Ukraine-Übersicht Kiew drängt auf Taurus-Lieferung +++ Kuleba empfiehlt Kritikern Fronteinsatz

Agenturen/red

31.8.2023

Ukrainischer Aussenminister empfiehlt Kritikern «den Mund zu halten»

Ukrainischer Aussenminister empfiehlt Kritikern «den Mund zu halten»

Im spanischen Toledo hat sich der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba mit deutlichen Worten an die Kritiker der «schleppenden Gegenoffensive» in der Ukraine gewandt. Sie sollten den Mund halten und selbst zum Kämpfen in das Land gehen, sagte

31.08.2023

Die ukrainische Armee hat offenbar im südlichen Frontabschnitt weitere Erfolge erzielt. Derweil hat der ukrainische Aussenminister Kritik an der Gegenoffensive scharf zurückgewiesen. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/red

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat Deutschland erneut zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern für den Kampf gegen Russland aufgerufen. «Es gibt wirklich kein einziges objektives Argument gegen diese Entscheidung», sagte Kuleba am Rande eines EU-Aussenministertreffens im spanischen Toledo, an dem auch seine deutsche Kollegin Annalena Baerbock teilnahm. Er rufe «die deutsche Regierung konstruktiv, freundlich und ohne Druck» auf, diese Entscheidung zu treffen.

«Das ergibt Sinn, weil es unserer Gegenoffensive hilft und damit dazu beiträgt, den Krieg früher zu beenden», sagte Kuleba. Frankreich und Grossbritannien lieferten bereits weitreichende Marschflugkörper.

Ein Kampfjet Tornado IDS ASSTA 3.0 bestückt mit dem Lenkflugkörper Taurus. Kiew drängt derzeit auf eine Lieferung der Marschflugkörper aus Deutschland.
Ein Kampfjet Tornado IDS ASSTA 3.0 bestückt mit dem Lenkflugkörper Taurus. Kiew drängt derzeit auf eine Lieferung der Marschflugkörper aus Deutschland.
Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa

Deutsches Zögern

Als Grund für die bisher ausgebliebene deutsche Entscheidung für Taurus-Lieferungen gelten Befürchtungen, dass die modernen Marschflugkörper von der Ukraine auch auf Ziele auf russischem Territorium abgefeuert werden könnten und Russland dann Vergeltung üben könnte. Es wird deswegen für möglich gehalten, dass sie vor einer Freigabe technisch so verändert werden sollen, dass sich Ziele in Russland mit ihnen nicht anfliegen lassen.

Baerbock äusserte sich in Toledo zunächst nicht öffentlich zu dem Thema. In der vergangenen Woche hatte sie im Deutschlandfunk vage gesagt, es müssten noch «technische Details» geklärt werden. Es sei wichtig, nicht einfach etwas zu versprechen, «sondern dass das dann auch geliefert wird und funktioniert und dass die unterschiedlichen Systeme ineinandergreifen. Und das gilt jetzt auch für weitere Massnahmen wie Marschflugkörper».

Bitten auch an andere EU-Staaten

Neben dem Taurus-System nannte Kuleba bei dem EU-Treffen auch weitere Artilleriemunition, gepanzerte Fahrzeuge, Panzer und neue Luftverteidigungssysteme als benötigte Rüstungsgüter. Letztere könnten seinen Angaben zufolge eine neue Route für ukrainische Getreideexporte absichern, die aus ukrainischem Schwarzmeergebiet in Richtung rumänischer Hoheitsgewässer führt. Militärisch neutrale EU-Staaten wie Österreich und Irland bat der Ukrainer, gepanzerte Rettungsfahrzeuge für die Bergung von verletzten Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung zu stellen.

Kuleba empfiehlt Kritikern Fronteinsatz

Klare Worte fand Kuleba auch angesichts zuletzt verstärkt geäusserter Kritik an der Strategie der ukrainischen Streitkräfte bei der aktuellen Gegenoffensive. «Kritik am langsamen Tempo der Gegenoffensive zu üben, bedeutet, dem ukrainischen Soldaten ins Gesicht zu spucken, der jeden Tag sein Leben hingibt und Kilometer für Kilometer ukrainischen Boden befreit», sagte er. Er empfehle allen Kritikern, den Mund zu halten und in die Ukraine zu kommen. Sie sollten dann dort versuchen, selbst einen Quadratzentimeter zu befreien.

Unter anderem die «New York Times» hatte zuvor berichtet, dass die ukrainischen Streitkräfte nach Einschätzung westlicher Militärstrategen Fehler bei ihrer Gegenoffensive machten. Kiew habe zu viele Soldaten, darunter einige der besten Kampfeinheiten, an den falschen Orten stationiert, hiess es. Vor allem aus diesem Grund habe das ukrainische Militär auch Schwierigkeiten, den russischen Verteidigungsgürtel zu durchbrechen.

Selenskyj: Ukraine braucht insgesamt 160 Kampfflugzeuge

Die Ukraine brauche zusätzlich zu bereits zugesagten Kampfjets weitere 100 Maschinen aus dem Westen, sagte Selenskyj dem portugiesischen TV-Sender RTP. «Insgesamt brauchen wir für eine schlagkräftige Luftwaffe etwa 160 Kampfflugzeuge», sagte der Staatschef. Bisher habe Kiew Zusagen für «50 oder 60» F-16-Kampfjets erhalten.

Die ukrainische Armee setzte derweil ihre Offensive im Süden fort. Ukrainische Einheiten stiessen nach Angaben des Generalstabs südlich des Dorfes Robotyne in Richtung der Nachbarsiedlung Nowoprokopiwka vor. Östlich davon haben ukrainische Truppen unbestätigten Berichten zufolge in Richtung der Ortschaft Werbowe Geländegewinne erzielt. Der Generalstab sprach von erfolglosen russischen Gegenangriffen. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Die vor gut zwölf Wochen im Süden begonnene Gegenoffensive konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen.

