Ukraine-ÜbersichtDrohnenangriff auf Krim war laut Kiew Vorbereitung für Gegenoffensive
Agenturen/red
30.4.2023
Treibstofflager auf der Krim brennt nach mutmasslichem Drohnentreffer
STORY: Massive Rauchwolken über Sewastopol. In dem Hafen auf der Krim ist am Samstag ein Treibstofflager in Flammen aufgegangen. Der von Moskau eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschajew teilte per Telegram mit, das Feuer sei laut vorläufigen Informationen durch einen Drohnentreffer verursacht worden. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. Die Feuerwehr habe die Lage unter Kontrolle, so Raswoschaiew. Der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte war in der Vergangenheit öfters Ziel von Angriffen, die Russland der Ukraine anlastet. Ein Sprecher des ukrainischen Militärs sagte, er habe keine Informationen, die auf eine Verantwortung der Ukraine für das Feuer hindeuteten. Unterdessen ist die Zahl der Opfer nach den russischen Raketenangriffen am Freitag gestiegen. Bei dem Beschuss der Städte Uman und Dnipro starben nach ukrainischen Angaben mindestens 25 Zivilisten, darunter mehrere Kinder. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von «russischem Terror», den man nur mit modernen Luftabwehrwaffen stoppen könne. Es war der erste grössere Luftangriff Russlands seit fast zwei Monaten – möglicherweise in Erwartung der angekündigten ukrainischen Frühjahrsoffensive. Die Vorbereitungen dafür stehen nach Angaben der Regierung in Kiew vor dem Abschluss.
29.04.2023
Selenskyj will für die Gegenoffensive nicht auf alle vom Westen zugesagten Waffen warten. Den Drohnenangriff auf die Krim sieht Kiew als Vorbereitung. Die Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red
30.04.2023, 21:50
Agenturen/red
Der Drohnenangriff auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim am Samstag hat nach Darstellung des ukrainischen Militärs der Vorbereitung auf die geplante Gegenoffensive gedient. «Die Unterwanderung der feindlichen Logistik ist eines der Vorbereitungselemente für die mächtigen Aktivhandlungen unserer Verteidigungskräfte, über die wir schon seit langem sprechen», sagte die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, am Sonntag im Fernsehen. «Und diese Arbeit bereitet die gross angelegte Offensive vor, auf die alle warten.»
Infolge des Drohnenangriffs war in der Krim-Hafenstadt Sewastopol am frühen Samstagmorgen ein grosses russisches Treibstofflager in Brand geraten. Tote und Verletzte gab es russischen Angaben zufolge nicht. Auch zivile Objekte seien nicht zu Schaden gekommen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes hingegen wurden zehn Öltanks zerstört. Konkret hat Kiew die Verantwortung für den Angriff nicht übernommen. Es hiess allerdings aus dem ukrainischen Militärgeheimdienst, solche Explosionen würden weitergehen.
Russland führt seit mehr als einem Jahr offen Krieg gegen das Nachbarland und hält derzeit — inklusive der bereits 2014 annektierten Krim — rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. International wird seit Wochen mit Spannung eine angekündigte ukrainische Grossoffensive erwartet. Auch mithilfe westlicher Waffen will das angegriffene Land sich die besetzten Gebiete zurückholen.
Weiter Kämpfe um Bachmut
Im Osten der von Russland angegriffenen Ukraine halten die schweren Kämpfe um Bachmut an. Russische Truppen hätten vier weitere Teile der Stadt eingenommen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Sonntag. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht. Erst am Samstag hiess es aus Kiew, die Russen scheiterten bislang bei Versuchen, ukrainische Nachschubwege nach Bachmut abzuschneiden.
Bachmut wird seit Monaten gemeinsam von der russischen Armee und der Söldnertruppe Wagner angegriffen. Inzwischen kontrollieren die Angreifer eigenen Angaben nach rund 85 Prozent des Stadtgebietes. Die ukrainische Führung beharrt auf dem Halten der inzwischen weitgehend zerstörten Stadt und begründet dies mit den hohen Verlusten der angreifenden Truppen, die so zermürbt würden.
