Ukraine-Übersicht Schweiz verurteilt russischen Beschuss auf Odessa +++ Russland bestreitet den Angriff 

Agenturen/red.

23.7.2022

Selenskyj: 20 Millionen Tonnen Getreide für Export bestimmt

Selenskyj: 20 Millionen Tonnen Getreide für Export bestimmt

«Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Ukraine dem Krieg standhalten kann», sagte Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Samstag. Am Freitag war mit Russland ein Deal zum Getreideexport aus der Ukraine unterzeichnet worden.

23.07.2022

Hält der zwischen Moskau und Kiew ausgehandelte Deal über Getreide-Exporte? Nur Stunden nach der Unterzeichnung sollen russische Raketen den Hafen von Odessa getroffen haben. Mehr im Ticker. 

Agenturen/red.

Genau 150 Tage dauert der Krieg in der Ukraine mittlerweile an – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Immerhin wurde nun beim Streit um von Russland blockierte Getreideexporte aus dem angegriffenen Land eine Einigung erzielt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigt sich zufrieden damit, dass es endlich eine Lösung für die Millionen Tonnen Getreide gibt, die bislang nicht aus ukrainischen Häfen ins Ausland verschifft werden konnten. Immer wieder hatten die Vereinten Nationen in den vergangenen Wochen vor Hungerkrisen in der Welt gewarnt.

Nur wenige Stunden nach der Unterzeichnung des Abkommens wirft die Ukraine Russland vor, den Hafen von Odessa beschossen zu haben. Nach Angaben der Türkei weist Russland diese Vorwürfe jedoch zurück. Trotzdem ist der türkische Verteidigungsminister beunruhigt.

Russland beschiesst Hafen von Odessa trotz Getreide-Abkommen

Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den wichtigen Hafen der Stadt Odessa mit Raketen beschossen. «Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an», erklärte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag. Nötig seien «effektive Sanktionen gegen Rusland und mehr Waffen für die Ukraine», forderte er. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union verurteilten den Beschuss umgehend. 

Russland hat die Verantwortung für den Raketenangriff auf den Hafen der ukrainischen Stadt Odessa nach Angaben der Türkei zurückgewiesen. Die Türkei stehe mit der Ukraine und Russland in Kontakt, und Moskau habe versichert, dass es nichts mit diesem Angriff zu tun habe und den Vorfall untersuchen wolle, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Samstag.

Die Ukraine wirft Russland vor, den Hafen von Odessa beschossen zu haben. Nach ukrainischen Militärangaben wurden dabei zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen.

Sowohl Russland als auch die Ukraine hatten am Freitag in Istanbul im Beisein von UN-Generalsekretär Guterres mit der Türkei eine Vereinbarung unterzeichnet, die den Export von ukrainischem Getreide wieder möglich macht. Russland sichert in dem Abkommen zu, Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschiessen. Auch die beteiligten Häfen, etwa der Hafen in Odessa, dürften demnach nicht angegriffen werden.

Ukrainische Region meldet Tote nach russischem Beschuss

Bei einem russischen Raketenangriff sind ukrainischen Behörden zufolge im Gebiet Kirowohrad mindestens drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden. Das russische Militär habe am Samstagmorgen von Kriegsschiffen und Kampfbombern insgesamt 13 Raketen unter anderem auf den Militärflughafen Kanatowo und ein Objekt der ukrainischen Eisenbahngesellschaft abgefeuert, teilte der Leiter der Militäradministration, Andrij Rajkowitsch, im Nachrichtenkanal Telegram mit.

Bei den Angriffen seien ein Soldat sowie an einer Transformatorenstation zwei Arbeiter getötet worden, sagte Rajkowitsch. Er rief die Menschen auf, die Luftalarme nicht zu ignorieren und Schutz zu suchen. Bisher war das Gebiet im zentralen Teil der Ukraine vergleichsweise wenig betroffen von russischen Angriffen. Allerdings hatte das russische Verteidigungsministerium in der Vergangenheit selbst auch schon über Beschuss des Militärflughafens berichtet.

Selenskyj-Berater: Mehr als 1000 Russen in Cherson eingekesselt

Im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson sind Angaben aus Kiew zufolge mehr als 1000 russische Soldaten von ukrainischen Streitkräften eingekesselt worden. Unweit der Siedlung Wyssokopillja seien die Russen in eine «taktische Umzingelung» geraten, sagte der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch. Unabhängig überprüfen liess sich das nicht. Auch im Bericht des ukrainischen Generalstabs wurde Wyssokopillja nicht erwähnt.

Die ukrainische Armee hatte zuletzt mehrere Gegenoffensiven auf das Chersoner Gebiet gestartet, das russische Soldaten nach Beginn des Kriegs im Februar weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hatten.

Die US-Zeitung «Wall Street Journal» schrieb unterdessen unter Berufung auf Äusserungen Selenskyjs, die ukrainische Armee verzeichne mittlerweile deutlich geringere Verluste als noch vor einigen Wochen. Selenskyj habe dem Blatt in einem Interview gesagt, dass derzeit pro Tag rund 30 ukrainische Soldaten getötet würden – im Mai und im Juni seien es zwischenzeitlich 100 bis 200 täglich gewesen.


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland den wichtigen Hafen der Stadt Odessa mit Raketen beschossen.
  • Nach der Einigung im Streit um Getreide-Exporte aus ukrainischen Häfen will Kiew rasch handeln: 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ernte des Vorjahres könnten exportiert werden. 
  • Nur Stunden nach Unterzeichnung des Abkommens meldet Kiew, dass russische Raketen den Hafen von Odessa getroffen hätten.
  • Die USA prüfen, ob sie die ukrainische Regierung auch mit Kampfjets beliefern sollten.
  • In der ukämpften südukrainischen Region Cherson gelang es ukrainischen Truppen angeblich, russische Sodaten einzukesseln.
  • Eine Zusammenfassung der Ereignisse vom Freitag gibt es hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden wir unseren Ticker am Freitag

  • 21.14 Uhr

    EU sucht in Nigeria Ersatz für russisches Gas

    Die EU sucht auch in Nigeria Ersatz für russisches Gas. Das sagte der stellvertretende Generaldirektor für Energie, Matthew Baldwin, bei einem Besuch in dem afrikanischen Staat. Die EU will ihr Engagement in dem Land verstärken, um beim Gas unabhängig von Russland zu werden

    Die EU importiert bereits 14 Prozent ihrer Flüssigerdgaslieferungen aus Nigeria. Es sei möglich, diese Lieferungen zu verdoppeln, gab Baldwin gegenüber «Reuters» an. Ende August könne Nigeria möglicherweise Fortschritte bei diesen Plänen vorweisen. Das Land ist der zweitgrößte Gasexporteur Afrikas.

  • 19.43 Uhr

    Orban ruft USA und Russland zu Verhandlungen über Beendigung von Ukraine-Krieg auf

    Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat erneut die Haltung der EU zum Ukraine-Krieg kritisiert und zu Verhandlungen zwischen den USA und Russland aufgerufen. «Wir sitzen in einem Auto mit vier platten Reifen», sagte Orban am Samstag während eines Besuchs in Rumänien zu den Bemühungen, die Kämpfe zu beenden. «Eine neue Strategie ist notwendig, die sich auf Friedensverhandlungen konzentrieren sollte, anstatt den Krieg gewinnen zu wollen.»

    Nach Ansicht des ungarischen Regierungschefs können nur Gespräche zwischen den USA und Russland den Konflikt beenden, da Russland Sicherheitsgarantien fordere, die nur Washington geben könne. Die EU sollte sich «nicht auf die Seite der Ukrainer stellen», sondern sich zwischen den beiden Lagern positionieren, fügte Orban hinzu.

    Die vom Westen gegen Moskau verhängten Sanktionen würden «die Situation nicht ändern» und «die Ukrainer werden nicht als Sieger hervorgehen», betonte Orban. «Je mehr schwere Waffen der Westen schickt, desto mehr zieht sich der Krieg in die Länge.»