Moskau: Weitere ukrainische Luftangriffe abgewehrt

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums schoss die Flugabwehr in der Nacht über der Krim einen Marschflugkörper aus der Ukraine ab. Ebenso seien über dem Gebiet Brjansk an der Grenze zur Ukraine zwei Drohnen abgefangen worden. In der Nacht zuvor hatten die ukrainischen Streitkräfte ihre bislang massivsten Drohnenangriffe geflogen und sechs russische Gebiete bis nach Moskau sowie die Krim attackiert.

Russland und Türkei sprechen über Neuauflage von Getreideabkommen

Russlands Aussenminister Sergej Lawrow verlangte für eine Neuauflage der Vereinbarungen für ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer vom Westen Garantien, dass auch sein Land Getreide und Dünger ungehindert ausführen dürfe. Dann sei Russland bereit, zu dem Mitte Juli ausgesetzten Getreideabkommen zurückkehren, sagte er. Sein türkischer Kollege Hakan Fidan betonte, eine Wiederaufnahme der ukrainischen Exporte auf dem Seeweg sei wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln. Das vorige Abkommen hatte Moskau im Juli auslaufen lassen und auch zivilen Schiffen mit militärischen Massnahmen gedroht. Wegen Russlands Blockade wird befürchtet, dass sich Hungerkrisen in ärmeren Ländern noch weiter zuspitzen könnten.


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben beim Vorgehen gegen russische Verteidigungslinien im südlichen Gebiet Saporischschja weitere Erfolge erzielt.
  • Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat Kritik am Verlauf der Gegenoffensive seines Landes mit deutlichen Worten verurteilt.
  • Laut dem britischen Geheimdienst-Update hat es im August 25 separate Drohnenangriffe auf Russland gegeben. Viele waren erfolgreich, was laut dem Bericht darauf hindeutet, dass die russische Luftabwehr Mühe habe, die Drohnen abzufangen.
  • Unwillige Wehrpflichtige in der Ukraine zahlen bis zu 15'000 Dollar Schmiergeld, um ausgemustert zu werden. Selenskyj kündigt eine härtere Gangart gegen solche Drückeberger an.
  • Russland meldet den erneuten Beschuss der Krim durch ukrainische Drohnen. Eine Stromleitung sei getroffen und beschädigt worden.
  • Die Entwicklungen von Mittwoch findest du hier.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Donnerstag

  • 21.57 Uhr

    Medienberichte: Ukraine griff russisches Kursk mit neuem Drohnentyp an

    Die Ukraine hat Medienberichten zufolge vor einigen Tagen den militärischen Teil eines Flughafens im russischen Grenzgebiet Kursk mit einem neuen Drohnentyp angegriffen. Insgesamt 16 aus Karton gefertigte Flugkörper, die für Flugabwehr-Radare nur schwer zu orten sein sollen, seien in der Nacht zum vergangenen Sonntag zum Einsatz gekommen, berichteten ukrainische Medien am Donnerstag unter Berufung auf Quellen beim Geheimdienst SBU. Dabei sollen in Kursk fünf russische Kampfflugzeuge und mehrere Flugabwehrsysteme beschädigt worden sein. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht.

    Russische Behörden hatten zuvor zwar das Flugabwehrfeuer auf feindliche Drohnen bestätigt, aber keine Angaben zu Schäden an Flugzeugen und anderer Militärtechnik gemacht. Satellitenaufnahmen vom Montag zeigten ebenfalls keine eindeutig erkennbaren Zerstörungen.

    Aus Karton und Gummibändern gefertigte Leichtgewichtsdrohnen hatte Kiew einem Medienbericht zufolge im Frühjahr von einer australischen Firma erhalten. In den vergangenen Tagen flogen ukrainische Drohnen mehrfach erfolgreich Angriffe auf Ziele in Russland, selbst in grosser Entfernung von der Grenze.

    Die Ukraine wehrt seit über 18 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Die Unterlegenheit bei Kampfflugzeugen und Raketen versucht das angegriffene Land zunehmend mit Kampfdrohnen auszugleichen, die teils aus eigener Produktion stammen.

  • 21.12 Uhr

    Deutschland unterstützt 20-Milliarden-Paket für die Ukraine

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock hat grundsätzliche Zustimmung für ein neues EU-Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 20 Milliarden Euro (rund 19,2 Milliarden Franken) signalisiert. Sie sagte am Rande eines informellen Treffens mit ihren EU-Kollegen im spanischen Toledo, die Europäer investierten damit in den Frieden. «Deshalb ist diese Unterstützung notwendig», betonte sie.

    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hatte das neue Hilfspaket von jeweils fünf Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren vor der Sommerpause ins Gespräch gebracht. Nach seinen Vorstellungen sollen die Mittel aus einem Topf ausserhalb des EU-Haushalts fliessen, den Deutschland zu rund 25 Prozent finanziert. Die Mitgliedsländer können sich damit die Mittel für Waffenlieferungen an die Ukraine anteilig zurückerstatten lassen. Deutschland müsste also fünf Milliarden Euro aufbringen, könnte aber auch Geld wieder herausbekommen.

    Nach Beratungen der EU-Verteidigungsminister in Toledo hatte Borrell am Mittwoch die Hoffnung auf einen Beschluss möglichst bis «Ende des Jahres» geäussert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert darüber hinaus von den Mitgliedsländern weitere 50 Milliarden Euro für das EU-Budget, um Wirtschaftshilfen an die Ukraine zu finanzieren.

