Ukraine-Überblick Kiew: Kämpfe im Donbass haben «maximale Intensität» erreicht

Agenturen/red.

26.5.2022

Ukraine – Russland greift mehr als 40 Städte im Donbass an

Ukraine – Russland greift mehr als 40 Städte im Donbass an

STORY: Nach Angaben des ukrainischen Militärs treiben die russischen Streitkräfte ihre Grossoffensive im Donbass weiter voran. Hier Bilder aus der Region Donezk vom Mittwoch. Die ukrainischen Streitkräfte teilten auf Facebook mit, dass die Besatzer mehr als 40 Städte in den Regionen Donezk und Luhansk beschossen hätten sowie 47 zivile Einrichtungen zerstört oder beschädigt wurden – darunter seien 38 Häuser und eine Schule. Infolge des Beschusses seien fünf Zivilisten getötet und 12 verwundet worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt, die russischen Truppen seien in einigen Teilen des Ostens «zahlenmässig weit überlegen». Zudem wies Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zu Donnerstag alle Vorschläge scharf zurück, dass die Regierung in Kiew zur Beendigung des Krieges Russland territoriale Zugeständnisse machen solle.

26.05.2022

Im Osten der Ukraine bringen massive russische Angriffe die ukrainischen Verteidiger weiter in Bedrängnis. Präsident Selenskyj rief deshalb die Weltgemeinschaft auf, sich eindeutiger auf die Seite der Ukraine zu stellen. Die Entwicklungen des Tages im Überblick.

Agenturen/red.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Weltgemeinschaft aufgerufen, sich eindeutiger auf die Seite seines von Russland angegriffenen Landes zu stellen.
  • Gemäss dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko war und ist die ukrainische Hauptstadt immer noch das Hauptziel des russischen Angriffs.
  • Die ukrainischen Kämpfer, die kürzlich in Mariupol in russische Kriegsgefangenschaft geraten sind, werden weiter im von prorussischen Separatisten kontrollierten Donbass festgehalten.
  • Die russische Grenzregion Kursk hat der Ukraine zum wiederholten Mal Beschuss vorgeworfen.
  • Die schwedische Regierung hat Vorwürfe der türkischen Regierung zurückgewiesen, militante Kurdenorganisationen in Syrien zu unterstützen.
  • Die Übersicht über die Ereignisse von Mittwoch findest du hier.
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    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 26. Mai 2022

  • 16.25 Uhr

    Kiew: Kämpfe im Donbass haben «maximale Intensität» erreicht

    Um den Donbass im Osten der Ukraine wird nach Angaben aus Kiew immer erbitterter gekämpft. «Der Kampf hat seine maximale Intensität erreicht», sagte Vize-Verteidigungsministerin Ganna Malyar am Donnerstag. «Die feindlichen Truppen stürmen die Positionen unserer Truppen gleichzeitig aus mehreren Richtungen.» Angesichts dieses Vorrückens der russischen Armee hätten die ukrainischen Soldaten «eine extrem schwierige und lange Kampfphase» vor sich.

    Zur Sicherheitslage in Kiew sagte Vize-Verteidigungsministerin Malyar, auch die Hauptstadt sei weiterhin bedroht.
    Zur Sicherheitslage in Kiew sagte Vize-Verteidigungsministerin Malyar, auch die Hauptstadt sei weiterhin bedroht.
    Bild: Keystone/AP Photo/Natacha Pisarenko

    Russland hat seine Truppen aus dem Zentrum und Norden der Ukraine in den Osten verlagert, um dort seine militärischen Erfolge zu konsolidieren. Seitdem dringen russische Soldaten langsam, aber stetig immer tiefer in die Donbass-Region vor. Strategisch wichtige Städte wie Sewerodonezk und Lysytschansk werden von der russischen Armee belagert.

    «Die Lage bleibt schwierig, und es gibt Anzeichen für eine weitere Verschärfung», sagte Malyar bei einer Pressekonferenz. «Wir müssen begreifen, dass das ein Krieg ist, und dass, leider, Verluste auf unserer Seite unvermeidlich sind.»

