Russland und China treiben Allianz voran Können die Brics-Staaten etwas gegen den Westen ausrichten?

Samuel Walder

25.10.2024

Der Gastgeber und sein wichtigster Gast: Putin mit dem chinesischen Staatschef Xi jinping.
Der Gastgeber und sein wichtigster Gast: Putin mit dem chinesischen Staatschef Xi jinping.
Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP

Am Donnerstag treffen sich in Russland die Brics-Staaten zu ihrem 16. Gipfel. Dieser wird zur Bühne für Putin und seine Alliierten gegen die westliche Dominanz. Wie stark ist die Allianz wirklich?

Samuel Walder

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  • Auf dem Brics-Gipfel in Kasan demonstrieren Russland, China und Indien ihre Entschlossenheit, sich vom Westen zu lösen.
  • Brics plant langfristig eine eigene Leitwährung und will als Gegengewicht zu westlich dominierten Finanzstrukturen wie der Weltbank und dem IWF agieren.
  • Trotz Isolation durch den Ukrainekrieg nutzt Putin das Brics-Forum, um globale Unterstützung zu zeigen und eine «gerechtere Weltordnung» anzustreben.

In der russischen Stadt Kasan treffen sich der russische Präsident Putin, Chinas Präsident Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi. Der Brics-Gipfel findet am Donnerstag statt. Das Ziel: Man will den US-Dollar durch eine neue Leitwährung ersetzen, gegen die westlichen Sanktionen kämpfen und die Vormachtstellung des Westens brechen. Wie stark sind die Brics-Staaten wirklich?

Der Westen mag ihn isolieren, seit Wladimir Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 befohlen hat. Hier in Kasan, am 16. Brics-Gipfel, kann sich Putin jedoch als ein weltgewandter Gastgeber präsentieren, wie der «Spiegel» schreibt.

Was sind die Brics-Staaten

  • Die Brics-Staaten sind eine Gruppe von Schwellenländern, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die sich wirtschaftlich und politisch zunehmend vernetzen. Sie repräsentieren etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung und einen bedeutenden Teil der globalen Wirtschaftsleistung. Die Zusammenarbeit der Brics-Staaten zielt darauf ab, ihre wirtschaftliche Position und ihren politischen Einfluss auf der Weltbühne zu stärken, oft als Gegengewicht zu westlich dominierten Institutionen wie der Weltbank und dem IWF.
  • Brics wurde 2006 als «BRIC» durch Brasilien, Russland, Indien und China gegründet, mit Südafrika als Mitglied seit 2010. Anfang 2024 wurde die Vereinigung um Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate erweitert und wird nun oft als «BRICS plus» bezeichnet.
  • Mittlerweile gaben weitere Länder kund, dass ebenfalls dem Bündnis beitreten wollen. Zu den Ländern zählen: Nigeria, Venezuela, Pakistan, Usbekistan, Kasachstan, Argentinien, Mexiko und das Nato-Land Türkei. 

Putin will «gerechte Weltordnung» erreichen

«Der Übergang zu einer gerechteren Weltordnung verläuft nicht einfach», sagte Putin am Donnerstag. Die Brics-Mitglieder seien entschlossen, «sich der Praxis unrechtmässiger Sanktionen und den Versuchen, traditionelle moralische Werte zu untergraben, zu widersetzen.» Weiter schreibt der «Spiegel»: Die Brics, das ist Putins Gegenbewegung gegen den Westen. «Die Weltmehrheit», wie der russische Machthaber die Allianz gern nennt.

Schon länger ist bekannt, dass die Brics-Gruppe eine eigene Leitwährung schaffen wollen, die den US-Dollar abhängen soll. Zudem scheint das Treffen am Donnerstag für Putin auch ein Instrument zu sein. Denn Russland steht immer noch im Ukrainekrieg. 

Die Stadt Kasan, rund 1700 Kilometer von Moskau entfernt, wurde extra für den Gipfel herausgeputzt. Viele Strassen der Millionenmetropole wurden neu geteert, Gebäude gestrichen und die Arbeiter von mehreren Betrieben aufgefordert, nicht in ihren alten, rostigen und lärmenden Autos durch die Stadt zu fahren. Die Schulen und Universitäten blieben geschlossen. An fast jeder Strassenecke im Zentrum hatten Polizisten Stellung bezogen.

Chefökonom schätzt die Brics-Staaten ein

Der Chefökonom der UBS, Daniel Kalt sagt: «Eines der Ziele der Brics-Staaten ist es, sich immer mehr von der westlichen Welt abzukoppeln. Während des Gipfels wurden keine grossen inhaltlichen Fortschritte erzielt.» Dennoch sei der Gipfel für Wladimir Putin innenpolitisch wie auch aussenpolitisch wichtig gewesen. 

Denn mit den Brics-Staaten könne Putin zeigen, dass er nicht so isoliert ist, wie man im Westen vielleicht glaubt. «Putin hat dem West so zeigen wollen, welche Staaten ihn unterstützen und dass er Allianzen schliessen kann», erklärt Kalt. Das beweisen auch die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg. China sendet Waffen und Nordkorea schickt Putin offenbar sogar Soldaten.

Doch können die Brics-Staaten wirklich etwas gegen den Westen ausrichten? «Ich würde meinen: Sag niemals nie. Wenn wir das Vorhaben betrachten, eine eigene Leitwährung zu etablieren, muss man sich bewusst sein, dass so ein Prozess mehrere Dekaden dauern kann», sagt Kalt. Man könne zwar beobachten, dass die Staaten im Osten untereinander mit ihren Währungen handeln, aber es sei doch noch ein langer Weg, bis sich eine Währung etabliert habe und tatsächlich den US-Dollar vom Podest stossen könnte. 

Russland als Gastgeber – Trotz Krieg in der Ukraine

Der Gastgeber des 16. Brics-Gipfels war Russland. Die Erklärung: Russland war schlicht und einfach an der Reihe. Allerdings hätten die Brics-Staaten Russland den Vorsitz und damit die Gastgeberrolle entziehen können, schreibt das SRF. Und zwar als Protest gegen den Konflikt in der Ukraine. 

Doch das wurde nicht erwogen. Die Brics-Staaten wollen so ihre Verbundenheit zu Russland demonstrieren. Sie würden so die Ukraine und den Westen brüskieren – oder das zumindest in Kauf nehmen, schreibt das SRF weiter.

Doch nicht nur das Bündnis zwischen den Staaten verbindet sie. In erster Linie verbindet sie der Wille, die globale Dominanz des Westens zu brechen. Einige Brics-Staaten werden von autokratischen Regimen regiert.

Diese lehnen die westliche Weltordnung und die Werte ab, zu denen eine liberale Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gehören.