Ukraine-Übersicht Erste Getreide-Exporte aus ukrainischen Häfen stehen bevor +++ Medwedew droht mit  Militäraktion bei NATO-Beitritten

Agenturen/red

28.7.2022

Ukraine: Helfer retten Mann aus brennendem Gebäude

Ukraine: Helfer retten Mann aus brennendem Gebäude

Ein Gebäude an der Front in der Ostukraine wird durch Artilleriegeschosse getroffen und geht in Flammen auf. Helfer können einen Mann in letzter Minute aus dem Komplex retten, indem sie ein Loch in die Aussenwand schlagen.

28.07.2022

Nach einem Abkommen zwischen Kiew und Moskau sollen die ersten Schiffe mit Getreide an Bord die Ukraine UN-Angaben zufolge bald verlassen. Russland verschärft seine Raketenangriffe und die ukrainische Gegenoffensive in Cherson nimmt Fahrt auf. Mehr zu den Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/red

Die Ukraine macht nach eigenen Angaben und nach Einschätzung eines westlichen Geheimdienstes Fortschritte bei ihren Bemühungen um die Rückeroberung von Teilen der Südukraine. Im Gebiet Cherson sei es dem ukrainischen Militär dank vom Westen gelieferter Artilleriegeschütze gelungen, mindestens drei Brücken über den Dnipro zu beschädigen. Das erklärte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Das erschwere Moskau die Versorgung der besetzten Gebiete und mache die russische 49. Armee, die am Westufer des Dnipro stationiert sei, äusserst verwundbar.

Auch die Stadt Cherson als politisch bedeutendste Stadt in der Region unter russischer Kontrolle sei vom Rest der besetzten Gebiete nun so gut wie abgeschnitten, hiess es weiter. «Ihr Verlust würde die russischen Versuche, die Besatzung als Erfolg darzustellen, ernsthaft untergraben», betonte das britische Verteidigungsministerium.

Ukraine zielt offenbar auf Moskaus Nachschub-Routen

Der ukrainische Generalstab teilte am Donnerstag bei Facebook mit, im Gebiet Cherson gebe es aktuell Positionskämpfe, und russische Truppen seien zu Gegenangriffen an der Grenze zum Gebiet Dnipropetrowsk übergegangen. Kiew nährt seit Wochen Hoffnungen auf eine baldige Rückeroberung von Teilen der Südukraine. Der Donnerstag war der 155. Tag seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Bereits am Mittwoch war aus westlichen Sicherheitskreisen verlautet, die Ukraine mache bei ihrer Gegenoffensive im Gebiet Cherson Fortschritte. Angesichts der zerstörten oder beschädigten Brücken, verliere Moskau wichtige Nachschubrouten. Auf russischer Seite gebe es ernsthafte Probleme bei der Versorgung und der Moral der Streitkräfte. «Unserer Ansicht nach ist eine operative Pause unausweichlich», sagte ein hochrangiger westlicher Beamter.

Selenskyj verspricht Wiederaufbau

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer Videoansprache mit Blick auf die von ukrainischen Streitkräften bombardierte Brücke über dem Fluss Dnipro im Gebiet Cherson, dass nach der Rückeroberung alles wieder aufgebaut werde. «Wir werden unser ganzes Land mit militärischen, diplomatischen und allen anderen zugänglichen Instrumenten befreien.» Die Ukraine hat Selenskyj zufolge bisher die Kontrolle über rund 20 Prozent ihres Staatsgebietes verloren. Er forderte vom Westen mehr schwere Waffen, um russische Angriffe zu stoppen und besetzte Gebiete zu befreien.

Womöglich bereits Zehntausende Opfer auf russischer Seite

Nach Schätzungen aus den USA gehen die Opferzahlen auf russischer Seite längst in die Zehntausende. «Wir wurden darüber informiert, dass mehr als 75’000 Russen entweder getötet oder verletzt wurden, was enorm ist», zitierte der Sender CNN Elissa Slotkin, eine demokratische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus, die zuvor an einem geheimen Briefing der US-Regierung teilgenommen hatte. Der Kreml in Moskau wies die in den USA genannten Zahlen als «Fake» zurück. Dies seien auch keine Angaben der US-Regierung, sondern lediglich Medienberichte, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Totenzahlen gibt es nicht. Zuletzt wurde die Zahl von 1351 Toten genannt. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hatte zuletzt geschätzt, dass auf russischer Seite bereits 15’000 Menschen ums Leben gekommen seien. In der Ukraine gelten die eigenen Verluste als Staatsgeheimnis. Präsident Selenskyj zeichnete allerdings bis Mitte Juli rund 3500 tote Soldaten postum mit Orden aus. Präsidentenberater Olexij Arestowytsch bezifferte die Verluste Anfang Juni auf «bis zu 10’000».

Medwedew veröffentlicht künftige Karte der Ukraine

Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, hat auf Telegram ein Bild veröffentlicht, das die künftige Karte der Ukraine zeigen soll. Auf dem Bild ist die Ukraine als geteiltes Land zu sehen, berichtet die Ukrainska Pravda.

