Ticker-ÜberblickVerzweiflung in Kabul – Baby über Mauer an US-Soldaten übergeben
Agenturen/red
20.8.2021
Die Taliban übernehmen die Macht in Afghanistan
Marinesoldaten der 24. Expeditionseinheit (MEU) bei einer Frau, die ein Kind auf dem Arm trägt, während einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport in Kabul.
Bild: U.S. Marines/ZUMA Press Wire Service/dpa
Schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer patrouillieren nach ihrer Machtübernahme mit wehender Fahne des Islamischen Emirats Afghanistan durch Kabul.
Bild: Rahmat Gul/AP/dpa
Eine Familie, die zusammen mit weiteren Ortskräften aus Afghanistan am frühen Freitagmorgen (20. August 2021) auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung im deutschen Doberlug-Kirchhain angekommen ist, geht zu ihrer Unterkunft.
Bild: Keystone
Afghanen in Kabul schiessen am 19. August 2021 Selfies mit patrouillierenden Taliban.
Bild: Bild: Keystone
US-Soldaten stehen am 19. August 2021 am Flughafen in Kabul vor Menschen, die aus dem Land gelangen wollen.
Bild: Getty Images
Die Taliban nehmen am 15. August 2021 den verlassenen Präsidentenpalast in Kabul ein.
Bild: Keystone/AP Photo/Zabi Karimi
Afghanen warten vor der Einnahme Kabuls durch die Taliban in langen Schlangen vor einer Bank in der Hauptstadt, um ihr Geld abzuheben. (15. August 2021)
Bild: Keystone/AP Photo/Rahmat Gul
Menschen aus den nördlichen Provinzen Afghanistans sind vor den Taliban nach Kabul geflüchtet, wo sie in einem öffentlichen Park wohnen müssen. (13. August 2021)
Bild: Keystone/AP Photo/Rahmat Gul
Taliban beten am 15. August 2021 in Ghazni im Südosten Afghanistans mit ihrer Flagge.
Bild: Keystone/AP Photo/Gulabuddin Amiri
Vor dem Weissen Haus in Washington protestieren am 15. August 2021 Demonstranten gegen die Taliban.
Bild: Keystone/EPA/Michael Reynolds
Ein Helikopter des US-Militärs von Typ Chinook fliegt über der US-Botschaft in Kabul.
Bild: Keystone/dpa
Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der Luftwaffe stehen am Abend auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover.
Bild: Keystone/dpa/Moritz Frankenberg
Taliban-Kämpfer sitzen in einem Raum des Präsidentenpalastes. Nur wenige Stunden nach der Flucht von Präsident Ghani hat die militant-islamistische Gruppierung das Regierungsgebäude in der Hauptstadt Kabul eingenommen.
Bild: Keystone/dpa
Passagiere gehen am Samstag vor der Umzingelung von Kabul durch die Taliban zum Abflugterminal des internationalen Flughafens Hamid Karzai.
Bild: Keystone/AP/Rahmat Gul
Taliban-Kämpfer stehen Wache an einem Checkpoint in Kabul.
Bild: KEYSTONE
Taliban-Kämpfer an der Strasse zum Flughafen in Kabul: Die Islamisten haben Posten in der ganzen Stadt bezogen und Behörden besetzt.
Bild: KEYSTONE
Der ehemalige Präsident Hamid Karsai (dritter von links) mit Taliban-Führer Anas Hakkani (rechts neben ihm) und Abdullah Abdullah (rechts neben Hakkani), Präsident des Nationalen Versöhnungsrats.
Bild: KEYSTONE
Die Taliban übernehmen die Macht in Afghanistan
Marinesoldaten der 24. Expeditionseinheit (MEU) bei einer Frau, die ein Kind auf dem Arm trägt, während einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport in Kabul.
Bild: U.S. Marines/ZUMA Press Wire Service/dpa
Schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer patrouillieren nach ihrer Machtübernahme mit wehender Fahne des Islamischen Emirats Afghanistan durch Kabul.
Bild: Rahmat Gul/AP/dpa
Eine Familie, die zusammen mit weiteren Ortskräften aus Afghanistan am frühen Freitagmorgen (20. August 2021) auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung im deutschen Doberlug-Kirchhain angekommen ist, geht zu ihrer Unterkunft.
Bild: Keystone
Afghanen in Kabul schiessen am 19. August 2021 Selfies mit patrouillierenden Taliban.
Bild: Bild: Keystone
US-Soldaten stehen am 19. August 2021 am Flughafen in Kabul vor Menschen, die aus dem Land gelangen wollen.
Bild: Getty Images
Die Taliban nehmen am 15. August 2021 den verlassenen Präsidentenpalast in Kabul ein.
Bild: Keystone/AP Photo/Zabi Karimi
Afghanen warten vor der Einnahme Kabuls durch die Taliban in langen Schlangen vor einer Bank in der Hauptstadt, um ihr Geld abzuheben. (15. August 2021)
Bild: Keystone/AP Photo/Rahmat Gul
Menschen aus den nördlichen Provinzen Afghanistans sind vor den Taliban nach Kabul geflüchtet, wo sie in einem öffentlichen Park wohnen müssen. (13. August 2021)
Bild: Keystone/AP Photo/Rahmat Gul
Taliban beten am 15. August 2021 in Ghazni im Südosten Afghanistans mit ihrer Flagge.