    Mit Blick auf die Russland-Sanktionen hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban (Foto) vergangene Woche gesagt, die Europäische Union habe sich nicht nur ins Knie, «sondern in die Lunge» geschossen. Der ungarische Regierungschef ist kritisiert vor allem das Ölembargo gegen Russland.
    Mit Blick auf die Russland-Sanktionen hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban (Foto) vergangene Woche gesagt, die Europäische Union habe sich nicht nur ins Knie, «sondern in die Lunge» geschossen. Der ungarische Regierungschef ist kritisiert vor allem das Ölembargo gegen Russland.
    Bild: Marton Monus/dpa
  • 18.36 Uhr

    Schweiz verurteilt russischen Raketenbeschuss von Odessa

    Die Schweiz verurteilt den Beschuss der südukrainischen Hafenstadt Odessa am Samstag durch Russland - weniger als einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Es handle sich um eine «eklatante Missachtung» der drohenden Lebensmittel-Unsicherheit, heisst es vom Aussendepartement (EDA).

    Die Schweiz appelliere mit Nachdruck - «strongly», wie es im englischen Original-Text heisst - an Russland, die vielversprechende Vereinbarung auch umzusetzen, heisst es in einer Mitteilung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) von Samstagabend auf Twitter.

    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell schrieb auf Twitter, der Beschuss des Hafens zeige «erneut Russlands völlige Missachtung des Völkerrechts und der Verpflichtungen». Auch Uno-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Raketenbeschuss.

  • 18.29 Uhr

    Forscher benennen fossilen Haarstern nach Selenskyj

    Der ukrainische Präsident ist nun namentlich im Reich der Tiere vertreten: Um «seinen Mut und seine Tapferkeit» zu ehren, widmen ihm Forschende in Polen einen Fund aus dem Jura-Erdzeitalter.

    Polnische Forscher haben einen fossilen Haarstern nach dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj benannt. Das versteinerte Tier sei in Äthiopien entdeckt worden und fast vollständig erhalten, berichtet das Team um den Forscher Mariusz Salamon von der Universität Katowice (deutsch: Kattowitz).

    Die Wissenschaftler nannten die entdeckte Art Ausichicrinites zelenskyyi. Die im Meer lebenden Haarsterne sind sehr artenreich und zählen wie die Seesterne zu den Stachelhäutern. Mit der Benennung wollten die Forscher Selenskyj «für seinen Mut und seine Tapferkeit bei der Verteidigung der freien Ukraine» ehren.

    Ein versteinerter Haarstern der neu entdeckten Art Ausichicrinites zelenskyyi.
    Ein versteinerter Haarstern der neu entdeckten Art Ausichicrinites zelenskyyi.
    Bild: dpa
  • 17.49 Uhr

    Selenskyj wirft Russland Vertragsbruch nach Angriff auf Odessa vor

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland nach dem Raketenangriff auf die Hafenstadt Odessa Vertragsbruch vorgeworfen. «Was Russland auch verspricht, es findet immer einen Weg, es nicht zu erfüllen», sagte der Staatschef am Samstag. Er bezog sich dabei auf ein am Vortag geschlossenes Abkommen über den Export von ukrainischen Getreide über das Schwarze Meer.

    Russland habe stets verschiedene Möglichkeiten zum Handeln, sagte Selenskyj in einem auf seinem Nachrichtenkanal bei Telegram verbreiteten Video von einem Treffen mit Vertretern des US-Kongresses. Selenskyj forderte bei dem Treffen wie schon zuvor immer wieder die Lieferung schwerer Waffen, um die russischen Angriffe zu stoppen.

  • 17.18 Uhr

    Washington bestätigt Tod von zwei US-Bürgern im Donbass

    Zwei US-Bürger sind im umkämpften Osten der Ukraine ums Leben gekommen. «Wir können den Tod von zwei US-Bürgern kürzlich in der Donbass-Region bestätigen», teilte das Aussenministerium am Samstag in Washington mit. Weitere Details würden aus Respekt vor den Hinterbliebenen nicht bekanntgegeben. Die US-Regierung stehe in Verbindung mit den Angehörigen, um «konsularische Hilfe» zu leisten.