Lediglich die Region um Kiew gehört nach der Karte Medwedews noch zur Ukraine. Lwiw liegt dann in Polen, Winnyzja in Rumänien. Der grösste Teil der Ukraine aber gehört gemäss der Karte Medwedews zu Russland. Wie der russiche Ex-Präsident mittelte, sei die Karte von «westlichen Analysten» erstellt worden. Namen oder eine Quelle nannte er hingegen nicht.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands wird nach Ansicht des früheren Kremlchefs Dmitri Medwedew eine militärische Gegenreaktion Russlands nach sich ziehen.
  • Die Ukraine kann nach britischer Einschätzung bei ihrer Gegenoffensive im Gebiet Cherson Erfolge verzeichnen.
  • Die USA schätzen, dass im Ukraine-Krieg bereits mehr als 75'000 Russen getötet oder verwundet worden sind.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bietet der EU mehr Strom an, weil sein Land weniger verbraucht als vor dem Krieg.
  • Überblick über die Ereignisse vom Mittwoch gibt es hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden wir unseren Ticker am Donnerstag

  • 21.56 Uhr

    Russland: Lawrow spricht mit Blinken, «wenn es die Zeit erlaubt»

    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow will ein Gespräch mit seinem US-Kollegen Antony Blinken führen, sobald er Zeit dafür hat. Derzeit habe er einen vollen Terminkalender mit internationalen Kontakten, sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, am Donnerstag der Agentur Tass zufolge. Lawrow werde der Bitte um ein Gespräch nachkommen, «wenn es die Zeit erlaubt».

    Blinken hatte am Mittwoch mitgeteilt, bei einem Telefonat «in den kommenden Tagen» mit Lawrow solle es um die Freilassung der in Moskau inhaftierten US-Basketballerin Brittney Griner und ihres Landsmanns Paul Whelan gehen. Griner muss sich derzeit wegen eines Drogendelikts vor einem russischen Gericht verantworten. Whelan ist wegen Spionage im Juni 2020 zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Nach russischen Angaben konnten sich die beiden Seiten bislang nicht auf einen Gefangenenaustausch einigen.

  • 21.34 Uhr

    Deutscher Bundeswirtschaftsminister wirft Russland Lügen vor - «Farce» um Turbine

    Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat Russland im Streit um eine Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 Lügen vorgeworfen. Der Grünen-Politiker sprach am Donnerstagabend bei einem Bürgerdialog in Bayreuth von einer «Farce». Die in Kanada gewartete Turbine sei seit Montag letzter Woche in Deutschland. Alle Papiere lägen vor, er habe sie selber in der Hand gehabt. Russland aber weigere sich, die Turbine ins eigene Land zu holen. «Sie lügen einem ins Gesicht».

    Nach Kremlangaben hofft Russland angesichts der gedrosselten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland auf eine rasche Rückkehr der reparierten Gasturbine. Die Turbine solle dann in die Gasverdichterstation Portowaja eingebaut werden, danach könnten die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme laufen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

    Die Turbine ist nach Angaben des russischen Energiekonzerns Gazprom wichtig, um den nötigen Druck zum Durchpumpen des Gases aufzubauen. Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vorgeworfen, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy wies die Vorwürfe von Gazprom am Mittwochabend zurück.

    Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spricht nach einem Besuch in einem Energiepark.
    Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spricht nach einem Besuch in einem Energiepark.
    Bild:Soeren Stache/dpa
  • 20.38 Uhr

    UN: Erste Getreide-Exporte aus ukrainischen Häfen stehen bevor

    Nach einem Abkommen zwischen Kiew und Moskau sollen die ersten Schiffe mit Getreide an Bord die Ukraine UN-Angaben zufolge bald verlassen. Es lägen einige schon beladene Frachter in den Häfen am Schwarzen Meer zur Abfahrt bereit, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Donnerstag in New York. «Und wir hatten darauf gewartet, dass das passiert, sogar heute oder morgen».

    Bislang sei der genaue Korridor für den sicheren Transport durch teilweise vermintes Gebiet vom gemeinsamen Kontrollzentrum der Kriegsparteien sowie von den Vereinten Nationen und der Türkei in Istanbul noch nicht final festgelegt worden. Griffiths betonte aber, dass er glaube, dies werde zügig passieren. Danach solle die Ausfuhr aus den Häfen schliesslich das Vorkriegsniveau von etwa fünf Millionen Tonnen pro Monat erreichen.

    Von der Vorjahresernte warten ukrainischen Angaben zufolge noch über 20 Millionen Tonnen Getreide auf die Ausfuhr. Der Hafenbetrieb war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden - Moskau wurde eine Blockade des Getreides vorgeworfen.
    Von der Vorjahresernte warten ukrainischen Angaben zufolge noch über 20 Millionen Tonnen Getreide auf die Ausfuhr. Der Hafenbetrieb war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden - Moskau wurde eine Blockade des Getreides vorgeworfen.
    Symbolbild: Efrem Lukatsky/AP/dpa
  • 20.27 Uhr

    Lega-Chef Salvini wegen Nähe zu Russland erneut in der Kritik

    Der italienische Rechtspopulist Matteo Salvini ist wegen seiner Nähe zu Russland sowie der Rolle, die diese möglicherweise beim Auseinanderbrechen der Regierung in Rom spielte, erneut in die Kritik geraten. Wie die Zeitung «La Stampa» am Donnerstag berichtete, fragte ein Vertreter der russischen Botschaft in Rom bei einem Treffen Ende Mai einen Salvini-Vertrauten, ob die Minister der Partei beabsichtigten, aus der Koalition von Ministerpräsident Mario Draghi auszutreten.

    Die rechtsradikale Lega hatte sich in der vergangenen Woche zusammen mit Silvio Berlusconis Partei Forza Italia und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung aus der Regierung zurückgezogen, was zum Rücktritt von Draghi und zur Ansetzung von Neuwahlen im September führte.

    Aussenminister Luigi di Maio hatte am Donnerstag die Rolle Russlands beim Rückzug der Lega aus der Regierung verurteilt. Salvini müsse seine Kontakte zu Russland erklären, sagte Di Maio, der überzeugter Befürworter westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine ist.

    Matteo Salvini Salvini steht auch wegen einer während des Ukraine-Kriegs von der russischen Botschaft organisierten und bezahlten, jedoch nicht angetretenen Russland-Reise in der Kritik.
    Matteo Salvini Salvini steht auch wegen einer während des Ukraine-Kriegs von der russischen Botschaft organisierten und bezahlten, jedoch nicht angetretenen Russland-Reise in der Kritik.
    Archivbild: Laszlo Balogh/AP/dpa/Archiv
  • 19.39 Uhr

    Ukraine gewährt Polinnen und Polen Sonderrechte

    Die Ukraine räumt polnischen Staatsbürgern Sonderrechte ein. Sie können sich künftig mit Ehepartnern und Kindern bis zu 18 Monate in der Ukraine aufhalten. Sie erhalten eine sofortige Arbeitserlaubnis und können staatlich finanzierte Studienplätze in Anspruch nehmen. Bei der medizinischen Behandlung sind polnische Staatsbürger*innen Ukrainern gleichgestellt. Außerdem können Polen Anspruch auf Sozialleistungen wie Invalidenrenten erheben. Mit der Verabschiedung des Gesetzes möchte sich die Ukraine bei Polen für die Hilfe in Kriegszeiten bedanken.

  • 18.11 Uhr

    Medwedew kündigt Reaktion auf Nato-Beitritt Finnlands an

    Ein Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands wird nach Ansicht des früheren Kremlchefs Dmitri Medwedew eine militärische Gegenreaktion Russlands nach sich ziehen. Sollten Nato-Stützpunkte auf dem Territorium der Länder errichtet und Waffen stationiert werden, dann werden «unsere Reaktionsschritte symmetrisch dazu erfolgen», sagte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats nach einem Treffen zur Sicherheitslage an der Grenze zu Finnland der Agentur Interfax zufolge.

    Schweden und Finnland hatten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Sorgen um die eigene Sicherheit als Grund für den Beitrittswunsch zur Nato angegeben. Davor waren sie neutral. Die Nato stimmte auf ihrem Gipfel in Madrid Ende Juni den Beitrittsgesuchen zu. Seitdem läuft die Ratifizierung durch die einzelnen Mitgliedsstaaten.

    Die Entscheidung für einem Nato-Beitritt der beiden Länder verschlechtert aus Sicht von Medwedjew die Sicherheitslage im Ostseeraum, «weil die Ostsee jetzt tatsächlich zu einem Meer wird, das von Nato-Staaten dominiert wird.» Er warf den beiden Staaten vor, von «jenseits des Ozeans und von Brüssel beeinflusst» zu werden. Die Beziehungen zu den Ländern müssten von russischer Seite nun überprüft werden.

  • 18.01 Uhr

    Biden und Xi telefonieren mehr als zwei Stunden

    US-Präsident Joe Biden hat am Donnerstag mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping gesprochen. Nach Angaben des Weissen Hauses dauerte das Gespräch 2 Stunden und 17 Minuten. Es sei ihr fünftes Telefonat seit Bidens Amtsantritt gewesen. Inhalte aus dem Telefonat waren zunächst nicht bekannt.

    Biden und Xi hatten zuletzt im März miteinander gesprochen. Dabei hatte der US-Präsident Chinas Staats- und Parteichef vor einer Unterstützung Russlands beim Krieg gegen die Ukraine gewarnt.

    Jüngst hatte China die USA vor einer möglichen Taiwan-Reise der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, gewarnt. Die chinesische Führung betrachtet das freiheitliche Taiwan als Teil der kommunistischen Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sind die Sorgen gewachsen, dass auch Peking seine Drohungen eines Tages wahr machen könnte. Peking hatte erklärt, es betrachte eine solche Reise als Provokation.

    Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte am Mittwoch, es sei wichtig, dass Biden und Xi sich regelmässig austauschten. «Der Präsident möchte sicherstellen, dass die Kommunikationslinien mit Präsident Xi offen bleiben, weil sie das müssen.