    Angesichts der Haushaltszwänge in Deutschland und anderen Mitgliedsländern gelten die Verhandlungen als extrem schwierig. Baerbock nannte es «ein komplexes Unterfangen», die deutschen und europäischen Hilfen unter einen Hut zu bringen.

    Noch deutlicher äusserte sich Österreichs Aussenminister Alexander Schallenberg: «Wir werden einen langen Atem brauchen und die Ukraine weiter unterstützen», sagte er in Toledo. «Aber ob es wirklich dieser 20 Milliarden bedarf oder wie die angesiedelt werden, das muss man noch diskutieren.»

  • 20.43 Uhr

    «Putin zu freundlich»:  Russischer Nationalist kündigt Kandidatur für Präsidentschaftswahl an

    Der inhaftierte frühere Separatistenführer Igor Girkin hat seine Kandidatur für die russische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr angekündigt. «Ich halte mich in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident, und sicherlich für kompetenter als der Verteidigungsminister», erklärte Girkin in seinem Kanal beim Online-Dienst Telegram. Präsident Wladimir Putin sei «zu freundlich».

    Der Staatschef sei «nicht nur von seinen Partnern im Westen und in Kiew an der Nase herumgeführt worden, sondern auch von den Chefs unserer Sicherheitsbehörden, Geheimdienste und der Militärindustrie», erklärte Girkin. Anders als Putin habe er keine Millionärsfreunde, sagte der 52-Jährige, ein Seitenhieb auf zahlreiche Korruptionsvorwürfe. Girkin wird allerdings die Nähe zu dem ultranationalistischen Oligarchen Konstantin Malofejew nachgesagt.

    Militärblogger Girkin firmiert auch unter dem Pseudonym Igor Strelkow, auf Telegram folgen ihm mehr als 730'000 Menschen. Im Juli wurde er wegen «öffentlicher Aufrufe zum Extremismus» festgenommen, ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Girkin unterstützt die russische Offensive in der Ukraine, kritisiert aber öffentlich die Militärführung des Kremls.

    Bei dem vom Kreml unterstützten Aufstand 2014 in der Ostukraine war Girkin als Kommandeur der Separatisten in der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk bekannt geworden. Ein niederländisches Gericht verurteilte ihn im vergangenen Jahr wegen des Abschusses des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 über der Ukraine im Jahr 2014 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.

    In Russland soll im kommenden Jahr eine Präsidentschaftswahl abgehalten werden. Mit der näherrückenden Wahl gehen die russischen Behörden nicht mehr nur hart gegen liberale Kritiker vor, sondern auch gegen Kreml-Gegner, die Moskaus Offensive in der Ukraine unterstützen.

  • 20.00 Uhr

    Schulbeginn im Bunker: 340'000 Erstklässler erwartet

    Zum Schulbeginn in der Ukraine wurden im zweiten Kriegsjahr wieder mehr Einschulungen registriert als noch im ersten. «Dieses Jahr erwarten wir etwa 340'000 Erstklässler», sagte Vize-Bildungsminister Andrij Witrenko im ukrainischen TV. Im Vorjahr seien es demnach 15'000 weniger gewesen.

     Ukrainische Schulkinder in provisorischen Räumlichkeiten, nachdem ihre Schule in einem Dorf in der Region Donezk durch russische Angriffe schwer beschädigt wurde.
     Ukrainische Schulkinder in provisorischen Räumlichkeiten, nachdem ihre Schule in einem Dorf in der Region Donezk durch russische Angriffe schwer beschädigt wurde.
    IMAGO/Ukrinform (Archivbild)

    Die Schule beginnt in der ganzen Ukraine traditionell am 1. September. Vor dem Krieg seien 2021 noch rund 400'000 Kinder eingeschult worden. Im Land findet morgen Freitag der Unterricht vielerorts regulär in den Schulen statt, Ausnahme bilden die frontnahen Gebiete.

    Die ukrainischen Schulen müssen für den Fall russischer Angriffe mit einem Luftschutzkeller ausgestattet sein.

  • 19.01 Uhr

    EU-Chefdiplomat: Länder unterstützen neues Ziel für Ukraine-Mission

    Die Aussenminister der EU-Staaten unterstützen nach Angaben von EU-Chefdiplomat Josep Borrell die Pläne für eine Ausweitung der europäischen Ausbildungsmission für die ukrainischen Streitkräfte. Die Minister befürworteten seinen Vorschlag, sich als neues Ziel zu setzen, 40 000 Soldaten auszubilden, wie Borrell am Donnerstag nach EU-Beratungen im spanischen Toledo sagte. Das derzeit gültige Ziel von 30 000 ausgebildeten ukrainischen Soldaten bis Ende des Jahres wird nach Angaben vom Mittwoch bereits Ende Oktober erreicht.

    Die Ausbildungsmission der EU war im vergangenen November von den Aussenministern der Mitgliedstaaten beschlossen worden. Damals hatte es geheissen, es sollten erst einmal bis zu 15 000 ukrainische Soldaten in Deutschland, Polen und anderen EU-Ländern ausgebildet werden. Später wurde das Ziel dann auf 30 000 hochgeschraubt.

    Die EU will mit dem Einsatz dazu beitragen, dass sich die ukrainischen Truppen künftig noch besser als bislang gegen die Angreifer aus Russland verteidigen können.

  • 18.42 Uhr

    UN-Chef Guterres rechnet nicht mit baldigem Frieden in der Ukraine

    UN-Generalsekretär António Guterres sieht keinen baldigen Frieden in der Ukraine nahen. Auf die Frage, ob er entsprechende Gespräche während der UN-Generaldebatte Mitte September für möglich halte, sagte der Chef der Vereinten Nationen am Donnerstag in New York: «Ich würde natürlich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich glaube, dass wir in der unmittelbaren Zukunft die Möglichkeit eines Friedens in der Ukraine sehen.»

    Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, sieht kein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs kommen. (Archivbild)
    Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, sieht kein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs kommen. (Archivbild)
    Bild: Themba Hadebe/AP/dpa

    Dies lasse die Situation momentan nicht zu. In der Zwischenzeit sei es wichtig, Massnahmen zu ergreifen, um die dramatischen Auswirkungen des Kriegs zu verringern.

  • 17.59 Uhr

    Aussenminister sprechen über Neuauflage von Getreideabkommen

    Die Aussenminister Russlands und der Türkei haben in Moskau über eine mögliche Neuauflage der Vereinbarungen für ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer gesprochen. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow verlangte dafür vom Westen Garantien, dass auch sein Land Getreide und Dünger ungehindert ausführen dürfe. Dann sei Russland bereit, zu dem Mitte Juli ausgesetzten Getreideabkommen zurückkehren, sagte er am Donnerstag.

    Der türkische Aussenminister Hakan Fidan sagte, eine Wiederaufnahme der ukrainischen Exporte auf dem Seeweg sei wichtig für die sichere Versorgung der Welt mit Lebensmitteln. Sie sorgten auch für mehr Stabilität und Frieden in der Schwarzmeer-Region. Fidan verwies auf neue Vorschläge von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, den russischen Interessen bei dem Getreideabkommen Rechnung zu tragen.

    Lawrow erwiderte, die Vorschläge von Guterres seien weiterhin nur Versprechungen, keine harten Garantien. Die westlichen Länder mit ihren Sanktionen seien schuld, dass Russland sein Getreide nicht ausführen könne. Die EU und andere Unterstützer der angegriffenen Ukraine haben allerdings wiederholt klargestellt, dass die Sanktionen gegen Moskau nicht Lebensmittel betreffen.

    Russland hatte das von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelte Getreideabkommen im Juli unter internationalem Protest auslaufen lassen. Die Sicherheitsgarantien für den Schiffsverkehr mit ukrainischen Häfen wurden aufgehoben. Vorher hatte das grosse Agrarland Ukraine trotz der russischen Invasion seit Sommer 2022 auf dem Seeweg etwa 33 Millionen Tonnen Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte ausführen können. Andere Transportwege über Land sind deutlich teurer.

    Die Türkei könne eine Million Tonnen russisches Getreide zu einem Vorzugspreis kaufen, sagte Lawrow zu. Das Treffen der Aussenminister sollte auch dazu dienen, ein baldiges Treffen der Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan vorzubereiten.

  • 17.52 Uhr

    Selenskyj: Ukraine braucht insgesamt 160 Kampfflugzeuge

    Über bereits erfolgte Zusagen hinaus braucht die Ukraine Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg rund 100 weitere Kampfflugzeuge. «Insgesamt brauchen wir für eine schlagkräftige Luftwaffe etwa 160 Kampfflugzeuge», sagte Selenskyj in einem vom portugiesischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen veröffentlichten Interview. Damit solle Russland die Möglichkeit genommen werden, den ukrainischen Luftraum zu beherrschen.

    Bisher habe Kiew Zusagen für «50 oder 60» F-16-Kampfjets erhalten, sagte der ukrainische Staatschef. Am Vortag hatte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat beim ukrainischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen von einem Bedarf von «ungefähr 128 F-16-Jagdflugzeugen» gesprochen.

    Die Ukraine wehrt seit über 18 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Die ukrainische Luftwaffe verfügt aktuell nur über veraltete Flugzeuge sowjetischer Bauart. Für F-16-Lieferungen hat Kiew Zusagen aus Dänemark, den Niederlanden und Norwegen erhalten. Mehrere Länder wollen ausserdem die nötige Ausbildung von Piloten und Technikern unterstützen.

  • 17.17 Uhr

    Bundesrat will erneut Ausnahmekompetenz bei Kriegsmaterialexporten

    Der Bundesrat will von den Bewilligungskriterien für Waffenexportgeschäfte abweichen dürfen, wenn ausserordentliche Umstände vorliegen und die Wahrung der aussen- oder der sicherheitspolitischen Interessen des Landes dies erfordert. Er beantragt einen entsprechenden Vorstoss aus dem Parlament zur Annahme.

    Die Sicherheitspolitische Kommission des Ständerats (SIK-S) will mit ihrer Motion eine 2021 vom Parlament beschlossene Verschärfung des Kriegsmaterialgesetzes rückgängig machen. Konkret soll der Bundesrat in Ausnahmefällen selber über eine Kriegsmaterialausfuhr entscheiden können — und dabei von den gängigen Kriterien abweichen dürfen.

    Er müsste dabei bei einer Verfügung die Sicherheitspolitischen Kommissionen der Bundesversammlung spätestens 24 Stunden nach seinem Beschluss informieren. Würde die Abweichung mittels Verordnung erfolgen, dürfte diese höchstens vier Jahre gelten.

    Mit der Einführung dieser Abweichungskompetenz erhalte der Bundesrat «eine gewisse Flexibilität, um die Ausfuhrpolitik für Kriegsmaterial an sich ändernde aussen- und sicherheitspolitische Gegebenheiten anzupassen», schrieb die Regierung in ihrer Stellungnahme zum Vorstoss. Dadurch könne in einem klar abgesteckten Rahmen insbesondere der Aufrechterhaltung einer an die Landesverteidigung angepassten industriellen Kapazität besser Rechnung getragen werden.