Bild: Keystone/AP Photo/Gulabuddin Amiri
Vor dem Weissen Haus in Washington protestieren am 15. August 2021 Demonstranten gegen die Taliban.
Bild: Keystone/EPA/Michael Reynolds
Ein Helikopter des US-Militärs von Typ Chinook fliegt über der US-Botschaft in Kabul.
Bild: Keystone/dpa
Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der Luftwaffe stehen am Abend auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover.
Bild: Keystone/dpa/Moritz Frankenberg
Taliban-Kämpfer sitzen in einem Raum des Präsidentenpalastes. Nur wenige Stunden nach der Flucht von Präsident Ghani hat die militant-islamistische Gruppierung das Regierungsgebäude in der Hauptstadt Kabul eingenommen.
Bild: Keystone/dpa
Passagiere gehen am Samstag vor der Umzingelung von Kabul durch die Taliban zum Abflugterminal des internationalen Flughafens Hamid Karzai.
Bild: Keystone/AP/Rahmat Gul
Taliban-Kämpfer stehen Wache an einem Checkpoint in Kabul.
Bild: KEYSTONE
Taliban-Kämpfer an der Strasse zum Flughafen in Kabul: Die Islamisten haben Posten in der ganzen Stadt bezogen und Behörden besetzt.
Bild: KEYSTONE
Der ehemalige Präsident Hamid Karsai (dritter von links) mit Taliban-Führer Anas Hakkani (rechts neben ihm) und Abdullah Abdullah (rechts neben Hakkani), Präsident des Nationalen Versöhnungsrats.
Bild: KEYSTONE
Tausende Afghanen wollen sich nach der Machtübernahme der Taliban in Sicherheit bringen. Am Flughafen in der Hauptstadt Kabul liegen die Nerven blank. Menschenrechtler berichten bereits von tödlichen Racheaktionen der Taliban an ihren Gegnern im Land.
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden Amerikanern und einheimischen Helfern der USA die Ausreise aus dem Land versprochen. An die Adresse seiner Landsleute sagte Biden am Freitag im Weissen Haus: «Wir werden Sie nach Hause bringen.» Auf Nachfrage fügte der US-Präsident hinzu, diese Zusage gelte auch für Afghanen, die den US-Einsatz in dem Land unterstützt hätten. Die USA versuchten ausserdem, so viele gefährdete Afghanen wie möglich in Sicherheit zu bringen, die beispielsweise für Hilfsorganisationen gearbeitet hätten.
In Afghanistan wachsen unterdessen Angst und Verzweiflung. Tausende Afghanen und ausländische Staatsbürger hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Auf einem Videoclip, der sich am Freitag in sozialen Medien und in US-Medien verbreitete, war zu sehen, wie aus einer Menschenmenge am Flughafen in Kabul ein Baby über eine Mauer mit Stacheldraht an US-Militärs übergeben wurde.
Schweiz beteiligt sich an Luftbrücke für Ausreise aus Afghanistan
Die Schweiz schickt am Samstag eine Maschine der Swiss in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Diese soll aus Kabul evakuierte Menschen abholen. Als Geschenk für Usbekistan werden auch rund 1,3 Millionen Corona-Schutzmasken mitfliegen. Bis Freitagabend konnten 19 Personen mit Schweizer Pass oder einer Aufenthaltsbewilligung aus Afghanistan ausreisen.
Wie Hans-Peter Lenz, Chef des Krisenmanagement-Zentrums des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), am Freitagabend vor den Medien in Bern sagte, haben sich in den vergangenen Tagen immer mehr Schweizer Staatsangehörige, die sich noch in Afghanistan aufhalten, bei der Schweizer Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gemeldet. Von diesen insgesamt 35 Personen hätten 11 das Land verlassen können.
Taliban erschiessen Angehörigen von Journalist der Deutschen Welle
Bei der Verfolgung eines Journalisten des Auslandsrundfunks der Bundesrepublik Deutschland Deutsche Welle DW haben Taliban einen Familienangehörigen des Mannes erschossen und einen weiteren schwer verletzt, wie die DW berichtet. Die Taliban seien demnach von von Haus zu Haus gegangen, um den Journalisten zu suchen, der inzwischen aber in Deutschland arbeite. Weitere Angehörige des Mannes hätten entkommen können und befänden sich auf der Flucht.
Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, verurteilte die Tat aufs Schärfste und forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. «Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden», zitiert ihn die DW.
Die Ereignisse des Tages im Überblick:
Das Wichtigste in Kürze:
Schweizerinnen und Schweizer, die aus Afghanistan evakuiert werden und sich dort nicht in offizieller Mission aufhalten, müssen die Kosten selbst tragen.
Die G7-Staaten zeigen sich besorgt über Berichte gewaltsamer Vergeltungsmassnahmen in Teilen Afghanistans.
Schon seit Langem bereitet sich Moskau vor, um Beziehungen zu den Taliban aufzunehmen. Deshalb verfolgt Russland die jüngsten Entwicklungen gelassen, bleibt aber wachsam.
Die USA verstärken ihre Bemühungen zur Evakuierung von US-Amerikanern, Afghanen und Menschen anderer Nationalitäten aus Kabul. US-Personal stehe in engem Kontakt mit den Taliban ausserhalb des Flughafens.
