Rüstungsexporte brechen ein Putin hat bereits verloren – einen Grossteil seiner Waffenkäufer

Von Andreas Fischer

8.5.2023

Wagner-Chef droht mit Abzug seiner Kämpfer aus Bachmut am 10. Mai

Wagner-Chef droht mit Abzug seiner Kämpfer aus Bachmut am 10. Mai

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Moskau mit dem Abzug seiner Kämpfer aus der ostukrainischen Stadt Bachmut gedroht. Ohne Munition würde die Truppe sinnlose Verluste erleiden, sagte er im Onlinedienst Telegram.

05.05.2023

Russische Waffen sind auf dem Weltmarkt immer weniger gefragt oder können nicht geliefert werden. Für Wladimir Putin wird der Zerfall der Rüstungsindustrie zur Gefahr.

Von Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Exportgeschäft von Russlands Rüstungsindustrie ist durch den Krieg gegen die Ukraine eingebrochen.
  • Ohne Kunden für seine Waffen fehlen Putin Einnahmen.
  • Noch schlimmer wiegt allerdings der Verlust von Reputation und Einflussspähren.

Putins Waffenfabriken stecken in der Krise: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin schimpft seit Wochen über fehlende Munition, russische Waffensysteme offenbaren im Einsatz immer wieder Schwächen, und jetzt hat die ukrainische Luftabwehr offenbar auch noch ein Mittel gegen eine «Superwaffe» des Kremls gefunden und eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal abgeschossen.

Der Krieg gegen die Ukraine hat schwerwiegende Folgen für die Rüstungsindustrie in Russland. Weil die Produktionskapazitäten offensichtlich kaum ausreichen, um den eigenen Bedarf zu decken, gehen auch die Exporte zurück. Anders ausgedrückt: Putins Waffengeschäft im Ausland bricht ein.

Exportumsatz seit 2015 fast halbiert

Vom Präsidenten zur Schlüsselindustrie erklärt, war die russische Rüstungsindustrie jahrelang einer der wichtigsten Waffenexporteure der Welt und hat viel Geld in die Staatskasse gespült. 2015 waren es noch 15 Milliarden US-Dollar.

Sieben Jahre später ist Russland immer noch die Nummer zwei der Rüstungsexporteure – dies allerdings weit abgeschlagen hinter den USA und mit sinkender Tendenz. Auch wenn die staatliche Nachrichtenagentur TASS die Exporte 2022 in Höhe von acht Milliarden US-Dollar als Erfolg verkauft: Putins Waffenboom ist vorbei.

Dieser Trend war schon vor dem Krieg gegen die Ukraine zu beobachten, wie der aktuelle Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zeigt. Der Überfall auf die Ukraine hat ihn aber noch verstärkt.

Nachfrage wird weiter sinken

Das Volumen der russischen Rüstungsexporte sank im Vergleich der Zeiträume 2013–2017 und 2018–2022 um 31 Prozent, besonders stark dabei in den Jahren 2020 bis 2022, ist im Sipri-Bericht zu lesen: «Der Einmarsch Russlands in die Ukraine wird die Waffenexporte wahrscheinlich weiter einschränken, weil die Produktion für das eigene Militär Vorrang bekommt.»

Kommt hinzu, dass die Nachfrage aus anderen Ländern gering bleibt: einerseits wegen der Sanktionen gegen Russland und des zunehmenden Drucks des Westens. Andererseits bauen gerade ehemalige gute Kunden wie China und Indien eine eigene moderne Rüstungsindustrie auf. Auch die Stammkundschaft aus den ehemaligen Staaten des Warschauer Pakts, etwa Polen und Slowenien, kaufen keine russischen Waffen mehr.

Die Einnahmen gehen zurück, der Einfluss schwindet

Ohne Kunden für seine Waffen fehlen Putin Einnahmen. Allerdings wiegen die finanziellen Einbussen weniger schwer, weil Russland seine Ölexporte nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) trotz der Sanktionen westlicher Länder auf die höchste Menge seit drei Jahren steigern konnte.

Schlimmer dürfte sich der Verlust von Reputation und von Einflusssphären auswirken. Ohne funktionierende Rüstungsindustrie fehlt dem Kreml ein Machtinstrument. Putin kann, wie das Nachrichtenportal t-online analysiert,  kaum noch «diplomatischen Einfluss auf Abnehmerstaaten von Waffen ausüben».

Kremlchef Wladimir Putin muss einen deutlichen Rückgang der russischen Rüstungsexporte beobachten.
Kremlchef Wladimir Putin muss einen deutlichen Rückgang der russischen Rüstungsexporte beobachten.
Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa