Erst trifft Kim Jong Un nach langer Zugfahrt ein, dann landet US-Präsident Trump in Hanoi. Am Mittwoch kommen beide zu ihrem zweiten Gipfel zusammen: Was dabei herauskommt, ist völlig offen.
Acht Monate nach dem historischen Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Singapur ist die Bühne frei für den zweiten Gipfel: Nach Kim traf am Dienstagabend (Ortszeit) auch Trump in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi ein. Ab Mittwoch dreht sich dann alles um vertrauensbildende Massnahmen, einen möglichen Fahrplan auf dem Weg zu einer «Denuklearisierung» Nordkoreas und etwaige Gegenleistungen der USA.
Trump landete am Dienstagabend nach mehr als 20 Stunden Flug in Hanoi. Nach seiner Ankunft bedankte er sich auf Twitter für den «grossartigen Empfang in Hanoi. Gewaltige Menschenmengen, und so viel Liebe!» Reporter in Trumps Delegation berichteten von Tausenden Menschen, die winkten oder Trumps Kolonne mit Handys filmten.
Kim war schon am Morgen mit seinem gepanzerten Sonderzug eingetroffen. Für die rund 4000 Kilometer lange Zugstrecke bis zur Grenze benötigte er 66 Stunden. In der Grenzstadt Dong Dang stieg Kim in seinen Mercedes S600 Pullman Guard um und fuhr weiter nach Hanoi.
So sieht Kims Sonderzug aus
So sieht Kims Sonderzug aus
Wenn Kim Jong Un im «grünen Biest» angerollt kommt, dann ist ihm ein grosser Bahnhof gewiss: Vor dem zweiten Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump ist Kim Jong Un im Februar 2019 an der vietnamesischen Grenze mit grossem Aufgebot empfangen worden.
Für die Reise zum Gipfeltreffen der beiden Staatschefs in Hanoi wählte Nordkoreas Machthaber die Panoramaroute und fuhr mehr als 4000 Kilometer mit dem Zug.
Selbst ein diktatorischer Machthaber muss für Zigarettenpausen aussteigen.
Kim Jong Un musste auf seiner mehrtägigen Reise China von Nord nach Süd durchqueren.
Nordkoreas Diktatoren-Dynastie Kim hat ein Faible für das Reisen auf Schienen.
Die Privatzüge der Kims sind rollende Luxuspaläste mit edlem Interieur und allen Annehmlichkeiten, die ein Diktator auf Reisen braucht.
Dafür stellen die Luxuszüge keine Geschwindigkeitsrekorde auf. Aufgrund der schweren Panzerung zuckeln sie mit maximal 60 km/h durchs Land.
Kim Jong Il, der Vater von Koreas aktuellem Machthaber, litt unter extremer Flugangst und fuhr grundsätzlich mit demr Bahn. Er soll über sechs Privatzüge mit 90 gepanzerten Wagen verfügt haben.
Die Paranoia fuhr bei Kim Jong Il immer mit: Hier macht er sich im Führerstand ein Bild über die Funktionstüchtigkeit seiner Festung auf Rädern.
Bei einer Russlandreise Kim Jong Ils durften sich die Anwohner den Bahnhöfen nicht nähern.
Ironischerweise starb Kim Jong Il 2011 ausgerechnet in einem Zug. Sein Volk verbeugte sich in einer landesweiten Schweigeminute anordnungsgemäss.
Kim Jong Il (links) hat seine Vorliebe für Zugfahrten von seinem Vater, Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung, in die Wiege gelegt bekommen.
Kim Il Sung war der reisefreudigste in der Diktatorendynastie: Er furh mit dem Zug sogar bis in die damalige DDR.
Der aktuelle Führer Nordkoreas, Kim Jong Un, begnügt sich aus Propagandazwecken auch mal mit der Fahrt in einer nagelneuen U-Bahn.
Trump will am Mittwoch zunächst den Präsidenten und den Ministerpräsidenten des Gastgeberlandes Vietnam treffen. Kim wird nach vietnamesischen Medienberichten Industrieanlagen besuchen. Die erste Zusammenkunft der beiden ist nach Angaben des Weissen Hauses für Mittwochabend geplant. Nach einem kurzen Gespräch zur Begrüssung wollen Kim und Trump zu einem Essen zusammenkommen.
Über die möglichen Gipfelergebnisse wird viel spekuliert. Denkbar wäre, dass beide Seiten den Koreakrieg (1950-53) für beendet erklären. Es wäre allerdings nur ein erster, symbolischer Schritt auf dem Weg zu einem Friedensvertrag. Bislang gibt es nur einen Waffenstillstand. Ob sich Nordkorea tatsächlich zur bereits angebotenen Schliessung seines wichtigen Atomkomplexes Yongbyon verpflichtet, muss sich zeigen. Dafür verlangt Kim «korrespondierende» Gegenleistungen der USA.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge, für Russland sei die Lösung des Konflikts noch wichtiger als für die USA. «Wir sprechen über Gebiete, die direkt an unseren Grenzen liegen», sagte er. China appellierte an beide Parteien, aufeinander zuzugehen. Sie sollten «sich auf halbem Wege treffen und die angemessenen Besorgnisse des jeweils anderen in Betracht ziehen».