Internationale Journalisten-Föderation erhält hunderte Hilferufe aus Afghanistan
Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) schlägt Alarm wegen des Schicksals zahlreicher Medienvertreter nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Es herrsche «Panik und Angst» unter afghanischen Journalisten, erklärte die NGO am Freitag. «Wir haben Hunderte von Hilfeersuchen erhalten.» Dabei gehe es um eine Evakuierung aus Afghanistan oder um Unterstützung für Journalisten, die aus Angst vor den Taliban innerhalb des Landes auf der Flucht seien.
Die IFJ hat einen Nothilfefonds eingerichtet, um Betroffene zu unterstützen. Für Journalistinnen sei die Lage besonders heikel, erklärte die Organisation. Viele von ihnen suchten daher nach Wegen, das Land zu verlassen. Entgegen der offiziellen Zusicherungen der Taliban, keine Rache anzustreben, gebe es Berichte über gezielte Suchaktionen und Bedrohungen gegen Journalisten, fügte die IFJ hinzu.
21.12 Uhr
USA und Verbündete bringen Tausende Menschen in Sicherheit
Die deutsche Bundeswehr und die US-Armee sind nicht die einzigen Streitkräfte, die aktuell am Flughafen in Kabul aktiv sind. Auch einige andere Länder kümmern sich um Evakuierungen.
Die Bundeswehr hat bei ihrem grössten Evakuierungseinsatz bislang mehr als 1700 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht.
Wie die Bundeswehr am Freitag weiter mitteilte, handelt es sich dabei um Deutsche, afghanische Ortskräfte sowie Menschen aus insgesamt 36 weiteren Ländern. Den mit Abstand grössten Teil an Schutzsuchenden flog die US-Armee aus. US-Präsident Joe Biden erklärte am Freitag, seit dem Start der Mission vor etwa einer Woche seien rund 13’000 Menschen evakuiert worden. Nach Angaben des Weissen Hauses waren es allein in den vergangenen 24 Stunden 5700 Menschen.
Auch andere westliche Staaten haben nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Luftbrücken gestartet. Tausende Menschen warten aber immer noch in zunehmender Verzweiflung auf eine Möglichkeit, Afghanistan verlassen zu können.
US-Präsident Joe Biden hat angesichts des andauernden Chaos auf dem Kabuler Flughafen allen Amerikanern, die noch in Afghanistan sind, versprochen: «Wir bringen euch heim.» Biden äusserte sich am Freitag in Washington.
Biden hat eine Fortsetzung der US-Evakuierungsflüge aus Kabul angekündigt, nachdem diese vorübergehend gestoppt gewesen seien. Biden sagte am Freitag im Weissen Haus in Washington, die Flüge seien für ein paar Stunden unterbrochen worden, um die Ankunft von Ausreisenden abzuwickeln. Der zuständige Kommandeur habe aber bereits angewiesen, die Flüge nun wieder fortzusetzen. Biden sagte, seit dem Start der Evakuierungsmission vor etwa einer Woche hätten die USA rund 13’000 Menschen ausgeflogen. Allein am Donnerstag seien es 5700 gewesen.
Am Flughafen in Kabul nahmen zuletzt Chaos und Verzweiflung zu. Tausende Afghanen hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Die Nerven liegen bei vielen Menschen auch deshalb blank, weil der Zeitdruck wächst: Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschliessen. Und die Evakuierungsflüge aus Kabul hängen vom Schutz durch die mehreren Tausend US-Soldaten ab, die die Biden-Regierung nach der Machtübernahme der Taliban nach Kabul geschickt hatte.
19.21 Uhr
Verzweiflung in Kabul: Baby über Mauer an US-Soldaten übergeben
Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul nimmt die Verzweiflung jener Menschen zu, die aus Angst um ihr Leben auf eine Ausreise hoffen. Auf einem Videoclip, der sich am Freitag in sozialen Medien und in US-Medien verbreitete, war zu sehen, wie aus einer Menschenmenge ein Baby über eine Mauer mit Stacheldraht an US-Militärs übergeben wurde. Ein Soldat packte das Baby am rechten Arm und reichte es an Kollegen weiter.
Ein Sprecher der US-Marineinfanteristen erklärte am Freitag, der Soldat in dem Clip sei ein Mitglied einer ihrer Einheiten. Das Baby sei zu einer medizinischen Station auf dem Gelände gebracht worden und werde dort von Gesundheitspersonal versorgt. Zu den Umständen der Szene - etwa dazu, was mit den Eltern des Kindes ist - äusserte sich der Sprecher auf Anfrage zunächst nicht weiter.
Auch auf anderen - allerdings nicht offiziell bestätigten - Videos in sozialen Medien war zuvor zu sehen gewesen, wie Menschen kleine Kinder über Mauern mit Stacheldraht an Soldaten reichten.
18.27 Uhe
Schweiz beteiligt sich an Luftbrücke für Ausreise aus Afghanistan
Die Schweiz schickt am Samstag eine Maschine der Swiss in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Diese soll aus Kabul evakuierte Menschen abholen. Als Geschenk für Usbekistan werden auch rund 1,3 Millionen Corona-Schutzmasken mitfliegen. Bis Freitagabend konnten 19 Personen mit Schweizer Pass oder einer Aufenthaltsbewilligung aus Afghanistan ausreisen.