    Joe Biden will laut Washington sicherstellen, dass die Kommunikationslinien mit Peking offen bleiben.
    Joe Biden will laut Washington sicherstellen, dass die Kommunikationslinien mit Peking offen bleiben.
    Bild: dpa
  • 17.20 Uhr

    Über 100'000 ukrainische Flüchtlinge in UK angekommen

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind mehr als 100'000 Menschen aus dem Land nach Grossbritannien geflohen. Mittlerweile seien mithilfe von zwei eigens eingeführten Visakategorien etwa 104'000 Ukrainerinnen und Ukrainer angekommen, teilte die Regierung in London am Donnerstag mit.

    Dabei können Ukrainer einerseits beantragen, bei Familienmitgliedern unterzukommen, die bereits in Grossbritannien leben. Als zweite Möglichkeit gibt es das Programm «Homes for Ukraine»: Dabei bieten Briten den Flüchtlingen für mindestens ein halbes Jahr Logis.

    Insgesamt hätten sogar fast 200'000 Antragsteller ein Visum angefordert, von denen bisher gut 166'000 bewilligt worden seien. Ihnen ist zunächst ein dreijähriger Aufenthalt im Land erlaubt.

    Seit Kriegsausbruch gibt es in Grossbritannien eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Zehntausende boten an, Ukrainern Unterkunft zu geben. Allerdings kritisieren viele Flüchtlinge und Hilfsorganisationen hohe bürokratische Hürden. Grossbritannien ist nicht Mitglied des Schengen-Raums und fordert als einziges europäisches Land derzeit von Ukrainern ein Visum für die Einreise.

  • 16.40 Uhr

    Gouverneur: Fünf Tote und 26 Verletzte bei russischem Angriff im Zentrum der Ukraine

    Bei einem russischen Angriff auf eine Stadt im Zentrum der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben am Donnerstag mindestens fünf Menschen getötet worden. Bei dem Angriff auf Kropywnyzskyj seien zudem 26 Menschen verletzt worden, unter ihnen zwölf Soldaten, berichtete der Regionalgouverneur Andrij Raikowitsch in einem auf Telegram veröffentlichten Video.

    Die Angriffe hätten zwei Lagerhallen eines Flughafens getroffen. Dabei seien mehrere Flugzeuge und Gebäude zerstört worden.

    Die Stadt war bereits am Samstag Ziel russischer Angriffe gewesen. Dabei waren drei Menschen getötet worden, unter ihnen ein Soldat. Die Angriffe trafen die Eisenbahn und einen Militärflughafen.

    Kropywnyzskyj liegt etwa 300 Kilometer südlich von Kiew und hatte vor dem Krieg etwa 220’000 Einwohner. Nach ukrainischen Angaben gab es auch Angriffe auf einen Militärstützpunkt bei Kiew, in der Region von Tschernihiw und auf Charkiw, die zweitgrösste Stadt der Ukraine nahe der russischen Grenze.

  • 16.01 Uhr

    Journalistin Owsjannikowa wegen Kriegsprotest verurteilt

    Nach einer neuen Protestaktion gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat ein Gericht in Moskau die Journalistin Marina Owsjannikowa zu einer weiteren Geldstrafe verurteilt. Wegen der Beschmutzung des Ansehens der russischen Armee müsse die frühere Mitarbeiterin staatlichen Fernsehsenders Perwy Kanal 50'000 Rubel (rund 780 Franken) bezahlen. Das meldete die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Donnerstag. Owsjannikowa habe sich auf die «Freiheit des Wortes» vor Gericht berufen. Sie hatte bereits mehrere Strafen bezahlen müssen.

    Diesmal ging es konkret um einen Anti-Kriegs-Protest am Rande einer Gerichtsverhandlung gegen den russischen Oppositionellen Ilja Jaschin, der ausgewiesener Kremlkritiker und nun in Haft ist. Owsjannikowa, die als Mitarbeiterin des Staatsfernsehens jahrelang positiv berichtete über Kremlchef Wladimir Putin, hatte zuvor in sozialen Netzwerken auch Fotos gepostet, wie sie mit einem Protestplakat in Sichtweite des Kremls steht. «Putin ist ein Mörder», stand auf dem Plakat und: «Seine Soldaten sind Faschisten.»

    Die Mitarbeiterin des russischen Staatsfernsehen hatte im März in einer Live-Sendung ein Protestplakat gegen den Krieg gezeigt. Darauf stand: «Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen». Dafür bekam die bis dahin als linientreu geltende Redakteurin weltweit Anerkennung. In Russland wurden Geldstrafen gegen sie verhängt. Nach der Aktion lebte sie zwischenzeitlich im Ausland und berichtete für die deutsche Zeitung «Welt».

    Die durch ihren Kriegsprotest im russischen Fernsehen bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa (Archiv)
    Die durch ihren Kriegsprotest im russischen Fernsehen bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa (Archiv)
    Bild: Annette Riedl/dpa
  • 15.37 Uhr

    Kreml: Hoffen auf raschen Einbau von Gasturbine 

    Russland hofft nach Kremlangaben angesichts der gedrosselten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland auf eine rasche Rückkehr der reparierten Gasturbine. Die in Kanada gewartete Turbine solle dann in die Gasverdichterstation Portowaja eingebaut werden, danach könnten die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme laufen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

    Die Turbine ist nach Angaben des russischen Energiekonzerns Gazprom wichtig, um den nötigen Druck zum Durchpumpen des Gases aufzubauen. Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vorgeworfen, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy wies die Vorwürfe von Gazprom am Mittwochabend zurück.

