Baden-Württemberg Polizei erschiesst Baggerfahrer – das Protokoll einer Todesfahrt

Von Nico Pointner, dpa

31.12.2024 - 18:33

Nach Zerstörungsfahrt mit Bagger: Polizei erschiesst Mann

Nach Zerstörungsfahrt mit Bagger: Polizei erschiesst Mann

Ein Mann bringt einen Bagger in seine Gewalt – zerstört Fahrzeuge und Gebäude und liefert sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Die Amokfahrt dauert knapp eine Stunde – drei Beamte werden verletzt bevor die Polizisten auf ihn schiessen. Der Baggerfahrer stirbt noch vor Ort.

31.12.2024

Ein Mann klaut einen Bagger und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung im Main-Tauber-Kreis. Die Verfolgungsjagd mit der Polizei endet für ihn tödlich.

DPA, Von Nico Pointner, dpa

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  • Ein 38-jähriger Deutscher hat heute Mittag in Grünfeld in Baden-Württemberg einen Bagger gestohlen und eine Baufirma verwüstet.
  • Anschliessend lieferte sich der Mann eine kilometerlange Verfolgungsjagd mit der Polizei, in deren Verlauf drei Beamte verletzt wurden.
  • Der Lenker wurde in Tauberbischifsheim von der Polizei erschossen.
  • Die Behörden meldeten zunächst eine «mutmasslicher Amokfahrt», haben von der Wortwahl nun aber offenbar Abstand genommen.
  • Mindestens vier Streifenwagen wurden beschädigt.

Die Fahrt dauerte laut Polizeiangaben mehr als 50 Minuten – eine knappe Stunde, in der sich Szenen wie aus einem Actionfilm im Main-Tauber-Kreis abspielen.

Ein Mann bringt am heutigen Silvesternachmittag einen Bagger in seine Gewalt, zerstört damit Gebäude und Fahrzeuge, liefert sich kilometerweit eine Verfolgungsjagd mit der Polizei.

Drei Beamte werden dabei verletzt. Schliesslich schiesst die Polizei auf den Baggerfahrer. Der Mann stirbt noch vor Ort. 

Das Protokoll einer Amokfahrt

Es ist gegen 13.30 Uhr in der Stadt Grünsfeld, als der Mann nach Polizeiangaben auf dem Gelände einer Baufirma einen Bagger in seine Gewalt bringt und damit Gebäude und Fahrzeuge auf dem Gelände beschädigt. Er habe das komplette Bauinventar zerstört, berichtet eine Sprecherin.

Ein weiteres Foto vom Tatort in Tauberbischofsheim.
Ein weiteres Foto vom Tatort in Tauberbischofsheim.
KEYSTONE

Um 13.35 Uhr rufen Zeugen die Polizei. Streifenwagen fahren vor, versuchen den Bagger zu stoppen. Doch der Mann fährt los, auf die Bundesstrasse Richtung Tauberbischofsheim, der Ort liegt ein paar Kilometer entfernt. Eine Verfolgungsjagd zwischen dem Bagger und den Einsatzkräften beginnt.

Update 18.30 Uhr: Eine Polizeisprecherin sprach mit der dpa am Abend über die Verfolgungsjagd. «Einem Bagger einen Streifenwagen in den Weg zu stellen – da können sie sich selber vorstellen, wie sinnvoll das ist», wird sie zitiert. Mindestens vier Streifenwagen seien beschädigt worden, wie viele zivile Wagen, ist offen. Die Polizei bittet Zeugen und Geschädigte, sich zu melden.

Der Bagger hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
Der Bagger hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
dpa

Auf Videos, die im Netz kursieren, hier aber bewusst nicht gezeigt werden, ist ein gelber Bagger zu sehen, der durch eine Ortschaft fährt, an einer Tankstelle vorbei, Schüsse sind zu hören. Auf einem weiteren Video sieht man, wie der Bagger sich immer wieder um die eigene Achse dreht, Beamte umkreisen das Gefährt und feuern Schüsse ab.

Gegen 14.22 Uhr, so die Polizei, ist die Fahrt beendet. Der Mann wird an Ort und Stelle reanimiert, stirbt aber trotzdem an seinen Verletzungen. Es bestehe keine Gefahr mehr für die Bevölkerung, sagt eine Sprecherin.

Der Hintergrund der Tat ist unklar. Die Polizei schreibt auf X zunächst von einer «mutmasslichen Amokfahrt», spricht von einem «Amokfahrer». In der Pressemitteilung, die etwas später veröffentlicht wird, ist davon nicht mehr die Rede. 

Extrem dynamische und gefährliche Situation

Der Mann, so viel weiss man schon, ist ein 38-jähriger Deutscher. Ob der Baggerfahrer bei der Baufirma, auf deren Gelände er wütete, arbeitete, war zunächst unklar. Die Polizei geht derzeit nicht von einem politischen Hintergrund aus. Ob eine psychische Erkrankung hinter dem Vorfall steckt, konnte eine Sprecherin zunächst nicht sagen.

Drei Polizisten sind leicht verletzt worden. Zuvor hatte die Polizei von einer schwer verletzten Beamtin berichtet. Eine Beamtin sei bei dem Vorfall eingeklemmt worden und sei nun dienstunfähig, sie habe aber zwischenzeitlich das Krankenhaus verlassen können. Über die anderen beiden verletzten Beamten waren zunächst keine Details bekannt.

Der abgeriegelte Tatort inTauberbischofsheim.
Der abgeriegelte Tatort inTauberbischofsheim.
KEYSTONE

Die Gewerkschaft der Polizei lobte den Einsatz der Beamten vor Ort. «Die eingesetzten Kräfte haben in einer extrem dynamischen und gefährlichen Situation professionell gehandelt und damit Schlimmeres verhindert», sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der GdP in Baden-Württemberg, Thomas Mohr.

Und weiter: «Es ist tragisch, dass am Ende ein Menschenleben zu beklagen ist, doch die Polizei hatte die Verantwortung, weitere Opfer zu verhindern und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.»