Wie Hans-Peter Lenz, Chef des Krisenmanagement-Zentrums des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), am Freitagabend vor den Medien in Bern sagte, haben sich in den vergangenen Tagen immer mehr Schweizer Staatsangehörige, die sich noch in Afghanistan aufhalten, bei der Schweizer Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gemeldet. Von diesen insgesamt 35 Personen hätten 11 das Land verlassen können.
Bisher hätten 19 Personen mit einem Schweizer Pass oder einer Aufenthaltsbewilligung ausreisen können. Eine Person sei über den Landweg nach Pakistan gelangt, alle anderen seien über den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgereist. Von den 233 Mitarbeitern des Schweizer Büros und ihren Kernfamilien hat laut Lenz «leider noch niemand ausreisen können».
18.14 Uhr
Stoltenberg: US-Zeitplan für Flughafen in Kabul endet am 31. August
Die USA wollen nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg den Evakuierungseinsatz am Flughafen von Kabul in weniger als zwei Wochen beenden. Die Vereinigten Staaten hätten signalisiert, dass ihr Zeitplan am 31. August ende, sagte der Norweger am Freitag nach einer Videokonferenz mit den Aussenministern der Bündnisstaaten. Zugleich bestätigte er, dass sich mehrere Alliierte bei den Gesprächen für die Möglichkeit einer Verlängerung des Einsatzes ausgesprochen haben. Es gehe darum, mehr Leute aus dem Land zu bringen, sagte er.
Dass der Betrieb des Flughafens in Kabul ohne die USA aufrechterhalten werden kann, gilt als unwahrscheinlich. Sie waren zuletzt mit rund 5200 US-Soldatinnen und -Soldaten vor Ort, um nach der Machtübernahme der Taliban den Evakuierungseinsatz abzusichern.
Der frühere Kommandeur der amerikanischen und der internationalen Truppen in Afghanistan, David Petraeus, hat die afghanischen Streitkräfte nach dem Siegeszug der Taliban verteidigt. «Sie hatten plötzlich keine Rückendeckung mehr», sagte der frühere US-General dem Onlineformat STRG_F, das der deutsche Fernsehsender NDR produziert. «Unsere Luftwaffe war weg.»
US-Präsident Joe Biden hatte neben der inzwischen entmachteten politischen Führung in Afghanistan auch die Sicherheitskräfte des Landes für die Rückkehr der Taliban an die Macht verantwortlich gemacht.
«Wie kann man von Streitkräften erwarten, dass sie kämpfen, wenn sie wissen, dass keiner mehr zur Unterstützung kommt?», sagte Petraeus. «Die Situation, in der sich die afghanischen Streitkräfte als Resultat unserer politischen Entscheidung befanden, war eine ausweglose.» Der frühere Kommandeur verwies darauf, dass die afghanischen Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren im Kampf gegen die Taliban ein Vielfaches der Opfer der internationalen Truppen erlitten hatten.
16.40 Uhr
Dänemarks Aussenminister fordert Nato-Staaten zu gemeinsamer Front auf
Der dänische Aussenminister Jeppe Kofod hat die Nato-Staaten aufgefordert, gemeinsam ein klares Signal zu senden, damit der Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul funktionstüchtig bleibt.
In einem Interview der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau sagte er, allein in den vergangenen 24 Stunden habe sich die Situation erheblich verschlechtert. «Deshalb ist es so wichtig, dass wir gemeinsam – mit den USA an der Spitze – diese Herausforderung lösen.»
Rund um den Flughafen herrschten extrem schwierige Bedingungen, so Kofod. Es gebe Berichte, dass praktisch keine Einheimischen auf das Flughafengelände kommen könnten.
Auf die Frage, ob er auch an Verhandlungen mit den Taliban denke, sagte Kofod: «Gemeinsam in der Nato müssen wir den ungehinderten Zugang zum Flughafen für diejenigen fordern, die evakuiert werden müssen. Und ja, wir müssen bereit sein, mit denen zu sprechen, mit denen wir sprechen müssen, um diese Aufgabe zu lösen.»
16.12 Uhr
Griechenland sichert Ostgrenze gegen möglichen Flüchtlingszustrom
Die griechischen Streitkräfte und die Polizei wollen einen möglichen Migrantenzustrom aus Afghanistan an den Grenzen des Landes zur Türkei stoppen. Dies sagte der griechische Minister für Bürgerschutz Michalis Chrysochoidis im Staatsfernsehen.
«Unser Beschluss ist, unsere Grenzen zu schützen und zu sichern», sagte er nach einer Inspektion der Grenzregion mit der Türkei am Fluss Evros. Die Grenze ist zugleich eine Aussengrenze der Europäischen Union (EU).
Griechenland hat in den vergangenen Monaten – neben einem bereits vorhandenen elf Kilometer langen Zaun – an seichten Stellen des Evros weitere 27 Kilometer Zaun aus Stahl und Zement gebaut. Zudem wird der Grenzfluss mit Thermalkameras, Drohnen und einem Luftschiff der EU-Grenzschutzagentur Frontex überwacht. Patrouillen von Frontex und der griechischen Sicherheitskräfte kontrollieren diese Region.