    Gazprom hatte am Mittwoch die Lieferungen durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent der maximalen Auslastung gesenkt, weil nach Unternehmensangaben noch eine Turbine in die Wartung musste. Als Gründe wurden technische Sicherheitsvorschriften genannt.

    Die Bundesregierung hingegen wirft Russland Machtspiele vor. Es würden «keine technischen Ursachen» gesehen, hiess es in Berlin. Eine gewartete Turbine sei bereit, an den russischen Energiekonzern Gazprom übergeben zu werden, damit sie eingesetzt werden könne.

    Der Einbau einer Gasturbine wird wieder einmal zum Problem für die europäische Gasversorgung. (Symbiolbild)
    Der Einbau einer Gasturbine wird wieder einmal zum Problem für die europäische Gasversorgung. (Symbiolbild)
    Maurizio Gambarini/dpa
  • 15.28 Uhr

    EU-Aussenbeauftragter rechnet mit weniger Gas

    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hält eine rasche, weitere Reduzierung der russischen Gaslieferungen nach Europa für wahrscheinlich. «Wenn Russland uns das Gas abdrehen will, wird es nicht bis Herbst oder Winter warten, um das zu tun», sagte Borrell am Donnerstag dem spanischen Sender TVE. Moskau wolle der EU nicht erlauben ihre «Speicherstände im Sommer aufzufüllen», sondern «so schnell wie möglich» einen Lieferstopp verhängen.

    Dennoch erwarte er keinen «brutalen» Ausfall der Gaslieferungen von heute auf morgen, sagte Borrell. Russland wolle sein Gas verkaufen und suche noch nach «alternativen Kunden». Moskau baue zwar entsprechende neue Pipelines, aber die Inbetriebnahme der Pipelines werde «Zeit in Anspruch nehmen».

  • 14.34 Uhr

    60'884 Ukrainer*innen haben den S-Status beantragt

    Den Schutzstatus S in der Schweiz haben bislang 60'884 aus der Ukraine geflüchtete Menschen beantragt. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) teilte auf Twitter ferner mit, dass 58'814 Ukrainer*innen den Status bereits erhalten hätten. 

  • 14.09 Uhr

    Moskau bezichtigt CNN der Fake News

    Der Kreml in Moskau hat die in den USA genannten Zahlen zu russischen Toten und Verletzten in dem Angriffskrieg auf die Ukraine als «Fake» bezeichnet. «Das sind ja keine Angaben der US-Administration, sondern Veröffentlichungen in Zeitungen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

    «In unserer Zeit scheuen sich nicht einmal die solidesten Zeitungen davor, alle möglichen Fakes zu verbreiten. Das ist leider eine Praxis, die wir immer häufiger erleben.» Er reagierte damit nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax auf einen Bericht der «New York Times» zur hohen Zahl von Verlusten Russlands in dem Krieg.

    Der US-Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses am Mittwoch (Ortszeit): «Wir wurden darüber informiert, dass mehr als 75'000 Russen entweder getötet oder verletzt wurden, was enorm ist», zitierte der Sender die demokratische Abgeordnete Elissa Slotkin, die zuvor an einem geheimen Briefing der US-Regierung teilgenommen hatte.

    Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hatte zuletzt geschätzt, dass auf russischer Seite bereits 15'000 Menschen ums Leben gekommen seien. Der Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, Richard Moore, schloss sich dieser Zahl an und fügte hinzu, dass dies «wahrscheinlich eine konservative Schätzung» sei.

    Zerstörte russische Panzer im April bei  Kiew. (Archiv)
    Zerstörte russische Panzer im April bei  Kiew. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 13.41 Uhr

    Ukraine bekommt neuen Antikorruptions-Staatsanwalt

    Nach knapp zwei Jahren ist in der Ukraine der Posten des Antikorruptions-Staatsanwalts wieder besetzt. Als neuer Leiter der Spezialisierten Antikorruptions-Staatsanwaltschaft wurde Olexander Klymenko eingesetzt. Das teilte am Donnerstag der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, im Nachrichtendienst Telegram mit. Korruption gilt als eines der grössten Probleme des in die EU strebenden Krisenlandes. Der Westen fordert von der Ukraine einen entschlosseneren Kampf gegen die Schmiergeldkriminalität.

    Der Jurist Klymenko hatte vorher beim Nationalen Antikorruptionsbüro als Ermittler gearbeitet. Der 35-Jährige hatte den Wettbewerb um den neuen Posten bereits im Dezember für sich entschieden. Seine Ernennung war von den Botschaftern der Gruppe der sieben grossen Industrienationen G7 angemahnt worden. Klymenkos Vorgänger Nasar Cholodnyzkyj war bereits im August 2020 auf eigenen Wunsch abgetreten. In der Zwischenzeit gab es lediglich eine kommissarische Besetzung des Postens – daher der Druck aus den G7-Reihen.