    Dieser Vorschlag ist nicht neu. In seinem Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Gegen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer (Korrektur-Initiative)» hatte der Bundesrat dem Parlament genau diese Regelung vorgeschlagen. Die Räte sagten jedoch Nein — und erreichten damit, dass das Volksbegehren zugunsten schärferer Regeln auf Gesetzesstufe zurückgezogen wurde.

    Die SIK-S greift die Idee erneut auf. Der Ständerat wird darüber als Erstrat in der Herbstsession befinden.

  • 16.34 Uhr

    Selenskyj: Ukraine verfügt über Langstreckenwaffe

    Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine eigene Langstreckenwaffe entwickelt. Die Waffe könne ein Ziel in 700 Kilometern Entfernung treffen, sagte Selenskyj und bezog sich damit offensichtlich auf einen Angriff auf einen Flughafen in Westrussland am Vortag. Die Waffe werde vom ukrainischen Ministerium für strategische Industrie produziert, teilte der Präsident im Netzwerk Telegram mit. Details nannte er nicht.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte mit der Entfernungsangabe eine Andeutung auf einen Angriff auf einen Flughafen in Westrussland am Vortag.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte mit der Entfernungsangabe eine Andeutung auf einen Angriff auf einen Flughafen in Westrussland am Vortag.
    Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa (Archivbild)

    Eine mehrstündige Welle von Drohnenangriffen attackierte am Mittwoch einen Flughafen nahe der russischen Grenze zu Estland und Lettland. Vier militärische Transportflugzeuge vom Typ Il-76 wurden beschädigt, wie örtliche Medien berichteten. Der Flughafen liegt in der russischen Region Pskow, etwa 700 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze. Insgesamt wurden Ziele in sechs russischen Regionen angegriffen. Russland machte die Ukraine für die Drohnenangriffe verantwortlich.

    Die ukrainische Seite will die Verantwortung für Angriffe auf russischem Boden meist weder bestätigen noch dementieren, auch wenn Politiker manchmal Andeutungen machen. Die Bemerkung von Selenskyj war der deutlichste Hinweis darauf, dass die Ukraine hinter dem Angriff vom Mittwoch steckt.

    In der Nacht zum Donnerstag wurde eine weitere Drohne in der Nähe der Hauptstadt Moskau abgefangen, wie die Behörden dort mitteilten. An mehreren Flughäfen der Stadt kam es zu Verspätungen. Verletzte wurde nicht gemeldet.

  • 15.03 Uhr

    Prigoschin-Stellvertreter Utkin auf Militärfriedhof im Norden Moskaus beigesetzt

    Zwei Tage nach der Beerdigung von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist auch dessen Stellvertreter Dmitri Utkin beigesetzt worden, der bei demselben Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Bewacht von einem grossen Polizeiaufgebot nahmen rund 20 Angehörige auf dem weitläufigen Militärfriedhof in Mytischtschi im Norden Moskaus Abschied, wie eine AFP-Reporterin berichtete.

    Die Zeremonie fand zunächst in kleinem Kreis in der Kirche St. Sergius statt. Im Anschluss wurde der Sarg unter Polizeischutz in einer Autokolonne zum Friedhof gefahren. Nicht alle Personen vor Ort durften den Friedhof betreten, ein Zutritt war nur nach Einladung der Familie möglich. Einige Trauergäste trugen Kleidung mit dem Logo der Wagner-Gruppe.

    Die AFP-Reporterin konnte einen Blick auf Utkins Grab werfen, auf dem - umgeben von Blumen - ein kleines Porträt eines Mannes mit kahlgeschorenem Kopf an einem Holzkreuz lehnte.

    Über den 53-jährigen Utkin ist wenig bekannt. Der Veteran des russischen Militärgeheimdienstes GRU galt als rechte Hand Prigoschins und war bis zu seinem Tod für die Leitung der Einsätze der Söldnergruppe zuständig. Utkin soll auch an dem Aufstand im Juni beteiligt gewesen sein, bei dem Wagner-Truppen kurzzeitig in Richtung Moskau marschierten, um die russische Militärführung zu stürzen.

    Das Flugzeug mit Prigoschin und Utkin an Bord war am 23. August auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg abgestürzt. Neben dem Wagner-Chef und seinem Stellvertreter starben dabei acht weitere Kämpfer der Söldnergruppe.

    Prigoschin war Angaben seiner Firma zufolge am vergangenen Dienstag auf dem Friedhof Porochowskoje in Nordosten seiner Heimatstadt St. Petersburg beigesetzt worden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte zuvor erklärt, dass Präsident Wladimir Putin nicht an dem Begräbnis teilnehmen werde. Am Sonntag hatte das für schwere Straftaten zuständige russische Ermittlungskomitee Prigoschins Tod auf Grundlage «molekulargenetischer Untersuchungen» bestätigt.

    Westliche Staaten und die Ukraine halten eine Verwicklung Russlands in den Flugzeugabsturz für möglich, was der Kreml als «absolute Lüge» zurückwies. Am Mittwoch erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, es werde in alle Richtungen ermittelt, auch die eines «vorsätzlichen Verbrechens».

  • 14.50 Uhr

    Ukraine: Sechs Soldaten bei Absturz von zwei Militärhelikoptern getötet

    Beim Absturz von zwei Helikoptern im Osten der Ukraine sind nach Angaben von Ermittlern sechs ukrainische Soldaten ums Leben gekommen. «Zwei Mi-8-Militärhelikopter stürzten während eines Kampfeinsatzes ab. Sechs Soldaten der Streitkräfte der Ukraine starben», erklärte die staatliche ukrainische Ermittlungsbehörde SBI. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am Dienstag im Bezirk Kramatorsk in der Region Donezk. Die Behörde machte keine weiteren Angaben zum Hergang des Absturzes.