15.50 Uhr
Chaotische Szenen am Flughafen Kabul
Regierungsmitglieder aus Polen und Spanien sehen in dem Gedränge Fluchtwilliger am Flughafen Kabul das grösste Problem für die Evakuierungsflüge. Am schwierigsten sei es, unter Tausenden Verzweifelten diejenigen zu finden, die seine Regierung ausfliegen wolle, sagte der polnische Vizeaussenminister Marcin Przydacz am Freitag. Manchmal gelinge das, doch dann müssten die Beamten erst einmal zu den Leuten durchkommen und sie durch die wartenden Menschenmassen ins Flughafengebäude bugsieren.
Vor dem Flughafen stünden Tausende, zu allem entschlossene Leute unter widrigen Umständen dicht an dicht. Manche seien verständlicherweise auch aggressiv. Unter diesen müssten seine Mitarbeiter jetzt die Wenigen finden, die auf ihrer Evakuierungsliste stehen. «Diese Menschen müssen zunächst aus eigener Kraft so nah wie möglich an den Eingang herankommen, um nicht nur Blickkontakt, sondern echten Kontakt mit dem Konsularbeamten zu haben», sagte Przydacz. «Sehr oft werden diese Menschen einfach an der Hand gezogen, mit Hilfe der Soldaten aus der Menge herausgezerrt.»
Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte, wegen des Durcheinanders sei ein Militärtransporter ihres Landes halb leer wieder aus Kabul abgeflogen. Eine afghanische Familie habe in dem heillosen Gedränge ihre Tochter verloren, die in Kabul zurückgeblieben sei.
Robles erklärte, das Beste wäre, Korridore vom Vorplatz in den Flughafen einzurichten, aber das funktioniere nicht, weil niemand die Kontrolle habe. Nachdem der afghanische Präsident Aschraf Ghani am Sonntag geflohen sei, hätten Sicherheitskräfte und Personal den Kontrollturm stillgelegt und sich davongemacht. US-Truppen hätten ihn wieder in Gang gesetzt. Die USA hätten versichert, sie würden ihre Soldaten so lange am Flughafen lassen, bis auch die letzte Person abgeflogen sei, die auf ihre Evakuierung warte.
14.35 Uhr
Taliban erschiessen Angehörigen von Journalist der Deutschen Welle
Bei der Verfolgung eines Journalisten des Auslandsrundfunks der Bundesrepublik Deutschland Deutsche Welle DW haben Taliban einen Familienangehörigen des Mannes erschossen und einen weiteren schwer verletzt, wie die DW berichtet. Die Taliban seien demnach von von Haus zu Haus gegangen, um den Journalisten zu suchen, der inzwischen aber in Deutschland arbeite. Weitere Angehörige des Mannes hätten entkommen können und befänden sich auf der Flucht.
Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, verurteilte die Tat aufs Schärfste und forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. «Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden», zitiert ihn die DW.
14.05 Uhr
EDA informiert ab 17 Uhr zur Lage in Afghanistan
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) informiert am (heutigen) Freitagabend um 17:00 Uhr über die aktuelle Situation in Afghanistan. Der stellvertretende EDA-Staatssekretär Johannes Matyassy sowie Hans-Peter Lenz, Chef des Krisenmanagement-Zentrums, treten im Medienzentrum Bundeshaus vor die Medien.
13.57 Uhr
Amnesty wirft Taliban Folter und Mord an Minderheit vor
Die militant-islamistischen Taliban haben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Afghanistan Angehörige der schiitischen Hasari-Minderheit gefoltert und getötet. Augenzeugen hätten berichtet, dass die Taliban in der Provinz Ghasni Anfang Juli sechs Menschen erschossen und drei weitere zu Tode gefoltert hätten, teilte Amnesty am Freitag mit.
Die Berichte aus dem Dorf Mundaracht seien auch eine Erinnerung an die Verbrechen der Taliban in der Vergangenheit und ein Hinweis darauf, was ihre erneute Machtübernahme mit sich bringen könne, sagte Amnesty-Generalsekretärin Agnés Callamard. Möglicherweise gebe es weitere derartige Verbrechen, über die aber keine Berichte vorlägen, weil die Taliban Mobilfunkdienste in von ihnen besetzten Gebieten unterbrochen hätten.
12.44 Uhr
Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen
Ein Deutscher hat auf dem Weg zum Flughafen Kabul in Afghanistan eine Schussverletzung erlitten. «Er wird medizinisch versorgt, es besteht aber keine Lebensgefahr», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin. «Und er wird bald ausgeflogen werden.» Es handele sich um einen Zivilisten.
Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem gefährlich. Die Verzweiflung der Menschen, die auf Evakuierungsflüge gelangen wollen, wird von Stunde zu Stunde grösser. Das berichtete ein Augenzeuge am Freitag der Nachrichtenagentur DPA. Demnach halten sich am Eingang zum zivilen Teil, der an einem grossen Kreisverkehr liegt, weiterhin Hunderte Menschen auf, die versuchen, auf das Gelände und dann mithilfe von westlichen Flugzeugen ausser Landes zu kommen. Kämpfer der Taliban feuerten dort in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben.
