Online-Raubzüge Nordkorea klaut Milliarden im Internet

SDA

7.8.2019 - 04:04

Eine PC-Schulung in Pjöngjang. UN-Experten zufolge haben nordkoreanische Hacker im Internet Geldwerte in Milliardenhöhe gestohlen.
Eine PC-Schulung in Pjöngjang. UN-Experten zufolge haben nordkoreanische Hacker im Internet Geldwerte in Milliardenhöhe gestohlen.
Bild: dpa

Nordkoreanische Hacker stehlen offenbar Geldwerte in Milliardenhöhe im Internet. Viele der Spezialisten arbeiten demnach für den Geheimdienst und beschaffen auch Geld für Massenvernichtungswaffen.

Zu diesem Schluss kommt ein Bericht unabhängiger Experten für den Nordkorea-Sanktionsausschuss der Vereinten Nationen. In der Nacht zu Dienstag hatte der US-Sender CNN bereits über das Papier berichtet.

Der Gesamterlös durch die Online-Raubzüge wird auf bis zu zwei Milliarden Dollar geschätzt, wobei unklar blieb, von welchem Zeitraum die Experten ausgehen. Die Nachrichtenagentur DPA konnte die Zusammenfassung des noch unveröffentlichten Berichts einsehen. Mehrere Diplomaten bestätigten, dass dieser an die Mitglieder des Sanktionsausschusses verschickt wurde. Im September soll er dem Sicherheitsrat vorgelegt und danach veröffentlicht werden.



In dem Bericht heisst es weiter, dass Nordkorea bei seinen «zunehmend ausgeklügelten» Angriffen nicht nur Gelder von herkömmlichen Finanzinstituten ins Visier nehme, sondern auch Digitalwährungen wie den Bitcoin. Diese hätten für Hacker den Vorteil, dass Angriffe auf sie schwieriger nachzuverfolgen seien und sie weniger gut von Regierungen überwacht würden.

Hinter Angriff auf Sony-Filmstudio?

Nordkorea wird immer wieder mit aufwendigen Angriffen im Internet in Verbindung gebracht. So wird dem Land die Attacke auf Sony Pictures 2014 zugeschrieben, bei der der komplette E-Mail-Bestand des Hollywood-Studios erbeutet und die Server gelöscht wurden. Auch der Angriff mit der Erpressungssoftware WannaCry, die 2017 mehrere Hunderttausend Computer in 150 Ländern verschlüsselte, geht nach offiziellen US-Vorwürfen auf das Konto Nordkoreas.

Der Uno-Bericht kommt zu dem Schluss, dass Nordkorea mit seinen Raubzügen im Internet auch versuche, die Finanzsanktionen gegen das Land zu umgehen. Mit Digitalwährungen lässt sich online weitgehend anonym bezahlen, weil sie unabhängig von Regierungen oder Banken funktionieren. Gleichzeitig wird in dem Bericht festgestellt, dass Vertreter Nordkoreas im Ausland trotz Verboten weiter versuchten, für das Massenvernichtungsprogramm des Landes einzukaufen.

Verhandlungen festgefahren

Uno-Resolutionen verbieten Nordkorea – das mehrfach Atombomben getestet hat –, auch die Starts von ballistischen Raketen kurzer, mittlerer und langer Reichweite. Solche Raketen sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können. Am Dienstag hatte Nordkorea wieder Raketen getestet und zwei Geschosse ins Japanische Meer abgefeuert. Es war der vierte Raketenstart in den vergangenen knapp zwei Wochen.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump hatten Ende Juni im Grenzort Panmunjom auf der koreanischen Halbinsel Arbeitsgespräche zur atomaren Abrüstung in der Region vereinbart. Nach ihrem gescheiterten Gipfeltreffen im Februar in Vietnam weckte das Treffen neue Hoffnung auf Fortschritte in den festgefahrenen Verhandlungen.

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