    Der Gouverneur der zum Donbass gehörenden Region Luhansk, Serhij Gajdaj, schilderte in einer Videobotschaft im Messengerdienst Telegram, «schwere» russische Bombardements auf Lysytschansk hätten schwere Schäden an ziviler Infrastruktur angerichtet, darunter an einem Zentrum für humanitäre Hilfe. Bei den jüngsten russischen Angriffen kamen demnach drei Menschen ums Leben. «Es ist sehr hart für unsere Jungs», sagte Gajdaj mit Blick auf die ukrainischen Soldaten. «Extrem schwierig. Aber sie halten die Stellung.»

    Tödliche russische Angriffe wurden auch aus der ostukrainischen Stadt Charkiw gemeldet. Bei russischen Bombardements seien nach vorläufigen Angaben vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden, teilte Regionalgouverneur Oleg Sinegubow am Donnerstag via Telegram mit. Er rief die Bewohner auf, in Schutzräumen zu bleiben.

  • 16.02 Uhr

    Russische Grenzregion: Ein Verletzter durch Beschuss aus Ukraine

    Die russische Grenzregion Kursk hat der Ukraine zum wiederholten Mal Beschuss vorgeworfen. Am Donnerstag sei dabei im Dorf Woroschba ein Mann leicht verletzt worden, schrieb Gouverneur Roman Starowoit im Nachrichtendienst Telegram. Russland beklagt immer wieder Angriffe auch auf sein eigenes Staatsgebiet. Insbesondere Kursk meldete zwischenzeitlich täglichen Beschuss. Betroffen sind Behördenangaben zufolge unter anderem aber auch die Regionen Belgorod und Brjansk. Die ukrainische Seite äussert sich zu den Vorwürfen in der Regel nicht.

  • 15.12 Uhr

    Putin verlangt Aufhebung von Sanktionen gegen Freigabe von Getreide

    Russland hat angesichts der in der Ukraine blockierten Getreideexporte den Westen erneut zu einer Aufhebung der Sanktionen aufgerufen. Russland sei bereit, durch den Transport von Getreide und Dünger einen grossen Beitrag zu leisten für die Überwindung der Lebensmittelkrise – «unter der Bedingung eines Endes der politisch motivierten Beschränkungen seitens des Westens». Das sagte Russlands Präsident Wladimir Putin nach Kremlangaben am Donnerstag bei einem Telefonat mit dem italienischen Regierungschef Mario Draghi.

    Der Ministerpräsident in Rom berichtete von dem Gespräch, dass er eine grundsätzliche Bereitschaft bei Putin erkannt habe, eine Lösung in der Lebensmittelkrise zu finden. Nun werde er mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprechen, um dessen Meinung einzuholen, kündigte Draghi am Abend bei einer Pressekonferenz an. Auf die Frage, ob er im Telefonat mit Putin einen Hoffnungsschimmer für generelle Friedensgespräche bemerkt habe, sagte Draghi: «Nein.»

    Zuvor hatte auch Kremlsprecher Dmitri Peskow gesagt, die Getreideexporte aus der Ukraine könnten wieder laufen, wenn die Sanktionen gegen Russland aufgehoben würden. Der Westen hatte Russland mit einer Vielzahl von Handelssanktionen belegt, die der Wirtschaft zusetzen. Russland und die Ukraine sind grosse Getreideexporteure mit einer wichtigen Rolle für die Welternährung.

    Die Ukraine hatte Russland zuvor Erpressung vorgeworfen und den Westen aufgefordert, die wegen Moskaus Angriffskrieg erlassenen Sanktionen unter keinen Umständen aufzuheben. Kiew wirft Russland vor, die Schwarzmeer-Häfen mit Kriegsschiffen zu blockieren und so die für die Welternährung wichtige Weizenausfuhr zu verhindern. Russland wiederum hatte die Ukraine aufgefordert, ihre Küstenstreifen zu entminen, damit ein Korridor für die Getreideausfuhr eingerichtet werden könne. Das wäre aber auch ein mögliches Einfallstor für die russischen Streitkräfte.

    Nach mehr als drei Monaten Angriffskrieg gegen die Ukraine warf Peskow der Regierung in Kiew fehlenden Realismus bei der Bewertung der Lage in ihrem Land auf. «Moskau erwartet von Kiew, dass Moskaus Forderungen angenommen werden und die Lage so gesehen wird, wie sie ist, die reale Lage, wie sie existiert», sagte Peskow. Russland hatte die Ukraine zum Verzicht auf Gebiete im Osten des Landes und auch zur Anerkennung der Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim aufgefordert.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt betont, keine Gebiete abzugeben und weiter kämpfen zu wollen – bis zu einer Kapitulation Russlands.