12.28 Uhr
EDA-Mitarbeitende mit deutscher Hilfe aus Kabul ausgereist
Die Leiterin des Schweizer Kooperationsbüros in Kabul und Mitarbeitende haben dank deutscher Hilfe aus Kabul ausreisen können. Es seien sehr intensive und sehr emotionale Tage gewesen, sagte Walburga Roos in einem Interview.
Am Samstag habe sich die Schweizer Belegschaft den deutschen Kollegen anschliessen können, erklärte die Leiterin der Vertretung in Kabul in einem vom Aussendepartement EDA auf Twitter veröffentlichten Interview. Sobald sie physisch in der deutschen Botschaft gewesen seien, hätten sie unter der Einsatzleitung Deutschlands gestanden. Erst auf europäischem Boden seien sie wieder auf sich selber gestellt gewesen, so Roos.
Sie alle seien den deutschen Kolleginnen und Kollegen zu grossem Dank verpflichtet. Überhaupt hätten sich auf allen Stufen und in allen Ländern alle sehr zuvorkommend um sie und ihre Leute gekümmert. Man habe gewusst, dass man im Krisenfall ins Dispositiv der Partnerstaaten aufgenommen werde.
12.23 Uhr
Erdogan: Türkei nicht «Flüchtlingslager Europas»
Angesichts der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Europa vor einer Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen gewarnt. Europa können sich dem «Problem» nicht entziehen, indem es seine Grenzen fest verschliesse.
«Wenn es das tut, verletzt Europa nicht nur internationales Recht, sondern dreht auch humanitären Werten den Rücken zu», sagte Erdogan am Donnerstagabend. Zur Rolle seines eigenen Landes sagte er: «Die Türkei hat nicht die Aufgabe, Verantwortung oder Verpflichtung, das Flüchtlingslager Europas zu sein.»
Die Türkei hat so viele Flüchtlinge aufgenommen wie kein anderes Land der Welt. Neben rund 3,6 Millionen Menschen aus Syrien leben dort bereits jetzt Hunderttausende weiterer Migranten, darunter auch Menschen aus Afghanistan. In der Hauptstadt Ankara kam es kürzlich zu Übergriffen auf Flüchtlinge aus Syrien, Wohnungen und Läden.
12:21 Uhr
UNO warnt vor Vergeltungsaktionen der Taliban
Einem für die UN erstellten Bericht zur Lage in Afghanistan zufolge sind die militant-islamistischen Taliban gezielt auf der Suche nach vermeintlichen Kollaborateuren und drohen offen mit Repressalien für deren Familienmitglieder. In dem vertraulichen vierseitigen Bericht des RHIPTO Norwegian Center for Global Analyses, der der Nachrichtenagentur DPA vorliegt, heisst es, dem grössten Risiko seien Personen ausgesetzt, die wichtige Positionen im Militär, der Polizei oder anderen Ermittlungsbehörden eingenommen hatten.
Die Beteuerungen der Taliban, keine Vergeltungsaktionen vornehmen zu wollen, hält der Leiter der Denkfabrik, Christian Nellemann, nicht für glaubhaft. «Sie versuchen einfach, die Leute an Ort und Stelle zu halten, um sie festnehmen zu können», so Nellemann auf DPA-Anfrage.
Dem Bericht zufolge hatten die Islamisten bereits vor der Einnahme grösserer Städte in Afghanistan Listen und Karten über den Aufenthalt von Personen erstellt, die sie festnehmen wollten. Seien diese nicht auffindbar, würden Familienmitglieder stattdessen in Gewahrsam genommen oder mit Festnahme und sogar dem Tod bedroht. Als Beweis ist dem Bericht ein angeblicher Brief der Taliban an einen früheren hochrangigen Mitarbeiter der afghanischen Sicherheitskräfte angefügt. Darin heisst es, der Mann solle sich stellen, ansonsten sei er selbst für die Festnahme seiner Familienmitglieder verantwortlich.
11.32 Uhr
Augenzeuge berichtet von grosser Verzweiflung am Flughafen Kabul
Die Verzweiflung rund um den Flughafen von Afghanistans Hauptstadt Kabul wird angesichts des zunehmenden Zeitdrucks von Stunde zu Stunde grösser. Das berichtete ein Augenzeuge am Freitag der Nachrichtenagentur DPA.
Demnach halten sich am Eingang zum zivilen Teil, der an einem grossen Kreisverkehr liegt, weiterhin Hunderte Menschen auf, die versuchen, auf das Gelände und dann mit Hilfe von westlichen Flugzeugen ausser Landes zu kommen. Kämpfer der militant-islamistischen Taliban feuerten dort in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben.
Der Zeitdruck wächst, weil die USA eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abgeschlossen haben wollen. Vom Schutz durch die derzeit 5200 US-Soldaten hängen aber die Evakuierungen anderer Streitkräfte wie beispielsweise der Bundeswehr ab. US-Präsident Joe Biden schliesst nicht aus, dass Truppen zur Evakuierung von US-Bürgern auch über den 31. August hinaus in Kabul bleiben - sicher ist das nicht. Zudem ist ungewiss, wie sich die Taliban weiter verhalten.
10.57 Uhr
Deutscher Top-Diplomat macht Trump verantwortlich
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump trägt nach Ansicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, eine grosse Mitschuld an der Lage in Afghanistan. «Der Sündenfall, der passierte ja lange vor dem Dienstantritt von (US-Präsident) Joe Biden», sagte der ehemalige Botschafter am Freitag im Deutschlandfunk. «Der Sündenfall war das Abkommen, das unter Donald Trump mit den Taliban geschlossen wurde.» Die militanten Islamisten hätten dann nur noch auf den Abzug der US-Truppen warten müssen.