Russland tauscht Vize-Verteidigungsminister aus
Mehr als 14 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist in Russland erneut einer der Vize-Verteidigungsminister ausgewechselt worden. Ab sofort ist Generaloberst Alexej Kusmenkow für die materielle und technische Versorgung der Armee zuständig. Er war bislang stellvertretender Direktor der Nationalgarde. Dies teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Er folgt auf Michail Misinzew, der den Posten erst im vergangenen September übernommen hatte. Insgesamt hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zwölf Stellvertreter.
Bereits in der vergangenen Woche hatten russische Blogger über die Entlassung Misinzews berichtet und Machtkämpfe innerhalb des russischen Militärs als einen Grund genannt. Offiziell bestätigt war das damals allerdings noch nicht.
Offen zu Tage treten etwa schon seit Monaten Streitereien zwischen der Armee und dem Chef der berüchtigten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Dieser wirft der Führung in Moskau vor allem Probleme bei der Versorgung seiner Kämpfer mit Munition vor — und drohte kürzlich sogar damit, sie deshalb aus der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut abzuziehen.
Die Ereignisse des Tages im Überblick
Das Wichtigste in Kürze
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, die Frühjahrsoffensive gegen Russland auch ohne einige von westlichen Ländern bereits zugesagte Waffen zu beginnen.
Der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin hat Probleme eingeräumt. Wegen der hohen Verluste aufgrund mangelnder Versorgung drohte er mit dem Abzug seiner Truppen aus Bachmut.
In einer Audiobotschaft in der Nacht zum Sonntag relativierte Prigoschin diese Angaben..
Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist in der Hafenstadt Sewastopol ist am Samstagmorgen ein Treibstofftank in Brand geraten.
Am Freitag hat Russland Ziele in der ganzen Ukraine angegriffen. Bei Raketeneinschlägen kamen mehrere Menschen ums Leben.
Im zentralukrainischen Uman ist die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus auf 23 gestiegen.
Der ukrainische Präsident Selenskyj verurteilt die Angriffe scharf und macht nebst der russischen Führung auch die Soldaten für Kriegsverbrechen verantwortlich.
Papst Franziskus hat vage angedeutet, dass der Vatikan mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine an einer Friedensinitiative beteiligt ist. «Alle wollen einen Weg zum Frieden. Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist. Derzeit läuft eine Mission, die aber noch nicht öffentlich ist», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche auf dem Rückflug von seiner Ungarn-Reise vor Journalisten. Weitere Details nannte er nicht. «Wenn es so weit ist, kann ich mich dazu äussern», sagte er.
Der 86-Jährige hatte am Wochenende den Metropoliten Hilarion von Budapest und Ungarn getroffen, der früher Leiter des Aussenamtes des Moskauer Patriarchats und ein Vertrauter von Patriarch Kyrill war. «Sie können sich vorstellen, dass wir bei dem Treffen nicht über Rotkäppchen geredet haben, sondern über alles», erläuterte Franziskus. Mit Kyrill, der den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verteidigt, will sich der Papst schon länger treffen.
Franziskus warb darum, diplomatische Beziehungen aufrecht zu erhalten und immer im Gespräch zu bleiben, um gemeinsam Wege zum Frieden zu suchen. «Ich denke, zu Frieden gelangt man, indem man Kanäle aufmacht. Frieden bekommt man nie, wenn man sich verschliesst.»
Der Heilige Stuhl hatte sich seit Kriegsbeginn im Februar 2022 immer wieder als Vermittler angeboten. Grosse diplomatische Erfolge blieben bislang aber aus. Der Papst sagte, der Heilige Stuhl habe bereits bei Gefangenaustauschen als Vermittler agiert und könnte dies nun auch tun im Zusammenhang mit der Rückführung ukrainischer Kinder, die nach Russland verschleppt wurden.
Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj hat sich mit dem Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa, Christopher Cavoli, beraten. Er habe den US-General ausführlich über die Lage entlang der Fronten in der Ukraine informiert, teilte Saluschnyj auf Telegram mit. «Ich habe mögliche Szenarien, Bedrohungen und Voraussetzungen für unsere zukünftigen Aktionen beschrieben.» Saluschnyj machte keine Angaben zum Ort des Treffens. Experten gehen davon aus, dass sich die Ukraine aktuell auf eine Frühjahrsoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete vorbereitet.
Bei der Unterredung habe er Cavoli über die Notwendigkeit informiert, der Ukraine eine breite Palette an Waffen und Luftabwehrsystemen zur Verfügung zu stellen, die «zur Bewältigung der Herausforderungen bei der Bekämpfung der russischen Aggression beitragen würden.»
Erst vor knapp zehn Tagen hatte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs Kiew besucht. Er traf dabei unter anderem Präsident Wolodymyr Selenskyj und sicherte ihm weitere Unterstützung bei den Bemühungen der Ukraine um einen Beitritt zu dem Militärbündnis zu. Nach Stoltenbergs Angaben wird Selenskyj am 11. und 12. Juli am Gipfeltreffen des Verteidigungsbündnisses in Litauen teilnehmen.
20.15 Uhr
Selenskyj: Warten für Offensive nicht auf alle zugesagten Waffen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, die erwartete Frühjahrsoffensive gegen Russland auch ohne einige von westlichen Ländern bereits zugesagte Waffen zu beginnen. «Ich hätte wirklich gerne auf alles warten wollen, was versprochen wurde», sagte Selenskyj im Gespräch mit Journalisten aus Skandinavien. Aber die Termine passten einfach nicht zueinander. Vor allem beobachte man das Wetter aufmerksam, um zu entscheiden, wann die Offensive starte.
Die Ukraine hofft vor allem, möglichst bald Kampfflugzeuge aus Nato-Staaten zu erhalten. Aber dafür werde man nicht mit der Offensive warten, sagte Selenskyj. Russland könnte ansonsten zu der Auffassung kommen, dass es erst nach der Ausbildung der Piloten an den Maschinen in einigen Monaten mit einem ukrainischen Vorstoss rechnen müsse, sagte Selenskyj.
19.54 Uhr
Bewohner von Uman begraben nach russischen Angriffen ihre Kinder
In der ukrainischen Stadt Uman sind Opfer eines russischen Raketenangriffs vom Freitag beigesetzt worden. Angehörige und Freunde weinten an den aufgebahrten Särgen eines elfjährigen Mädchens und eines 17-jährigen Jungen, die getötet wurden, als zwei russische Raketen in ein Wohngebäude einschlugen. Fast alle der 23 Opfer in Uman kamen in dem Gebäude ums Leben. Nach Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko waren unter den Toten sechs Kinder.
Eine von ihnen war die elfjährige Sofia, die ebenso bestattet wurde. Ihr sechsjähriger Bruder Mychayl schluchzte während des Trauergottesdienstes, bei dem auch Reporter der Nachrichtenagentur AP dabei waren, bitterlich. Priester Fyodor Bozu sagte, der russische Angriff habe die gesamte Gemeinde erschüttert. «Ich habe die Kinder persönlich gekannt, die Kleinsten, aus der Zeit, als sie sehr jung waren, und ich habe sie persönlich in dieser Kirche getauft.» Er habe dafür gebetet, dass der Krieg ende und wieder Frieden einkehre in die Häuser der Menschen, in Uman und im ganzen Land.
An dem von den Raketen beschädigten Wohnblock in der Stadt legten Menschen Blumen, Kuscheltiere und Fotos der Opfer nieder. Auch dort hielten viele inne und brachen in Tränen aus.
19.07 Uhr
Prigoschin: Ukrainische Gegenoffensive könnte für Russland zur «Tragödie» werden
Die erwartete Gegenoffensive der Ukraine könnte nach den Worten des Chefs der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, für Russland zur «Tragödie» werden. Prigoschin sagte in einem Interview mit dem russischen Militärblogger Semjon Pegow, er rechne Mitte Mai mit dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive. «Diese Gegenoffensive könnte zu einer Tragödie für unser Land werden», fügte er hinzu.