  • 13.50 Uhr

    Gefangene ukrainische Kämpfer aus Mariupol weiter in Ostukraine festgehalten

    Die ukrainischen Kämpfer, die kürzlich in Mariupol in russische Kriegsgefangenschaft geraten sind, werden weiter im von prorussischen Separatisten kontrollierten Donbass festgehalten. «Alle werden auf dem Gebiet der Donezker Volksrepublik festgehalten», sagte Separatistenführer Denis Puschilin am Donnerstag der Agentur Interfax.

    Ukrainische Soldaten beim Verlassen des Asov-Stahlwerks in Mariupol am 21. Mai. 2022.
    Ukrainische Soldaten beim Verlassen des Asov-Stahlwerks in Mariupol am 21. Mai. 2022.
    Bild: Keystone/Russian Defense Ministry Press Service via AP

    Bis zum vergangenen Wochenende haben sich mehr als 2400 ukrainische Verteidiger der Hafenstadt Mariupol, die im Donezker Gebiet liegt, ergeben, nachdem sie sich zuvor wochenlang im belagerten Stahlwerk Azovstal verschanzt hatten.

    Die Ukraine hofft weiter darauf, dass die Männer und Frauen im Zuge eines Gefangenenaustauschs freikommen können – auch, weil die Separatisten in der selbst ernannten Volksrepublik Donzek bereits vor Jahren die Todesstrafe eingeführt haben. Moskau hat bezüglich eines möglichen Austauschs bislang aber noch keine Entscheidung verkündet.

  • 11.35 Uhr

    Schweden weist türkische Vorwürfe der Terrorfinanzierung zurück

    Die schwedische Regierung hat Vorwürfe der türkischen Regierung zurückgewiesen, militante Kurdenorganisationen in Syrien zu unterstützen. «Schweden gibt keine gezielte Unterstützung an syrische Kurden oder an die politischen oder militärischen Strukturen in Nordost-Syrien», hiess es in einer am späten Mittwochabend veröffentlichten Stellungnahme des Aussenministeriums in Stockholm. Von der Entwicklungszusammenarbeit des Landes profitiere hingegen die Bevölkerung in allen Teilen des Landes.

    Die Türkei blockiert derzeit als einziges Nato-Mitglied öffentlich den Beginn des Aufnahmeprozesses Schweden und Finnlands in die Nato, mit dem Vorwurf, die beiden Länder unterstützten Terrororganisationen.

    Ankara bezieht sich dabei auf die PKK, die syrische Kurdenmiliz YPG und die Gülen-Bewegung. Während die PKK in den USA, der EU und der Türkei als Terrorgruppierung anerkannt ist, gilt das nicht für die YPG und die Gülen-Bewegung. Letztere macht die Türkei etwa für den Putschversuch 2016 verantwortlich. Die YPG – Verbündete der USA im syrischen Bürgerkrieg – sieht Ankara als Ableger der PKK.

  • 10.31 Uhr

    WEF: Kiew gemäss Klitschko weiter Russlands Hauptziel

    Mindestens eine Million der 3,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner habe Kiew verlassen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.
    Mindestens eine Million der 3,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner habe Kiew verlassen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.
    KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

    Gemäss dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko war und ist Kiew immer noch das Hauptziel des russischen Angriffs. In Kiew seien 300 Gebäude und 220 Wohngebäude zerstört worden, für den Wiederaufbau Kiews brauche es fast 85 Millionen Franken.

    Aber es sei nicht nur die Infrastruktur zerstört, sondern auch die Wirtschaft, sagte Klitschko am Donnerstag am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Die Leute seien zum Teil nicht nur obdachlos, sondern auch arbeitslos. 

  • 9.15 Uhrr

    Ungarn kündigt Sondersteuer auf kriegsbedingte Zusatzgewinne an

    Ungarn hat eine Sondersteuer auf Zusatzgewinne durch die vom Ukraine-Krieg verursachten Preiserhöhungen angekündigt. Die neue Steuer soll Banken, Versicherungen, Supermärkte, Handels- und Energieunternehmen, Telekomfirmen und Fluggesellschaften betreffen.

