Flucht aus dem Libanon Löwenmädchen Sara nach abenteuerlicher Reise in Sicherheit

Von Malak Harb, AP

15.11.2024 - 21:06

Das Löwenbaby Sara spielt mit ihrer Pflegerin in einer Wohnung, in der sie von der Rettungsorganisation Animals Lebanon untergebracht wurde. 
Das Löwenbaby Sara spielt mit ihrer Pflegerin in einer Wohnung, in der sie von der Rettungsorganisation Animals Lebanon untergebracht wurde. 
Bild: Hassan Ammar/AP

Die Grosskatze wurde in Beirut illegal gehalten. Eine abenteuerliche Reise ermöglicht ihr ein neues Leben in einem südafrikanischen Reservat.

DPA, Von Malak Harb, AP

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  • Die Tierschutzorganisation Animals Lebanon konnte ein illegal im Libanon gehaltenes Löwenmädchen befreien.
  • Über Umwege konnte das Tier in ein südafrikanisches Reservat gebracht werden.
  • Dort soll sie nun den Rest ihres Lebens verbringen.

Krank und müde ist Sara im Haus ihrer Retter angekommen. Der Körper des viereinhalb Monate alten Löwenmädchens ist gezeichnet von einer Ringelflechte und Spuren von Misshandlungen. Aber nach acht Wochen in der kleinen Wohnung einer Tierschutzorganisation in Beirut hat Sara es geschafft: Sie kommt am Freitag per Boot und Flugzeug in einem Wildtierschutzgebiet in Südafrika an. Sowohl die israelische Luftangriffe als auch ihren geltungssüchtiger Besitzer hat sie hinter sich gelassen.

Sara ist bereits das fünfte Löwenjunge, das von der Gruppe Animals Lebanon aus dem Libanon evakuiert wurde, seit die Hisbollah-Miliz einen Tag nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober auf den Süden Israels in den Konflikt eintrat. Animals Lebanon entdeckte Sara im Juli zum ersten Mal auf Social-Media-Kanälen. Ihr Besitzer, ein Libanese aus der Stadt Baalbek, postete Videos von sich mit dem kleinen Löwenjungen auf TikTok und Instagram. Nach libanesischem Recht ist es verboten, wilde und exotische Tiere zu halten.

Löwenjunge zum Angeben

Das Löwenjunge sei zum Angeben benutzt worden, sagte der Geschäftsführer von Animals Lebanon, Jason Mier. Mitte September konnte die Gruppe das Tier schliesslich aus dem Haushalt holen, nachdem sie Anzeige bei der Polizei erstattet hatte. Beamte verhörten den Besitzer und zwangen ihn, die Grosskatze abzugeben.

Bald darauf startete Israel nach fast einem Jahr ständiger Scharmützel an der Grenze eine Offensive gegen die militant-islamistische Hisbollah-Miliz. Auch Baalbek wurde Ziel von Angriffen. Mier und sein Team konnten Sara Wochen vor dem israelischen Luftangriff auf die antike Stadt aus Baalbek herausholen und brachten sie in eine Wohnung im Beiruter Geschäftsviertel Hamra. Von dort sollte sie im Oktober nach Südafrika fliegen, aber internationale Fluggesellschaften stellten angesichts der israelischen Angriffe ihre Flüge in den Libanon ein.

Luftangriffe behindern Rettung

Vor dem Konflikt bemühte sich Animals Lebanon, den Schmuggel von Tieren und den Handel mit exotischen Haustieren zu stoppen. Die Aktivisten retteten mehr als zwei Dutzend Grosskatzen aus der Gefangenschaft in Privathäusern und brachten sie in Schutzgebiete.

Seit Beginn des Krieges kümmert sich Animals Lebanon auch um Haustiere, die in beschädigten Wohnungen festsitzen, während Hunderttausende Libanesen vor Luftangriffen fliehen. «Viele sind noch in unserer Obhut, weil die Besitzer dieser Tiere noch immer vertrieben sind», sagt Mier.

Von all dem Leid in ihrer Umgebung bekam Sara nichts mit. Sie gedieh prächtig und legte dank grosszügiger Fleischversorgung auf 40 Kilogramm zu. Jeden Morgen schmuste sie mit Miers Frau Maggie, die ebenfalls Tierschützerin ist. Aber die Aktivisten standen vor einem grossen Hindernis: Wie sollten es mit Sara weitergehen? Schliesslich beschränkten sich die Kämpfe nicht mehr nur auf den Südlibanon, was die Bewegung im Land schwieriger machte.

Kurioser Fluchtweg

Animals Lebanon sammelte Spenden auf der ganzen Welt, um das Löwenmädchen auf eine kleine Motorjacht zu bringen, die sie nach Zypern fahren sollte. Von dort flog Sara in die Vereinigten Arabischen Emirate, bevor ihre lange Reise in Kapstadt endete. Tage vor ihrer Evakuierung spielte Sara in einem der Schlafzimmer in Miers Wohnung, wo Kissen und Kauspielzeug verstreut herumlagen.

Am Donnerstagmorgen kommt sie im Hafen von Dbayeh nördlich von Beirut an. Mier und sein Team sind erleichtert, können aber Tränen bei ihrer Abreise kaum zurückhalten. Mier geht davon aus, dass Sara zur Überwachung und zum Schutz vor einer Übertragung von Krankheiten zunächst allein gehalten wird, aber bald Teil einer Gemeinschaft anderer Löwen sein wird.

«Dann wird sie mit zwei neuen Löwen zusammengebracht, die wir aus dem Libanon geschickt haben, so dass sie hoffentlich eine nette Dreiergruppe bilden werden», sagt er. «Dort wird sie den Rest ihres Lebens verbringen. Das ist die beste Option für sie.»