    Die Spezialisierte Antikorruptions-Staatsanwaltschaft und das Nationale Antikorruptionsbüro waren nach dem proeuropäischen Umsturz von 2014 mit westlicher Unterstützung geschaffen worden. Trotzdem wurde die Ukraine 2021 von der Nichtregierungsorganisation Transparency International nach Nachbar Russland als zweitkorruptestes Land Europas aufgelistet.

  • 13.24 Uhr

    Kämpfe nähern sich Bachmut und Soledar

    Im Kriegsgebiet Donezk im Osten der Ukraine nähern sich die Kämpfe zwischen den Truppen Kiews und Moskau weiter den Städten Bachmut und Soledar. Bei Werschyna, etwa zehn Kilometer südöstlich von Bachmut, habe der Gegner Teilerfolge erzielt, teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstag bei Facebook mit. Andere Angriffe im Raum Bachmut und auch beim benachbarten Soledar seien hingegen abgewehrt worden. Auch nördlich von Slowjansk seien russische Attacken gescheitert.

    Im Donezker und im angrenzenden Gebiet Charkiw seien erneut ukrainische Stellungen in mehreren Dutzend Orten durch Artillerie beschossen worden. Zudem habe es mehrere Luftangriffe gegeben. Im Gebiet Cherson gibt es demnach Positionskämpfe, und russische Truppen seien zu Gegenangriffen an der Grenze zum Gebiet Dnipropetrowsk übergegangen. Kiew nährt seit Wochen Hoffnungen auf eine baldige Rückeroberung von Teilen der Südukraine.

    In der Nacht zum Donnerstag wurden nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte zudem mehr als 20 Raketen auf Ziele in der Ukraine unter anderem aus dem benachbarten Belarus abgefeuert. Dabei wurden Behördenangaben nach Infrastrukturobjekte im Kreis Wyschhorod nördlich der Hauptstadt Kiew und im anliegenden Gebiet Tschernihiw getroffen. Angaben zu Opfern und Schäden wurden nicht gemacht. Die Ukraine wehrt seit etwas über fünf Monaten eine russische Invasion ab.

    Drei ukrainische Soldaten ruhen sich zwischen Kämpfen mit russischen Truppen an einer Frontlinie in der Region Charkiw in einem Keller aus.
    Drei ukrainische Soldaten ruhen sich zwischen Kämpfen mit russischen Truppen an einer Frontlinie in der Region Charkiw in einem Keller aus.
    Evgeniy Maloletka/AP/dpa
  • 12.33 Uhr

    Medwedew veröffentlicht künftige Karte der Ukraine

    Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, hat auf Telegram ein Bild veröffentlicht, das die künftige Karte der Ukraine zeigen soll. Auf dem Bild ist die Ukraine als geteiltes Land zu sehen, berichtet die Ukrainska Pravda

    Die Ukraine als geteiltes Land in der Karte, die Dmitri Medwedew auf Telegram veröffentlicht hat. 
    Die Ukraine als geteiltes Land in der Karte, die Dmitri Medwedew auf Telegram veröffentlicht hat. 
    Screenshot

    Lediglich die Region um Kiew gehört nach der Karte Medwedews noch zur Ukraine. Lwiw liegt dann in Polen, Winnyzja in Rumänien. Der grösste Teil der Ukraine aber gehört gemäss der Karte Medwedews zu Russland. Wie der russiche Ex-Präsident mittelte, sei die Karte von «westlichen Analysten» erstellt worden. Namen oder eine Quelle nannte er hingegen nicht.

    Dmitri Medwedew, ehemaliger Kreml-Chef, zeigt auf Telegram ein Bild von der geteilten Ukraine. (Archivbild) 
    Dmitri Medwedew, ehemaliger Kreml-Chef, zeigt auf Telegram ein Bild von der geteilten Ukraine. (Archivbild) 
    KEYSTONE/AP Photo/RIA Novosti, Dmitry Astakhov, Presidential Press Service
  • 11.22 Uhr

    Russland verschärft offenbar Raketenangriffe

    Russland hat nach ukrainischen Angaben am Donnerstag seine Raketenangriffe verschärft und dabei erstmals seit Wochen auch die Regionen Kiew und Tschernihiw ins Visier genommen.

    Der Regionalgouverneur von Kiew, Olexij Kuleba, teilte mit, im Bezirk Wyschgorod sei am Morgen «ein Infrastrukturobjekt» getroffen worden. Weitere Angaben gab es dazu zunächst nicht. Der Gouverneur von Tschernihiw, Wjatscheslaw Tschaus, berichtete, von Belarus aus seien Raketen auf die Gemeinde Hontschariwska abgefeuert worden.

    Russische Truppen zogen sich vor Monaten aus den Regionen Kiew und Tschernihiw zurück. Der Raketenbeschuss erfolgte einen Tag nach dem Aufruf des prorussischen Separatistenführers Denis Puschilin, «von Russen gegründete russische Städte  – Kiew, Tschernihiw, Poltawa, Odessa, Dnipropetrowsk, Charkiw, Saporischschja, Luzk – zu befreien».

    Auch Charkiw wurde in der Nacht zum Donnerstag von russischen Raketen getroffen, teilte Bürgermeister Ihor Terechow mit.

