Donald Trump greift farbige demokratische Kongressabgeordnete an. Er fordert sie auf Twitter dazu auf, «in ihre Heimatländer» zurückzugehen – drei der vier gemeinten Demokratinnen sind aber in den USA geboren.
US-Präsident Donald Trump hat mehrere Politikerinnen der oppositionellen Demokraten zur Rückkehr in die Herkunftsländer ihrer Familien aufgefordert – und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Demokratische Präsidentschaftsbewerber wie Joe Biden und Elizabeth Warren warfen Trump am Sonntag Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vor. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, der Präsident spalte die USA.
Trump hatte am Sonntag scharfe Attacken gegen mehrere demokratische Politikerinnen gefahren. Er nannte im Kurzbotschaftendienst Twitter zwar keine Namen; seine Äusserungen über «progressive demokratische Kongressabgeordnete» waren aber unschwer erkennbar auf junge Wortführerinnen der Demokraten wie Alexandria Ocasio-Cortez, Ilhan Omar, Rashida Tlaib und Ayanna Pressley gemünzt.
Trump warf den Politikerinnen vor, den «Bürgern der Vereinigten Staaten, der grössten und mächtigsten Nation der Erde, bösartig zu erzählen, wie unsere Regierung geführt werden muss». Diese Frauen stammten aus Ländern, «deren Regierungen eine völlige Katastrophe, die schlechtesten, korruptesten und unfähigsten» in der Welt seien. «Warum gehen sie nicht zurück und helfen dabei, die völlig zerrütteten und von Verbrechen durchsetzten Orte, von denen sie herkommen, wieder aufzubauen?»
Vorwurf des Rassismus
Drei der vier Angegriffenen sind in den USA geboren. Die Vorfahren der in New York geborenen Ocasio-Cortez stammen aus dem US-Übersee-Territorium Puerto Rico. Tlaib, die in Detroit geboren wurde, hat palästinensische Wurzeln. Die Afroamerikanerin Pressley wurde in Cincinnati geboren. Einzig Omar ist nicht in Amerika geboren. Sie floh als Kind aus Somalia und kam als Flüchtling in die USA. Sie ist die erste schwarze Muslimin im Kongress.
Die vier Politikerinnen reagierten scharf auf Trumps Äusserungen. «Ich bekämpfe Korruption in unserem Land», schrieb Tlaib. «Ich tue es jeden Tag, indem ich als Abgeordnete Rechenschaft von Ihrer Regierung einfordere.» Pressley schrieb über Trumps Tweets: «So sieht Rassismus aus. Wir sind, wie Demokratie aussehen sollte.»
Ocasio-Cortez warf Trump vor, wütend zu sein, weil er sich die USA nicht als Land vorstellen könne, in dem Menschen wie sie ihren Platz hätten. Omar schrieb auf Twitter, Trump schüre «weissen Nationalismus», weil er wütend sei, dass Politikerinnen wie sie im Kongress sässen und seine «hasserfüllte Agenda» bekämpften.
Scharfe Reaktionen
Scharfe Kritik an Trump äusserten auch prominente Präsidentschaftsbewerber der Demokraten. «Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben keinen Platz in Amerika», schrieb Ex-Vize-Präsident Biden. Senatorin Warren bezeichnete Trumps Äusserungen ebenfalls als «rassistisch und fremdenfeindlich». Die afroamerikanische Senatorin Kamala Harris schrieb auf Twitter, Trumps «rassistische Attacke» sei «un-amerikanisch».
Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Pelosi, wies Trumps Äusserungen als «fremdenfeindlich» zurück. Sie zielten darauf ab, «unsere Nation zu spalten». Pelosi selbst hat ein angespanntes Verhältnis zu Ocasio-Cortez und den anderen Abgeordneten. Sie befürchtet, eine zu liberale Agenda könne die Chancen der Demokraten mindern, Trump bei der Präsidentschaftswahl 2020 zu besiegen.
Trump beschwört Stärke der USA
Donald Trump während seiner Rede in Washington zum Unabhängigkeitstag.
Bisher war es nicht üblich, dass sich der Präsident am Nationalfeiertag selbst in den Mittelpunkt rückte.
Der US-Präsident hielt seine Rede auf den geschichtsträchtigen Stufen des Lincoln Memorial, wo beispielsweise Martin Luther King seine berühmte «I have a dream»-Rede gehalten hat.
Trump genoss den Auftritt vor der VIP-Tribüne sichtlich – seine Kritiker monierten, dass nur Republikaner und Militärs auf die prominenten Plätze gelassen wurden.
Wenn sich Trump selber feiert, sind seine Kritiker selten weit weg – und der bereits wohlbekannte Trump-Baby-Blimp.
Defilee des Marine-Korps bei den Feierlichkeiten vor der Lincoln-Gedenkstätte in Washington.
Auch sie sorgten für Kritik: Trump liess auch Panzer bei der Feier zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli in Washington vorführen.
Die US-Flugstaffel Navy Blue Angels donnerte über die US-Hauptstadt.
Dabei überflogen sie auch den Obelisken auf der Mall vor dem Kapitol.
Mit dabei bei der militärischen Machtdemonstration war auch ein Tarnkappenbomber des Typs B-2.
Viel Patriotismus zum Nationalfeiertag – die Feuerwerker zauberten sogar eine US-Flagge in den Nachthimmel.
Zum 4. Juli gehören seit geraumer Zeit grosse Feuerwerke.
Das Wetter machte bei der Machtdemonstration nicht so recht mit – aber ein richtiger Patriot sieht auch darin eine Chance.
Zurück zur Startseite