    Eine Voruntersuchung werde sich zunächst auf mögliche Verstösse gegen die Sicherheitsvorkehrungen während oder in Vorbereitung des Flugs konzentrieren, hiess es. Auch würde eine «mögliche Sabotage oder Zerstörung der Helikopter durch den Feind» überprüft werden, erklärte das SBI weiter. Die Ermittler würden die Daten der Flugschreiber auswerten und den technischen Zustand der Helikopter begutachten.

    Mi-8-Helikopter werden von der Ukraine in Kampfeinsätzen geflogen, in der Regel werden die aus Sowjetzeiten stammenden Maschinen aber für den Transport genutzt. Jeder Helikopter ist mit einer dreiköpfigen Crew besetzt.

    Im Kampfeinsatz werden sie genutzt, um die russischen Verteidigungslinien an der Front mit Raketen anzugreifen. Sie fliegen oft zu zweit in Bodennähe, steigen dann plötzlich auf, um ihren Schuss abzugeben und kehren dann wieder in Bodennähe zu ihrem Stützpunkt zurück.

    Erst in der vergangenen Woche waren bei einem Zusammenprall von zwei Übungsflugzeugen drei ukrainische Kampfjetpiloten ums Leben gekommen. Der Unfall ereignete sich im Norden des Landes.

  • 14.41 Uhr

    Wahlen in besetzten ukrainischen Gebieten begonnen

    In den von Russland besetzten ukrainischen Regionen Donezk und Saporischschja haben vorab Kommunal- und Regionalwahlen begonnen. Die russische Nachrichtenagentur Tass vermeldete den Beginn der Stimmabgabe für die eigentlich für den 10. September angesetzten Wahlen, bei denen Abgeordnete für Regionalparlamente und Gemeindevertreter bestimmt werden sollen. Ab dem 2. September sollen auch in den russisch besetzten Regionen Cherson und Luhansk «vorgezogene Wahlen» stattfinden.

    Russland hatte im September 2022 trotz scharfer Verurteilung westlicher Staaten die Annexion der vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson verkündet. Zuvor waren dort als «Referenden» bezeichnete Abstimmungen abgehalten worden, die international nicht anerkannt wurden.

    Damals wie heute kontrolliert Russland nur einen Teil der vier beanspruchten Regionen. Insgesamt hält Russland knapp 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Darunter sind die bereits 2014 annektierte Halbinsel Krim, ein Grossteil der Region Luhansk sowie Teile der Regionen Donezk, Saporischschja und Cherson.

    In der Region Saporischschja im Süden der Ukraine läuft derzeit auf einer etwa 1000 Kilometer langen Front eine breit angelegte Gegenoffensive der ukrainischen Armee. Dabei setzt das ukrainische Militär unter anderem auf einen Durchbruch in der Region um die Ortschaft Robotyne in der Region Saporischschja.

    Am eigentlichen Termin der nun begonnenen Wahlen, dem 10. September, werden auch in vielen Regionen Russlands Gouverneure, Regionalparlamente oder Stadträte neu gewählt. Dabei ist keine wirkliche Opposition vertreten, insbesondere im Hinblick auf die Offensive gegen die Ukraine werden kritische Stimmen systematisch unterdrückt. Die bekanntesten russischen Oppositionellen sitzen entweder im Gefängnis oder befinden sich im Exil.

  • 14.04 Uhr

    Weiteres Ramstein-Treffen zur Unterstützung der Ukraine

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe zu einem weiteren Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein im deutschen Rheinland-Pfalz eingeladen.

    Die fünfte Zusammenkunft dieser Art finde am 19. September statt, teilte die grösste US-Air-Base ausserhalb der Vereinigten Staaten mit. Verteidigungsminister und Militärs beraten erneut über eine stärkere Unterstützung der Ukraine. Zur Kontaktgruppe gehören etwa auch Deutschland und Grossbritannien. Wie bei früheren Treffen wurden auch Nicht-Nato-Staaten eingeladen. Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

    Hat die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe nach Ramstein geladen: Der US-amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin.
    Hat die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe nach Ramstein geladen: Der US-amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin.
    Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
  • 13.32 Uhr

    Ukrainische Armee rückt im südlichen Frontabschnitt weiter vor

    Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben beim Vorgehen gegen russische Verteidigungslinien im südlichen Gebiet Saporischschja weitere Erfolge erzielt.

    Dabei seien ukrainische Einheiten südlich des Dorfes Robotyne in Richtung der Nachbarsiedlung Nowoprokopiwka vorgerückt, teilte der Generalstab in Kiew mit. Die Soldaten setzten sich auf den neu erreichten Positionen fest. Konkretere Angaben zum Vormarsch gab es nicht.

    Östlich davon haben ukrainische Truppen unbestätigten Berichten zufolge in Richtung der Ortschaft Werbowe Geländegewinne erzielt. Der Generalstab sprach von erfolglosen russischen Gegenangriffen im Bereich dieses Dorfes. Das US-Institut für Kriegsstudien ISW berichtete gestützt auf Videoaufnahmen, dass zumindest ukrainische Aufklärungstruppen den Dorfrand von Werbowe erreicht haben könnten.

    Bei Robotyne hatte die ukrainische Armee nach wochenlangen Kämpfen russische Verteidigungsanlagen überwunden. Auf dem Weg nach Werbowe liegt eine weitere Abwehrlinie. Die russischen Besatzungstruppen schützen mit mehreren solcher Befestigungen die Städte Tokmak und Melitopol. Strategisches Ziel der ukrainischen Armee ist das noch etwa 80 Kilometer entfernte Asowsche Meer, um für Russland den Landweg auf die Halbinsel Krim abzuschneiden.