    Ein russisches Erdkampfflugzeug vom Typ Suchoi Su-25 feuert am23. Juli 2022 an unbekanntem Ort Raketen ab. (Archiv)
    Ein russisches Erdkampfflugzeug vom Typ Suchoi Su-25 feuert am23. Juli 2022 an unbekanntem Ort Raketen ab. (Archiv)
    Bild: Russisches Verteidigungsministerium via AP
  • 10.42 Uhr

    Trainer von Dynamo Kiew bedauert «Wladimir Putin»-Rufe in Istanbul

    Der Trainer von Dynamo Kiew hat «Wladimir Putin»- Rufe von türkischen Fans beim Spiel gegen Fenerbahce Istanbul bedauert. In der Partie sei zunächst alles nach Plan gelaufen, «aber wir haben die Fans nicht einkalkuliert, ich habe nicht mit solchen Rufen gerechnet – bedauerlich», sagte Mircea Lucescu nach Angaben der Zeitung «Fanatik» nach dem Spiel am Mittwochabend in Istanbul. An der anschliessenden Pressekonferenz nahm Lucescu aus Protest nicht teil. Fenerbahce-Trainer Jorge Jesus äusserte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.

    Zahlreiche Anhänger des türkischen Clubs hatten in der zweiten Halbzeit der Partie der zweiten Champions-League-Qualifikationsrunde den Namen des russischen Präsidenten Wladimir Putin skandiert. Witalij Bujalskyj (57. Minute) hatte Kiew in Führung gebracht, anschliessend gab es die «Wladimir Putin»-Rufe von der Tribüne. Der Vorfall wurde auch in den sozialen Medien breit diskutiert. Viele Fenerbahce-Fans äusserten ihr Bedauern über das Verhalten der Anhänger im Stadion.

    Der ukrainische Rekordmeister setzte sich am Mittwochabend im Rückspiel in Istanbul mit 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung durch. Der knappe Auswärtssieg reichte nach dem 0:0 im Hinspiel, um die dritte Qualifikationsrunde für die Königsklasse zu erreichen. Dabei trifft Kiew auf den österreichischen Vertreter Sturm Graz.

  • 9.23 Uhr

    Britischer Geheimdienst: Kiews Offensive nimmt Fahrt auf

    Die ukrainische Gegenoffensive im Gebiet Cherson im Süden des Landes nimmt nach britischer Einschätzung Fahrt auf. «Ihre Streitkräfte haben höchstwahrscheinlich einen Brückenkopf südlich des Flusses Inhulez errichtet, der die nördliche Grenze des von Russland besetzten Cherson bildet», teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag mit. Der Inhulez ist ein Nebenfluss des Stroms Dnipro.

    Mithilfe vom Westen gelieferter Artillerie hätten die ukrainischen Streitkräfte mindestens drei Brücken über den Dnipro beschädigt, auf die Russland angewiesen sei, um seine besetzten Gebiete zu versorgen, hiess es unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Eine davon sei die einen Kilometer lange Antoniwskyj-Brücke nahe der Stadt Cherson, die am Mittwoch erneut getroffen worden sei und nun höchstwahrscheinlich nicht mehr benutzt werden könne.

    Dadurch wirke die russische 49. Armee, die am Westufer des Dnipro stationiert sei, äusserst verwundbar, hiess es aus London weiter. Auch die Stadt Cherson als politisch bedeutendste Stadt unter russischer Kontrolle sei vom Rest der besetzten Gebiete nun so gut wie abgeschnitten. «Ihr Verlust würde die russischen Versuche, die Besatzung als Erfolg darzustellen, ernsthaft untergraben», betonte das britische Verteidigungsministerium.

    Ukrainischer Panzer am 27. Juli 2022 in der Region Charkiw: Laut dem britischen Verteidigungsministerium macht die ukrainische  Gegenoffensive im Süden des Landes Fortschritte. 
    Ukrainischer Panzer am 27. Juli 2022 in der Region Charkiw: Laut dem britischen Verteidigungsministerium macht die ukrainische  Gegenoffensive im Süden des Landes Fortschritte. 
    Bild: Keystone
  • 8.18 Uhr

    Selenskyj siegessicher am Tag der Staatlichkeit der Ukraine

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich an einem neuen Feiertag zur Staatlichkeit des Landes mit Blick auf den russischen Angriffskrieg siegessicher gezeigt. Es sei ein unruhiger Morgen mit Raketenterror, aber die Ukraine werde nicht aufgeben, teilte Selenskyj am Donnerstag in Kiew mit. Er gratulierte den Bürgern zum erstmals gefeierten Tag der ukrainischen Staatlichkeit, der neben dem Tag der Unabhängigkeit am 24. August begangen wird.

    «Die Ukraine ist ein unabhängiger, freier und unteilbarer Staat. Und das wird für immer so sein», sagte Selenskyj. Er veröffentlichte dazu ein emotionales Video über den Kampf des Landes gegen die russischen Besatzer. Das Land kämpfe um seine Freiheit.