    Moskaus Militäroffensive konzentriert sich derzeit auf den Osten der Ukraine. Weite Teile der Donbass-Region hat die russische Armee bereits eingenommen.

    Die Ukraine hat wegen der russischen Invasion eine Freiwilligen-Legion aufgebaut. Darin sind Militärs mit verschiedenen Graden von Vorerfahrung zusammengeschlossen. Die US-Regierung äusserte sich nicht zu der Frage, ob die beiden im Donbass Getöteten an Kampfhandlungen beteiligt waren.

    US-Präsident Joe Biden und das Aussenministerium in Washington haben US-Bürger gewarnt, in die Ukraine zu reisen, um an den Kämpfen teilzunehmen. Bislang war der Tod von zwei weiteren US-Bürgern bestätigt worden.

    Zwei Männer tragen eine Holzplatte neben schwer beschädigten Gebäuden und zerstörten Autos im Donbass. 
    Zwei Männer tragen eine Holzplatte neben schwer beschädigten Gebäuden und zerstörten Autos im Donbass. 
    Bild: Keystone
  • 16.49 Uhr

    Russland weist Verantwortung für Raketenbeschuss zurück

    Russland hat die Verantwortung für den Raketenangriff auf den Hafen der ukrainischen Stadt Odessa nach Angaben der Türkei zurückgewiesen. Die Türkei stehe mit der Ukraine und Russland in Kontakt, und Moskau habe versichert, dass es nichts mit diesem Angriff zu tun habe und den Vorfall untersuchen wolle, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Samstag.

    Die Ukraine wirft Russland vor, den Hafen von Odessa beschossen zu haben. Nach ukrainischen Militärangaben wurden dabei zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen.

    Akar sagte weiter, dass Vertreter der UN, der Ukraine und Russlands bereits mit der Türkei in einem gemeinsamen Koordinationszentrums zusammenarbeiteten. Die Einrichtung eines solchen Zentrums in Istanbul zur Überwachung von Getreide-Exporten wurde am Freitag vereinbart.

    Sowohl Russland als auch die Ukraine hatten am Freitag in Istanbul im Beisein von UN-Generalsekretär Guterres mit der Türkei eine Vereinbarung unterzeichnet, die den Export von ukrainischem Getreide wieder möglich macht. Russland sichert in dem Abkommen zu, Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschiessen. Auch die beteiligten Häfen, etwa der Hafen in Odessa, dürften demnach nicht angegriffen werden.

    Blick auf den Hafen von Odessa im November 2016. Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen.
    Blick auf den Hafen von Odessa im November 2016. Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen.
    Archivbild: Jussi Nukari/Lehtikuva/dpa
  • 15.20 Uhr

    Ukrainische Armee: Anlage für Getreideexport am Hafen von Odessa getroffen

    Bei dem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa sind nach ukrainischen Angaben am Samstag gezielt Anlage unter Beschuss genommen worden, in der ukrainisches Getreide für den Export verladen wird. Der Hafen sei «eigens dort getroffen worden, wo Getreidelieferungen abgewickelt wurden», sagte der ukrainische Militärsprecher Jurij Ignat der Nachrichtenagentur AFP. Die Ukraine und Russland hatten sich am Freitag unter Vermittlung der UNO und der Türkei auf ein Abkommen geeinigt, um die seit Kriegsbeginn blockierten ukrainischen Getreidelieferungen wiederaufzunehmen.

  • 14.22 Uhr

    UNO und EU verurteilen Beschuss von Odessa

    UNO-Generalsekretär António Guterres hat den Raketenbeschuss des Hafens von Odessa verurteilt. Am Freitag hätten sich alle Parteien auf globaler Ebene klar verpflichtet, den sicheren Export ukrainischen Getreides zu gewährleisten, teilte Guterres mit. «Die vollständige Umsetzung durch die Russische Föderation, die Ukraine und die Türkei ist zwingend erforderlich», sagte er laut Mitteilung. Kiew macht Russland für den Angriff verantwortlich.