Prigoschin beklagte sich erneut über eine unzureichende Versorgung seiner Kämpfer in der Ukraine mit Munition. «Wir haben nur zehn bis 15 Prozent der Granaten, die wir brauchen», sagte der Wagner-Chef. Die Schuld gab er erneut der russischen Armeeführung.
Prigoschin ist ein Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin, liefert sich aber einen Machtkampf mit dem russischen Verteidigungsministerium und der Armeespitze. In der Ukraine ist die Wagner-Gruppe derzeit in erster Linie an der Schlacht um Bachmut beteiligt. Die Kämpfe um die Stadt im Osten der Ukraine dauern seit Monaten an.
Die Vorbereitungen für die seit langem erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine stehen nach Angaben Kiews kurz vor dem Abschluss. Am Sonntag hatte der Gouverneur der russischen Region Brjansk den Tod von vier Menschen bei einem ukrainischen Raketenangriff bekanntgegeben. Am Samstag hatte eine mutmassliche ukrainische Drohne ein Treibstofflager auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in Brand gesetzt.
18.32 Uhr
Selenskyj dankt Partnern für Unterstützung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den ausländischen Partnern seines Landes für deren Unterstützung mit Waffen, Geld und anderen Mitteln gedankt. Er habe mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron über ein neues Waffenpaket gesprochen, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. «Es ist sehr wichtig, dass Russland immer stärkere Signale erhält, dass die Welt Russlands Terror nicht verzeihen wird», forderte er.
Die Ukraine und ihre Partner müssten in grösstmöglicher Einigkeit und Integrität handeln, «um unsere gemeinsamen Werte zu schützen». Nur so könnten eine Verlängerung des Kriegs durch Russland verhindert und ein normaler und gerechter Frieden erreicht werden, sagte Selenskyj. «Ich danke allen Menschen in der Welt, die dazu beitragen, die Isolierung von Terroristen zu verstärken und jegliche Lieferung von Waffen und deren Komponenten an Terroristen zu unterbinden», sagte er. Mit «Terroristen» meint Selenskyj das russische Militär.
Mit Blick auf in dieser Woche erhaltene Waffen dankte Selenskyj Dänemark für Haubitzen, Slowenien für gepanzerte Fahrzeuge, Spanien für Panzer und Deutschland für die geplante Lieferung weiterer gepanzerter Fahrzeuge und Granaten. Aus den USA erhalte die Ukraine 1,25 Milliarden Dollar zur Unterstützung des Haushalts, zählte Selenskyj weitere neue Hilfen auf. Die Niederlande wiederum seien bereit, ukrainische Soldaten an modernen Waffensystemen auszubilden, Kroatien übernehme die Versorgung und Pflege verwundeter Soldaten, während Italien bereit sei, beim Wiederaufbau der Ukraine zu helfen.
17.55 Uhr
Merkel: Gedanken zum Krieg in der Ukraine nicht zu sehr verengen
Die deutsche Altkanzlerin Angela Merkel plädiert mit Blick auf eine Beilegung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine für offene Debatten. «Mir wäre wichtig, oder so habe ich es immer versucht, dass wir unsere Gedanken nicht zu sehr verengen», sagte die Politikerin bei einer Veranstaltung der Leipziger Buchmesse.
Wenn ein jemand wie Wolfgang Ischinger, ehemaliger Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, sage, man müsse auch darüber nachdenken, dass irgendwann auch verhandelt werden müsse, dann müsse man «ihn nicht gleich niederzischen». «Das sind nicht immer alles Leute, die nur Putin nach dem Mund reden», sagte Merkel mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Die Altkanzlerin beantwortete im Leipziger Schauspiel fast zwei Stunden lang Fragen des Journalisten Giovanni di Lozenzo.
17.02 Uhr
Russisches Militär meldet Zerstörung von Munitionslager der Ukraine
Russische Truppen haben bei einem Angriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk nach eigenen Angaben ein Depot mit rund 200 Tonnen Munition zerstört. Zudem sei in der Region Sumy eine grosse Feldwerkstatt der ukrainischen Streitkräfte zerstört worden, sagte in Moskau der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, zur Agentur Interfax.