    Mit dem Geld soll der Ausbau des Militärs sowie die Deckelung von Energie- und Wasserpreisen finanziert werden, wie Regierungschef Viktor Orban in einem Video, das am Mittwoch auf Facebook gepostet wurde, erklärte.

    Der Krieg und die «Brüsseler Sanktionspolitik» gegen Russland hätten zu einem «Preisanstieg» geführt, der zusammen mit den steigenden Zinsen «den Banken und multinationalen Konzernen zusätzliche Gewinne beschert», sagte der ungarische Regierungschef zur Begründung. Die «Details und Zahlen» dieser Massnahme sollten auf einer Pressekonferenz am Donnerstag bekannt gegeben werden. Im Video sagte Orban, die Sondersteuer solle für dieses und nächstes Jahr gelten.

  • 9.05 Uhr

    Suworow-Denkmal in Uri nach Streit um Reinigung wieder gesäubert

    Mitte Mai hatten Unbekannte das Suworow-Denkmal in der Urner Schöllenenschlucht mit gelb-blauen Flecken verschmiert. Nun wurden die Kleckse in den Farben der ukrainischen Nationalflagge beseitigt.
    Mitte Mai hatten Unbekannte das Suworow-Denkmal in der Urner Schöllenenschlucht mit gelb-blauen Flecken verschmiert. Nun wurden die Kleckse in den Farben der ukrainischen Nationalflagge beseitigt.
    Bild: Keystone

    Das Suworow-Denkmal in der Schöllenenschlucht ist nach einem Farbanschlag Mitte Mai und einer Kontroverse um die Reinigung zwischen Uri und Russland gesäubert worden. Russen und Schweizer hätten die Initiative dazu ergriffen, teilte die russische Botschaft mit.

    Die Botschaft verbreitete Fotos, die das Kriegsdenkmal weitgehend gereinigt von den einstigen Flecken in den Farben der ukrainischen Nationalflagge zeigten. Die Botschaft der Russischen Föderation in Bern bedankte sich in einer Stellungnahme vom Mittwoch bei Landsleuten und Schweizern, die die Initiative zur Säuberung ergriffen hätten.

    Das Denkmal in Andermatt UR erinnert an den Zug des russischen Feldmarschalls Alexander Suworow mit 21'000 Mann von Italien durch die Alpen nach Norden im Kriegsjahr 1799. Dabei kam es in der Schöllenen zur blutigen Schlacht mit den Truppen Napoleons. Hunderte russischer Soldaten fielen.

  • 8.50 Uhr

    Selenskyj: Es wird immer noch zu viel Rücksicht auf Russland genommen

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Weltgemeinschaft aufgerufen, sich eindeutiger auf die Seite seines von Russland angegriffenen Landes zu stellen. In seiner Videoansprache vom Mittwochabend zeigte er sich enttäuscht auch von den Beratungen beim Weltwirtschaftsforum in Davos. «Egal, was der russische Staat tut, es gibt jemanden, der sagt: Lasst uns seine Interessen berücksichtigen», sagte Selenskyj.

    Zerstörtes Wohngebäude in Charkiw im Osten der Ukraine.
    Zerstörtes Wohngebäude in Charkiw im Osten der Ukraine.
    Bild: Keystone/EPA/Sergey Kozlov 

    Auch in Davos sei es so gewesen. «Und das trotz Tausender russischer Raketen, die die Ukraine treffen. Trotz Zehntausender getöteter Ukrainer. Trotz Butscha und Mariupol». Russland tue dies mitten in Europa. Selenskyj kritisierte in diesem Zusammenhang den früheren US-Aussenminister Henry Kissinger. Auch dieser hatte gesagt, dass ein Frieden für die Ukraine wohl nur mit Gebietsabtretungen an Russland zu erreichen sei.

    Selenskyj wurde am Mittwoch per Video zu einer Gesprächsrunde in Davos zugeschaltet und sagte, die Ukraine werde kein Gebiet abgeben. «Die Ukraine kämpft, bis sie ihr gesamtes Territorium zurück hat.» Er sei bereit zu Gesprächen mit Moskau, wenn Russland sich auf die Frontlinien von vor dem 24. Februar zurückziehe.