Aus einer solchen Position der Schwäche mit den Taliban zu verhandeln, wünsche man nicht einmal seinem Feind, sagte Ischinger. «Da war ja nichts mehr zu retten.» Mit Blick auf die aktuelle Lage fügte er hinzu: «Das ist ein Debakel, das kann man nicht schönreden.» Gewiss habe sich auch Biden ein anderes Ende vorgestellt - auch wenn ihm wohl klar gewesen sei, dass der Abzug nicht in bürokratisch geordneten Formen ablaufen werde. «Man wusste im Weissen Haus, dass das womöglich schmutzig und schrecklich und auch mit unangenehmen Bildern versehen sein würde.»
Ischinger betonte, die Schuld für die aktuelle Lage sei nicht allein bei der afghanischen Armee zu suchen, deren Streitkräfte sich schnell ergeben haben. Vielmehr hätte eine reduzierte militärische Präsenz der Nato, auch mit wenigen Tausend Soldaten, dieses «schlimme Debakel» vielleicht verhindern können.
10.18 Uhr
Bisher 18'000 Menschen aus Kabul ausgeflogen
Laut einem Beamten der Nato sind bereits mehr als 18'000 Menschen vom Flughafen in Kabul evakuiert worden, seit die Taliban die afghanische Hauptstadt eingenommen.
Angesichts grosser Kritik am bisherigen Vorgehen des Westens versprach der Insider gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, man werde die Evakuierungs-Bemühungen verdoppeln. Derzeit würden weiterhin viele Menschen verzweifelt in den Flughafen von Kabul drängen, um sich ausser Landes zu retten.
9.48 Uhr
Facebook schützt afghanische Nutzerkonten
Auf Facebook-Konten in Afghanistan gibt es nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban keine Möglichkeit mehr, Freundeslisten einzusehen oder zu durchsuchen. Diese Funktion sei zum Schutz der Nutzer vor Angriffen vorübergehend entfernt worden, teilte der Leiter für Sicherheitspolitik des Unternehmens, Nathaniel Gleicher, über Twitter mit.
Ausserdem kann man in Afghanistan durch ein neues Tool das eigene Konto mit einem einzigen Mausklick nun leichter sperren. Dazu erläuterte das Unternehmen: «Wenn Ihr Profil gesperrt ist, können Personen, die nicht mit ihnen befreundet sind, ihr Profilfoto nicht herunterladen oder teilen oder Beiträge auf ihrer Zeitleiste sehen.»
Der Konzern wolle auch afghanische Instagram-Konten schützen, schrieb Gleicher. «Auf Instagram werden wir in Afghanistan Pop-up-Warnungen mit konkreten Schritten zum Schutz Ihres Kontos einführen.» Er appellierte zugleich an Nutzer in anderen Ländern mit «Freunden» in Afghanistan, diese mit strengeren Sichtbarkeitseinstellungen fürs eigene Konto zu schützen.
9.04 Uhr
Berlin gibt 100 Millionen Soforthilfe
Deutschland stellt 100 Millionen Euro Soforthilfe für Flüchtlinge aus Afghanistan zur Verfügung. Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die sich in den Nachbarländern um geflüchtete Afghanen kümmern, twitterte das Aussenministerium.
Weitere Hilfen sollen folgen. Seit der Machteroberung der militant-islamischen Taliban Mitte August versuchen viele Menschen verzweifelt, aus dem Land zu kommen.
Deutschland stellt 100 Millionen Euro Soforthilfe für Geflüchtete aus #Afghanistan zur Verfügung. Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die die Menschen in den Nachbarländern unterstützen.
Finanzminister Olaf Scholz hatte die Hilfe schon am Donnerstag angekündigt. Der Deutschen Presse-Agentur sagte der SPD-Kanzlerkandidat: «Dies ist ein erster Schritt, der zeigt, dass wir uns verantwortlich fühlen und uns kümmern.» Derweil flog die Bundeswehr weitere Menschen aus Kabul aus, neben Deutschen auch afghanische Helfer und andere EU-Bürger. Inzwischen wurden auf diese Weise seit Montag mehr als 1600 Menschen in Sicherheit gebracht.
8.41 Uhr
Schweizer müssen Evakuierung teils selbst zahlen
Schweizerinnen und Schweizer, die aus privaten und beruflichen Gründen in Afghanistan sind oder dort für NGOs tätig sind, müssen damit rechnen, ihre Evakuierung selbst tragen zu müssen. Wie «20 Minuten» schreibt, würden Personen, die sich nicht auf offizieller Mission im Land befunden hätten, nach ihrer Rückkehr in die Schweiz eine Rechnung des Bundes erhalten.
Wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA «20 Minuten» mitteilte, wollten 30 Personen aus der Schweiz aus Afghanistan ausreisen. Ein Teil von ihnen sei inzwischen bereits evakuiert. Für Dienstleistungen im Ausland erhebe das Aussendepartement Gebühren, die sich auch nach dem persönlichen Verschulden betreffenden Personen für ihre Lage richte. Im Falle von Afghanistan sei klar, dass der Bund für Reisen ins Land warne – und zwar seit 1998, als man mit entsprechenden Reisehinweisen begonnen habe.