Die russischen Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Reaktion.
16.17 Uhr
Weiter Kämpfe um Bachmut — Russische Grenzregion meldet Tote
m Osten der von Russland angegriffenen Ukraine halten die schweren Kämpfe um Bachmut an. Russische Truppen hätten vier weitere Teile der Stadt eingenommen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht. Erst am Samstag hiess es aus Kiew, die Russen scheiterten bislang bei Versuchen, ukrainische Nachschubwege nach Bachmut abzuschneiden.
Bachmut wird seit Monaten gemeinsam von der russischen Armee und der Söldnertruppe Wagner angegriffen. Inzwischen kontrollieren die Angreifer eigenen Angaben nach rund 85 Prozent des Stadtgebietes. Die ukrainische Führung beharrt auf dem Halten der inzwischen weitgehend zerstörten Stadt und begründet dies mit den hohen Verlusten der angreifenden Truppen, die so zermürbt würden.
In Russland meldete unterdessen die Grenzregion Brjansk vier Tote infolge von ukrainischem Beschuss. In dem betroffenen Dorf Susemka sei der Notstand ausgerufen worden, schrieb Gouverneur Alexander Bogomas auf Telegram.
Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor mehr als einem Jahr berichten auch grenznahe russische Regionen immer wieder von Angriffen mit Toten und Verletzten. Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu denen in der angegriffenen Ukraine. Dort waren etwa erst am vergangenen Freitag in der Stadt Uman mehr als 20 Zivilisten infolge eines russischen Raketenangriffs getötet worden.
15.58 Uhr
Kanu-Weltverband will neutrale Russen nach Überprüfung zulassen
Der Kanu-Weltverband (ICF) will künftig einzelne neutrale Athleten aus Russland und Belarus nach einer Überprüfung wieder zulassen. Diese Entscheidung traf der ICF-Vorstand nach ausführlichen Beratungen innerhalb der internationalen Kanu-Gemeinschaft und unter Berücksichtigung der von den Veranstaltern geäusserten Bedenken. Zur Prüfung der Bewerbungen wurde ein unabhängiges Gremium eingerichtet, wie die ICF mitteilte.
Der Zeitplan für ihre Aufnahme in den Wettbewerb werde festgelegt, sobald diese Schiedsstelle die Regeln und Vorschriften festgelegt habe, die erforderlich sind, um die Eignung der Athleten zu prüfen. Dazu gehöre auch ein Anti-Doping-Verfahren.
Das Verbot für alle russischen und belarussischen Funktionäre bleibt indes bestehen. Der Weltverband wolle mit der Entscheidung die Prinzipien des Sports aufrechterhalten, verurteilt aber weiterhin die Aktionen der russischen und belarussischen Regierungen gegen die Ukraine. Weiterhin soll auch die ukrainische Kanu-Familie unterstützt werden.
Der Weltverband mit seinem Präsidenten Thomas Konietzko hatte im März 2022 alle Russen und Belarussen vom Wettkampfbetrieb suspendiert. Das Internationale Olympische Komitee hat die Entscheidung über die Rückkehr Russlands zu Wettkämpfen nun den Weltverbänden überlassen. Daraufhin gab es laut Konietzko «ein sehr breites Meinungsspektrum».
Viele Verbände aus Afrika, Amerika und Asien waren gegen eine Suspendierung von Sportlern lediglich wegen ihrer Herkunft. Zudem müsse man die olympische Charta bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen, hiess es.
15.01 Uhr
Russland tauscht Vize-Verteidigungsminister aus
Mehr als 14 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist in Russland erneut einer der Vize-Verteidigungsminister ausgewechselt worden. Ab sofort ist Generaloberst Alexej Kusmenkow für die materielle und technische Versorgung der Armee zuständig. Er war bislang stellvertretender Direkter der Nationalgarde. Dies teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Er folgt auf Michail Misinzew, der den Posten erst im vergangenen September übernommen hatte. Insgesamt hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zwölf Stellvertreter.