    Dem Generalstab zufolge setzten die ukrainischen Truppen auch südlich der russisch kontrollierten Stadt Bachmut ihre Angriffe fort. Dabei seien russische Gegenangriffe bei Staromajorske, Klischtschijiwka und Kurdjumiwka zurückgeschlagen worden.

  • 13.19 Uhr

    Russland meldet Tötung von zwei «Saboteuren» im Grenzgebiet zur Ukraine

    Russland hat eigenen Angaben zufolge zwei Ukrainer getötet, die als Teil einer «Sabotage- und Aufklärungsgruppe» ins russische Grenzgebiet eingedrungen waren. Wie der russische Geheimdienst FSB erklärte, wurden bei den «Kampfeinsätzen» in der Region Brjansk fünf weitere Menschen gefangen genommen, drei von ihnen seien verletzt gewesen.

    «Ziel der Saboteure war die Ausübung einer Reihe von aufsehenerregenden Terroranschlägen auf Militär- und Energieeinrichtungen», teilte der FSB weiter mit. Die Gruppe habe aus Soldaten des ukrainischen Geheimdienstes SBU, des militärischen Nachrichtendienstes und aus Spezialkräften des ukrainischen Verteidigungsministeriums bestanden.

    Angaben des FSB zufolge führten die Soldaten Maschinenpistolen mit Schalldämpfern, «schlagkräftige Sprengkörper», «eine grosse Anzahl von Granaten» und Nachtsichtgeräte mit sich.

    Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, erklärte im Onlinedienst Telegram, die Kämpfe hätten im Gebiet von Nawlinski, rund 40 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, stattgefunden. Zudem teilte er mit, über dem Gebiet seien drei Drohnen abgeschossen worden.

    Die an die Ukraine angrenzenden russischen Regionen wurden in den vergangenen Monaten regelmässig angegriffen. Dabei drangen auch Kämpfer aus der Ukraine in die Gebiete ein.

  • 13.10 Uhr

    Ukraines Aussenminister Kuleba drängt EU zu mehr Militärhilfe

    Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat die Europäische Union bei einem Treffen in Spanien zu deutlich mehr Militärhilfe für die Gegenoffensive seines Landes gedrängt. «Wo sonst könnte ich um mehr Waffen bitten als in einer Waffenfabrik?», sagte Kuleba zum Auftakt der Gespräche in der historischen Fábrica de Armas (Waffenfabrik) in der Stadt Toledo. Neben mehr Artilleriemunition forderte er weitere Luftverteidigungssysteme.

    Darüber hinaus verlangte Kuleba «Kampfflugzeuge der neuesten Generation». Dies beschränke sich nicht auf F-16-Flugzeuge aus US-Produktion, sagte Kuleba der französischen Zeitung «Le Monde» (Donnerstagausgabe). Interesse bekundete er demnach auch an französischen Rafale-Kampfjets und Maschinen anderer Staaten. Kuleba hatte am Mittwoch in Paris französische Regierungsvertreter getroffen.

    Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat Kritik an der Gegenoffensive seines Landes mit deutlichen Worten zurückgewiesen.
    Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat Kritik an der Gegenoffensive seines Landes mit deutlichen Worten zurückgewiesen.
    Bild: Mary Altaffer/AP/dpa (Archivbild)

    Die Ukraine verhandelt mit der deutschen Bundesregierung zudem über Taurus-Marschflugkörper, Berlin gibt sich bisher aber zögerlich. Daran wurde bei dem EU-Aussenministertreffen in Toledo scharfe Kritik laut. «Das hatten wir schon einmal», sagte der litauische Aussenminister Gabrielius Landsbergis unter Anspielung auf das Tauziehen um die Lieferung deutscher Leopard-Panzer.

    Kuleba hat zudem Kritik am Verlauf der Gegenoffensive seines Landes mit deutlichen Worten verurteilt. «Kritik am langsamen Tempo der Gegenoffensive zu üben, bedeutet, dem ukrainischen Soldaten ins Gesicht zu spucken, der jeden Tag sein Leben hingibt und Kilometer für Kilometer ukrainischen Boden befreit», sagte am Rande des Treffens. Er empfehle allen Kritikern, den Mund zu halten und in die Ukraine zu kommen. Sie sollten dann dort versuchen, selbst einen Quadratzentimeter zu befreien.

  • 12.58 Uhr

    Grant Shapps wird neuer britischer Verteidigungsminister

    Nach dem Rücktritt des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace übernimmt der bisherige Energieminister Grant Shapps den Posten. Das kündigte der konservative Premierminister Rishi Sunak beim Kurznachrichtendienst X an.

    Shapps dürfte damit auch zu einem wichtigen Gesicht werden, wenn es um die Koordinierung der Hilfen für die Ukraine geht, die sich seit anderthalb Jahren gegen Russlands Angriffskrieg verteidigt.

    Shapps hatte bereits mehrere Ministerposten in Grossbritannien inne. Er war Verkehrsminister im Kabinett des früheren Premiers Boris Johnson und unter Liz Truss etwa eine Woche lang Innenminister. Mit dem Regierungswechsel zu Sunak übernahm er das Wirtschaftsministerium und dann das Ministerium für Energiesicherheit. Dort folgt ihm die bisherige Bildungsstaatssekretärin Claire Coutinho.

  • 12.47 Uhr

    Ukraine schliesst Vertrag mit siebtgrösstem Rüstungskonzern der Welt

    Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte bei einem Treffen mit der BAE-Führung in Kiew, dass Waffen des Unternehmens bereits in der Ukraine im Einsatz seien. Er nannte Artilleriegeschütze der Typen L119 und M777 sowie den Schützenpanzer CV90.

