotyne und Urozhaine gewesen sind. Auch beim Brückenkopf bei Kosatschi Laheri wird nun um jeden Meter gerungen.

Von Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Beim zweiten ukrainischen Brückenkopf am Dnjepr bei Kosatschi Laheri ist die russische Armee zum Angriff übergegangen.
  • In die schweren Kämpfe bei Robotyne mischt nun angeblich die 82. Air Assault Brigade mit, die als eine der stärksten ukrainischen Einheiten gilt. Ein Ka-52-Helikopter wurde abgeschossen.
  • Nach der Einnahme von Urozhaine wird die ukrainische Armee die nächste Siedlung wahrscheinlich über die Flanken angreifen, um Verluste zu vermeiden.
  • Im Norden melden die Russen bei Kupjansk Erfolge, deren Ergebnisse nicht zu sehen sind.
  • Die ukrainische Artillerie greift weiter russische Basen in Saporischschja an. Ein Video lässt erahnen, dass es viele Tote gab.

Die ukrainischen Spezialeinheiten, die nach der Antonowskibrücke bei Kosatschi Laheri einen zweiten Brückenkopf am linken, östlichen Dnjepr-Ufer eingerichtet haben, stehen jetzt unter Druck: Die russische Armee hat Truppen von der Saporischschja-Front verlegt, greift nun den Gegner an und soll ihn aus den nordwestlichen Teilen der Siedlung vertrieben haben.

Unterstützt wird der russische Gegenangriff von der Artillerie, die auch Stellungen am rechten, westlichen Ufer des Dnjepr unter Beschuss nimmt. Russische Quellen melden, die ukrainischen Truppen seien aus Kosatschi Laheri vertrieben und die Front stabilisiert worden. Andererseits wird aber auch berichtet, dass die Gefechte anhalten. 

Blutige Schlacht um Robotyne

Weniger Erfolg hat der Kreml im Oblast Saporischschja: Die ukrainische Armee ist nach Robotyne eingerückt. Bei der Schlacht um das Dorf nutzt Kiew seinen Vorteil, wenn es um nächtliche Gefechte geht: Die Infanterie der 47. Brigade kämpft im Verbund mit Bradley-Schützenpanzern, zeigt ein Video. Dabei stehen ihnen in der Regel bessere Nachtsichtgeräte zur Verfügung als dem Gegner. 

Die Gefechte bei Robotyne sind heftig, dürften aber noch derber werden: Wie Military Lab berichtet, flankiert nun eine der besten Einheiten die ukrainischen Angriffe. Die Rede ist von der 82. Air Assault Brigade, die 2000 Mann stark ist. Sie ist mit 90 Stryker- und 40 Marder-Schützenpanzern bewaffnet, die von 14 britischen Panzern vom Typ Challenger 2 verstärkt wird.

Bei Nowoprokopiwka, das keine drei Kilometer südlich von Robotyne liegt, hat die russische Armee einen Ka-52-Kampfhelikopter verloren, bestätigen auch russische Quellen. Ein zweiter Alligator soll nahe Bachmut abgeschossen worden sein.

Zavitne Baschannja: Über die Flanken zum Erfolg

Blutige Kämpfe gab es auch um Urozhaine, das die ukrainische Armee nun jedoch vollständig zurückerobert hat. Die nächste Siedlung am Fluss Mokri Jaly ist Zavitne Baschannja, das allerdings nur aus wenigen Häusern besteht. Dahinter liegt im Süden das Dorf Staromlyniwka, das wichtig für den russischen Nachschub ist.

Urozhaine ist in ukrainischer Hand: Der ukrainische Angriffsvektor hat in Welyka Nowosilka seinen Lauf genommen.
Urozhaine ist in ukrainischer Hand: Der ukrainische Angriffsvektor hat in Welyka Nowosilka seinen Lauf genommen.
Bild: Deep State Map

Dass Kiews Kräfte nun einfach weiter nach Süden vorrücken, ist indes nicht zu erwarten. Zum einen bilden der Mokri Jaly und ein kleiner Kanal eine gute Verteidigungslinie. Viel ausschlaggebender ist jedoch die Höhe des Geländes, hält Reporting from Ukraine fest.

Zavitne Baschannja ist der nächste rote Punkt, den die ukrainische Armee erobern will. Dazu wird sie aber wahrscheinlich über die Flanken gehen, um aus erhöhter Position attackieren zu können.
Zavitne Baschannja ist der nächste rote Punkt, den die ukrainische Armee erobern will. Dazu wird sie aber wahrscheinlich über die Flanken gehen, um aus erhöhter Position attackieren zu können.
Bild: Youtube/Reporting from Ukraine

Zavitne Baschannja liegt wie auch Staromlyniwka in der Niederung des Mokri Jaly. Es sei daher wahrscheinlich, dass die ukrainischen Angreifer auf die Flanken ausweichen, um die Siedlungen besterdings von beiden Seiten aus erhöhter Position attackieren zu können.

Humvee-Mannschaft überlebt Explosion

Im Norden der Front melden russische Quellen zwar immer wieder, der dortige russische Vorstoss auf die Schlüsselstadt Kupjansk komme voran, doch am Verlauf der Front hat sich seit Tagen nichts geändert. Auch angebliche russische Erfolge beim Dorf Kyslivka nahe Ivanivka und Novoselivske lassen sich nicht bestätigen.

Der aktuelle nördliche Frontverlauf.
Der aktuelle nördliche Frontverlauf.
Bild: MilitaryLand

Fakt ist dagegen, dass die russische Armee aus ihren Fehlern nicht lernt. Nachdem ukrainische Artillerie zuletzt immer wieder Basen unter Beschuss genommen habe, die am Rande ihrer Reichweite liegen, verzichtet Moskau nicht darauf, ihre Lager und die Soldaten zu zerstreuen. Im Oblast Saporischschja ist deshalb wieder ein russischer Stützpunkt eingeäschert worden: Den Drohnenbildern zufolge gab es viele Tote.

Überlebt hat dagegen die Besatzung eines Humvee-Truppentransporters: Eine Kamera im Cockpit filmt, wie der Geländewagen entweder auf eine Mine fährt oder von einer Artilleriegranate getroffen wird. Das Ergebnis ist dasselbe: Die Besatzung kommt mit einem Schrecken davon.

Waffen-Update

Deutschland erhöht seine militärische Unterstützung an die Ukraine: Berlin liefert Kiew zwei Startgeräte für das System Iris-T SLS. Es handelt sich um Abschussvorrichtungen für die Kurzstrecken-Raketen der Flugabwehr. Ausserdem sind nun 28 statt 18 Bodenradargeräte vom Typ GO12 zugesagt. Hinzu kommen vier weitere Schwerlast-Sattelzüge mit Anhänger.

Kiew will ausserdem die USA um die Lieferung von neuer Munition für die Himars-Raketenwerfer bitten: Die Ukraine will demnach nach Flugkörpern fragen, die Streumunition verschiessen können.