Bereits in der vergangenen Woche hatten russische Blogger über die Entlassung Misinzews berichtet und Machtkämpfe innerhalb des russischen Militärs als einen Grund genannt. Offiziell bestätigt war das damals allerdings noch nicht.
Offen zu Tage treten etwa schon seit Monaten Streitereien zwischen der Armee und dem Chef der berüchtigten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Prigoschin wirft der Führung in Moskau vor allem Probleme bei der Versorgung seiner Kämpfer mit Munition vor — und drohte kürzlich sogar damit, sie deshalb aus der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut abzuziehen.
14.10 Uhr
G7 wollen Internet-Seekabel besser schützen
Die sieben führenden westlichen Industriestaaten wollen die Sicherheit von Datenkabeln auf dem Meeresboden verbessern. Dafür werde man die Zusammenarbeit in der G7-Gruppe selbst sowie mit gleichgesinnten Partnern vertiefen, heisst es in der Abschlusserklärung des Digitalministertreffens, das bis Sonntag in der japanischen Stadt Takasaki stattfand. Japan hat gerade den Vorsitz der Staatengruppe.
Nach den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 vor der dänischen Insel Bornholm gibt es im Westen Befürchtungen, dass auch wichtige Kommunikationsverbindungen bei einem Konflikt ins Visier geraten könnten. Die Behörden gehen bei Nord Stream von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar.
Nach den Vorstellungen der G7-Staaten und der EU sollten zur Sicherheit der Datenverbindungen mehrschichtige Netzwerke unterhalten werden, die Erd-, See- und Funkverbindungen beinhalten, wie aus der Erklärung hervorgeht. Wichtig sei auch, dass die verschiedenen Netzwerke kompatibel seien, um im Notfall auf andere Wege umschalten zu können.
13.03 Uhr
Kiew: Drohnenangriff auf Krim war Vorbereitung für Gegenoffensive
Der Drohnenangriff auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim am Samstag hat nach Darstellung des ukrainischen Militärs der Vorbereitung auf die geplante Gegenoffensive gedient. «Die Unterwanderung der feindlichen Logistik ist eines der Vorbereitungselemente für die mächtigen Aktivhandlungen unserer Verteidigungskräfte, über die wir schon seit langem sprechen», sagte die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, am Sonntag im Fernsehen. «Und diese Arbeit bereitet die gross angelegte Offensive vor, auf die alle warten.»
Infolge des Drohnenangriffs war in der Krim-Hafenstadt Sewastopol am frühen Samstagmorgen ein grosses russisches Treibstofflager in Brand geraten. Tote und Verletzte gab es russischen Angaben zufolge nicht. Auch zivile Objekte seien nicht zu Schaden gekommen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes hingegen wurden zehn Öltanks zerstört. Konkret hat Kiew die Verantwortung für den Angriff nicht übernommen. Es hiess allerdings aus dem ukrainischen Militärgeheimdienst, solche Explosionen würden weitergehen.
Russland führt seit mehr als einem Jahr offen Krieg gegen das Nachbarland und hält derzeit - inklusive der bereits 2014 annektierten Krim - rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. International wird seit Wochen mit Spannung eine angekündigte ukrainische Grossoffensive erwartet. Auch mithilfe westlicher Waffen will das angegriffene Land sich die besetzten Gebiete zurückholen.
12.28 Uhr
Galeotti: «Bescheidene Gebietsgewinne» für die Ukraine
Der britische Russland-Experte Mark Galeotti rechnet bei der lange erwarteten Frühjahrsoffensive der Ukraine nicht mit einem grossen Durchbruch.
Er bezieht sich dabei auf durchgesickerte Einschätzungen der US-Geheimdienste. Demnach sei es unwahrscheinlich, dass die Ukraine mehr als «bescheidene Gebietsgewinne» erzielen könne, schreibt Galeotti in der britischen «Times».
