«Sie sind nicht verrückt» Putin könnte sich bei Atom-Befehl nicht auf sein Militär verlassen

tafi

4.3.2022

Wladimir Putin droht unverhohlen mit Atomwaffen. Doch es gibt im russischen System einige Absicherungen gegen Fehler und menschliches Versagen.
Wladimir Putin droht unverhohlen mit Atomwaffen. Doch es gibt im russischen System einige Absicherungen gegen Fehler und menschliches Versagen.
Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Den Einsatz von Nuklearwaffen kann in Russland nur der Präsident befehlen. Allein einen Atomkrieg auslösen kann Wladimir Putin aber nicht.

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Der russische Präsident Wladimir Putin hat das Wort Atomwaffen zwar nicht ausgesprochen. Aber die von ihm befohlene Alarmbereitschaft für «Abschreckungswaffen» ist weltweit als Drohung mit dem atomaren Arsenal verstanden worden. Allein kann er aber nicht auf den «roten Knopf» drücken.

Nur der russische Präsident kann den Einsatz von Nuklearwaffen befehlen, erklärt Sicherheitsexpertin Névine Schepers Anfang blue News. Dass die Atomwaffen dann aber auch scharf geschaltet und abgefeuert werden, dafür reicht Wladimir Putins Befehlsgewalt allein offenbar nicht aus.

Laut dem deutschen Militärexperten Carlo Masala ist die Kommandogewalt über Atomwaffen in Russland aufgeteilt. Es gäbe demnach drei «rote Knöpfe», die alle gedrückt werden müssten, sagte er dem Nachrichtenmagazin «Spiegel». Würde Putin tatsächlich einen Einsatzbefehl geben, müsste er von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Walerij Gerassimow bestätigt werden.

«Das Militär ist nicht verrückt»

Putin, Schoigu und Gerassimow müssten in ihren Atomkoffern über gesicherte Verbindungen unabhängig voneinander jeweils einen korrekten Autorisierungscode eingeben. Erst dann könnten die Atomstreitkräfte Nuklearraketen und -bomben aktivieren und zünden.

Allerdings müsste dann auch noch das Militär selbst mitspielen. Soldaten und Offiziere aber seien «nicht verrückt und gehören auch keiner Sekte an», wie der russische Militärexperte Pawel Luzin dem Sender France24 sagt. Es sei fraglich, ob sie allfälligen Anweisungen Folge leisten würden.

Russlands Atomwaffen sind im Grund immer einsatzbereit. Am Sonntag hatte Putin die nuklearen Abschreckungswaffen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen lassen. Das ist die zweite von vier Alarmstufen im russischen System, wie Masala erklärt. Die Kernwaffen seien damit noch nicht aktiviert worden. Diese geschehe erst in der dritten Stufe, bevor die Nuklearwaffen in der vierten Stufe abgefeuert würden.

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