    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell schrieb auf Twitter: «Einen Tag nach der Unterzeichnung der Abkommen von Istanbul ein für den Getreideexport entscheidendes Ziel zu treffen, ist besonders verwerflich und zeigt erneut Russlands völlige Missachtung des Völkerrechts und der Verpflichtungen.»

  • 12.30 Uhr

    Ukraine meldet russischen Raketenbeschuss auf Odessa

    Am Tag nach der Einigung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer meldet Kiew einen Rückschritt: Russland habe entgegen der Vereinbarungen den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen.

    «Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an», teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag mit. Russland bombardiere die Hafenstadt.

    Nach ukrainischen Militärangaben wurden zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen, hiess es.

    Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, die Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschiessen. Auch die beteiligten Häfen dürften dabei nicht angegriffen werden.

  • 12.07 Uhr

    Neues Info-Portal für Ukrainer*innen in der Schweiz

    Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hat eine Informationsplattform für Menschen aus der Ukraine lanciert. Ein von Freiwilligen moderierter Telegram-Chat liefert zudem Antworten auf allfällige Fragen, die auf der Website ungeklärt bleiben.

    Die Plattform helpful.redcross.ch stelle alle Informationen an einem Ort zur Verfügung, und zwar auf Ukrainisch und auf Russisch, teilte das Rote Kreuz am Samstag mit. Zwar habe es bereits zuvor zahlreiche Informationen für Flüchtlinge gegeben. Der Suchaufwand für die Betroffenen sei jedoch oft hoch und die Sprache häufig ein Hindernis.

    In einer ersten Phase stehen alle Inhalte zum Thema «Ankommen» zur Verfügung, wie es im Communiqué hiess. Dabei geht es etwa um die ersten Schritte bei der Ankunft und Fragen zur Unterkunft, Sicherheit und finanziellen Unterstützung sowie zur medizinischen Versorgung. In einer zweiten Phase sollen den Angaben zufolge Inhalte zum Thema «Hier sein» – alles rund um Arbeit, Bildung und das Leben in der Schweiz – hinzugefügt werden.

  • 11.52 Uhr

    Ukrainischer Aussenminister stellt Champagner noch nicht kühl

    Die Unterzeichnung eines Abkommens über den Export von Millionen Tonnen ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer gilt als Meilenstein. Dennoch äussert sich die ukrainische Regierung skeptisch gegenüber Russland.

    «Ich mache wegen des Abkommens keine Champagnerflasche auf», sagte Aussenminister Dmytro Kuleba der Nachrichtenagentur AP am Freitag in Kiew. «Ich drücke die Daumen, dass es funktioniert, dass Schiffe Getreide auf die Weltmärkte bringen und die Preise runtergehen und Leute etwas zu essen haben. Aber ich bin sehr vorsichtig, weil ich kein Vertrauen in Russland habe.»

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    Ein Landwirt in der ukrainischen Region Donezk sitzt auf seiner Ernte fest. 
    Ein Landwirt in der ukrainischen Region Donezk sitzt auf seiner Ernte fest. 
    Bild. Efrem Lukatsky/AP/dpa
  • 11.17 Uhr

    London: Ukrainische Gegenangriffe gefährden Nachschubrouten der Russen

    Die ukrainischen Gegenangriffe im von Russland besetzten Gebiet Cherson gefährden nach Einschätzung britischer Geheimdienste die Nachschubrouten für das russische Militär westlich des Flusses Dnipro.

    In den vergangenen zwei Tagen hätten dort heftige Gefechte stattgefunden, hiess es am Samstag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Die Russen würden den ukrainischen Gegenangriff wohl mit Artilleriebeschuss auszubremsen versuchen.