Anders als in Städten wie Bachmut und Wuledar sei die russische Armee an den meisten Orten «in den Verteidigungsmodus» übergegangen. Satellitenfotos zeigten, dass es mehr und mehr Schützengräben und Befestigungen gibt, insbesondere entlang der erwarteten ukrainischen Angriffslinien im Süden. «Natürlich ist es möglich, dass Kiew auch anderswo zuschlägt, etwa in der Stadt Donezk, aber das wäre zwar symbolträchtig, jedoch auch ein harter Kampf und von weit weniger praktischem Wert.» Dennoch habe Kiew kaum eine andere Wahl, als eine grosse Frühjahrs- oder Sommeroffensive zu starten.
9.00 Uhr
London: Russische Truppen verschärfen Verstösse gegen Disziplin
Russische Kommandeure im Krieg gegen die Ukraine haben nach Einschätzung britischer Geheimdienste die Strafen für Verstösse gegen die Truppendisziplin erheblich verschärft. Bereits für den Versuch, den Dienstvertrag zu beenden, oder kleinere Vergehen wie Trunkenheit würden Soldaten in improvisierte Zellen gesteckt, teilte das Verteidigungsministerium in London am Sonntag unter Berufung auf «zahlreiche» Berichte russischer Kämpfer mit. Dabei handele es sich um Löcher im Boden, die mit einem Metallgitter bedeckt sind.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 30 April 2023.
«In den ersten Kriegsmonaten gingen viele russische Kommandeure bei der Durchsetzung der Disziplin relativ locker vor und erlaubten es denjenigen, die den Einsatz verweigerten, in aller Stille nach Hause zurückzukehren», hiess es in London weiter. «Seit Herbst 2022 gab es mehrere zunehmend drakonische Initiativen zur Verbesserung der Disziplin in der Truppe, vor allem seit Generalstabschef Waleri Gerassimow im Januar 2023 das Kommando übernommen hat.»
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
8.29 Uhr
Kiew will Russen für Raketenangriffe strafen
Einen Tag nach einem tödlichen Raketenangriff auf die Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj neben der russischen Führung auch Soldaten für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht. «Nicht nur die Befehlshaber, sondern ihr alle, ihr seid alle Terroristen und Mörder und ihr alle müsst bestraft werden», sagte der 45-Jährige am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache.
Jeder, der Raketen steuere und abfeuere, der Flugzeuge und Schiffe für den Terror warte, sei mitschuldig an den Toten des Kriegs, sagte er.
Hintergrund ist der Raketenangriff auf die Stadt Uman, bei dem am Freitag 23 Menschen ums Leben gekommen waren. Darunter waren nach Angaben Selenskyjs auch sechs Minderjährige. Jeder, der solche Raketenangriffe vorbereite, müsse wissen, dass er mitschuldig am Tod von Zivilisten sei, betonte der ukrainische Staatschef.
8.00 Uhr
Selenskyj will Planungen für Tribunal vorantreiben
Deswegen sei es nötig, dass Russland tatsächlich für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen werde. Einmal mehr sprach sich Selenskyj für die Schaffung eines internationalen Tribunals gegen Russland nach dem Vorbild der Nürnberger Prozesse gegen die Nazis aus.
Es sei es nicht ausreichend, Russland im Krieg zu schwächen, fügte Selenskyj hinzu. Zuvor hatte der ukrainische Staatschef in einem Interview von skandinavischen Medien erklärt, dass Russland bereits jetzt «jeden Tag schwächer» werde. Deswegen habe Moskau seine Taktik geändert und denke inzwischen nicht mehr an neue Eroberungen, sondern eher daran, die besetzten Gebiete zu verteidigen.
7.30 Uhr
Kiew: Russen können Bachmut nicht vom Nachschub abschneiden
Hintergrund ist die erwartete ukrainische Gegenoffensive, mit der Kiew von Russland besetzte ukrainische Gebiete zurückerobern will. Derzeit allerdings ist noch Russland im Angriff - hat aber Schwierigkeiten, voran zu kommen.