Nachdem der erste Gipfel von US-Präsident Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim mit einer schwammigen Erklärung endete, sind die Erwartungen nicht allzuhoch, dass das zweite Gipfeltreffen konkrete Ergebnisse oder sogar eine Aussicht auf Frieden bringt. Eine Agenda haben beide Staatschefs trotzdem. Hier sind die wiochtigsten Fragen und Antworten zuum Kim-Trump-Gipfel in Hanoi.
Warum findet der Gipfel in Vietnam statt?
Vietnam pflegt traditionell gute Beziehungen zu Nordkorea. In den vergangenen Jahren hat sich aber auch das Verhältnis zum einstigen Kriegsgegner USA erheblich gebessert. Heute, nach der wirtschaftlichen Öffnung, gehört Vietnam zu den am stärksten wachsenden Ländern weltweit. Aus Sicht der USA könnte Vietnam mit seinem Kurs der Öffnung Vorbild für das isolierte Nordkorea sein.
Was wollen die USA langfristig erreichen?
Offizielles Ziel der USA ist die «endgültige und vollständig überprüfte Denuklearisierung Nordkoreas». Der US-Sondergesandte für Nordkorea, Stephen Biegun, räumte allerdings kürzlich in einer Ansprache in der Universität Stanford ein, dass es bislang keine mit Nordkorea vereinbarte Definition dafür gebe.
Was ist das Ziel Nordkoreas?
Kim will Sicherheitsgarantien der USA sowie eine Aufhebung der harten UN- und US-Sanktionen gegen sein Land und ein Ende der internationalen Isolation erreichen.
Was soll der Gipfel in Hanoi bringen?
Biegun sagt, Trump erwarte von dem zweitägigen Treffen «bedeutenden und überprüfbaren Fortschritt bei der Denuklearisierung». Auf der Arbeitsebene sollte vor dem Gipfel ein Fahrplan für Verhandlungen und «ein gemeinsames Verständnis der gewünschten Ergebnisse» erarbeitet werden. Kim dürfte bei dem Treffen auf konkrete Zusagen der USA hoffen.
Welche konkreten Zusagen sind denkbar?
Der Sender CNN berichtete kürzlich über Gespräche, wonach die USA und Nordkorea zwar nicht Botschaften, aber immerhin Verbindungsbüros im jeweils anderen Land errichten könnten. Es wäre ein erster Schritt zur Normalisierung der Beziehungen. Von historischer Tragweite wäre es, sollte Trump ein Ende des Korea-Krieges verkünden, auch wenn ein formeller Friedensvertrag erst ausgearbeitet werden und weitere Parteien umfassen müsste.
Herrscht denn Krieg zwischen Nordkorea und den USA?
Technisch ja. Der Korea-Krieg endete 1953 mit einem Waffenstillstand, dem ein Friedensvertrag folgen sollte – das Vorhaben wurde aber ein Opfer des Kalten Krieges.
Was hat es mit den Sanktionen gegen Nordkorea auf sich?
Die Vereinten Nationen haben wegen der Atom- und Raketentests des Landes mehrfach Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Sie umfassen unter anderem ein Verbot für die Lieferung, den Verkauf und die Weitergabe von Rüstungsgütern. Die Sanktionen betreffen aber auch den Export, den Handel sowie den Finanzsektor des Landes und schränken die Lieferung von Minerölerzeugnissen wie Benzin drastisch ein. Die USA haben zusätzlich umfassende weitere Sanktionen verhängt.
Was sind die Folgen der Sanktionen?
Kim ist es bisher nicht gelungen, die Nahrungsknappheit im Land zu beseitigen. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schrieb im Dezember über Nordkorea, dass in einer Bevölkerung von rund 25 Millionen Menschen die Nahrungssicherheit für 10,9 Millionen nicht gewährleistet sei; von ihnen seien knapp drei Millionen unter 18 Jahren.
Ist ein Ende der Sanktionen absehbar?
Derzeit nicht. «Wir werden keine Sanktionen aufheben, bevor die Denuklearisierung abgeschlossen ist», sagt Biegun. Trump stellt Nordkorea aber langfristig Wohlstand in Aussicht.
Der erste Gipfel: Die wichtigsten Fakten
Der Gipfel zwischen Kim und Trump: Die wichtigsten Fakten
Bald geht es los. Hier trifft der nordkoreanische Machthaber Kim Yong Un in Singapur ein.
Kaum wurde das Treffen zwischen Kim und Trump erneut bestätigt, beginnen die Spekulationen um den Veranstaltugsort und wo die beiden Staatsmänner in Singapur unterkommen werden.
Donald Trump hat den nordkoreanischen Unterhändler Kim Yong Chol am Freitag im Weissen Haus in Washington empfangen. Anschliessend kündigte der US-Präsident an, der Gipfel werde am 12. Juni in Singapur stattfinden.
