Nach umstrittener Wahl Venezuelas Präsident Maduro verlegt Weihnachten in den Oktober

Von Jorge Rueda, AP

5.9.2024 - 00:00

Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro verordnet das Weihnachtsfest schon im Oktober.
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro verordnet das Weihnachtsfest schon im Oktober.
Bild: sda

In Venezuela kommt das Weihnachtsfest dieses Jahr schon deutlich früher, zumindest, wenn es nach dem umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro geht. Es ist ein skurriler Schachzug in politisch angespannten Zeiten.

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  • Bereits im Oktober will Präsident Nicolás Maduro in Venezuela Weihnachten feiern.
  • Es ist eine Reaktion auf die angespannte politische Situation in dem südamerikanischen Land.
  • Bei weitem nicht überall trifft der skurrile Vorschlag auf Wohlwollen.
  • Bereits während der Corona-Pandemie wollte Maduro das Weihnachtsfest vorziehen.

Wenn es um Venezuela ging, lag der Fokus der Welt in den vergangenen Wochen auf den Nachwehen einer umstrittenen Präsidentschaftswahl. Sowohl die Regierungspartei als auch die Opposition reklamierten den Sieg für sich. Die Regierung ging hart gegen ihre Kritiker vor – zuletzt wurde Haftbefehl gegen den Präsidentschaftskandidaten der Opposition erlassen, Edmundo González.

Doch während die politischen Spannungen eskalieren, hat der autoritäre Staatschef Nicolás Maduro ein neues Thema für sich entdeckt: Weihnachten und die dringende Notwendigkeit, die besinnliche Jahreszeit in diesem Jahr etwas früher einzuläuten – im Oktober, um genau zu sein.

«Es ist September und schon jetzt riecht es nach Weihnachten», erklärte Maduro am Montagabend in seiner wöchentlichen Fernsehshow. «Deshalb habe ich in diesem Jahr beschlossen, um euch allen Tribut zu zollen und aus Dankbarkeit, ein verfrühtes Weihnachtsfest für den 1. Oktober zu verordnen.»

Es wäre nicht das erste vorgezogene Weihnachtsfest

Doch nicht alle scheinen wild darauf zu sein, die Weihnachtslieder anzustimmen. «Weihnachten sollte eine Zeit der Freude sein, der Familientreffen, der Feste, der Geschenke», sagte José Ernesto Ruiz, ein 57-jähriger Büroangestellter, am Dienstag in der Hauptstadt Caracas. «Aber ohne Geld und mit dieser politischen Krise, wer kann da glauben, dass Weihnachten früher kommt?»

Es ist nicht das erste Mal, dass der seit 2013 regierende Maduro Weihnachten vorgezogen hat. Schon in der Corona-Pandemie griff er auf dieses Mittel zurück. Allerdings setzte er dabei nie einen derart frühen Termin an. Doch in diesem Jahr ist die Lage besonders angespannt – wenngleich Maduro behauptet, das Fest werde von «Frieden, Glück und Sicherheit» geprägt sein.

Internationale Kritik an fehlender Transparenz

Die regierungstreuen Wahlbehörden hatten Maduro nach dem Urnengang vom 28. Juli zum Sieger erklärt, blieben die Veröffentlichung detaillierter Ergebnisse aber schuldig. Der Mangel an Transparenz wurde von Staaten in aller Welt kritisiert und verurteilt. Zugleich hat die Opposition Kopien von Stimmauszählungen veröffentlicht, die zeigen, dass ihr Kandidat die meisten Stimmen erhielt.

Stunden vor Maduros festlicher Ankündigung erliess ein Richter Haftbefehl gegen den Ex-Diplomaten González und warf ihm verschiedene Verbrechen vor, darunter Verschwörung, Dokumentenfälschung und Amtsanmassung.

Die Proteste gegen die Ausrufung Maduros als Sieger gingen nach der Wahl bald los – und die Regierung reagierte mit Härte. Mehr als 2000 Menschen, darunter Journalisten, Politiker und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, wurden seither festgenommen.

Angst um den dringend benötigten Weihnachtsbonus

«Wir alle machen uns Sorgen, wie wir Essen auf den Tisch stellen sollen, wie wir für den Bus bezahlen werden, die Kinder zur Schule schicken und Medizin kaufen können, wenn wir sie benötigen», sagte Inés Quevedo, eine 39-jährige Sekretärin und Mutter von zwei Kindern. «Ich denke nicht, dass sie unsere Gehälter verbessern und uns den «Aguinaldo» zahlen werden», fügte sie hinzu – gemeint war der Weihnachtsbonus, den Angestellte üblicherweise zum Ende des Jahres erhalten.

Der Mindestlohn hat sich seit 2022 nicht geändert: 130 Bolivar pro Monat. Das entspricht etwa 3,01 Franken. Arbeiter erhalten zudem eine monatliche Beihilfe für den Kauf von Lebensmitteln, die sich auf etwa 34 Franken beläuft. Wer sich für ein System von Regierungsvergünstigungen eingetragen hat, bekommt zusätzlich etwa 75 Franken. «Wir werden sehen, worum es bei dieser Weihnacht geht», sagte Quevedo.

Von Jorge Rueda, AP