Schlupfloch in GesetzgebungRussische Schattenflotte liefert Unmengen Öl an Grossbritannien
tbz
24.4.2024
Grossbritannien nutzt ein Schlupfloch im Gesetz, um im grossen Stil russisches Öl zu importieren. Eine zentrale Rolle spielen Putins Schattentanker, die das Öl in Drittländer zur Verarbeitung schaffen.
tbz
24.04.2024, 22:25
Tobias Benz
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Trotz Import-Verbot finden jährlich Unmengen an russischem Öl den Weg nach Grossbritannien.
Aus Russland exportiertes Rohöl wird in Drittstaaten wie China, Indien oder der Türkei raffiniert und schliesslich in den Westen verkauft.
Die Menschenrechtsorganisation «Global Witness» wirft Grossbritannien dabei vor, den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu finanziell zu unterstützen.
Wie der «Guardian» berichtet, importierte Grossbritannien auch im zweiten Jahr nach Start des russischen Angriffkriegs auf die Ukraine, Unmengen an Öl, das über Drittstaaten aus Russland ins Vereinigte Königreich floss. Das gehe aus Regierungsdaten hervor, die von der Umweltplattform «Desmog» analysiert wurden.
Der britischen Regierung wird dabei vorgeworfen, den russischen Krieg in der Ukraine trotz Sanktionen auf russisches Öl finanziell zu unterstützen. Möglich ist der Import durch eine Gesetzteslücke, nach der russisches Öl, das in einem anderen Land raffiniert wird, nicht mehr als aus Russland stammend betrachtet wird.
Mithilfe einer sogenannten Schattenflotte exportiert Russland seit Kriegsbeginn Rohöl über die Ostsee und versucht dabei, die Herkunft der Ware zu verschleiern. Verkauft wird das Öl überwiegend an China, Indien und die Türkei.
«Grossbritannien hilft Russland, den Krieg zu bezahlen»
Laut dem «Guardian» geht aus den Regierungsdaten hervor, dass der Import von Öl aus diesen drei Ländern nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine und dem darauffolgenden britischen Verbot auf den Import russischer Ölprodukte im Dezember 2022 dramatisch in die Höhe schoss.
Der Wert des aus Indien in das Vereinigte Königreich exportierten Öls ist seit 2021 von 402 Millionen Pfund auf 1,5 Milliarden Pfund angestiegen. Die Einfuhr solcher Ware aus China hat sich seit 2021 verzwanzigfacht und ist auf 395 Millionen Pfund angewachsen. Aus der Türkei wurde 2023 Öl im Wert von 60 Millionen statt deren 1,8 Millionen im Jahr 2021 importiert.
Die Menschenrechtsorganisation «Global Witness» kritisiert das Sanktions-Schlupfloch mit aller Härte. «Millionen von Barrel Treibstoff, die aus russischem Öl hergestellt wurden, strömen weiterhin nach Grossbritannien. Allein im letzten Jahr hat dieser Handel dem Kreml über 100 Millionen Pfund eingebracht. Solange die Regierung dieses Schlupfloch nicht schliesst, hilft Grossbritannien Russland, seinen Krieg gegen die Ukraine zu bezahlen.»