Russlands SchattenflotteSabotage-Verdacht in der Ostsee sorgt für Alarmstimmung bei der Nato
Samuel Walder
29.12.2024
Ein russisches Schattenschiff steht im Verdacht, wichtige Unterwasserkabel in der Ostsee durchtrennt zu haben. Der Vorfall heizt die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter an.
Samuel Walder
29.12.2024, 07:49
Samuel Walder
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Finnland und Estland verdächtigen den russischen Schattentanker Eagle S, lebenswichtige Unterwasserkabel in der Ostsee durchtrennt zu haben.
Die russische Schattenflotte, ursprünglich zur Umgehung westlicher Sanktionen aufgebaut, umfasst über 1000 Schiffe.
Die Flotte könnte zunehmend für strategische Angriffe auf kritische europäische Infrastruktur eingesetzt werden.
Nato-Staaten verstärken ihre Präsenz in der Ostsee.
Die Sorge um Russlands sogenannte Schattenflotte, eine Ansammlung alter Tanker, mit denen Moskau Sanktionen umgeht und Einnahmen für den Ukraine-Krieg generiert, nimmt eine neue Dimension an.
Ein Vorfall in der Ostsee lässt vermuten, dass diese Schiffe nicht nur wirtschaftlichen Zwecken dienen, sondern auch für gezielte Sabotageakte eingesetzt werden könnten. Das berichtet die «New York Times».
Sabotage oder Unfall?
Finnische Behörden enterten diese Woche den Rohöltanker Eagle S, nachdem der Verdacht aufgekommen war, dass das Schiff lebenswichtige Unterwasserkabel zwischen Finnland und Estland durchtrennt haben könnte. Darunter befand sich auch ein Stromkabel, das die Energieversorgung zwischen den beiden Ländern sicherstellt.
Russia doesn’t have any ‘civilian’ ships, companies, infrastructure, or networks—everything is weaponized for hybrid operations. The sooner everyone realizes this, the better. Finland is already leading by example.
Die Eagle S zeigt laut finnischen Beamten alle Merkmale eines russischen Schattenschiffs und hatte kurz vor dem Vorfall einen russischen Hafen verlassen.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies der erste bekannte Fall, in dem ein Schiff der Schattenflotte gezielt für Sabotageakte gegen kritische europäische Infrastruktur eingesetzt wurde. «Es ist an der Zeit, die Illusionen aufzugeben und der Realität ins Auge zu blicken», erklärte Estlands Innenminister Lauri Läänemets.
Eskalation in der Ostsee
Die Ostsee, durchzogen von Unterseekabeln und Pipelines, hat sich zu einem sensiblen Schauplatz entwickelt. Seit Russlands Einmarsch in die Ukraine verstärkt die Nato ihre Präsenz in der Region. Der jüngste Vorfall hat die westlichen Länder veranlasst, ihre Sicherheitsmassnahmen zu erhöhen.
Finnland und Estland forderten Unterstützung durch die Nato, die ihre Marinepräsenz in der Ostsee ausweiten will. Nato-Generalsekretär Mark Rutte verurteilte den Angriff auf kritische Infrastruktur und betonte die Solidarität des Bündnisses mit den betroffenen Staaten.
Finnland reagierte rasch: Binnen Stunden stürmten Sicherheitskräfte die Eagle S. Mittlerweile hat die Polizei den verdächtigen Tanker beschlagnahmt. Er wurde für weitere Ermittlungen zum Hafen von Kilpilahti eskortiert.
Eine Flotte mit doppeltem Zweck
Die Schattenflotte, ursprünglich geschaffen, um westliche Sanktionen zu umgehen, soll mittlerweile auf über 1000 Schiffe angewachsen sein. Diese machen laut Schätzungen 17 Prozent der weltweiten Öltankerflotte aus. Fast 70 Prozent des russischen Öls werden von diesen Schiffen transportiert, wie eine Analyse der Kyiv School of Economics zeigt.
Doch die schiere Grösse dieser Flotte könnte Russland zu neuen Einsatzzwecken inspiriert haben, meint Elisabeth Braw, Expertin beim Atlantic Council. «Russland hat all diese Schiffe und könnte sie genauso gut einsetzen, um mehr Schaden anzurichten.»
Die Eagle S weist laut Experten alle Merkmale eines Schattenschiffs auf: häufig wechselnde Besitzer, mangelnde Versicherung und eine Vielzahl technischer Mängel. Das Schiff fährt unter der Flagge der Cookinseln, die für ihre laxe Aufsicht bekannt ist.
Finnish authorities struggled against time when they took over the Eagle S ship belonging to the Russian shadow fleet.
If the ship hadn't been moved off its course, it would have cut also another electricity cable between Finland and Estonia, Estlink 1, within half an hour. pic.twitter.com/p2oneLqQfU
Die Region ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs zunehmend Schauplatz verdächtiger Vorfälle. Bereits letztes Jahr wurden durch Explosionen Abschnitte der Nord-Stream-Pipeline zerstört, und kürzlich durchtrennte ein Hongkonger Schiff versehentlich eine Gaspipeline zwischen Finnland und Estland.
Die Ostsee bleibt eine Schwachstelle: Ihre geringe Tiefe und die Nähe zu russischen Häfen bieten ideale Bedingungen für Sabotageakte.
Konsequenzen für den Westen
Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit, die Schattenflotte stärker ins Visier zu nehmen. Der Westen und die Nato stehen vor der Herausforderung, diese hybride Bedrohung in den Griff zu bekommen. Sollte sich der Verdacht gegen die Eagle S bestätigen, wäre dies nicht nur eine Eskalation im Konflikt zwischen Russland und dem Westen, sondern auch ein Weckruf, die maritime Infrastruktur besser zu schützen.
«Russlands Schattenflotte ist kein wirtschaftliches Problem mehr», warnt Expertin Braw, «sie ist eine strategische Bedrohung.»
Der/Die Redaktor*in hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.