    Zuvor hatte der prorussische ostukrainische Separatistenführer Denis Puschilin gesagt, dass es an der Zeit sei, auch die Städte Charkiw, Odessa und Kiew einzunehmen. In dem Krieg, der in den sechsten Monat gegangen ist, hat die Ukraine nach Aussagen von Selenskyj bisher die Kontrolle über rund 20 Prozent ihres Staatsgebietes verloren. Er forderte vom Westen noch mehr schwere Waffen, um die russischen Angriffe zu stoppen und besetzte Gebiete zu befreien.

    Mit dem neuen Feiertag, den Selenskyj im vergangenen Jahr festgelegt hatte, tritt die Ukraine auch russischen Behauptungen entgegen, sie sei gar kein richtiger Staat, sondern ein künstliches Gebilde. Selenskyj hatte das immer wieder entschieden zurückgewiesen. So hatte er etwa im vergangenen Jahr erklärt, dass von Kiew aus vor mehr als 1000 Jahren das orthodoxe Christentum verbreitet wurde

  • 5.02 Uhr

    75'000 Russen in Ukraine-Krieg getötet oder verletzt

    Im Krieg gegen die Ukraine sind auf russischer Seite nach Schätzungen aus den USA mehr als 75'000 Menschen getötet oder verwundet worden. Das berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses am Mittwoch (Ortszeit). «Wir wurden darüber informiert, dass mehr als 75'000 Russen entweder getötet oder verletzt wurden, was enorm ist», zitierte der Sender die demokratische Abgeordnete Elissa Slotkin, die zuvor an einem geheimen Briefing der US-Regierung teilgenommen hatte.

    Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hatte zuletzt geschätzt, dass auf russischer Seite bereits 15'000 Menschen ums Leben gekommen seien. Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Totenzahlen gibt es jedoch nicht.

  • 03.26 Uhr

    USA und Russland vor heiklem Gefangenenaustausch?

    Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine will US-Aussenminister Antony Blinken in den kommenden Tagen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow sprechen – am Telefon. Dabei soll es um die Freilassung der US-Basketballerin Brittney Griner und ihres Landsmanns Paul Whelan gehen, sagte Blinken bei einer Pressekonferenz in Washington.

    Die US-Regierung habe Moskau «schon vor Wochen einen substanziellen Vorschlag auf den Tisch gelegt», um die Freilassung Griners und Whelans zu erreichen, sagte Blinken. Einzelheiten zu dem Angebot nannte er nicht. Die US-Regierung habe den Vorschlag öffentlich gemacht, «damit die Welt weiss, wie ernst es den Vereinigten Staaten ist, unsere Bürger nach Hause zu holen».

    Das russische Aussenministerium teilte am Abend mit, es gebe kein offizielles Gesuch für ein solches Gespräch. Statt Diplomatie per «Megafon» zu betreiben, solle sich Washington an die diplomatische Praxis halten, hiess es in Moskau.

    US-Medien spekulieren, dass der in den USA inhaftierte russische Waffenhändler Viktor Bout Teil des Angebots aus Washington sein könnte. Moskau fordert seit Jahren die Auslieferung des früheren Sowjetoffiziers.

    Die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner war 17. am Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen eines Drogendelikts festgenommen worden.

    Die US-Basketballerin Brittney Griner war 17. am Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen eines Drogendelikts festgenommen worden und ist seitdem inhaftiert. (AP Photo/Alexander Zemlianichenko, Pool)
    Die US-Basketballerin Brittney Griner war 17. am Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen eines Drogendelikts festgenommen worden und ist seitdem inhaftiert. (AP Photo/Alexander Zemlianichenko, Pool)
    KEYSTONE
  • 2.13 Uhr

    Selenskyj will der EU in Energiekrise mit Strom helfen

    Mit Blick auf die Energiekrise in Europa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der EU eine Unterstützung mit Strom aus seinem Land angeboten. «Wir bereiten uns auf die Erhöhung unseres Stromexports für die Verbraucher in der Europäischen Union vor», sagte der Staatschef am Mittwochabend in Kiew in seiner abendlichen Videobotschaft.

    «Unser Export erlaubt es uns nicht nur, Devisen einzunehmen, sondern auch unseren Partnern, dem russischen Energiedruck zu widerstehen», meinte er mit Blick auf die von Russland deutlich reduzierten Gaslieferungen. Gas wird auch zur Verstromung genutzt. Russlands Energieriese Gazprom hatte die Lieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 wegen angeblicher technischer Probleme am Mittwoch erneut gesenkt - diesmal auf 20 Prozent des maximalen Umfangs.

    «Schrittweise machen wir die Ukraine zu einem der Garanten der europäischen Energiesicherheit, eben über unsere inländische Elektroenergieproduktion», meinte Selenskyj. Die Ukraine hatte vor Russlands Angriffskrieg, den Moskau im Februar begonnen hatte, ihren Bedarf zu 50 Prozent aus Atomstrom gedeckt. Das Land war zudem auf Stromimporte aus Russland und Belarus angewiesen.

    Wie Selenskyj erklärte, wird ein Grossteil der Energie nicht gebraucht, da wegen des Kriegs die Produktion stillsteht. Allerdings hatten die russischen Truppen zuletzt auch das grösste Atomkraftwerk in Enerhodar, ein Wasserkraftwerk am Fluss Dnipro und mindestens zwei Kohlekraftwerke eingenommen.