Prozessauftakt in Paris Sechs Teenager stehen nach Lehrer-Enthauptung vor Gericht

sda, dmu

27.11.2023 - 16:06

Ein Porträt des ermordeten Lehrers Samuel Paty in der Schule, in der er unterrichtete.
Ein Porträt des ermordeten Lehrers Samuel Paty in der Schule, in der er unterrichtete.
Keystone

Drei Jahre nach dem Mord am Lehrer Samuel Paty in Frankreich hat ein erster Prozess begonnen. Vor Gericht stehen fünf Schüler und eine Schülerin. Ihnen drohen bis zu zweieinhalb Jahre Haft.

Ab heute stehen in Paris fünf Schüler und eine Schülerin im Fall Samuel Paty Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, mit der Ermordung des Lehrers in Verbindung zu stehen.

Am 16. Oktober 2020 war der 47-jährige Geschichtslehrer Paty in einem Pariser Vorort von einem Angreifer getötet und dann enthauptet worden. Die Polizei erschoss damals den 18-jährigen Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln. Das als islamistisch motivierter Terrorakt eingestufte Verbrechen löste international Entsetzen aus.

An der Gedenkfeier für Samuel Paty am 21. Oktober 2020 nahm auch der französische Präsident Emmanuel Macron teil.
An der Gedenkfeier für Samuel Paty am 21. Oktober 2020 nahm auch der französische Präsident Emmanuel Macron teil.
Keystone

Vor der Tat war im Internet gegen den Lehrer gehetzt worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Fünf Schüler, die zur Tatzeit 14 und 15 Jahre alt waren, sollen den Lehrer Paty für den Attentäter identifiziert haben. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Eine damals 13-jährige Schülerin muss sich wegen einer falschen Anschuldigung verantworten, die den Auslöser zur Tat gegeben haben soll. Allen Angeklagten drohen bis zu zweieinhalb Jahre Haft. Der Prozess dauert bis zum 8. Dezember. Das Jugendgericht verhandelt unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Prozess gegen acht Erwachsene in einem Jahr

Erst in einem Jahr ist das Verfahren gegen acht Erwachsene terminiert, die den Angreifer teils unmittelbar bei der Vorbereitung seiner Tat unterstützt haben sollen. Darunter befinden sich zwei Freunde des Täters, die laut Anklage in dessen Pläne eingeweiht waren. Beide sollen ihn beim Kauf von Waffen begleitet haben und einer soll ihn auch zum Tatort gefahren haben.

Angeklagt ist auch der Vater der Schülerin, die die Anschuldigungen gegen Paty in Umlauf gebracht haben soll sowie ein Mann, der Videos dazu in soziale Netzwerke gestellt haben soll.

Der Mord traf das durch Terror ohnehin traumatisierte Frankreich ins Mark. An einer Gedenkfeier für Paty vor drei Jahren nahmen unter anderem der französische Staatspräsident Emmanuel Macron sowie sein Vorgänger François Hollande teil.

Alte Wunden rissen in Frankreich bereits vor Start des Prozesses am Montag auf, als es fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Angriff auf Paty abermals zu einer tödlichen Attacke auf einen Lehrer kam. Am 13. Oktober erstach in einer Schule im nordfranzösischen Arras ein islamistisch radikalisierter 20-Jähriger einen Lehrer. Auch hier stammte der Angreifer aus Tschetschenien.

sda, dmu