    Die einzige Strassenbrücke über den Fluss Dnipro in der Stadt Cherson war in dieser Woche geschlossen worden, nachdem ukrainische Raketenangriffe mit US-amerikanischen Himars-Raketenwerfern sie deutlich beschädigt hatten. Die Zerstörung der Flussquerungen wurde von Kiew als Option genannt, um einen Rückzug der russischen Truppen auf das linke Dnipro-Flussufer zu verhindern.

    Im Update der Briten heisst es nun, die durch ukrainische Angriffe beschädigte Antoniwka-Brücke sei am Freitag für einigen Verkehr passierbar gewesen. Russland habe provisorische Reparaturen durchgeführt.

  • 9.30 Uhr

    Selenskyj dankt USA für Waffen: «Gemeinsam zum Sieg»

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den USA für die angekündigten neuen Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland gedankt. «Extrem wichtig, schlagkräftige Waffen werden die Leben unserer Soldaten retten, die Befreiung unseres Landes vom russischen Aggressor beschleunigen», schrieb Selenskyj am Samstag auf Englisch auf Twitter. «Ich schätze die strategische Partnerschaft zwischen unseren Nationen. Gemeinsam zum Sieg!»

    Die USA hatten am Freitag Waffenlieferungen an die Ukraine mit einem Wert von rund 270 Millionen Dollar angekündigt. Darin enthalten sind nach offiziellen Angaben vier Himars-Mehrfachraketenwerfer. Das neue Paket umfasst demnach unter anderem Raketen für die Himars-Systeme, 36'000 Artilleriegranaten, Fahrzeuge und bis zu 580 Drohnen des Typs Phoenix Ghost.

    Die Ukraine will mit den schweren Waffen des Westens den russischen Vormarsch stoppen und besetzte Gebiete zurückerobern. Sie hatte zuletzt den von moskautreuen Separatisten und russischen Truppen besetzten Regionen empfindliche Schläge versetzt. Russland hatte die USA und die Nato gewarnt, dass die Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg nur verlängern würden.

  • 9.16 Uhr

    Angeblich 1000 russische Soldaten bei Cherson eingekesselt

    Im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson sind Kiew zufolge mehr als 1000 russische Soldaten von ukrainischen Streitkräften eingekesselt worden. Unweit der Siedlung Wyssokopillja seien die Russen in eine «taktische Umzingelung» geraten, sagte der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch. Unabhängig überprüfen liess sich das nicht. Auch im neuesten Bericht des ukrainischen Generalstabs wurde Wyssokopillja nicht erwähnt.

    Die ukrainische Armee hatte zuletzt mehrere Gegenoffensiven auf das Chersoner Gebiet gestartet, das russische Soldaten nach Beginn des Kriegs im Februar weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hatten.

    Die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» schrieb unterdessen unter Berufung auf Äusserungen Selenskyjs, die ukrainische Armee verzeichne mittlerweile deutlich geringere Verluste als noch vor einigen Wochen. Selenskyj habe dem Blatt in einem Interview gesagt, dass derzeit pro Tag rund 30 ukrainische Soldaten getötet würden – im Mai und im Juni seien es zwischenzeitlich 100 bis 200 täglich gewesen.

  • 9.06 Uhr

    Baerbock findet Teheraner Gruppenfoto «unverständlich»

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock hat den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan kritisiert – dafür, wie er auf einem Gruppenfoto mit den Präsidenten von Russland und des Irans posiert.

    Das Bild, entstanden am Dienstag bei einem Gipfeltreffen Erdogans mit Kremlchef Wladimir Putin und dem Iraner Ebrahim Raisi in Teheran, zeigt die drei autoritär regierenden Staatsoberhäupter, wie sie sich lächelnd an den Händen halten. «Dass der türkische Präsident mit auf diesem Foto ist, das ist eine Herausforderung, um es mal freundlich zu sagen», sagte Baerbock am Freitagabend der «Bild»-Zeitung.