Nachdem Donald Trump zunächst abgesagt hatte, kann der historische Gipfel also nun doch stattfinden. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Auch Nordkorea drohte, den Gipfel platzen zu lassen. Amerikanische und südkoreanische Streitkräfte hatten zuvor das gemeinsame Grossmanöver «Max Thunder» an der Grenze zu Nordkorea abgehalten. Am Ende zog Trump selbst die Reissleine.
Trump hat die Chance, vor den Zwischenwahlen im Herbst einen diplomatischen Coup zu landen. Kim wiederum könnte sich damit brüsten, einer Weltmacht auf Augenhöhe zu begegnen.
Die Republikaner und Donald Trump könnten einen erfolgreichen Gipfel jedenfalls gut gebrauchen.
Die internationalen Sanktionen werden Nordkorea weiter zu schaffen machen. Kim hat eigentlich keine andere Wahl als den Gipfel, um seine Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.
Womit wäre Nordkorea den USA entgegenkommen? - Die eigenen Nuklearwaffen sind Kims grösster Trumpf – und den will er nicht ohne Weiteres aus der Hand geben. Denkbar gewesen wäre eine Art Kompromiss, in dessen Rahmen Pjöngjang internationale Inspektionen zulassen würde.
Die USA hatten einen Gipfel in Washington favorisiert. Nordkorea hingegen hätten Trump gerne als Gast in Pjöngjang gesehen. Denkbar waren auch Orte in Drittländern, darunter auch die Schweiz.
Gab es seit dem Gipfel in Singapur auch messbare Ergebnisse?
Ja. Nordkorea überstellte die sterblichen Überreste von 55 mutmasslich amerikanischen Gefallenen aus dem Korea-Krieg in die USA. Biegun betont auch, dass derzeit – anders als in der Vergangenheit – kein US-Staatsbürger unrechtmässig in Nordkorea festgehalten werde. Nach seinen Angaben haben die USA zudem Bestimmungen gelockert, um humanitäre Hilfe nach Nordkorea zu schicken.
Wie gefährlich ist Nordkorea noch?
Trump hatte nach dem ersten Gipfel auf Twitter geschrieben: «Von Nordkorea geht keine nukleare Bedrohung mehr aus.» Inzwischen äussert sich Trump vorsichtiger. Die US-Geheimdienste sehen in Nordkorea weiterhin eine Gefahr. Es sei unwahrscheinlich, dass Kim die Atomwaffen aufgebe, weil er sie als überlebenswichtig für sein Regime ansehe.
Spektakuläres Treffen – bislang ohne echte Abrüstungsfortschritte: Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump im Juni 2018.
Kim Jong Un winkt vor der Abfahrt nach Hanoi.
An diesem Bahnhof soll Kims Zug ankommen.
Vietnam bereitet sich vor: Trump- und Kim-Doppelgänger fanden sich vor den Originalen in Hanoi ein.
Sicherheitskräfte zeigen vor dem Gipfel Präsenz.
Der Gipfel zwischen Kim und Trump ist ein Medienspektakel.
Protest gegen Kim: Südkoreanische Demonstranten mit einer zerstörten Nordkorea-Flagge.
Gut fürs Geschäft: Mit dem Gipfel lässt sich auch in Sachen Souvenirs Geld machen.
Shops in Hanoi bieten absonderliche Andenken an. Etwa einen Wodka mit Trumps und Kims Konterfei.
Verhandlungsthema zwischen Kim und Trump: Die nordkoreanische Atomanlage Yongbyon auf einem Satellitenbild aus dem Jahr 2004.
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un neben einem Sprengkopf: Nach Ansicht von Experten hat Pjöngjang nach dem ersten Treffen mit Trump nicht wesentlich abgerüstet.
Trump-Kim-Show: Ein bisschen Frieden – aber auch Abrüstung?
Spektakuläres Treffen – bislang ohne echte Abrüstungsfortschritte: Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump im Juni 2018.
Kim Jong Un winkt vor der Abfahrt nach Hanoi.
An diesem Bahnhof soll Kims Zug ankommen.
Vietnam bereitet sich vor: Trump- und Kim-Doppelgänger fanden sich vor den Originalen in Hanoi ein.
Sicherheitskräfte zeigen vor dem Gipfel Präsenz.
Der Gipfel zwischen Kim und Trump ist ein Medienspektakel.
Protest gegen Kim: Südkoreanische Demonstranten mit einer zerstörten Nordkorea-Flagge.
Gut fürs Geschäft: Mit dem Gipfel lässt sich auch in Sachen Souvenirs Geld machen.
Shops in Hanoi bieten absonderliche Andenken an. Etwa einen Wodka mit Trumps und Kims Konterfei.
Verhandlungsthema zwischen Kim und Trump: Die nordkoreanische Atomanlage Yongbyon auf einem Satellitenbild aus dem Jahr 2004.
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un neben einem Sprengkopf: Nach Ansicht von Experten hat Pjöngjang nach dem ersten Treffen mit Trump nicht wesentlich abgerüstet.
Zurück zur Startseite