7.43 Uhr
G7 besorgt über Berichte gewaltsamer Racheakte
Die G7-Staaten zeigen sich besorgt über Berichte gewaltsamer Vergeltungsmassnahmen in Teilen Afghanistans nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban. Das geht aus einer Mitteilung des Aussenministeriums in London nach einer Telefonkonferenz der G7-Aussen- und Entwicklungshilfeminister am Donnerstag hervor.
«Die G7-Minister unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die Taliban ihre Zusagen zur Sicherheit von Zivilisten einhalten, und sind zutiefst besorgt über Berichte gewaltsamer Vergeltungsakte», hiess es darin. Auch müsse das freie Geleit ausländischer Staatsangehöriger garantiert werden, die das Land verlassen wollten.
Die G7-Minister bekräftigten demnach ihr Bekenntnis zu einem «Ende von Gewalt, Respekt der Menschenrechte, einschliesslich für Frauen, Kinder und Minderheiten, sowie zu inklusiven Verhandlungen über die Zukunft von Afghanistan». Sie riefen alle Seiten zudem zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf, das dem Schutz von Menschen dient, die nicht an Kampfhandlungen beteiligt sind. Insbesondere nannten sie dabei «humanitäre Helfer und medizinisches Personal, Übersetzer und internationale Träger anderer Dienste».
5.10 Uhr
Taliban «positiv, konstruktiv, vernünftig», sagt Russland
Auch die russische Regierung stuft die Taliban offiziell zwar als Terrororganisation ein. Trotzdem hat sie seit Jahren systematisch die Grundlage für Beziehungen zu den militanten Islamisten gelegt. Damit war Moskau auf die Machtübernahme der Aufständischen relativ gut vorbereitet.
Russland habe keine Eile, die Taliban als neue Herrscher anzuerkennen, sagte Aussenminister Sergej Lawrow. Er fügte jedoch hinzu, dass es «ermutigende Signale» für deren Bereitschaft gebe, andere politische Kräfte an der Regierung zu beteiligen und Mädchen weiter den Schulbesuch zu erlauben.
Anders als viele andere Länder will Russland seine Botschaft in Kabul nicht räumen. Der russische Botschafter in Kabul, Dmitri Schirnow, lobte die Taliban nach einem Treffen in dieser Woche, das er «positiv und konstruktiv» nannte, als «vernünftige Typen». Sie hätten die Sicherheit der Botschaft garantiert.
«Wir haben in den vergangenen sieben Jahren Kontakte zu den Taliban unterhalten und viele Themen diskutiert», sagte der Afghanistan-Gesandte des Kremls, Samir Kabulow. «Wir haben sie als Kraft angesehen, die in Zukunft in Afghanistan eine führende Rolle spielen wird, selbst wenn sie nicht die gesamte Macht übernimmt. All diese Faktoren, zusammen mit Garantien, die uns die höchsten Taliban-Führer gegeben haben, geben uns Anlass zu einem gelassenen Blick auf die jüngsten Entwicklungen, auch wenn wir wachsam bleiben.»
4.52 Uhr
Evakuierung läuft immer schneller
Die USA verstärken ihre Bemühungen zur Evakuierung von US-Amerikanern, Afghanen und Menschen anderer Nationalitäten aus Kabul. Auch Deutschland und andere Länder setzen ihre Evakuierungsflüge fort: In der Nacht zu Freitag brachten Bundeswehr-Maschinen erneut Hunderte Menschen aus der afghanischen Hauptstadt heraus. Aus Washington hiess es, das US-Aussenministerium schicke zusätzliche Konsularbeamte nach Katar und Kuwait, um dort die Weiterreise der Menschen zu organisieren. Ausserdem seien weitere Beamte in Kabul gelandet, wo rund um den Flughafen weiter Chaos herrscht. Das Ziel sei es, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich aus dem Land zu bringen.
Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums seien in engem Kontakt mit den militant-islamistischen Taliban ausserhalb des Flughafens, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. «Wir wollen nicht, dass jemand belästigt oder verletzt wird.» Kirby betonte, dass man keinen kompletten Überblick darüber habe, was ausserhalb des Flughafens passiere und ob auch Menschen mit US-Pässen oder Visa von den Taliban schikaniert würden. Man habe am Flughafen zusätzliche Gates geöffnet, um die Evakuierung zu beschleunigen.
4.16 Uhr
Macron fordert von Putin enge Zusammenarbeit
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in einem Telefongespräch mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin eine enge internationale Zusammenarbeit eingefordert.
In dem über eineinhalbstündigen Telefonat habe Macron insbesondere über vordringliche Erwartungen an die radikalislamischen Taliban gesprochen, wie der Elysée-Palast mitteilte. Dazu zählten demnach der Kampf gegen den Drogen- und Waffenhandel, der Bruch mit internationalen terroristischen Bewegungen und der Respekt der Rechte von Frauen.
Die beiden Präsidenten hätten vereinbart, sich in den nächsten Tagen und Wochen eng abzustimmen – bilateral ebenso wie im Rahmen des Uno-Sicherheitsrates und der G20, teilte die französische Präsidentschaft weiter mit.