    Die ukrainische Regierung plant nach eigenen Angaben, eine gemeinsame Produktion der leichten L119-Geschütze im eigenen Land zu entwickeln. In diesem Kontext wurde bei dem Treffen auch eine Rahmenvereinbarung zur Kooperation bei Reparatur und Produktion dieser Waffen unterzeichnet.

    Nach Angaben des Ministeriums für strategische Industriebranchen hat BAE Systems im Land bereits ein Büro eröffnet und soll mit einheimischen Unternehmen die Waffenproduktion aufbauen. Mit einem Umsatz von rund 25 Milliarden US-Dollar (knapp 23 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr gilt BAE Systems als siebtgrösster Rüstungskonzern der Welt.

    Die Ukraine hat ihre Rüstungsproduktion zur Abwehr des russischen Angriffskriegs hochgefahren. Zugleich hofft sie, auch international ein grosser Waffenproduzent zu werden. BAE Systems wolle Partner der Ukraine sein im Krieg um Freiheit und Unabhängigkeit sowie beim Aufbau einer starken Rüstungsindustrie, sagte Firmenchef Charles Woodburn.

    Der deutsche Waffenhersteller Rheinmetall hat mit dem staatlichen ukrainischen Rüstungskonzern Ukroboronprom im Mai ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Dabei geht es zunächst um Reparatur und Wartung von deutschen Kampfpanzern in der Ukraine. In Zukunft wollen beide Seiten aber auch gemeinsam Panzer bauen.

  • 10.18 Uhr

    London sieht Schwächen bei russischer Flugabwehr

    In der Nacht vom 29. auf den 30. August führte die Ukraine bis zu fünf separate Drohnenangriffe auf Ziele in Russland durch. Das war nach Ansicht der britischen Beobachter der grösste Angriff der Ukraine seit Beginn der Invasion. 

    Bei dem Angriff auf Pskow seien wahrscheinlich mehrere russische Militärtransportflugzeuge beschädigt worden, so der Lagebericht weiter. 

    Im August 2023 habe es insgesamt 25 separate Drohnenangriffe auf Russland gegeben. Viele seien erfolgreich gewesen, was darauf hindeute, dass die russische Luftabwehr Mühe habe, die Drohnen abzufangen.

    Moskau habe seit früheren Angriffen auf Militärflugplätze ihr Luftarsenal auf Basen in ganz Russland verlegt. Die jüngsten Angriffe hätten aber gezeigt, dass die ukrainischen Drohnen eine beträchtliche Reichweite hätten. So sei es für den Kreml immer schwieriger, Kampfmittel der Luftwaffe vor ukrainischen Angriffen in Sicherheit zu bringen.

  • 23.51 Uhr

    Selenskyj bekämpft Korruption bei Ausmusterungen

    Die ukrainischen Behörden sollen nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj hart gegen Korruption bei der Musterung von Männern für den Wehrdienst vorgehen. Es würden alle Fälle von Ausmusterungen wegen angeblicher Dienstuntauglichkeit seit Kriegsbeginn überprüft, bei denen es einen Verdacht auf Schmiergeldzahlungen gebe. Das sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache. Am Tag hatte der Sicherheitsrat über das Vorgehen beraten.

    Für die Befreiung vom Wehrdienst seien 3000 bis 15’000 US-Dollar Schmiergeld gezahlt worden, berichtete Selenskyj. Gesondert überprüft werde, wenn jemand nach einer verdächtigen Entscheidung der Musterungskommission ins Ausland ausgereist sei.

    Angesichts des russischen Angriffskrieges sind in der Ukraine alle Männer zum Wehrdienst verpflichtet. Viele gehen freiwillig zur Armee, um gegen die Invasoren zu kämpfen. Andere kaufen sich aber vom Militärdienst frei oder zahlen Schmiergeld an Grenzbeamte, um das Land verlassen zu können. Selenskyj hat wegen der Korruption bereits alle Leiter der Musterungsbehörden ersetzt.

    Einerseits lassen sich in der Ukraine Zivilisten und freiwillige SoldatenInnen an der Waffe ausbilden, so wie hier in Odessa. Anderseits schmieren Unwillige bei der Aushebung Beamte, um vom Dienst befreit zu werden.
    Einerseits lassen sich in der Ukraine Zivilisten und freiwillige SoldatenInnen an der Waffe ausbilden, so wie hier in Odessa. Anderseits schmieren Unwillige bei der Aushebung Beamte, um vom Dienst befreit zu werden.
    Bild: Imago/ZUMA Wire
  • 22.46 Uhr

    Russland berichtet von neuen Luftangriffen aus Ukraine

    Die Flugabwehr auf der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim hat nach örtlichen Angaben am späten Mittwochabend einen ukrainischen Marschflugkörper abgeschossen. Das teilte der russische Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Ähnlich äusserte sich das Verteidigungsministerium in Moskau.

    Betroffen war demnach der Osten der Halbinsel bei der Stadt Feodossija. Teile der Lenkrakete hätten eine Stromleitung getroffen, sagte ein Mitarbeiter Aksjonows. Die offiziellen Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Im Internet verbreiteten sich Fotos, die angeblich Brände in der Region zeigten.

    Über dem grenznahen Gebiet Brjansk seien zwei Kampfdrohnen aus der Ukraine abgefangen worden, teilte das russische Militär mit. Die Ukraine hatte in der Nacht zuvor ihren bislang massivsten Drohnenangriff gegen Ziele in Russland geflogen. In der Stadt Pskow nahe der Grenze zu Estland wurden mehrere russische Militärflugzeuge beschädigt oder brannten aus.