So können die russischen Angreifer beim Kampf um Bachmut die ukrainischen Nachschubwege in die schwer zerstörte Stadt nach Angaben aus Kiew nicht abschneiden. «Die Russen reden schon einige Wochen von der Eroberung der "Strasse des Lebens» sowie der ständigen Feuerkontrolle über sie. Tatsächlich ist alles anders", sagte der Sprecher der Heeresgruppe Ost der ukrainischen Streitkräfte, Serhij Tscherewatyj, am Samstag dem Internetportal zn.ua. Zwar sei die Verbindungsstrasse von Bachmut nach Tschassiw Jar umkämpft, doch den Russen gelinge es nicht, die Logistik der Verteidiger zu unterbrechen. Unabhängig liessen sich die Angaben nicht überprüfen.
Der Nachschub an Proviant, Waffen und Munition sei gesichert, erklärte Tscherewatyj. Einerseits behaupteten die ukrainischen Kräfte ihre Positionen entlang der Strasse, andererseits hätten Ingenieure bereits neue Wege nach Bachmut verlegt. «Das alles erlaubt es, Bachmut weiter zu halten», sagte er. Auch der ukrainische Generalstab sprach in seinem Lagebericht von «erfolglosen Versuchen» der russischen Angreifer, Geländegewinne in dem Raum zu erzielen.
Bachmut wird seit Monaten von russischen Truppen, speziell der Söldnertruppe Wagner, attackiert. Inzwischen kontrollieren die Angreifer eigenen Angaben nach rund 85 Prozent des Stadtgebietes. Die ukrainische Führung beharrt auf dem Halten der inzwischen weitgehend zerstörten Stadt und begründet dies mit den hohen Verlusten der angreifenden Truppen, die so zermürbt würden.
7.00 Uhr
Wagner-Chef klagt über hohe Verluste und droht mit Abzug aus Bachmut
Der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin, räumte durchaus Probleme ein. Wegen der hohen Verluste aufgrund mangelnder Versorgung drohte er mit dem Abzug seiner Truppen aus Bachmut. «Jeden Tag haben wir stapelweise tausend Leichen, die wir in den Sarg packen und nach Hause schicken», sagte Prigoschin in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem russischen Militärblogger Semjon Pegow. Die Verluste seien wegen der fehlenden Artilleriemunition fünfmal so hoch wie nötig, klagte er.
Er habe einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu verfasst, um schnellstens Nachschub zu erhalten. «Wird das Munitionsdefizit nicht aufgefüllt, sind wir gezwungen - um nicht nachher wie feige Ratten zu rennen - uns entweder organisiert zurückzuziehen oder zu sterben», sagte der 61-Jährige.
In einer Audiobotschaft in der Nacht zum Sonntag relativierte er diese Angaben. So sei Wagner im Verlaufe des Tages weitere 100 bis 150 Meter in der Stadt vorgerückt. Die Tagesverluste bezifferte er derweil auf knapp 100 Mann.
6.30 Uhr
Zwei Tote nach Beschuss russischer Grenzregion nahe Ukraine
In der westrussischen Grenzregion Brjansk wurden nach offiziellen Angaben zwei Menschen durch Beschuss aus der Ukraine getötet. Das schrieb der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, in der Nacht zu Sonntag in seinem Telegram-Kanal. Darüber hinaus hätten die ukrainischen Streitkräfte in dem Dorf Susemka ein Wohnhaus zerstört und zwei weitere Häuser beschädigt. Russland beklagt immer wieder Beschuss auch auf dem eigenen Staatsgebiet.
6.00 Uhr
Melnyk: Peking als Vermittler im Ukraine-Krieg «nicht unrealistisch»
Der ukrainische Vizeaussenminister Andrij Melnyk hält eine Vermittlerrolle Chinas für denkbar. «Es ist nicht unrealistisch», sagte der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland der Funke Mediengruppe am Sonntag.
«Die Chinesen verfolgen natürlich ihre eigenen Interessen. Ich glaube aber schon, dass eine gerechte friedliche Lösung und das Ende der Kampfhandlungen den Interessen Pekings mehr entsprechen als dieses gewaltige nicht enden wollende Erdbeben für die gesamte Weltordnung», sagte Melnyk.