    Stein des Anstosses: Die Präsidenten von Russland, des Iran und der Türke, Wladimir Putin, Ebrahim Raisi und Recep Tayyip Erdogan (v. l.),  beim Schulterschluss in Teheran.
    Stein des Anstosses: Die Präsidenten von Russland, des Iran und der Türke, Wladimir Putin, Ebrahim Raisi und Recep Tayyip Erdogan (v. l.),  beim Schulterschluss in Teheran.
    Bild: AP

    Die Türkei als Nato-Mitgliedstaat gebe der Ukraine militärisch «massive Unterstützung» im Krieg gegen den Angreifer Russland und sei auch am jüngsten Abkommen zur Sicherung ukrainischer Getreideexporte beteiligt, merkte die Grünen-Politikerin an. «Deswegen ist mir dieses Foto mehr als unverständlich, gerade aus Sicht eines Nato-Mitglieds.»

    Die Konstellation auf dem Bild zeige zudem, wie wichtig es sei, «dass wir mit Wertepartnern zusammenstehen», die «an die internationalen Regeln nicht nur glauben, sondern für sie eintreten», fügte Baerbock hinzu. «Weil es gibt andere Akteure, die nicht für unsere Werte einstehen, und die verbünden sich im Zweifel auch.»

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock will dem Staat Moldau eine Summe in Millionenhöhe zusagen.
    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock will dem Staat Moldau eine Summe in Millionenhöhe zusagen.
    Britta Pedersen/dpa
  • 8.59 Uhr

    USA prüfen Kampfjet-Lieferung an die Ukraine

    Die US-Regierung prüft nach eigenen Angaben eine Lieferung amerikanischer Kampfjets an die Ukraine. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betonte, «dass es sich um Sondierungsüberlegungen handelt, die nicht in naher Zukunft umgesetzt werden können». Bei den vorläufigen Prüfungen des Pentagons gehe es nicht um Maschinen aus der früheren Sowjetunion, sondern um solche amerikanischer Bauart.

    Er verwies in einem Gespräch mit Reporter*innen darauf, dass der Betrieb moderner Kampfflugzeuge «ein schwieriges Unterfangen» sei. Berücksichtigt werden müssten auch Faktoren wie die Ausbildung der Besatzungen und die Instandhaltung sowie die Lieferung von Ersatzteilen.

    Kirby verkündete zudem weitere US-Waffenlieferungen an die Ukraine im Wert von rund 270 Millionen Dollar. Darin enthalten seien vier Himars-Mehrfachraketenwerfer, deren Lieferung Washington bereits zuvor angekündigt hatte.

    Vier solcher Himars-Abschussbatterie will Washington der Ukraine liefern – kommen jetzt auch Kampfjets dazu?
    Vier solcher Himars-Abschussbatterie will Washington der Ukraine liefern – kommen jetzt auch Kampfjets dazu?
    Bild: Petra News Agency / Handout/PETRA NEWS AGENCY/dpa
  • 8.30 Uhr

    Selenskyj zeigt sich erfreut über Getreide-Deal

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigt sich zufrieden damit, dass es endlich eine Lösung für die Millionen Tonnen Getreide gibt, die bislang nicht aus ukrainischen Häfen ins Ausland verschifft werden konnten. 

    Der am Freitag in Istanbul unterzeichnete Deal entspräche «voll und ganz den Interessen der Ukraine», sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Samstag. «Jetzt können wir nicht nur die Arbeit unserer Häfen am Schwarzen Meer wiederaufnehmen, sondern auch den erforderlichen Schutz für sie aufrechterhalten.»

    Selenskyj sagte zudem, die Ukraine könne nun insgesamt 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ernte des Vorjahres exportieren. Es seien Vorräte im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar eingelagert.

    Zuvor hatten sich die Kriegsparteien fast fünf Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine erstmals auf eine grössere Übereinkunft verständigt: Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer sollen nach einer Blockade Russlands wieder möglich werden. Unter UN-Führung sollen Vertreter der Länder zusammen mit der Türkei einen humanitären Korridor im Schwarzen Meer abstecken und aus einem Kontrollzentrum in Istanbul überwachen.